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„Die Heimkehr des verlorenen Sohnes“ (Rembrandt)

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<strong>„Die</strong> <strong>Heimkehr</strong> <strong>des</strong> <strong>verlorenen</strong> <strong>Sohnes“</strong> (<strong>Rembrandt</strong>)<br />

Bildbetrachtung an der Adventsfeier 2010<br />

Myconiushaus, Luzern, 10. Dezember 2010, 16 Uhr; Beat Hänni, Pfarrer<br />

Musik zum Eingang (Beatrice und Christoph Stucki)<br />

Gedicht von Huub Oosterhuis<br />

„Reiss die Wolken auseinander und komm.<br />

Hier, jetzt, sei unser Gott – wer sonst?<br />

Niemand sonst hat uns gesucht,<br />

niemand hat unser forteilen<strong>des</strong> Herz<br />

umgewendet, unsere widerspenstige<br />

Seele angeredet als du.<br />

Niemand sonst hat gerufen<br />

Wie ein Verliebter: hier bin ich, hier bin ich.<br />

Wie ein Verliebter hast du gerufen,<br />

und unser Herz kehrte um und hörte.


- 2 -<br />

Wo bist du jetzt? Wo bleibt deine Leidenschaft?<br />

Bist du nicht mehr der eine von damals?“<br />

Musik (Beatrice und Christoph Stucki)<br />

Bildbetrachtung: Die <strong>Heimkehr</strong> <strong>des</strong> <strong>verlorenen</strong> Sohnes<br />

1. Folie:<br />

- So hat <strong>Rembrandt</strong> das Gleichnis vom Verlorenen Sohn aus Lukas 15,11-32<br />

gemalt. Er gab ihm den Namen: <strong>„Die</strong> <strong>Heimkehr</strong> <strong>des</strong> <strong>verlorenen</strong> <strong>Sohnes“</strong>.<br />

- <strong>Rembrandt</strong> malte dieses Bild im Jahre 1668. Er war damals schon dem Tode<br />

nahe. Es war eines seiner letzten grossen Werke.<br />

- Heute hängt es in der Eremitage in St Petersburg.<br />

- Im Gleichnis von Jesus ist viel geschehen bis zu dieser Szene:<br />

- Der jüngere Sohn wollte das halbe Vermögen <strong>des</strong> Vaters haben. Damit ging er in<br />

die Fremde. Dort verprasste er das Geld und geriet in Armut und Hunger.<br />

- Dann kehrte zurück zum Vater.<br />

- Hier nimmt ihn der Vater an.<br />

2. Folie: Bild von <strong>Rembrandt</strong> Harmenszoon van Rijn<br />

- Das ist der Maler: <strong>Rembrandt</strong> war der Vorname <strong>des</strong> Künstlers.<br />

- Er wurde am 15. Juli 1606 in Leiden;<br />

und er starb am 4. Oktober 1669 in Amsterdam.<br />

- Er ist der wichtigste niederländische Maler <strong>des</strong> 17. Jahrhunderts.<br />

- Neben der Malerei widmete sich <strong>Rembrandt</strong> auch der Radierung und der<br />

Zeichnung. Alle drei Techniken beherrschte er bis ins Alter mit einer<br />

bewundernswerten Perfektion.<br />

- Er lebte im Goldenen Zeitalter der holländischen Kultur: Wissenschaft, Handel<br />

und politischer Einfluss standen auf ihrem Höhepunkt.<br />

3. Folie: Radierung von 1636<br />

- Schon im Jahre 1636 (33 Jahre früher) stellte <strong>Rembrandt</strong> die <strong>Heimkehr</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>verlorenen</strong> Sohnes dar: als Radierung:<br />

Ein Bild voller Dramatik!<br />

Aber: Gewicht liegt auf äusserem Geschehen.<br />

- Zum Gleichnis muss man wissen:<br />

• In biblischer Zeit hatte der Vater die Verfügungsgewalt über sein Vermögen bis


- 3 -<br />

zum Tod [Nouwen 49]). Mit seiner Forderung sagt der jüngere Sohn dem Vater:<br />

„Vater, ich kann nicht warten, bis du tot bist!“<br />

- Das bedeutet, dass er sein Geburtshaus und seine Herkunft ablehnt und<br />

verleugnet! So trennt er sich vom Vater und von der Lebens-, Denk und<br />

Handlungsweise seines jüdischen Volkes.<br />

4. Folie: Selbstbildnis <strong>Rembrandt</strong>s (um 1636)<br />

- Zu dieser Zeit (1636) malte <strong>Rembrandt</strong> auch ein Selbstbildnis:<br />

• Er war damals etwa 30-jährig:<br />

- Er malte sich mit seiner Frau Siskia, die er sehr liebte und bewunderte:<br />

• Er sonnte sich im Erfolg als junger Maler. Er wusste um sein Genie. Er war<br />

reich und genoss das Leben: Er liebt teure Kleider, auffälligen Schmuck und<br />

schöne Hüte: Barette. Übermütig prasst er im Glück: Er zeigt, wie er seine Frau<br />

auf dem Schoss hat. Er prostet den Betrachtern mit einem Bierglas zu!<br />

• Er verlor das Mass. Er galt als überheblich und eingebildet; als süchtig nach<br />

Luxus und verschwenderisch.<br />

- Er nahm auf die Gefühle und die Empfindungen anderer wenig Rücksicht.<br />

• Sein Genie schien ihm Recht zu geben für alles.<br />

Pikanterweise gab man diesem Bild der Titel: „Der verlorene Sohn im Bordell“.<br />

- <strong>Rembrandt</strong> lernte auch die andere Seite <strong>des</strong> Lebens kennen:<br />

• Ein Jahr vorher (1635) starb sein Sohn Rumbartus;<br />

• 1638 starb seine erste Tochter Cornelia und<br />

• 1640 seine zweite Tochter Cornelia;<br />

• 1642 starb seine Frau Saskia.<br />

Er blieb mit dem 9 Monate alten Titus zurück.<br />

- Er hatte eine unglückliche Beziehung zur Amme von Titus.<br />

- Später hatte er eine Beziehung zu Hendrickje Stoffels.<br />

Sie gebar ihm einen Sohn, der 1652 starb, und eine Tochter Cornelia.<br />

- 1656 galt er als zahlungsunfähig.<br />

• 1657 und 1658 wurden sein Haus in Amsterdam, seine grosse Sammlung an<br />

Kunstgegenständen und seine Möbel versteigert.<br />

<strong>Rembrandt</strong> war nie mehr frei von Schulden.<br />

<strong>Rembrandt</strong> war einsam, verbittert.<br />

5. Folie: Bild von Titus<br />

- Nur sein Sohn Titus blieb bei ihm. Er malte ihn: Das Kinderbild von Titus ist<br />

vielleicht das schönste Bild, das er je gemalt hat.<br />

- 1668 heiratete Titus. Für einen Moment war das Glück in <strong>Rembrandt</strong>s Haus wieder<br />

eingekehrt.


- 4 -<br />

- Das junge Paar erwartete ein Kind. Sie waren voller Freude.<br />

- Dann starb im September 1668 Titus überraschend.<br />

- Leid und Schmerz <strong>des</strong> Vaters mussten grenzenlos sein.<br />

- Trotzdem fand er in den letzten Lebensjahren ein wenig Frieden.<br />

- Die vielen Schicksalsschläge hatten auch eine läuternde Wirkung.<br />

Er malte seine Bilder mit einer zunehmenden Wärme und Innerlichkeit.<br />

6. Folie: jüngerer Sohn kniet vor Vater<br />

- Auch im Bild vom Gleichnis vom Verlorenen Sohn sehen wir das:<br />

z.B. wenn hier der jüngere Sohn vor dem Vater knien:<br />

• Der einst so selbstbewusste Künstler ist zu der schmerzhaften Erkenntnis<br />

gekommen, dass sich alle Pracht eitel ist:<br />

• Der Sohn trägt nur noch ein zerlumptes Untergewand auf seinem<br />

abgemagerten Körper. Er geht barfuss; respektive: er trägt zerlumpte Schuhe:<br />

Zeichen äusserster Armut und Abhängigkeit.<br />

7. Folie: Jüngerer Sohn vor Vater (Ausschnitt)<br />

- Der jüngere Sohn ist einen langen Weg gegangen:<br />

• Sein Weggehen von Zuhause ist auch ein inneres Weggehen.<br />

- Der jüngere Sohn hat die Stimme der Liebe <strong>des</strong> Vaters gehört und seine<br />

segnenden Hände gespürt.<br />

- Aber er hörte noch andere Stimmen, die sagten: „Geh hinaus und zeige, was du<br />

wert bist! Zeige, dass du der Liebe wert bist!“<br />

- Diese Stimmen dringen auch in uns: Sie suggerieren uns, dass ich nicht geliebt<br />

werden kann, es wäre denn, ich hätte es durch harte Arbeit verdient:<br />

• „Zeig, dass du ein guter Junge bist! Wie sind deine Noten? Zeig bloss keine<br />

Schwäche, sonst wirst du ausgenutzt. Hast du die Vorsorge für deine alten<br />

Tage besorgt? Was kannst du deinen Nachkommen hinterlassen?“<br />

- So sprechen diese Stimmen zu uns. Von Eltern, Lehrern, Freunden sind sie gut<br />

gemeint.<br />

- Aber sie flössen uns auch Angst ein, unbeliebt, ausmanövriert, übergangen,<br />

verfolgt und getötet zu werden …<br />

- Und dann muss ich mich verteidigen. Gier, Geiz, Neid, Rachsucht, Verbitterung,<br />

Wut, Feindschaft und Rivalität sind Zeichen, dass ich mein Zuhause verlassen<br />

habe.<br />

- Solange ich hin- und herrenne und frage: „Liebst du mich? Liebst du mich<br />

wirklich?“ gebe ich diesen Stimmen recht.<br />

- Wahrscheinlich ist die Sünde <strong>des</strong> jüngeren Sohnes nicht allein das Weggehen


- 5 -<br />

sondern dass er die Liebe am falschen Ort suchte: sein Vertrauen auf Menschen<br />

und Werte, die nicht tragen.<br />

- In dieser Szene hier hört die grosse Auflehnung gegen Gottes bedingungslose<br />

Liebe auf. Der ursprüngliche Segen wird wieder hergestellt.<br />

- Die Hände <strong>des</strong> Vaters waren schon vorher ausgestreckt.<br />

• Aber er konnte den Sohn nicht zwingen, zu Hause zu bleiben.<br />

- Jakob Rosenberg sagt zu dem Bild und zum Gleichnis:<br />

Das Gleichnis „handelt nicht von der menschlichen Liebe eines irdischen<br />

Vaters … Was hier … dargestellt ist, ist die göttliche Liebe und<br />

Barmherzigkeit mit ihrer Macht, Tod in Leben zu verwandeln“ (Jakob Rosenberg, zit.<br />

nach Nouwen 52).<br />

- Das ist das Geheimnis der Liebe: Liebe lässt sich nicht aufzwingen.<br />

• Die Liebe muss den andern gehen lassen; auch wenn es ihr und dem andern<br />

Schmerzen verursacht. Wir werden so sehr geliebt, dass es uns freisteht, in die<br />

Fremde zu gehen.<br />

- Der Vater hält Ausschau mit ausgestreckten Armen, um uns wieder aufzunehmen<br />

und uns ins Ohr zu flüstern: „Du bist mein lieber Sohn, meine liebe Tochter; du<br />

gefällst mir!“<br />

8. Folie: jüngerer Sohn grösser<br />

- Schauen wir auf den Kopf <strong>des</strong> jüngeren Sohnes: er ist kahl geschoren<br />

Ein Zeichen der Gefangenen, Sklaven.<br />

- Aber dennoch bleibt er Kind: Schwert an seiner Seite ist das letzte Zeichen<br />

seiner vornehmen Herkunft.<br />

- Gleich wie sehr wir Gott verhöhnen: Wir bleiben dennoch Geschöpfe Gottes.<br />

- Es war ein rettender Einfall: heimzukehren: Der jüngere Sohn hat das Leben<br />

gesucht, aber sein Weg hat ihm fast den Tod gebracht.<br />

Nur die Umkehr hat ihn gerettet.<br />

- Aber das fremde Land zu verlassen, ist hart. Denn etwas in uns will uns im<br />

fremden Land festhalten. Es ist die Angst loszulassen, was einem noch<br />

geblieben ist.<br />

• Da ist der Heimweg: er ist lang und anstrengend; voller Zwiespältigkeiten.<br />

• Der Heimweg heisst: sich in die Liebe von Gott hineingeben.


- 6 -<br />

9. Folie: jüngerer Sohn vor Vater<br />

- Ist der jüngere Sohn auch der Titus, den <strong>Rembrandt</strong> 1668 durch den Tod verloren<br />

hat? - Es könnte sein. <strong>Rembrandt</strong> hält ihn in seinen Armen geborgen. Er schenkt<br />

ihm Liebe und Barmherzigkeit: nur sie bleibt.<br />

- Zugleich nimmt der junge Mann jene Position ein, die auch der Betrachter<br />

einnehmen könnte: Das Licht umgibt den Suchenden.<br />

So wartet Gott auf uns.<br />

Sein Warten durchmisst all die Tiefen, die wir durchwaten müssen.<br />

- Wie oft hatte der Vater nach dem jüngeren Sohn ausgeschaut? – vergeblich.<br />

• Aber nie hat er den Sohn aufgegeben. Nie gibt er uns auf!<br />

10. Folie: ganzes Bild<br />

- Daneben steht der ältere Sohn: im roten Mantel.<br />

• Er steht am Rand: Starr und verwundert schaut er, was da geschieht.<br />

Er kann es nicht verstehen. Er ist mit sich selber beschäftigt.<br />

11. Folie: der ältere Sohn allein<br />

- Der ältere Sohn kann sich nicht mitfreuen.<br />

• Ihm scheint die Liebe, mit der sein Bruder empfangen wird, ungerecht.<br />

• War er – der ältere - nicht immer zu Hause…<br />

• Und es wurde zu seiner Haltung: „Ich muss verdienen, was ich bekomme. Ich<br />

habe mich doch richtig verhalten; und nun erhält der andere das Gleiche?“<br />

- Ich weiss noch, wie es mich im Konfirmandenunterricht ärgerte, als der Pfarrer<br />

die Eifersucht und den Neid <strong>des</strong> älteren Sohnes kritisch darstellte.“<br />

- Das fand ich ungerecht.<br />

- Oder liegt eben gerade darin das Wesen der Liebe, dass sie nicht unterscheidet,<br />

dass sie beide gleichermassen liebt. Dass sie vergibt und annimmt?<br />

- Damals ahnte ich zum ersten Mal: das Evangelium ist mehr als eine Bestätigung<br />

der gängigen Moralvorstellungen.<br />

<strong>Rembrandt</strong> und der ältere Sohn:<br />

- <strong>Rembrandt</strong> hatte auch die Seite <strong>des</strong> älteren Sohnes an sich:<br />

• Einige Zeitgenossen beschrieben <strong>Rembrandt</strong> als „verbitterten, gehässigen<br />

Menschen, der alle erlaubten und unerlaubten Waffen benützte, um jene zu<br />

attackieren, die ihm in die Quere kamen“.<br />

• Er führte endlose Gerichtsprozesse, um zu seinem angeblichen Recht zu<br />

kommen. Er unterschrieb dem Bruder seiner dritten Frau Vollmachten, damit er<br />

sie in eine Irrenanstalt einweisen konnte. Später heuerte <strong>Rembrandt</strong> einen<br />

Agenten an, der gegen seine Frau aussagte, damit sie eingesperrt blieb!


- 7 -<br />

<strong>Rembrandt</strong> kannte die Erfahrungen <strong>des</strong> jüngeren und <strong>des</strong> älteren Sohnes.<br />

Beide bedürfen der Umarmung durch den vergebenden Vater!<br />

12. Folie: Licht<br />

- Das Gleichnis Jesu und auch das Bild von <strong>Rembrandt</strong> sagen nicht, wie es mit<br />

dem älteren Sohn weiterging: Liess er sich in die Liebe <strong>des</strong> Vaters einbeziehen?<br />

Konnte er sich öffnen? …<br />

- Noch steht der ältere Bruder abseits; von Vater und Bruder getrennt.<br />

Doch das Licht verbindet sie.<br />

Dieses stille und warme Licht breitet sich im Bild aus!<br />

13. Folie: Der Vater – ein Bild für Gott<br />

- Der Vater – ein Bild für Gott: Die Augen <strong>des</strong> Vaters sind halb blind.<br />

• <strong>Rembrandt</strong> fühlte sich von alten und blinden Menschen besonders angezogen.<br />

Er malte die Blinden als die wahrhaft Sehenden.<br />

- Die Blinden sehen nach innen; und gleichzeitig in die Weite.<br />

• Die Schau <strong>des</strong> Vaters ist eine ewige Schau: Er sieht die Verlorenheit der<br />

Männer und Frauen zu allen Zeiten und an allen Orten …<br />

• Und er versteht sie: er hat unendliches Mitleid um das Leid derer, die von<br />

ihrem Daheim getrennt sind.<br />

- In seiner Liebe kann er die Menschen nicht festhalten.<br />

- Lieber leidet er mit, als seine Kinder festzuhalten.<br />

- Hier ist der Gott, der uns wirklich nahe kommt:<br />

• Seit Beginn der Schöpfung hat er seine Arme in gnadenvollem Segen<br />

ausgestreckt. Er drängt sich niemals auf; sondern lässt gehen, wartet und hofft<br />

auf die <strong>Heimkehr</strong> seiner Kinder.<br />

• Sein einziger Wunsch ist: sie zu segnen (segnen heisst „benedicere“, „Gutes<br />

sagen“).<br />

- Er will nicht strafen; sie sind durch ihre Verirrungen genug bestraft.<br />

Er heilt, segnet und versöhnt.<br />

Er vergleicht nie.<br />

Je<strong>des</strong> einzelne ist sein Lieblingskind: bei ihm gesegnet, geschützt und geborgen.<br />

14. Folie: Die Hände – die Mitte <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong><br />

- Die eigentliche Mitte <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> sind die Hände <strong>des</strong> Vaters:<br />

Auf sie fällt alles Licht. Auf sie fällt der Blick der Umstehenden.<br />

In ihnen ist das Erbarmen verkörpert.


- 8 -<br />

• Durch sie finden der erschöpfte Sohn und der übermüdete Vater Ruhe.<br />

- Es fällt auf, dass die Hände <strong>des</strong> Vaters recht unterschiedlich gemalt sind.<br />

• Die Linke: kraftvoll, breit. Sie hält fest. Sie beschützt. Sie gleicht der Hand<br />

eines Mannes.<br />

- Die Rechte liegt sanft auf dem Rücken <strong>des</strong> Sohnes: sie streichelt, tröstet, heilt.<br />

Sie scheint eher die Hand einer Frau zu sein: Es sind die Hände Gottes:<br />

schützende Vater- und Mutterhände. - Gott ist nicht einfach der grosse<br />

Patriarch. Er ist zu uns mütterlich und väterlich.<br />

15. Folie: roter Umhang<br />

- Der rote Mantel bedeckt den vorgebeugten Leib <strong>des</strong> Vaters.<br />

Er ist wie ein Zelt; wie die ausgebreiteten Flügel einer Vogelmutter.<br />

- Im Psalm heisst es:<br />

„Er beschirmt dich mit seinen Flügeln,<br />

unter seinen Schwingen fin<strong>des</strong>t du Zuflucht.<br />

Du brauchst dich nicht zu fürchten vor dem Schrecken der Nacht“ (Ps 91,4f).<br />

16. Folie: Abschluss<br />

- Mit einem nach innen gekehrten Blick hat <strong>Rembrandt</strong> kurz vor seinem Tod<br />

dieses Bild gemalt; nach all den langen schicksalsschweren Jahren ist er am<br />

Ziel seines Lebens angekommen:<br />

- Das Bild enthält eine grosse innere Dramatik:<br />

• Die Geschichte <strong>Rembrandt</strong>s,<br />

• die Geschichte der Menschheit und<br />

• die Geschichte Gottes:<br />

Hier kommen sie zusammen:<br />

- <strong>Rembrandt</strong> war:<br />

• der Ältere, der verletzliche.<br />

• der jüngere Sohn, der verletzt hat und erst nach seiner langen Reise<br />

heimgekehrt ist. Und:<br />

• der Vater, der seinen Sohn Titus umarmt.<br />

Im Grunde hat er seine Lebensgeschichte in sein letztes grosses Werk hinein<br />

gemalt: „die <strong>Heimkehr</strong> <strong>des</strong> <strong>verlorenen</strong> <strong>Sohnes“</strong><br />

- Was hat nun dieses Bild mit der Advents- und Weihnachtszeit zu tun?<br />

• Wenn ein Mann, der es in seinem Leben so schwierig hatte und der selber so<br />

schwierig war, solche Faszination am Gleichnis von der „<strong>Heimkehr</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>verlorenen</strong> <strong>Sohnes“</strong> findet, dann ist Gott im Kommen; dann ist Advent.<br />

So ist Christus unterwegs auf uns alle zu.


- 9 -<br />

Musik (Beatrice und Christoph Stucki)<br />

Gedicht von Dieter Fröhlich, 1963<br />

„Gott liebt die Welt und hat Geduld.<br />

Weil sich die Welt von Gott gewandt,<br />

hat Gott der Welt den Sohn gesandt.<br />

Gott wird ein Mensch wie du und ich.<br />

Gott wird ein Mensch, erniedrigt sich.<br />

Weil sich der Mensch als Unmensch gibt,<br />

wird Gott ein Mensch, der alle liebt.<br />

Gott kommt im Wort, das Leben birgt.<br />

Gott kommt im Wort, das Frieden wirkt.<br />

In Menschenwort ist Gott verhüllt.<br />

Gott kommt im Wort, das sich erfüllt.“<br />

-<br />

Lied: 367,1-3 (Wie soll ich dich empfangen)<br />

Zvieri<br />

Musik (Beatrice und Christoph Stucki)

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