Smart Forfour: Gebrauchtwagen-Test
Gebraucht wird der Smart Forfour endlich zur attraktiven Option
Die zweite Auflage des wunderbar wuseligen Smart Forfour lockt als Gebrauchter mit Preisen so klein wie das Auto selbst.
Bild: Sandra Beckefeldt / AUTO BILD
Fast wie bei Porsche! Gemeint ist gar nicht der Heckantrieb des Forfour, sondern die Aufpreisgestaltung. Gefühlt kostet alles extra – kennen wir aus Zuffenhausen. Drehzahlmesser 150 Euro, großer Tank (35 statt 28 Liter) 60 Euro, Handschuhfach abschließbar macht 45 Euro, Kofferraumabdeckung noch mal 40 Euro, Fahrersitz und Lenksäule höhenverstellbar (inkl. elektr. Spiegel) für 270 Euro ... so geht das immer weiter. Dabei hat unser Testkandidat bereits die zweithöchste Ausstattungslinie namens "Prime". Satte 16.480 Euro kostete der Viertürer inklusive aller Extras. Das war 2015, sechs Jahre später gefällt uns die Preisvorstellung vom Autohaus Kamux in Kaltenkirchen nördlich von Hamburg viel besser. Gut 55.000 Kilometer hat der Handschalter gelaufen, wirkt frisch und gepflegt, kostet nun 7800 Euro. Klingt nach einem fairen Deal. Ob der weiße Zwerg mit schwarzer Tridion-Lackierung das auch ist, finden wir heraus.
Die Smart-Generation 453 ist generell ein sorgenfreies Auto
Der 1,0-Liter-Antrieb im Heck schnattert gemütlich vor sich hin. Nach 71 PS fühlt sich der Dreizylinder aber nicht wirklich an. Klar, immerhin eine Tonne will hier in Bewegung gebracht werden. Und ohne Turbo und mit nur 91 Newtonmeter Drehmoment ist das gar nicht so leicht. Wer mehr Dampf haben will, greift zum 0,9 Liter großen Turbo mit 90 PS, der sich mit 135 Newtonmetern spürbar temperamentvoller ins Zeug legt. Vorteil Sauger: Der Turbo ist für Zicken bekannt. Es muss nicht immer gleich zum Lagerschaden kommen, oft meckern Turbo-Besitzer über schlechte Gasannahme oder Ruckeln, was am durch Unterdruck gesteuerten Wastegateventil liegen kann. Das lässt sich auch einzeln ersetzen, daher Vorsicht, wenn die Werkstatt gleich den ganzen Lader tauschen möchte. Solche Sorgen kennt der schwächere Benziner nicht. Generell ist die Smart-Generation 453 ein recht sorgenfreies Auto, wie Torsten Hansen von Hansen Automobile GmbH & Co. KG zu berichten weiß.
Der Forfour ist bei höherem Tempo extrem windanfällig
Das Gros der üblichen Probleme beschränkt sich auf die unten beschriebenen Schwachstellen. Und auch Rost ist so gut wie kein Thema, die großflächige Unterbodenverkleidung hält Schmutz und Nässe erfolgreich ab. Der Blick auf den Motor wird von der Verkleidung jedoch nicht verdeckt. Für einen schnellen Check, etwa ob der Antrieb dicht hält, einfach unter den hinteren Stoßfänger linsen. Übrigens Heckmotor: Im Vergleich zu anderen Kleinstwagen sind Smart Forfour und Twingo aufgrund der fehlenden Last auf der Vorderachse bei höherem Tempo extrem windanfällig. Der Seitenwindassistent sorgt bei Böen eventuell für unerwartete Bremsmanöver und überrascht so seine Gäste. Heckmotor-Schrullen halt, kennt man auch vom Porsche 911.
Fazit: Mit vierstelligen Gebraucht-Preisen wird der Forfour endlich attraktiv. Einen gepflegten W 453 mit geringer Laufleistung zu finden, ist nicht schwer, und ernste Schwächen gibt es ebenfalls nicht.
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