Old Master Paintings – Part 1
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ONE OF THE LEADING AUCTION HOUSES IN EUROPE<br />
CATALOGUE II<br />
OLD MASTER PAINTINGS <strong>–</strong> PART 1<br />
AUCTIONS: THURSDAY, 24 & FRIDAY, 25 JUNE 2021<br />
Exhibition: Saturday, 19 June <strong>–</strong> Tuesday, 22 June 2021
OLD MASTER<br />
PAINTINGS<br />
PART I
247<br />
FLÄMISCHES TRIPTYCHON<br />
ANBETUNG DER KÖNIGE IN BETHLEHEM<br />
Höhe: 122 cm.<br />
Breite: 152 cm.<br />
Um 1530/50.<br />
Der mittelgroße Hausaltar zeigt im Mittelbild die Hauptszene<br />
unter den Bögen einer ruinösen Architektur, die<br />
sich partiell in den Seitenflügeln fortsetzt. Hauptaugenmerk<br />
ist weniger die Figur der knienden Madonna,<br />
als vielmehr die Geschenkübergabe des rechts vor<br />
dem Kind knienden Königs, der ein goldenes Deckelgefäß<br />
hält. Sein Gesicht lässt ohne jeden Zweifel Portraitzüge<br />
erkennen, wie in der Regel die des Auftraggebers.<br />
Ein zweiter langbärtiger König steht dahinter<br />
und bietet ebenfalls sein Geschenk <strong>–</strong> hier in Form eines<br />
Prunkpokals <strong>–</strong> an. Der dritte, dunkelhäutige König<br />
nimmt <strong>–</strong> wie gegenüber <strong>–</strong> nahezu die gesamte Höhe<br />
des Seitenflügels ein. Dort steht Josef in rotem Mantel,<br />
auf einen Stock gestützt. Der Hintergrund zeigt<br />
Landschaften, im Mittelbild einen Platz vor einem Kirchengebäude<br />
in Bethlehem, mit Staffagefiguren.<br />
Die Bildtafeln oben in bogigen Schwingungen geschlossen.<br />
Die Zuordnung des Werkes an einen bestimmbaren<br />
Maler könnte erst nach längeren Untersuchungen geleistet<br />
werden. In jedem Fall stehen als Vorbilder die<br />
bekannten flämischen Meister wie Jan van Eyck (um<br />
1390-1441), Rogier van der Weyden (1399-1464) oder<br />
Hugo van der Goes (um 1420-1482) Pate. Auch der<br />
„Meister der Grooteschen Anbetung“ (1516-1619)<br />
könnte als Vorläufer des Stils genannt werden. Jedoch<br />
zeigt das Triptychon bereits Merkmale einer etwas<br />
späteren Stilistik, trotz der konventionellen, herkömmlichen<br />
Gesamtauffassung. Der „modernere“ Stil ist vor<br />
allem im Portrait des Königs zu sehen. In Frage käme<br />
ein Nachfolger des Pieter Coecke van Aelst (1502-<br />
1550). Jedoch besteht größte Verwandtschaft mit dem<br />
„Meister des Verlorenen Sohnes“, der in Antwerpen<br />
um 1530 bis 1560 tätig war. A. R.<br />
FLEMISH TRIPTYCH<br />
THE ADORATION OF THE MAGI IN BETHLEHEM<br />
Height: 122 cm.<br />
Width: 152 cm.<br />
Ca. 1530/50.<br />
Several famous Flemish masters such as Jan van<br />
Eyck, Rogier van der Weyden or Hugo van der Goes<br />
are considered to be the inspiration. The “<strong>Master</strong> of<br />
the von Groote Adoration” (1516-1619) could also be<br />
a paragon of the style. The triptych already shows features<br />
of a later style, despite the conventional overall<br />
concept. The “modern” style is particularly obvious in<br />
the portrait of the king. A follower of Pieter Coecke<br />
van Aelst (1502-1550) could be an option but there is<br />
more similarity with the “<strong>Master</strong> of the Prodigal Son”,<br />
who was active in Antwerp ca. 1530 to 1560.<br />
Literarture:<br />
J. Sander, Hugo van der Goes, Stilentwicklung und<br />
Chronologie, Mainz 1992.<br />
D. de Vos, Flemish master: Jan van Eyck, Rogier van<br />
der Weyden, Hans Memling, DuMont, Cologne 2002.<br />
€ 60.000 - € 120.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Literartur<br />
Jochen Sander, Hugo van der Goes, Stilentwicklung<br />
und Chronologie, Mainz 1992.<br />
Dirk de Vos, Flämische Meister, Jan van Eyck, Rogier<br />
van der Weyden, Hans Memling, Köln 2002.<br />
(1260691) (11)<br />
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15
248<br />
ALTARTAFEL, UM 1480/90<br />
(ABB. FOLGENDE SEITEN)<br />
DER ENGLISCHE GRUSS<br />
Öl und Goldgrund auf Nadelholz.<br />
90 x 59 cm.<br />
Auf der Parkettierleiste zwei rote Lacksiegel mit<br />
Freimaurersymbolen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dr. Ernst Buchner,<br />
München-Pasing, 26.IV.1958.<br />
Flügel eines Marienaltars mit Darstellung der Verkündigung.<br />
Maria an einem Betpult mit geöffnetem Buch,<br />
der Kopf nach links geneigt, die Augen halb geschlossen,<br />
die offene Hand deutet ihre Aufmerksamkeit für<br />
die Botschaft an. Über dem blauen Kleid ein innen<br />
roter, außen weißer Mantel, wobei das weiß ihre<br />
Jungfräulichkeit andeutet. Im Rücken der Maria zwei<br />
Marmorsäulen sowie reich punzierter Goldgrund. Der<br />
Verkündigungsengel in grünem Damastchormantel,<br />
mit großer Dreipass-Agraffe. Goldenes Medaillon<br />
im Lockenhaar, vor ihm gleichsam schwebend das<br />
Spruchband mit Aufschrift in gotischen Minuskeln:<br />
„Ave <strong>–</strong> gratia <strong>–</strong> plena <strong>–</strong> dominus <strong>–</strong> tuo“. Die Tafel wohl<br />
ehemals linker Teil eines mehrflügeligen Altars mit<br />
weiteren Szenen aus dem Marienleben.<br />
Der Stil zeigt <strong>–</strong> wie die beigegebene Expertise bestätigt<br />
<strong>–</strong> Merkmale der südostdeutschen, wohl niederbayerischen<br />
Malerei des ausgehenden 15. Jahrhunderts.<br />
Die parkettierte Rückseite ebenfalls bemalt, erkennbar<br />
eine Jesusfigur mit predigender Handhaltung. A.R.<br />
(1261163) (11)<br />
ALTARPIECE, CA. 1480/90<br />
(ILL. FOLLOWING PAGES)<br />
GABRIEL’S GREETING<br />
Oil on gold ground, laid on softwood.<br />
90 x 59 cm.<br />
Two red lacquer seals with Masonic symbols on<br />
parquetting slats.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Ernst<br />
Buchner, Munich-Pasing, 26. IV. 1958.<br />
€ 15.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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19
249<br />
TOSKANISCHES ANDACHTSBILD<br />
„MARIA MIT DEM KIND“<br />
Öl/ Tempera auf Holz.<br />
59 x 42 cm.<br />
Toskana, 15. Jahrhundert und später.<br />
In original Bogenrahmung.<br />
Maria, jugendlich, im Halbbildnis nach links, hält mit<br />
beiden Händen das Kind, das auf einem Kissen sitzt<br />
und zur Mutter hochblickt, das linke Händchen am<br />
Mantelsaum hochgestreckt. Der sehr dunkelblaue<br />
Mantel ockerfarben gefüttert, das Kleid gegürtet und<br />
nach unten in parallele Falten gelegt. Im grünlichen<br />
Hintergrund Wolkenandeutungen. Mutter und Kind je<br />
mit punziertem, goldenem Scheibennimbus.<br />
Die Gesichtszüge beider Figuren fein gearbeitet,<br />
durch zarte Linien konturiert, im Stil der großen Meister<br />
der florentinischen Renaissance, was wohl auf die<br />
ehemalige Restaurierung zurückzuführen ist.<br />
Die mitgearbeitete, rundbogige Rahmung nach innen<br />
abgeschrägt, goldgefasst und mit feiner goldener Arabesken-Bordüre<br />
dekoriert. Die vergoldete Außeneinfassung<br />
mit Profil und einer geschnitzten Bekrönung.<br />
Einige Aufwerfungen der Farbschicht.<br />
A. R. (12611614) (11)<br />
TUSCAN DEVOTIONAL IMAGE<br />
OF THE VIRGIN AND CHILD<br />
Oil/ tempera on panel.<br />
59 x 42 cm.<br />
Tuscany, 15th century and later.<br />
In original arched frame.<br />
€ 30.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
250<br />
SPÄTGOTISCHE ALTARTAFEL<br />
MIT DARSTELLUNG DER ANBETUNG DES KINDES<br />
(ABB. FOLGENDE SEITEN)<br />
Öl auf Nadelholz.<br />
90 x 60 cm.<br />
Auf einer Parkettierleiste zwei rote Lacksiegel mit<br />
Freimaurerzeichen. Ferner runde Zoll-Gummistempel.<br />
Wohl Schwaben/ Kaufbeuren oder Schweiz, um 1470.<br />
Maria als Hauptfigur ist hier in weit ausgebreitetem<br />
Mantel kniend betont in die Bildmitte gesetzt. Sie betrachtet<br />
das auf den Mantelfalten liegende Kind, das<br />
zu ihr aufblickt. Der Stall ist als gemauerte Architektur<br />
mit perspektivischem Paviment gezeigt. Höchst originell<br />
Ochs und Esel, aber auch die Gestalt des Josef<br />
rechts, der eine Kerze hält. Im Hintergrund zwei Männer,<br />
die aus einem Fensterrahmen hereinblicken, mit<br />
ziemlicher Wahrscheinlichkeit sind hier die Stifter des<br />
Gemäldes gemeint, dahinter erhöht ein Hirte mit<br />
Schafen. Die Oberzone des Bildes kräftig geprägter<br />
Goldgrund, in den der Hirte hineinragt, während ihm<br />
der Engel entgegenkommt. Die Nimbusscheibe der<br />
Madonna radial gerieft. Augenscheinlich wurde das<br />
Gesicht der Maria von einem Meister, die Figuren von<br />
der Werkstatt gefertigt.<br />
Auf der Rückseite unter der Parkettierung teilweise<br />
erhaltene Malerei; erkennbar die Darstellung eines<br />
Petruskopfes und weiterer Details. A. R. (1261166)<br />
(11)<br />
LATE GOTHIC ALTARPIECE WITH DEPICTION<br />
OF THE ADORATION OF THE CHRIST CHILD<br />
(ILL. FOLLOWING PAGES)<br />
Oil on softwood.<br />
90 x 60 cm.<br />
Two red lacquer seals with Freemason’s symbols<br />
on parquetting slat. Moreover round customs rubber<br />
stamps.<br />
Probably Swabia/ Kaufbeuren or Switzerland,<br />
ca. 1470.<br />
€ 18.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
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23
251<br />
PIETER I COECKE VAN AELST,<br />
1502/07 AALST <strong>–</strong> 1550 BRÜSSEL, ZUG.<br />
TRIPTYCHON MIT ANBETUNG DER KÖNIGE<br />
IN BETHLEHEM<br />
Öl auf Eichenholz.<br />
Mitteltafel: 71,5 x 45,5 cm.<br />
Breite der Seitentafeln: 18 cm.<br />
In geschlossenem Zustand: 82 x 57,5 cm.<br />
Breite in geöffnetem Zustand: 116 cm.<br />
Jeweils oben bogig geschlossen, in den original ebonisierten<br />
Rahmungen mit vergoldeten Innenprofilen.<br />
Das Triptychon, in relativ kleinerem Format, war wohl<br />
für den Hausaltar eines adeligen Stifters in Auftrag gegeben<br />
worden. Die zentrale Darstellung zeigt Maria<br />
links thronartig sitzend, das Kind an ihrer Brust, rechts<br />
davor zwei der Heiligen Drei Könige mit ihren Geschenken<br />
in Form goldener Prunkgefäße. Besonders<br />
reich in Goldbrokat mit Ornamentschmuck gekleidet,<br />
der bärtige, barhäuptige König, in kniender Haltung.<br />
Der rückwärts Stehende ist mit Turban und Zepter dargestellt.<br />
Der dunkelhäutige dritte der Könige, im rechten<br />
Flügel, ebenso reich gekleidet, steht außerhalb<br />
der loggienartigen Architektur der Mitteltafel, die in<br />
den Pilastern deutlich Stilformen der italienischen<br />
Frührenaissance aufweisen. Der linke Seitenflügel zeigt<br />
die Gestalt des Heiligen Josef, in rotem Kleid, auf einen<br />
Stock gestützt, vor einer Bogenarchitektur mit oberem<br />
Rundfenster (nicht selten diente die Josefsfigur gleichzeitig<br />
als Bildnis des Auftraggebers). Die Ausblicke im<br />
Hintergrund zeigen in den Seiten flügeln Waldlandschaften,<br />
im Mittelbild dagegen eine Burg mit Turm neben<br />
einem Giebelhaus. Davor zwei Gestalten, die als synchronoptische<br />
Schilderung des Herankommens der<br />
Könige verstanden werden können.<br />
Auffallend ist die Pracht, mit der hier nicht allein die<br />
Erscheinung der Könige zelebriert wird, sondern auch<br />
die herrschaftliche Architektur selbst, in der sich die<br />
Anbetung vollzieht. Im Gegensatz zu den sonst üblichen<br />
Elementen oder Andeutungen eines Stalles, wie<br />
etwa bei Rogier van der Weyden (1399-1464), wird<br />
hier die Bedeutung des apokryph geschilderten Geschehens<br />
bewusst erhöht. In ähnlicher Weise finden<br />
wir die Frührenaissance-Pilaster in einem Gemälde<br />
desselben Themas im Kunsthistorischen Museum zu<br />
Wien (Inv. Nr. 944), von einem anonymen Niederländischen<br />
Künstler um 1520. Stilistisch lasen sich Einflüsse<br />
der großen Meister der flämischen Kunst feststellen,<br />
so etwa von Gerard David (um 1460-1523).<br />
Allerdings dürfte das Triptychon erst um 1530 entstanden<br />
sein.<br />
Das in der Mitteltafel oben eingefügte Wappen wurde<br />
wohl eine spätere Zutat sein. Darin das rote Jerusalemkreuz,<br />
ein Jakobsmuschel-Wappen und die Papsttiara<br />
mit Petrusschlüssel sowie das Katharinenrad.<br />
Dies weist darauf hin, dass der Auftraggeber später<br />
wohl eine Pilgerreise nach Rom und Jerusalem unternommen<br />
hatte, was hier dokumentiert werden sollte.<br />
A.R. (1261701) (11)<br />
PIETER I COECKE VAN AELST,<br />
1502/07 AALST <strong>–</strong> 1550 BRUSSELS, ATTRIBUTED<br />
TRIPTYCH WITH THE ADORATION OF THE MAGI<br />
Oil on oak panel.<br />
Central panel: 71.5 x 45.5 cm.<br />
Width of side panels: 18 cm.<br />
Dimensions (closed): 82 x 57.5 cm.<br />
Width (open): 116 cm.<br />
Each panel arched at the top, in original ebonized<br />
frame with gilt moulding.<br />
The relatively small format of this triptych suggests<br />
that it was commissioned as a house altar by a noble<br />
family. The style is reminiscent of great Flemish masters<br />
such as Gerard David (ca. 1460-1523), but it<br />
seems likely that the triptych was created after ca.<br />
1530. The coat of arms on the central panel appears<br />
to have been added at a later date.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
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27
252<br />
JACOPO DI MINO DEL PELLICCIAIO,<br />
1315/19 SIENA <strong>–</strong> VOR 1396<br />
In den Anfangsjahren folgte der Maler Abrogio Lorenzetti<br />
(1290-1348) und später Simone Martini (1284-<br />
1344) und wirkte in Siena und Umbrien. Sein erstes<br />
datierbares Werk ist die „Madonna col Bambino“ von<br />
1342 in der Chiesa di San Martino in Sarteano.<br />
MADONNA MIT DEM KINDE<br />
Tempera auf Pappelholz.<br />
100,5 x 52 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Emilio Negro vom 16.<br />
Dezember 2003, in Kopie. Negro, der in seiner Ausführung<br />
die Maße der Darstellung (82 x 51 cm), nicht<br />
aber die Maße des Malgrundes nennt, weist nicht nur<br />
auf die unten genannten Details hin, sondern nennt<br />
auch Vergleichsbeispiele, welche seine Zuschreibung<br />
stützen. So findet sich der Korallenanhänger bereits<br />
im Frühwerk des Malers wieder („Madonna mit dem<br />
Kinde“, 1342, Chiesa di San Martino, Sarteano), weitere<br />
als vergleichbar empfundene Gemälde nennt Negro<br />
in der Pinacoteca Nazionale zu Siena („Polyptychon mit<br />
der Mystischen Vermählung der Heiligen Katharina“).<br />
Hochrechteckiger Bildträger mit oben getrepptem, konisch<br />
zulaufendem Abschluss. Bildfläche mittels eines<br />
(partiell verlustigem) Pastiglia-Bogens nach oben hin<br />
begrenzt, wie es bei dem genannten vergleichbarem<br />
Polyptychon noch heute vollständig mit Architekturrahmung<br />
zu sehen ist. Darunter, über punziertem<br />
Goldgrund, von floral-ornamental punzierten Gloriolen<br />
bekrönt, die halbfigurig dargestellte Maria in ihrer Linken<br />
das Jesuskind haltend. Ein weißer Schleier und<br />
ein rotes Untergewand mit Goldspitzenbordüren<br />
schauen unter dem blauen Übergewand hervor. Das<br />
Jesuskind mit ähnlichem Gewand trägt eine Korallenkette<br />
und hält in seiner Rechten einen Vogel, welcher<br />
sinnfällig vor dem roten Untergewand Mariens platziert<br />
ist. Seine rote Zeichnung im schwarzen Gefieder<br />
ist traditionell in Zusammenhang zu sehen mit der<br />
Passion Christi. Es ist nicht nur so, dass die rote Koralle<br />
als Anhänger den Kindern Schutz bringen sollte,<br />
es war auch Symbol für die Plazenta <strong>–</strong> so auch das rote<br />
Unterkleid Mariens. Dergestalt verstand es der Maler<br />
der hier angebotenen Tafel, Geburt und Tod Christi miteinander<br />
bildlich zu verknüpfen. Besch. Rest.<br />
Literatur:<br />
Zur Plazentasymbolik in Darstellungen von Maria<br />
mit dem Kinde: Ralph Frenken, Symbol Plazenta:<br />
Pränatalpsychologie der Kunst, Wiesbaden 2016,<br />
S. 238 ff. (1150601) (13)<br />
JACOPO DI MINO DEL PELLICCIAIO,<br />
1315/19 SIENA <strong>–</strong> BEFORE 1396<br />
MADONNA AND CHILD<br />
Tempera on poplar panel.<br />
100.5 x 52 cm.<br />
Unframed.<br />
A copy of the expert’s report by Emilio Negro, dated<br />
16 December 2003, is enclosed. It lists comparable<br />
examples supporting his attribution. The coral pendant<br />
can already be found in an early work by the artist<br />
(Madonna and Child, 1342, Chiesa di San Martino,<br />
Sarteano) and Negro also lists further similar works<br />
held at the Pinacoteca Nazionale in Siena (Polyptych<br />
of Mystical Marriage of Saint Catherine).<br />
Literature:<br />
Regarding placenta symbolism in depictions of the<br />
Holy Virgin and Child, please see: R. Frenken, Symbol<br />
Plazenta: Pränatalpsychologie der Kunst, Wiesbaden<br />
2016, pp. 238.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
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253<br />
ITALIENISCHER MALER DES 15. JAHRHUNDERTS<br />
LÜNETTEN-GEMÄLDE MIT DARSTELLUNG VON<br />
MARIA MIT DEM KIND UND DEN ANBETENDEN<br />
HEILIGEN JOHANN BAPTIST SOWIE JOSEF<br />
Öl- und Tempera-Mischtechnik auf kräftiger<br />
Kastanienholzplatte.<br />
54 x 86 cm.<br />
Dem Gemälde ist eine Expertise von Emilio Negro<br />
vom Dezember 2003 beigegeben, worin der „Maestro<br />
del Crocifisso di Pesaro“ und dessen Werkstatt<br />
genannt wird. Werkstatteleven wirkten auch in den<br />
Gebieten des Veneto und der Marken. Der Experte<br />
Emilio Negro beabsichtigt, das Werk in einer künftigen<br />
Publikation zu veröffentlichen.<br />
Im Zentrum der Darstellung Maria in nahezu schwarzem<br />
Umhang sitzend, wobei der Mantel sich am Boden<br />
ausbreitet; auf den Knien das auf einem roten<br />
Tuch liegende Jesuskind mit auf den Leib gelegten<br />
Händchen und der Mutter entgegen gerichtetem<br />
Blick. Links, ebenfalls kniend und das Kind anbetend,<br />
der Heilige Johannes der Täufer, hier in fortgeschrittenem<br />
Alter mit Bart wiedergegeben in schlichtem härenem<br />
Kleid, darüber ein roter Umhang, der die Würde<br />
des Heiligen betonen soll. Mit beiden Händen hält<br />
er einen nach oben ausschwingenden Rotulus mit der<br />
Aufschrift „Ecce agnus dei [...]“ in gotischen Lettern.<br />
Rechts kniet der Heilige Josef mit gefalteten Händen<br />
und einem Stab in der Armbeuge. Entsprechend der<br />
Maltradition des „classicismo bizantino“ des Lorenzo<br />
Veneziano ist Josef betont langbärtig wiedergegeben.<br />
Die Häupter der Figuren mit goldgrundigen Scheibennimben<br />
hinterfangen, mit betonenden dunklen Randeinfassungen.<br />
Der Hintergrund in leuchtendes Scharlachrot<br />
getaucht, während die eher kardinalrotfarbigen<br />
Textilien im Umhang des Johannes, im Kleid der Maria<br />
und im Laken des Kindes zurückhaltender vorgeführt<br />
werden. Das Inkarnat jeweils in den für die Malerei<br />
der Zeit typischen gold-braunen Farbtönen. Von auffallendem<br />
Reiz das Gesicht der Madonna, die zum Kind<br />
herabblickt. Am Unterrand Andeutung von Rasengrund<br />
mit Darstellungen einzelner Pflanzen und Gräser.<br />
Die Lünette in Einheit mit einem vortretenden<br />
Einfassungsrand gearbeitet, der im oberen Bogen<br />
eine Kehle mit Zugenblattfries und im Unterrand ein<br />
gotisches Würfelmotiv aufweist. (1170401) (11)<br />
ITALIAN SCHOOL, 15TH CENTURY<br />
LUNETTE PAINTING WITH DEPICTION OF<br />
THE VIRGIN AND CHILD WITH SAINT JOHN<br />
THE BAPTIST AND JOSEPH IN ADORATION<br />
Oil and tempera, mixed media on strong chestnut<br />
panel.<br />
54 x 86 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Emilio Negro,<br />
dated December 2003, mentioning the “Maestro del<br />
Crosifisso di Pesaro” and his workshop. The painting<br />
is planned to be published in a future work by Emilio<br />
Negro.<br />
€ 14.000 - € 18.000<br />
Sistrix<br />
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31
254<br />
JOHANN CARL LOTH,<br />
1632 MÜNCHEN <strong>–</strong> 1698 VENEDIG<br />
DIE RÜCKKEHR DES VERLORENEN SOHNES<br />
Öl auf Leinwand.<br />
141 x 175 cm.<br />
In vergoldetem Prunkrahmen.<br />
Wir danken Herrn Giuseppe Fusari für die Zuschreibung<br />
des Gemäldes an den genannten Künstler.<br />
Die Darstellung geht zurück auf ein Gleichnis des<br />
Evangeliums nach Lk 15,11-32: Ein Mann hatte zwei<br />
Söhne. Der jüngere Sohn forderte sein Erbteil und zog<br />
nach Erhalt fort. Nachdem er sein Vermögen durchgebracht<br />
hatte und es ihm schlecht ging, kehrte er reuig<br />
zu seinem Vater zurück. Das Gemälde zeigt im Zentrum<br />
den Zurückgekehrten mit freiem Oberkörper, mit<br />
vor der Brust gefalteten Händen und flehend seinen<br />
Vater anblickend, der Mitleid mit ihm hat. Der Vater, in<br />
leuchtend blauem Gewand, hat zärtlich seine linke<br />
Hand auf die Schulter des Sohnes gelegt und weist<br />
mit seiner rechten ausgestreckten Hand seine Knechte<br />
an, das beste Gewand für den Sohn zu holen. Diese<br />
stehen an der linken Seite mit einer wertvollen<br />
Kopfbedeckung mit Federn und einem gold glänzenden<br />
Gewand. Hinter ihnen ist der Kopf des älteren<br />
Sohnes zu sehen, der verwundert auf das Geschehen<br />
blickt. Auf der rechten Bildseite die Mutter des Heimkehrers<br />
und eine weitere Frau vor blauem Himmel.<br />
Qualitätvolle Malerei mit starker Hell-Dunkel- Akzentuierung,<br />
bei der durch das Licht besonders der Körper<br />
des jüngeren Sohnes, sowie das leicht errötete Gesicht<br />
und die ausgestreckte Hand des Vaters betont werden.<br />
Retuschen.<br />
Provenienz:<br />
Privatbesitz Genua.<br />
Privatbesitz Wien.<br />
Anmerkung 1:<br />
Der Barockmaler Johann Carl Loth zählt zu den bedeutendsten<br />
Künstlern der venezianischen Malerei<br />
der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Er wurde<br />
1632 in München geboren und erhielt zunächst seine<br />
Ausbildung bei seinem Vater, dem bayerischen Hofmaler<br />
Johann Ulrich Loth, um seine Studien bald darauf<br />
in Rom fortzusetzen und sich um 1650 in Venedig<br />
niederzulassen. Loths Stil vereinte venezianische<br />
Traditionen, eine naturalistische Darstellungsweise<br />
sowie die Neuerungen der barocken Malerei.<br />
Anmerkung 2:<br />
Das Gemälde wohl eine bisher nicht publizierte Fassung<br />
eines Werkes aus der ehemaligen Sammlung<br />
des Grafen Ivan Ivanovic Shuvalov, heute in der Eremitage<br />
in Sankt Petersburg vgl. auch: Giuseppe<br />
Fusari, Johann Carl Loth (1632-1698), Soncino 2017,<br />
S. 130, Tafel LXVI bzw. S. 217, Kat. Nr. 224) und<br />
zeigt - mit einigen Abwandlungen zu der früher entstandenen<br />
Komposition <strong>–</strong> die von Loth mehrmals<br />
aufgegriffene „Rückkehr des verlorenen Sohnes“.<br />
Die jeweiligen Fassungen unterscheiden sich nur<br />
durch kleine Veränderungen in der Körperhaltung.<br />
So zeigt die vorliegende Fassung den heimkehrenden<br />
Sohn mit vor der Brust verschränkten Händen.<br />
Anmerkung 3:<br />
Das vorliegende Gemälde ist wohl gegen Ende der<br />
1680er Jahre entstanden, da es im Vergleich zu der<br />
um 1675 zu datierenden Komposition in Sankt Petersburg<br />
stilistisch den Wandgemälden in der Kreuzkapelle<br />
im Dom von Trient (1687) nähersteht.<br />
Wie für einen Werkstattbetrieb und zu auftragsstarken<br />
Zeiten üblich, hat auch Loth bei der Ausführung<br />
von Gemälden seine Mitarbeiter herangezogen. Vorliegendes<br />
Werk lässt zum Teil die Beteiligung von<br />
Johann Michael Rottmayr (1654-1730) und möglicherweise<br />
eines weiteren Malers erkennen. Besonders<br />
die Figur des Vaters sowie die beiden links angeordneten<br />
Figuren zeigen jedoch das ganze malerische<br />
Können Johann Carl Loths.<br />
Anmerkung 4:<br />
Auch andere Maler haben das Thema mit der „Rückkehr<br />
des verlorenen Sohnes“ aufgegriffen, so das<br />
1669 datierte Werk von Rembrandt van Rijn.<br />
(1270821) (18)<br />
32 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
JOHANN CARL LOTH,<br />
1632 MUNICH <strong>–</strong> 1698 VENICE<br />
THE RETURN OF THE PRODIGAL SON<br />
Oil on canvas.<br />
141 x 175 cm.<br />
In magnificent gilt frame.<br />
We would like to thank Mr. Giuseppe Fusari for attributing<br />
the painting to the artist.<br />
Provenance:<br />
Private collection, Genoa.<br />
Private collection, Vienna.<br />
Notes:<br />
The painting is probably in fact a hitherto unpublished<br />
version of a painting from the former collection<br />
of Count Ivan Ivanovich Shuvalov, today held at<br />
The State Hermitage in Saint Petersburg also compare:<br />
G. Fusari, Johann Carl Loth (1632-1698), Soncino<br />
2017, p. 130, plate LXVI and p. 217, cat. no.<br />
224) and shows the subject of The Return of the<br />
Prodigal Son, with several variations in comparison<br />
with the earlier composition, which Loth painted<br />
several times. Only minor details such as the figures’<br />
postures differ in the respective versions, for<br />
example the present version shows the Prodigal<br />
Son with his hands crossed in front of his chest.<br />
The painting on offer for sale in this lot was probably<br />
created towards the end of the 1680s, as its<br />
style is closer to the frescos at the Chapel of the<br />
Crucifix, Trento Cathedral, compared with the Saint<br />
Petersburg version dating to ca. 1675. As is typical<br />
for workshop operations during busy periods, Loth<br />
also relied on his staff in the execution of paintings.<br />
The present painting shows the collaboration of Johann<br />
Michael Rottmayr and possibly another painter.<br />
Especially the figure of the father and the two figures<br />
to the left show Loth’s own artistic talent and<br />
style. Other painters also captured this subject as,<br />
for instance, Rembrandt van Rijn in a painting that<br />
dates to 1669.<br />
€ 30.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
255<br />
MITTELRHEINISCHER KÜNSTLER,<br />
UM 1530<br />
(ABB. FOLGENDE SEITEN)<br />
Paar Spätgotische Altar-Tafelbilder<br />
ANBETUNG DES KINDES IN BETHLEHEM<br />
sowie<br />
HIMMELFAHRT CHRISTI<br />
Öl auf Eichenholz.<br />
Je ca. 114 x 53 cm.<br />
Von ehemaliger Parkettierung befreit.<br />
Die beiden zusammengehörigen Tafeln lassen aufgrund<br />
der Bildthemen, der Maße und der Komposition<br />
erkennen, dass sie einem sehr großen Flügelaltar-<br />
Ensemble entstammen. Der Bildinhalt der ehemals<br />
zugehörigen weiteren Tafeln ist nur schwer einzuschätzen.<br />
Möglicherweise fungierten die Tafeln auch<br />
als rahmende Erweiterungen zu einem Schnitzfiguren-Mittelteil,<br />
wie wir dies etwa vom Georgsaltar der<br />
Nikolaikirche in Kalkar kennen (um 1485). Die erstgenannte<br />
Tafel zeigt am Oberrand eine kurze geschweifte<br />
Ergänzung. Jedenfalls zeigen die beiden gut erhaltenen<br />
Bilder in schlankem Hochformat Beginn und Ende<br />
des Lebens Jesu <strong>–</strong> Geburt und Auferstehung.<br />
In der Bethlehem-Szene ist Maria als jugendliche<br />
Hauptgestalt gezeigt. Etwas aus der Bildmitte nach<br />
rechts gerückt, kniet sie in weißem Kleid vor dem am<br />
Boden auf ihrem Mantel liegenden Kind, die Hände<br />
aneinandergehalten, das lange gold-braune Haar fließt<br />
weit über den Oberkörper. Ihr nachdenklicher Blick gilt<br />
dem Kind, ihr Gesichtsausdruck zeigt nachdenkliche<br />
Wehmut, was als Vorahnung verstanden werden soll.<br />
Der Hintergrund zeigt einen ruinösen Stallbau, der<br />
Esel an der Futterkrippe, während links, jenseits des<br />
Gatters, ein Schäfer in roter Kleidung mit Hirtenstab in<br />
den Raum blickt. Darüber ein hoher Rundbogen mit<br />
Ausblick in eine Landschaft mit Treppengiebelhaus<br />
und jungen Bäumen in der Ferne. Diese, aber auch<br />
der Dreifuß-Topf mit drei Henkeln in der Nische, sind<br />
religionssymbolisch zu verstehen. Die Komposition<br />
zeigt, dass diese Tafel eine linke Position innerhalb des<br />
ehemaligen Flügelaltares eingenommen haben muss.<br />
Die Komposition der zweiten Tafel zeigt streng symmetrischen<br />
Bildaufbau, wobei anzunehmen ist, dass<br />
der gesamte Altar über mehrere Flügel verfügt haben<br />
muss. Gezeigt ist die Himmelfahrt Christi. Zentraler<br />
Gegenstand ist ein mittig hochragender Fels, beiderseits<br />
mit jungen Bäumen bewachsen, dazwischen in<br />
der Vertiefung eine Platte mit den Fußabdrücken Jesu,<br />
dessen dunkel gekleidete, in den Wolken entrückte<br />
Gestalt am Bildoberrand erscheint, die Fußsohlen<br />
dem Betrachter zugewandt.<br />
Der Felsen, zu dem ein Weg hinaufführt, ist von zehn<br />
der Apostel umgeben, Maria und Petrus knien im Vordergrund,<br />
am linken Bildrand Johannes in roter Kleidung.<br />
A. R.<br />
Anmerkung:<br />
Es ist zu erkennen, dass es sich hier um eine Meisterwerkstatt-Gemeinschaftsarbeit<br />
handelt, wobei <strong>–</strong> wie<br />
bei solchen Großaufträgen üblich <strong>–</strong> die Hauptfiguren<br />
vom Meister, die Nebenfiguren von den Gehilfen<br />
geschaffen wurden. Nicht auszuschließen ist hier die<br />
Annahme von bewusster Porträtierung. Dies lässt<br />
sich deutlich an den Gesichtern der Mariengestalten<br />
oder des Johannes erkennen. Die endgültige Klärung<br />
zu Meisterhand und Ursprung der Bilder erfordert<br />
noch weitere Forschung, die hier nicht geleistet<br />
werden konnte. (1271221) (11)<br />
MIDDLE-RHENISH SCHOOL,<br />
CA. 1530<br />
(ILL. FOLLOWING PAGES)<br />
A pair of late Gothic altar panel paintings<br />
THE ADORATION OF THE CHRIST CHILD<br />
and THE ASCENSION OF JESUS<br />
Oil on oak panel.<br />
Ca. 114 x 53 cm each.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
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33
256<br />
ITALIENISCHER MALER<br />
MITTE DES 16. JAHRHUNDERTS<br />
THRONENDE MADONNA ZWISCHEN HEILIGEN<br />
UND ENGELN<br />
Öl auf Holz.<br />
65 x 78 cm.<br />
In vergoldetem Prunkrahmen.<br />
Eines in der Malerei der Kunstgeschichte sehr beliebtes<br />
Motiv ist hier wiedergegeben: das der thronenden<br />
Madonna mit dem Jesusknaben, umgeben von Heiligen<br />
und Engeln. Auf einem goldenen Thron die sitzende<br />
Madonna in rot-blauem Gewand und weißer Kopfbedeckung,<br />
den schlanken nackten, stehenden Jesusknaben<br />
mit ihrem rechten Arm haltend, der wiederum<br />
seinen linken Arm liebevoll um den Hals Mariens gelegt<br />
hat. Umgeben sind sie von zahlreichen Wolken<br />
des blauen Himmels, hinter denen viele geflügelte<br />
Putti hervorschauen; zudem werden die Wolken unter<br />
den Füßen von Maria von Putti gestützt. Links und<br />
rechts des Thrones jeweils ein großer Engel, der einen<br />
bodenhohen, brennenden Leuchter hält. Auf einer<br />
Wolke links unten kniet ein bärtiger Mann mit Pelzgewand,<br />
rötlichem Mantel und Kreuzesstab, der mit seiner<br />
rechten Hand auf Jesus hinweist: hier dürfte es<br />
sich um Johannes den Täufer handeln. Rechtsseitig im<br />
Vordergrund eine Heilige mit grünem Untergewand<br />
und rot-gelbem Mantel, einen Palmzweig in ihrer linken<br />
Hand haltend, hinter ihr ein Rad erkennbar, das<br />
als Attribut für die Heilige Katharina gilt. Beide Heilige<br />
haben zudem einen schmalen Nimbus um ihr Haupt.<br />
Vielfigurige Malerei in differenzierten Farbtönen. Teils<br />
Retuschen.<br />
Anmerkung:<br />
Bekannte Darstellungen mit der Thronenden Madonna<br />
mit Engeln, jedoch zumeist im Hochformat, gab<br />
es besonders schon im 13. und 14. Jahrhundert; hier<br />
seien explizit Cimabue und Giotto genannt. Dabei<br />
standen die Engel noch vor einem Goldgrund. In der<br />
Weiterentwicklung des Motivs wurde die Madonna<br />
auch von zahlreichen Heiligen flankiert, so bei Darstellungen<br />
von Perugino, Botticelli und auch auf dem<br />
vorliegenden Gemälde. (1261923) (3) (18)<br />
SCHOOL OF ITALY,<br />
MID-16TH CENTURY<br />
MADONNA ENTHRONED WITH SAINTS<br />
AND ANGELS<br />
Oil on panel.<br />
65 x 78 cm.<br />
€ 20.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
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257<br />
JAN WELLENS DE COCK,<br />
UM 1475/80 WOHL LEIDEN <strong>–</strong> 1527/28 ANTWERPEN<br />
JOHANNES AUF PATMOS<br />
Öl auf Holz.<br />
Innenmaß: 37 x 22,5 cm.<br />
Verso auf der Platte Galerieaufkleber „Kunsthandel<br />
P. de Boer, Heerengracht 512 Amsterdam“.<br />
Im angeschnitzten, oben halbrund geschlossenen<br />
Rahmen mit Wasserschlagleiste.<br />
Der Geburtsort des Malers ist nicht gesichert, auch<br />
wurde schon vermutet, es könnte sich um einen Jan<br />
van Leyden handeln, der 1503 in Antwerpen nachweisbar<br />
ist. In jedem Fall ist das Werk des Jan Wellens<br />
de Cock durch etliche Bilder gesichert, von denen<br />
das vorliegende wohl zu den bedeutendsten, aber<br />
auch schönsten zu zählen ist. Gänzlich dem flämischen<br />
Manierismus zugehörig, wird er mit Zeitgenossen<br />
wie Jan Mandyn (um 1500-um 1560), Herri met<br />
de Bles (1485/90-um 1560) oder Pieter Huys (1519-<br />
1584) zu den Meistern der Gruppe der Flämischen<br />
Maler Antwerpens gesehen. Die so häufig genannte<br />
„Nachahmung“ der phantastischen Malerei des Hieronymus<br />
Bosch trifft hierbei diesem Bild kaum zu.<br />
Vielmehr hat der Maler hier eine eigene, visionäre<br />
Sichtweise bewiesen, in der vor allem die Landschaft<br />
und die Architektur im Hintergrund als „Weltbild“ erscheint.<br />
Bedrohlich wirken die dunklen Wolken über<br />
der wie von Blitzen erhellten Stadt. Betont wird diese<br />
Vision durch den dreifachen dunklen Regenbogen, der<br />
symbolisch bereits auf den geistigen Inhalt der Johannesapokalypse<br />
des Evangelisten weist, der im Vordergrund<br />
seherisch in die Ferne blickt und in seinem auf<br />
den Knien liegenden Buch notiert. Von der Stadt, die<br />
in gewittrigem Licht steht, weit entfernt, auf einer felsigen<br />
Insel, laut Legende ernährt von einem Raben,<br />
der hier im Bild sein Schreibzeug im Schnabel hält,<br />
wird die Distanz zwischen Welt und Geist bildhaft gemacht.<br />
Visionär werden die beiden Symbole <strong>–</strong> Maria<br />
in der Mandorla und ein vierköpfiger Basilisk <strong>–</strong> in der<br />
oberen, dunkelsten Zone des Firmaments sichtbar.<br />
Dagegen steht das schlanke Bäumchen für das junge,<br />
aufstrebende Christentum.<br />
Bereits der bedeutende Kunstwissenschaftler Max<br />
Jakob Friedländer hat in seinem Werk „Altniederländische<br />
Malerei“ dieses Bild gewürdigt, als „befreit von<br />
der Schwerblütigkeit seiner Leidener Landsleute“. Hier<br />
wäre stilistisch auch der berühmte Maler Patinier (um<br />
1480-1524) zu nennen, bei dem jedoch kaum so vollendete<br />
Landschaften zu finden sind. A.R.<br />
Provenienz:<br />
Kunsthandlung Stern, Düsseldorf, April 1934, Katalog<br />
Nr. 18.<br />
In früheren Sammlungen:<br />
Baron von Geyer.<br />
Hauptmann J. Willink.<br />
Sammlung Spring 1965.<br />
Die letztgenannte Sammlung mit dem vorliegenden<br />
Gemälde ausgestellt in der Kunsthandlung P. de Boer,<br />
im Katalog farbig abgebildet unter Nr. 13.<br />
Literatur:<br />
Max J. Friedländer, Early Netherlandish <strong>Paintings</strong><br />
The Antwerp Mannerists, Leyden & Brüssel 1974.<br />
Max J. Friedländer, Die altniederländische Malerei,<br />
Die Antwerpener Manieristen <strong>–</strong> Adriaen Ysenbrant,<br />
Berlin 1933, Band XI, S. 126 Nr. 114.<br />
Charles David Cuttler, Northern Painting: From Pucelle<br />
to Bruegel, 1968, New York 1968.<br />
Marc Rudolf de Vrij, Jan Wellens de Cock, Antwerp<br />
Mannerist Associate, Zwanenburg M.R.V. Publishers,<br />
2009.<br />
Ausstellung:<br />
Alte Malerei aus Privatbesitz im Kunstverein für die<br />
Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf 1929, mit<br />
Katalog.<br />
Ausstellung Duisburg, Mai 1965. Mit Katalogabbildung.<br />
(1261164) (11)<br />
JAN WELLENS DE COCK,<br />
CA. 1475/80 PROBABLY LEIDEN <strong>–</strong> 1527/28<br />
ANTWERP<br />
JOHN OF PATMOS<br />
Oil on panel.<br />
Inside dimensions: 37 x 22.5 cm.<br />
Gallery label on the reverse of the panel: “Kunsthandel<br />
P. de Boer, Heerengracht 512 Amsterdam”.<br />
In carved frame with semi-circular arch at the top<br />
and dripbead.<br />
Provenance:<br />
Kunsthandlung Stern, Düsseldorf, April 1934,<br />
cat. no. 18.<br />
In earlier collections:<br />
Baron von Geyer.<br />
Hauptmann J. Willink.<br />
Spring collection 1965.<br />
The last collection listed exhibited the painting at<br />
P. de Boer Gallery, with colour illustration no. 13.<br />
Literature:<br />
M. J. Friedländer, Early Netherlandish <strong>Paintings</strong>, The<br />
Antwerp Mannerists, Leyden & Brüssel 1974.<br />
M. J. Friedländer, Early Netherlandish <strong>Paintings</strong><br />
The Antwerp Mannerists <strong>–</strong> Adriaen Ysenbrant, Berlin<br />
1933, vol. XI, p. 126 no. 114.<br />
C. D. Cuttler, Northern Painting: From Pucelle to<br />
Bruegel, New York (et. al.) 1968.<br />
M. R. de Vrij, Jan Wellens de Cock: Antwerp Mannerist<br />
Associate, Zwanenburg 2009.<br />
Exhibitions:<br />
<strong>Old</strong> paintings from private collection at Kunstverein<br />
für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf 1929,<br />
with catalogue.<br />
Exhibition Duisburg, May 1965, with catalogue illustration.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
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37
258<br />
JOSEF HEINTZ D. J.,<br />
UM 1600 <strong>–</strong> UM 1678<br />
Joseph Heintz d. J. war Sohn des Joseph Heintz d. Ä.<br />
(1564-1609) und war ab 1617 in der Werkstatt von dessen<br />
Schüler Matthäus Gundelach (um 1566-um 1653)<br />
tätig. 1621, bevor es Heintz nach Italien zog, besuchte<br />
er vermutlich auch die Werkstatt des bekannten<br />
Buchmalers Johann Matthias Kager (1575-1634), der<br />
bereits Schüler von Hans Rottenhammer in Venedig<br />
war. 1625 war er jedoch schon in Italien, namentlich<br />
in Venedig und Rom, tätig und führte sogenannte<br />
„capricciosissimi“ aus, also dramatische Gemälde, in<br />
denen Ungeheuer mit Heldendarstellungen kombiniert<br />
wurden. Im Jahr 1632 hielt er sich in Venedig auf,<br />
wovon das Votivaltarbild in der Kirche San Fantino<br />
zeugt. Von 1634 bis 1639 war er in der Zunft (Fraglia)<br />
der Maler eingeschrieben. Am 30. November 1655<br />
wird der Maler zusammen mit Nicolas Régnier (1590-<br />
1667) beauftragt, die Sammlung von Giovanni Pietro<br />
Tiraboschi zu schätzen. Im Jahre 1663 gab Graf Czernin,<br />
Bevollmächtigter von Kaiser Leopold I, mehrere<br />
Werke bei ihm in Auftrag.<br />
GROSSE ALLEGORIE DER VENUS ALS FORTUNA<br />
ZWISCHEN GLÜCK UND UNHEIL <strong>–</strong> „FORTUNA<br />
MARINA“, UM 1625/30<br />
Öl auf Leinwand.<br />
137,2 x 97,8 cm.<br />
Unsigniert.<br />
Zuweisung an den Künstler durch Expertise von Prof.<br />
Dr. Jan De Maere, 28.1.2021.<br />
Die bisherige Betitelung des Gemäldes „Allegorie der<br />
Fortuna“ bedarf einer Kommentierung. Das Bildzentrum<br />
beherrscht die Figur der in einer Muschel stehenden<br />
Venus. Das formale Motiv geht auf die „Geburt<br />
der Venus“ zurück, wie seit der Antike überliefert, wohl<br />
am bekanntesten von Sandro Botticelli (um 1445-1510)<br />
1485 so ins Bild gesetzt, wie auch in der vorliegenden<br />
Auffassung von Heintz. Allerdings hält die Aktfigur<br />
hier ein rotes, geblähtes Velum, wodurch auf eine weiterführende<br />
Allegorie verwiesen wird. Über ihrem<br />
Haupt ein Stern, als Venusstern zu verstehen, Amor<br />
ist als Knabe beigesellt, der sich hier mit Seifenblasen<br />
beschäftigt, was zu Aussage der Allegorie beiträgt.<br />
Die Gesamtdeutung des Werkes geht jedoch aus den<br />
Darstellung des Hintergrundes hervor: Links lässt<br />
eine goldene Wolke einen Goldregen über eine friedliche<br />
Küstenlandschaft ausschütten, mit ruhig am Ufer<br />
anliegenden Schiffen. Rechts dagegen wird die Landschaft<br />
mit vulkanartig-feurigen Ausbrüchen gezeigt,<br />
darüber drohende Blitze in dunklen Wolken. Diesem<br />
Dualismus des „Weltgeschehens“ entsprechen auch<br />
die Figuren in der Muschel. Amor verweist mit seinen<br />
Seifenblasen auf die Kurzlebigkeit und das vergängliche<br />
Glück des Lebens. Der Hahn links unten steht für den<br />
Sonnenaufgang und Tagesanbruch, dagegen galt die<br />
rechts stehende Eule seit jeher symbolisch für die<br />
Nacht, gelegentlich auch für Unheil. In der Muschel<br />
liegen auf der Seite des Glückes gehäufte Gegenstände,<br />
die für friedliche Regierungen stehen sollen, wie<br />
Kronen, Zepter, aber auch die Fanfare des Ruhmes.<br />
Venus hat ihren Fuß abweisend auf eine nackte Männergestalt<br />
gestellt, die symbolisch dem Unheil zuzuordnen<br />
ist.<br />
So ist hier eine allegorische Kompilation von Venus<br />
und Fortuna vollzogen worden. Der Maler Frans Francken<br />
d. J. (1581-1642) hat um 1615 eine Darstellung<br />
„Fortuna marina“ geschaffen (Louvre, Paris), in der<br />
Fortuna <strong>–</strong> wie üblich <strong>–</strong> auf einer Kugel steht, ebenfalls<br />
jedoch mit einem Velum, das dort bereits einem Schiffsegel<br />
gleicht.<br />
Weitere, genauere Analysen könnten die Deutung des<br />
Bildes noch wesentlich bereichern. In jedem Falle ist<br />
der Grundgedanke der Aussage die Devise „Amor<br />
vincit omnia“, die Liebe überwindet alles.<br />
Die Stadt Augsburg stand seit jeher in enger Verkehrsverbindung<br />
mit Italien. So erklärt sich, dass der<br />
Augsburger Maler Anfang der 1620er Jahre nach<br />
Venedig ging, wo er ein halbes Jahrhundert bis zu<br />
seinem Tod arbeitete und nicht zuletzt auch seinen<br />
Einfluss auf die venezianische Malerei ausüben konnte.<br />
Von seinem Stiefvater Matthäus Gundelach, Augsburg,<br />
hat Heintz kaum Anregungen übernommen. Die<br />
feine Maltechnik, die ausgesprochen elegante, manieristische<br />
Haltung der Aktfigur weisen auf ihn hin,<br />
wenngleich hier auch stilistische Übernahmen von seinem<br />
Vater J. Heintz d. Ä. zu erkennen sind. Dem entspricht<br />
auch die Annahme des Experten Jan De Maere,<br />
der das vorliegende Werk in die Anfangsphase des<br />
Aufenthaltes in Venedig reiht. Ferner wird dort auf<br />
Bildvergleiche verwiesen, wie „Madonna Rosario mit<br />
den Hll. Domenico und Katharina“ (Dorotheum,<br />
4.3.1997, Lot 8), oder „Triumph des Neptun und Amphitrite<br />
/ Triumph des Pluto“ (Ader, Paris, 20.12.1994,<br />
Lot. 23).<br />
A. R.<br />
Literatur:<br />
Julia Niewind, Joseph Heintz d.J. und die Zeremonien<br />
der Serenissima <strong>–</strong> Die venezianische Festkultur des<br />
17. Jahrhunderts im Werk eines Augsburger Malers,<br />
Diss., Trier 2017. (1270471) (1) (11)<br />
JOSEPH HEINTZ THE YOUNGER,<br />
CA. 1600 <strong>–</strong> CA. 1678<br />
LARGE ALLEGORY OF VENUS AS FORTUNA<br />
BETWEEN LUCK AND DISASTER <strong>–</strong> “FORTUNA<br />
MARINA”, CA. 1625/30<br />
Oil on canvas.<br />
137.2 x 97.8 cm.<br />
Unsigned.<br />
Attribution to the artist thanks to the expert’s report<br />
by Professor Dr Jan De Maere, 28 January 2021.<br />
Literature:<br />
J. Niewind, Joseph Heintz d.J. und die Zeremonien<br />
der Serenissima - Die venezianische Festkultur des<br />
17. Jahrhundert im Werk eines Augsburger Malers,<br />
Dissertation Trier 2017.<br />
€ 40.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
40 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
259<br />
DAVID DE CONINCK,<br />
UM 1642/44 ANTWERPEN <strong>–</strong> UM 1700 BRÜSSEL,<br />
ZUG.<br />
UFERSTÜCK MIT ENTEN, EULE UND<br />
WEITEREN WASSERVÖGELN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
120 x 173 cm.<br />
Bronzierter profilierter Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Beatrice Luzi, Rom,<br />
25. August 2020, in Kopie. Die Zuschreibung an den<br />
genannten Künstler bestätigt durch Fred G. Meijer.<br />
Horizontale Komposition mit einem Uferstück, neben<br />
dem eine Eiche mit niedriger Verzweigung und Belaubung<br />
steht, daneben in schrägem Auflicht beleuchtet<br />
eine sich auf einen Kormoran herabstürzende Eule<br />
nebst Enten, deren Hälse emporgereckt und deren<br />
Schnäbel geöffnet sind. Entstanden Ende der zweiten<br />
Hälfte des 17. Jahrhunderts.<br />
DAVID DE CONINCK,<br />
CA. 1642/44 ANTWERP <strong>–</strong> CA. 1700 BRUSSELS,<br />
ATTRIBUTED<br />
RIVERSIDE WITH DUCKS, OWLS AND<br />
OTHER WATERFOWL<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
120 x 173 cm.<br />
Accompanied (in copy) the expert’s report by Beatrice<br />
Luzi, Rome, 25 August 2020. The attribution to the<br />
artist has been confirmed by Fred G. Meijer created<br />
towards the end of the second half of the 17th century.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
David de Coninck war vorwiegend spezialisiert auf<br />
Stillleben mit Tieren, manchmal in einem Rauminneren,<br />
manchmal in einem natürlichen Umfeld, wie hier<br />
an einem Teich. (1270561) (13)<br />
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43
260<br />
LUCAS CRANACH D. Ä.<br />
1472 KRONACH <strong>–</strong> 1553 WEIMAR, WERKSTATT DES<br />
DER DRACHENTÖTER SANKT GEORG UND<br />
DIE BEFREITE KÖNIGSTOCHTER<br />
Öl auf Holz (leicht gewölbt).<br />
48 x 45, 5 cm.<br />
Wir danken dem Experten für Cranachgemälde, Herrn<br />
Dieter Koepplin, Basel, für seine schriftliche Äußerung:<br />
„Cranach-Werkstatt oder Cranach-Schule, reizvoll und<br />
originell“ (15. Mai 2021).<br />
Die Darstellung geht auf die Georgs-Legende des<br />
Jacobus da Voragine und seiner Legenda Aurea, der<br />
Heiligenbiographien, zurück. St. Georg wurde in Kappadozien<br />
in der Zeit der Kreuzzüge des 12. Jahrhunderts<br />
mit dem Begriff des Drachentöters besetzt. Danach<br />
habe er die jungfräuliche Königstochter von einer<br />
Bestie, einem Drachen befreit. Er verletzte ihn, worauf<br />
die Gerettete ihn zahm in die Stadt führen konnte<br />
und sich die Bürger taufen ließen. Hier im Bild sind die<br />
einzelnen Szenen synchronoptisch, also gleichzeitig gezeigt.<br />
In der Hauptszene bedankt sich die Prinzessin,<br />
am Boden kniend, bei dem Heiligen Ritter, der sich zu<br />
ihr herabbeugt und ihre Hand nimmt. Vor ihr ein weißes<br />
Lämmchen als Zeichen ihrer Jungfräulichkeit. Der Geharnischte<br />
auf einem Schimmel, mit Straußenfederkappe,<br />
wird von weiteren vier Rittern im Gefolge begleitet.<br />
Bemerkenswert ist die sehr detailgenaue und<br />
charakteristisch unterschiedliche, nahezu porträthafte<br />
Wiedergabe der Gesichter in feiner Pinseltechnik.<br />
Rechts im landschaftlichen Hintergrund ist in kleinerem<br />
Maßstab sowohl die Drachen-Tötungsszene zu sehen<br />
als auch die Prinzessin, die den Drachen in die Stadt<br />
führt. Unter den weiteren Gemälden desselben Themas<br />
von Cranach bzw. dessen Schülern wäre hier auch<br />
der „Meister des Döbelner Hochaltars“ in der Hamburger<br />
Kunsthalle zu nennen, um 1520, nach Bernhard<br />
Blanc 1511-1513 eingeordnet. Auch dieses Bild in ähnlicher<br />
Komposition aufgebaut, mit Felsen, Landschaft<br />
und der Stadt im Hintergrund sowie dem weißen<br />
Lämm chen neben der knienden Königstochter. Unser<br />
Gemälde steht auch im Kontext zu dem von Friedländer<br />
und Rosenberg auf 1515 datierten Gemälde von<br />
Cra nach, der Heiligen Katharina, in welchem die Pferdedarstellung<br />
und auch die Kleidung der heiligen Katherina<br />
unserer Darstellung sehr nahe kommt. 1979<br />
schlug Alexander Colin Cole vor, dass in der Figur des<br />
ritterlichen Heiligen auf Grund des mehrfach in unserem<br />
Bild wiederholten Monogrammes MI (Maximilian<br />
Imperator), beispielsweise im Dekor des Pferdegeschirrs,<br />
Kaiser Maximilian I dargestellt sei. Dieser hatte<br />
den heiligen St. Georg auch zu seinem Schutzpatron<br />
ausgewählt. Zeitgenossen hätten Maximilian wohl<br />
trotz der fehlenden Portraitähnlichkeit und idealisierten<br />
Darstellung als Heiliger Georg alleine anhand des<br />
Monogramms identifiziert. Unabhängig davon galt<br />
Maximilian I als großer Unterstützer des St. Georg-Ordens,<br />
der von seinem Vater Frederick III im Jahr 1464<br />
gegründet worden war. Kaiser Maximilian war ein großer<br />
Kunstmäzen und ließ mehrere Bücher von namhaften<br />
Künstlern der Zeit wie Dürer, Burgmayr, Beck,<br />
aber auch von dem ihm persönlich bekannten Cranach<br />
illustrieren. So entstand u.a. auch der Theuerdank, ein<br />
Epos, das seine Brautfahrt zu Maria von Burgund mit<br />
vielen Illustrationen idealisieren sollte. Daher liegt<br />
auch eine weitergehende Theorie nahe, in unserem<br />
Gemälde die Drachentöterlegende zugleich auch als<br />
allegorische Darstellung der Geschichte von Kaiser<br />
Maximilian und Maria von Burgund zu interpretieren.<br />
Maximilian unterstütze Maria dabei, sich gegen die<br />
Ansprüche Ludwigs XI auf ihr burgundisches Erbe<br />
durchzusetzen und befreite sie aus der politischen<br />
und miltärischen Bedrängnis. Die Beziehung zwischen<br />
Maxi milian und der sehr früh verstorbenen Maria war<br />
die Liebesgeschichte des ausgehenden Mittelalters<br />
und Maximilian soll den Tod seiner geliebten Frau nie<br />
ganz verwunden haben. Dies alles könnte den Künstler<br />
zu unserem Gemälde inspiriert haben.<br />
Provenienz:<br />
Adelsbesitz bis 1978.<br />
Trafalgar Galleries, London, 1979.<br />
Christie‘s New York, Sale 2819, 29. Januar 2014,<br />
Lot 161.<br />
Sotheby‘s London, 8. Dezember 2016, Lot 117.<br />
Deutsche Privatsammlung.<br />
Literaturvergleiche:<br />
Sigrid Braunfels-Esche, Sankt Georg: Legende-Verehrung-Symbol,<br />
München, Callwey 1976.<br />
Claus Grimm, Johannes Erichsen, Evamaria Brockhoff<br />
(Hrsg.): Lucas Cranach. Ein Maler-Unternehmer aus<br />
Franken. Augsburg 1994.<br />
Dieter Koepplin, Tilman Falk: Lukas Cranach. Gemälde,<br />
Zeichnungen, Druckgraphik. Birkhäuser, Basel/Stuttgart<br />
1974.<br />
Werner Schade: Die Malerfamilie Cranach. Dresden<br />
1974.<br />
Werner Schade (Bearb.): Lucas Cranach. Glaube,<br />
Mythologie und Moderne. Ostfildern 2003.<br />
(1271611) (11)<br />
LUCAS CRANACH THE ELDER,<br />
1472 KRONACH <strong>–</strong> 1553 WEIMAR, WORKSHOP OF<br />
SAINT GEORGE THE DRAGON SLAYER RESCUES<br />
THE KING’S DAUGTHER<br />
Oil on panel (slightly warped).<br />
48 x 45.5 cm.<br />
We would like to thank the expert on Cranach paintings,<br />
Mr Dieter Koepplin, Basel, for his confirmation<br />
in writing: “Cranach workshop or School of Cranach,<br />
charming and original” (15 May 2021).<br />
Provenance:<br />
Aristocratic estate, until 1978.<br />
Trafalgar Galleries, London, 1979.<br />
Christie’s, New York, sale 2819, 29 January 2014,<br />
lot 161.<br />
Sotheby’s, London, 8 December 2016, lot 117.<br />
Private collection, Germany.<br />
Literature comparisons:<br />
S. Braunfels-Esche, Sankt Georg: Legende-Verehrung-<br />
Symbol, Munich, 1976.<br />
C. Grimm, J. Erichsen, E. Brockhoff (eds.), Lucas<br />
Cranach. Ein Maler-Unternehmer aus Franken, Augsburg,<br />
1994.<br />
D. Koepplin, T. Falk, Lukas Cranach. Gemälde,<br />
Zeichnungen, Druckgraphik, Basel/Stuttgart, 1974.<br />
W. Schade, Die Malerfamilie Cranach, Dresden,<br />
1974.<br />
W. Schade (ed.), Lucas Cranach. Glaube, Mythologie<br />
und Moderne, Ostfildern, 2003.<br />
€ 90.000 - € 120.000<br />
Sistrix<br />
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261<br />
ANTON HEUSLER,<br />
UM 1500 <strong>–</strong> 1562, ZUG.<br />
BATSEBA ERHÄLT DIE BOTSCHAFT<br />
DES KÖNIGS DAVID<br />
Öl auf Lindenholz. Parkettiert.<br />
45,5 x 37 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Wir danken Herrn Dr. Michael Hofbauer, Cranach<br />
Research Institute (cri; Forschungsprojekt CORPUS<br />
CRANACH der Universitätsbibliothek), für seine Meinung<br />
und die freundlichen und umfassenden Hinweise.<br />
(1192172) (11)<br />
Die Legende aus dem zweiten Buch Samuel (2.<br />
Sam,11) wird in der Bildkunst in der Regel so erzählt,<br />
dass die sich beim Bade befindliche Batseba aus einem<br />
Palast von Ferne von dem jungen, sie begehrenden<br />
David beobachtet wird. Hier dagegen hat der<br />
Maler den Moment gezeigt, in dem ein Bote ein Werbungsschreiben<br />
überbringt. Die biblische Legende<br />
schildert eine der dunklen Seiten König Davids, der<br />
seinen Feldherren Urija in den Krieg geschickt hatte,<br />
um sich ungestört dessen Frau nähern zu können.<br />
Hier zeigt das Gemälde Batseba, umgeben von drei<br />
weiteren Frauen, von denen eine ein Badetuch hält,<br />
an einem Brunnenbecken sitzend, wie sie die Füße<br />
ins Wasser hält. Auf einem Steinblock links vorne eine<br />
goldene Schüssel sowie eine Handbürste. Rechts tritt<br />
aus einem Rundbogen, flankiert von Pfeilern, ein dunkel<br />
gekleideter, nobler Bote herein, der ein Schriftstück<br />
in Händen hält. Batseba wiederum scheint die<br />
Botschaft willig zu empfangen, indem sie selbst ihre<br />
Hand danach ausstreckt. Dem Maler ging es nicht zuletzt<br />
auch darum, ganz im Sinne der Cranach-Malerei,<br />
die Pracht und Eleganz der höfischen Kleidung zum<br />
Ausdruck zu bringen. Eine Eleganz, die bewusst in<br />
Gegensatz gestellt wird zu den ruinösen Bauten im<br />
landschaftlichen Hintergrund. Der Auftrag der Farben<br />
in dem roten Kleid der Frauengestalt links ist ganz<br />
dem Malrepertoire Cranachs entnommen. Kleiner<br />
Ausbruch der linken unteren Holzplatte. A.R.<br />
Nach Meinung des Experten Dr. Michael Hofbauer<br />
handelt es sich um ein Werk von Anton Heusler (um<br />
1500-1562) aus der Zeit um 1556.<br />
Der Künstler Anton Heusler ist seit 1525 anlässlich<br />
eines Hauskaufs in Annaberg nachgewiesen und erscheint<br />
in den dortigen Registern bis 1562. Als einzige<br />
voll signierte Arbeit Heuslers ist das Bildnis des Annaberger<br />
Ratsherrn Nicolaus Seidel (Germanisches<br />
Nationalmuseum Nürnberg Nr. 225) erhalten. Der<br />
Künstler ist wahrscheinlich auch identisch mit dem<br />
Monogrammisten A. H., worauf Hentschel in Thieme/<br />
Becker 1924 erstmals hinwies.<br />
Es bestehen deutliche Übereinstimmungen mit der<br />
Auferweckung des Lazarus in Leipzig, das im COR<br />
PUS CRANACH unter Anton Heusler geführt wird<br />
(Stadtgeschichtliches Museum, Inv.Nr. Kirchliche<br />
Kunst 39). Auf diesem Werk finden sich mehrfach die<br />
Frauenköpfe der vorliegenden Tafel wieder. Auch die<br />
Architektur im Hintergrund zeigt Übereinstimmungen<br />
in Form und technischer Ausführung. Gut vergleichbar<br />
sind die Ausführung der Sträucher im Bildhintergrund<br />
sowie die Anordnung der Gräser im Vordergrund mit<br />
der Tafel Christus und die Samariterin, Stuttgart, die<br />
mit „AH“ (Anton Heusler) signiert ist (Stuttgart, Staatsgalerie,<br />
Inv.Nr. 1013, 82,3 x 98,2 cm, Erlenholz, am<br />
unteren Bildrand unter dem Krug signiert AH (Anton<br />
Heusler) und datiert 1546). Die Hauben entsprechen<br />
der auf Cleopatra, Christies 2006 (Corpus Cranach<br />
Werkverzeichnis-Nr.: CC-MHM-057-001, Christie‘s,<br />
London, 08. Dezember 2006, Lot 138, 32,3 x 24 cm,<br />
Holz).<br />
Eine Eingrenzung des Entstehungszeitraums ermöglicht<br />
ein Vergleich mit der Salome, Royal Collection<br />
(Werkverzeichnis-Nr.: CC-BNT-160-036, London, Royal<br />
Collection, Inv.Nr. RCIN 404683, 34,2 x 25,7 cm, Holz.<br />
Aus der Slg. von Öttingen-Wallerstein, vor 1854 von<br />
Prince Albert erworben), die zwar nicht datiert ist,<br />
doch ihrerseits evidente Übereinstimmungen mit der<br />
bei Koller, Zürich, 14. September 2010, als Lot 3023<br />
angebotenen Salome, datiert 1556 (Werkverzeichnis-Nr.:<br />
CC-BNT-160-034) zeigt.<br />
ANTON HEUSLER,<br />
CA. 1500 <strong>–</strong> 1562, ATTRIBUTED<br />
BATSEBA RECEIVING A MESSAGE<br />
FROM KING DAVID<br />
Oil on lime wood. Parquetted.<br />
45.5 x 37 cm.<br />
Unframed.<br />
We would like to thank Dr. Michael Hofbauer, Cranach<br />
Research Institute for his kind and comprehensive advice.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
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49
262<br />
ITALIENISCHER MALER<br />
IN DER NACHFOLGE DES ANDREA SOLARIO,<br />
UM 1470 MAILAND <strong>–</strong> 1525<br />
MADONNA MIT DEM GRÜNEN KISSEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
69 x 55 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Die jugendliche Maria als Maria Lactans vor einer<br />
Baumgruppe im Halbbildnis wiedergegeben, mit seitlichen<br />
Durchblicken in Landschaft. Das Bildmotiv bezieht<br />
sich auf ein von Solario geschaffenes Gemälde,<br />
das sich im Louvre befindet, jedoch im landschaftlichen<br />
Hintergrund weitgehend abgeändert wurde.<br />
Links oben am Bildrand einige Farbausbrüche.<br />
(11506014) (11)<br />
ITALIAN SCHOOL,<br />
IN THE FOLLOWING OF ANDREA SOLARIO<br />
CA. 1470 MILAN <strong>–</strong> 1525<br />
MADONNA WITH THE GREEN CUSHION<br />
Oil on canvas.<br />
69 x 55 cm.<br />
Unframed.<br />
The youthful Virgin has here been portrayed in<br />
half-portrait as “Maria Lactans” in front of a group of<br />
trees. The image motif relates to Solario’s painting today<br />
held at the Louvre, Paris.<br />
€ 15.000 - € 18.000<br />
Sistrix<br />
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263<br />
NEROCCIO DI BARTOLOMEO DE‘ LANDI,<br />
1447 <strong>–</strong> 1500 SIENA, ZUG.<br />
(ABB. FOLGENDE SEITEN)<br />
MARIA LACTANS<br />
Tempera/ Öl auf Holz, Muschelgoldmalerei im Nimbus<br />
und in den Borten, Goldauflage im Kleid.<br />
59 x 35 cm.<br />
Verso Einschubleiste.<br />
Im vergoldeten Neorenaissance-Rahmen.<br />
Das Tafelbild zeigt Maria in einem Innenraum vor einem<br />
Fensterausblick in eine Landschaft mit Flusslauf<br />
und grünbewachsenen Hügeln. Sie sitzt nach links vor<br />
einem Betpult mit Gebetbuch, an der Wand darüber<br />
ein Regalbrett. Ihr Kleid in goldenem Brokat, ihr Mantel<br />
in kräftig dunklem Blau, was aufgrund des wertvollen<br />
Lapislazuli-Farbstoffes auf einen hochrangigen<br />
Auftrag hinweist.<br />
Das Kind an der Brust nimmt Blickkontakt mit dem<br />
Betrachter auf, in der Hand ein kleiner Vogel. Dies<br />
geht auf die Legende zurück, Jesus hätte als Knabe<br />
aus Ton Vögel geformt, die dann verlebendigt wegflogen.<br />
Im Mittelalter ein Verweis auf die Auferstehung.<br />
Die Rotfärbung des Vogels, ein Distelfink, weist auf<br />
das künftige Leiden Christi. Inkarnat von Mutter und<br />
Kind in feinen Abstufungen, die Konturen grafisch<br />
scharf begrenzend, wie wir das von Werken des Bartolomeo<br />
de‘ Landis kennen. Auch die helle Farbigkeit<br />
spricht für diesen Malkreis. A. R. (1271331) (11)<br />
NEROCCIO DI BARTOLOMEO DE’ LANDI,<br />
1447 <strong>–</strong> 1500 SIENA, ATTRIBUTED<br />
(ILL. FOLLOWING PAGES)<br />
MARIA LACTANS<br />
Tempera/ oil on panel, shell gold painting and nimbi<br />
and lace of the dress gilt.<br />
59 x 35 cm.<br />
€ 25.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
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51
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264<br />
CAMILLO PROCACCINI,<br />
1561 BOLOGNA <strong>–</strong> 1629 MAILAND, ZUG.<br />
DIE VERKÜNDIGUNG AN MARIA<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
109 x 138 cm.<br />
In vergoldetem Rahmen.<br />
In Nahsicht die unterhalb eines zur rechten Seite gezogenen<br />
Vorhangs vor einem hölzernen Betpult mit<br />
aufgeschlagenem Buch kniende Maria. Sie trägt ein<br />
leuchtend rotes Gewand und einen blauen Mantel,<br />
hat ihren Körper nach hinten gedreht und blickt überrascht<br />
mit ausgestreckter linker Hand und ehrfurchtsvoll<br />
mit auf die Brust gelegter Hand und glänzenden<br />
Augen auf den soeben erschienenen Engel Gabriel.<br />
Dieser teilt ihr mit, dass sie den Sohn Gottes vom<br />
Heiligen Geist empfangen und ihn gebären werde.<br />
Der Engel wird gezeigt in einem bewegten weiß-orangen<br />
Gewand mit großen Flügeln auf einer Wolke, in<br />
seiner Linken eine weiße Lilie, ein Mariensymbol, haltend,<br />
während er mit seiner rechten Hand zum Himmel<br />
weist, in dem mittig der Heilige Geist in Gestalt<br />
einer weißen Taube zu erkennen ist. Qualitätvolle Malerei<br />
in teils kräftiger Farbgebung eines in der Kunstgeschichte<br />
sehr beliebten Motivs. Kleinere Retuschen,<br />
eventuell am oberen Rand beschnitten, da die Taube<br />
nicht ganz sichtbar ist.<br />
Anmerkung:<br />
Eine weitere Version der „Verkündigung“ des Künstlers,<br />
die im Mai 2018 auf einer Auktion angeboten<br />
wurde, zeigt Ähnlichkeiten zu dem hier angebotenen<br />
Werk: wiederum ist Maria in gleicher Gewandung an<br />
einem Betpult und auch der Engel mit großen Flügeln<br />
auf einer Wolke zu sehen. (1261355) (18)<br />
CAMILLO PROCACCINI,<br />
1561 BOLOGNA <strong>–</strong> 1629 MILAN, ATTRIBUTED<br />
THE ANNUNCIATION<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
109 x 138 cm.<br />
In gilt frame.<br />
Notes:<br />
Another version of an Annunciation by the artist offered<br />
for sale at auction in May 2018 shows similarities<br />
with the painting on offer for sale here, for example<br />
in the clothing of the Virgin on a kneeler and<br />
the angel with its large wings on a cloud.<br />
€ 35.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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55
265<br />
SANDRO BOTTICELLI,<br />
1445 FLORENZ <strong>–</strong> 1510 EBENDA, UMKREIS<br />
MADONNA DEL MAGNIFICAT<br />
Öl auf Holz. Teilparkettiert.<br />
Durchmesser: 90 cm.<br />
In aufwändig gestaltetem, plastisch vegetabil verziertem<br />
und bronziertem Tondorahmen.<br />
Das vorliegende Gemälde, welches wir mit dem<br />
gleichen Titel versehen haben, wie dasjenige in den<br />
Uffizien in Florenz, da auch hier die Buchseite mit<br />
dem durch eine polychrom gestaltete Majuskel „M“<br />
dekorierten Magnificat beginnt, stimmt in weiten Teilen<br />
mit dem etwas größeren Florentiner Vorbild überein,<br />
zeigt sich jedoch in einer weicher verstandenen,<br />
weniger der zeichnerischen, kontrastreichen unterlaufenen<br />
Auffassung der Malerei. Wir kennen die Umstände,<br />
unter denen die Originaltafel in Auftrag gegeben<br />
wurde, nicht, aber die kreisförmige Form des<br />
Gemäldes lässt uns an eine Arbeit denken, die für die<br />
private Andacht gefertigt wurde. Die im Tondo dargestellte<br />
Szene zeigt Maria, gekrönt von zwei Engeln,<br />
während sie damit beschäftigt ist, ein Buch über<br />
eine Passage aus dem Lukasevangelium zu schreiben<br />
„Magnificat anima mea Dominum“. Das Jesuskind<br />
sitzt auf ihrem Schoß und führt ihre schreibende<br />
Hand. Andere Engel halten das Buch und das Tintenfass<br />
und eine andere geflügelte Figur befindet sich<br />
hinter den beiden. Die Komposition passt sich perfekt<br />
der Form des Bildes an, indem sie die Augen des Betrachters<br />
auf das Buch und auf die Hände von Maria<br />
und Jesus zusammenführt. Im Hintergrund ein sich<br />
in den hügeligen Grund windender Wasserlauf und<br />
Architekturstaffage. Rest.<br />
SANDRO BOTTICELLI,<br />
1445 FLORENCE <strong>–</strong> 1510 IBID., CIRCLE OF<br />
MADONNA DEL MAGNIFICAT<br />
Oil on panel. <strong>Part</strong>ially parquetted.<br />
Diameter: 90 cm.<br />
The painting on offer for sale here has the same title<br />
as a painting held at The Uffizi Galleries in Florence.<br />
The book page also starts with the Magnificat decorated<br />
with a polychrome majuscule of the letter “M”.<br />
In many respects it is identical with the slightly larger<br />
Florentine version, but is executed in a softer, less<br />
graphic, contrasting style of painting.<br />
Examples of comparison:<br />
The composition is a replication of the painting held<br />
at The Uffizi dating to ca. 1481-1485, which is also<br />
displayed in a similarly designed frame.<br />
Literature:<br />
Compare S. Schibanoff, Botticelli’s “Madonna del<br />
Magnificat” <strong>–</strong> Constructing the Woman Writer in<br />
Early Humanist Italy, in: PMLA: Publications of the<br />
Modern Language Association of America, March<br />
1994, pp. 190-206.<br />
€ 30.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Vergleiche:<br />
Die Komposition ist eine Wiederholung des Gemäldes<br />
in den Uffizien von ca. 1481-1485, das mit einem<br />
ähnlich schön gestalteten Rahmen aufwartet.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Susan Schibanoff, Botticelli‘s „Madonna del<br />
Magnificat“ <strong>–</strong> Constructing the Woman Writer in<br />
Early Humanist Italy, in: PMLA: Publications of the<br />
Modern Language Association of America, März<br />
1994, S. 190-206. (1270431) (13)<br />
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266<br />
AMICO ASPERTINI,<br />
1475 BOLOGNA <strong>–</strong> 1552 EBENDA, ZUG.<br />
BILDNIS EINES JUNGEN MANNES VOR<br />
WEITER LANDSCHAFT<br />
Öl auf Nussholz.<br />
45 x 36 cm.<br />
Verso zwei alte, originale Querleisten, Schablonennummerierung<br />
und ein alter Papieraufkleber mit<br />
Schablonennummer „2“.<br />
Halbbildnis eines jungen Mannes mit schwarzem<br />
Barett und entsprechender Kleidung, vor einer Flachlandschaft,<br />
die zum Horizont zieht. Ein weißer Hemdkragen<br />
zieht sichelförmig in starkem Kontrast zur<br />
schwarzen Kleidung um den Hals. Der Kopf leicht seitlich<br />
geneigt, mit fragendem, nachdenklichem, beinahe<br />
forschendem Blick. Die Lippen schmal und geschlossen,<br />
am Kinn rasierter Bartwuchs zu erkennen. Der<br />
scheinbaren Schlichtheit des Porträtbildnisses entspricht<br />
auch die Landschaft, die auf ablenkende Elemente<br />
völlig verzichtet, lediglich einige schlanke Bäume<br />
zeigt und in blauer Luftperspektive mit dem über<br />
hellem Horizontlicht nach oben dunkler werdenden<br />
Himmel korrespondiert. So dürfte es sich bei dem<br />
Dargestellten um einen jungen Gelehrten handeln, wofür<br />
auch das Kostüm spricht. Das vorliegende Bild<br />
weist Verwandtschaft auf mit dem Bildnis des Evangelista<br />
Scappi von Francesco Raibolini Francia (um<br />
1450-1517), das sich in den Uffizien Florenz befindet.<br />
Aspertini wirkte sowohl als Maler, wie auch als Bildhauer,<br />
und ist wohl das bekannteste Mitglied der Bologneser<br />
Künstlerfamilie. In der Malerei wurde er in<br />
der Werkstatt von Francesco Francia und Lorenzo<br />
Costa weitergebildet. Auch Filippino Lippi (um 1457-<br />
1504) übte auf ihn während seiner Zeit in Florenz einen<br />
Einfluss aus. In den Jahren zwischen 1496 und<br />
1503 hielt er sich erstmals in Rom auf, danach bis<br />
1534 noch mehrere Male. Diese Zeit dürfte auch<br />
wesentlich für den Stil des vorliegenden Bildes verantwortlich<br />
sein. Zu deutlich sind hier die Einflüsse<br />
der Maltradition von Werken wie Raffael und Perugino<br />
zu sehen, was darauf hindeutet, dass das Bildnis in<br />
dieser Phase seines Wirkens entstanden sein mag.<br />
Bei dem vorliegenden Bildnis handelt es sich m. E. um<br />
eine Replik des Malers oder der Werkstatt nach dem<br />
Bildnis, das sich im Städelmuseum Frankfurt befindet.<br />
Geringe Abweichungen sind etwa bei den Haaren zu<br />
erkennen. Vor allem aber ist in vorliegendem Bild auf<br />
die Hand mit einem Fingerring verzichtet worden,<br />
häufiges Merkmal von Zweitfassungen. Werke seiner<br />
Hand finden sich in zahlreichen bedeutenden öffentlichen<br />
und privaten Sammlungen weltweit. A.R.<br />
Provenienz:<br />
Auktion Christie‘s, London, 8. 12. 1995, Lot 69.<br />
Toskanische Adelssammlung erworben von einer<br />
Wiener Privatsammlung.<br />
Anmerkung:<br />
Schon Giorgio Vasari erwähnt Aspertini als „uomo<br />
capriccioso e di bizarro cervello“. Er, der in Bologna<br />
als Sohn eines Malers aufwuchs, lernte bei Lorenzo<br />
Costa und Francesco Fancia, reiste nach Rom und in<br />
die Toskana, wo er mittelitalienische mit nordeuropäischen<br />
Vorbildern verschmolz, und so zu eigenen<br />
Darstellungstypoi gelangte<br />
Er arbeitete für die Familie Bentivoglio und den Augustinerorden;<br />
unter anderem dekorierte er zum<br />
Einzug von Papst Clemens VII und Kaiser Karl V 1529<br />
einen Triumphbogen am Stadttor von Bologna. Von<br />
Aspertini sind uns nur wenige Portraits überliefert<br />
und besonders in dem hier angebotenen Gemälde<br />
wird der transalpine Ideenaustausch ganz deutlich.<br />
Ein vergleichbares Gemälde befindet sich im Städel<br />
in Frankfurt und wird auf 1505/ 06 datiert, wobei auch<br />
die hier angebotene Tafel sicherlich in das erste Jahrzehnt<br />
des 16. Jahrhunderts datiert werden kann.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Ausstellungskatalog: Amico Aspertini 1474-1552,<br />
artista bizzarro nell‘età di Dürer e Raffaello, Pinacoteca<br />
Nazionale di Bologna, 2008, S. 138, Nr. 28 u. S.<br />
139 (Abb.).<br />
Ausstellungskatalog: „1474-1552 AMICO ASPERTINI<br />
A GRADARA. Gli esordi di un artista eccentrico e i<br />
suoi compagni“ Gradara, Dezember <strong>–</strong> Mai 2009.<br />
Helga Kropfinger-von Kügelgen, Amico Aspertinis<br />
malerisches Werk. Ein Beitrag zur Bologneser Malerei<br />
der ersten Hälfte des Cinquecento, Rheinische<br />
Friedrich-Wilhelms-Universität (Dissertation), Bonn<br />
1973, 2 Bände.<br />
Alexander Rauch, Malerei der Hochrenaissance und<br />
des Manierismus in Rom und Mittelitalien. Malerei<br />
der Renaissance in Venedig und Norditalien, Köln<br />
1994.<br />
Andrea Emiliani (ed.), Amico Aspertini 1474-1552<br />
artista bizzarro nell‘età di Dürer e Raffaello. Ausstellung<br />
Pinacoteca Nazionale di Bologna, 27 September<br />
2008 - 11 Januar 2009, Silvana Editore, Cinisello Balsamo<br />
2008. (12714219)<br />
AMICO ASPERTINI,<br />
1475 BOLOGNA <strong>–</strong> 1552 IBID., ATTRIBUTED<br />
PORTRAIT OF A YOUNG MAN<br />
Oil on nut wood.<br />
45 x 36 cm.<br />
The painting on offer for sale here is a copy by Aspertini<br />
or his workshop of a work held at the Städel<br />
Museum in Frankfurt. There are slight variations, for<br />
example in the depiction of the hair. Most significantly<br />
the hand does not show a finger ring, which is a common<br />
sign of second versions.<br />
€ 45.000 - € 55.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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267<br />
AMBROSIUS BENSON,<br />
UM 1490/1500 BRÜGGE <strong>–</strong> 1550, NACHFOLGE DES<br />
MADONNA MIT DEM KIND<br />
Öl auf Holz.<br />
99 x 71 cm.<br />
AMBROSIUS BENSON,<br />
CA. 1490/1500 BRUGES <strong>–</strong> 1550, FOLLOWER OF<br />
THE VIRGIN AND CHILD<br />
Oil on panel.<br />
99 x 71 cm.<br />
Das Vorbild zu diesem Marienbild ist ein verlorenes<br />
Werk des Rogier van der Weyden, überliefert durch<br />
eine im Dresdener Kupferstichkabinett aufbewahrte<br />
Zeichnung. Von diesem Original kennen wir mehrere<br />
Nachschöpfungen von Malern wie Adriaen Isenbrant,<br />
aber eben auch Ambrosius Benson. Zumeist ist in den<br />
Neufassungen ein einheitlicher, monochromer Hintergrund<br />
gegeben. Weitere Varianten (Dorotheum Wien,<br />
2015 und 2017) haben die Hauptfiguren in einen Rosenhag<br />
gesetzt.<br />
Von diesen Beispielen unterscheidet sich das vorliegende<br />
Werk grundsätzlich. Hier ist Maria mit dem auf<br />
dem Schoß stehenden Kind vor einer Landschaft zu<br />
sehen. Dabei bildet die Baumkrone im Hintergrund<br />
eine dunkle Folie, vor der die Köpfe umso besser zur<br />
Wirkung kommen. Seitlich spiegelt sich links in einem<br />
Gewässer die Silhouette einer Stadt mit Türmen,<br />
rechts fortgesetzt durch bewaldete Hügel. Im Gegensatz<br />
zu manchen weiteren Fassungen, bei denen<br />
Maria aus dem Bild herausblickt, ist sie hier mit halbgeschlossenen<br />
Augen dargestellt. A.R.<br />
Provenance:<br />
Private collection, Andalusia/Spain.<br />
€ 35.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung, Andalusien/Spanien. (1270711) (2)<br />
(11)<br />
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268<br />
ITALIENISCHE SCHULE DES 16. JAHRHUNDERTS<br />
MADONNA MIT DEM JESUSKNABEN<br />
UND JOHANNES DEM TÄUFER<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
135 x 97 cm.<br />
In vergoldetem dekorativen Rahmen.<br />
In einem palastartigen Innenraum mit kannelierten<br />
Säulen, auf einer Stufe sitzend, Madonna in rotem<br />
Gewand und dunkelblauem Überwurf, in ihrem rechten<br />
Arm den halb stehenden, fast nackten Jesusknaben<br />
haltend. Jesus, nur mit einem dünnen durchsichtigen<br />
Tuch umhüllt und hinter seinen dunkelblonden<br />
lockigen Haaren einen Nimbus, hat seine rechte Hand<br />
ausgestreckt und wendet sich liebevoll dem neben<br />
ihm knienden Johannes dem Täufer zu, gekennzeichnet<br />
durch seine Attribute, ein Fellgewand und einen<br />
Kreuzesstab. Die Madonna, in ihrer linken Hand ein<br />
kleines Buch haltend, wendet sich mit ihrem Blick den<br />
beiden voller Aufmerksamkeit zu. Im Hintergrund<br />
links eine Fensteröffnung, durch die man in die freie<br />
Natur blicken kann, im Licht der untergehenden Sonne.<br />
Malerei mit starken Kontrasten, bei der das leuchtend<br />
rote Gewand Mariens dem hellen Korpus des<br />
Jesuskindes, ihres eigenen Gesichts und dem des<br />
Johannesknaben gegenübersteht. Rest., Retuschen.<br />
(1251071) (18)<br />
€ 6.000 - € 8.000<br />
269<br />
GIOVANNI BATTISTA PIAZZETTA,<br />
1682 VENEDIG <strong>–</strong> 1754 EBENDA, ZUG.<br />
BILDNIS DES HEILIGEN FRANZISKUS VON PAOLA<br />
Öl auf Leinwand.<br />
44,5 x 36 cm.<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Vor braunem Hintergrund das ausdrucksstarke Gesicht<br />
des Heiligen mit weißem Bart. Er hat seinen<br />
Kopf nach hinten gelegt und blickt ehrfurchtsvoll mit<br />
seinen glänzenden braunen Augen, seinem leicht faltigen<br />
Gesicht und den rötlichen Lippen nach links<br />
oben zum Himmel, von dem ein helleres Licht herabfällt;<br />
dieses beleuchtet sein Gesicht und seine großen,<br />
kräftigen Hände vor seiner Brust, in deren rechter<br />
Hand er einen langen Stab hält. Qualitätvolle<br />
Malerei mit starkem Hell-Dunkel-Kontrast. Das Gemälde<br />
gehört zu den vielen kleinformatigen Gemälden<br />
des Künstlers, die insbesondere Köpfe von Heiligen<br />
und Aposteln darstellen, die oft in Form von<br />
Drucken Verbreitung in ganz Europa fanden. Seine<br />
Bildnisse, wie das vorliegende, zeichnen sich durch<br />
ihre lebendige Darstellung aus. Teilweise rest., kleine<br />
Retuschen.<br />
Anmerkung 1:<br />
Piazetta gilt als einer der angesehensten venezianischen<br />
Künstler des 18. Jahrhunderts. Typisch für ihn<br />
ist sein starkes Chiaroscuro, das an die Caravaggisten<br />
des frühen 17. Jahrhunderts erinnert.<br />
Anmerkung 2:<br />
Franz von Paola (1416 in Paola, Italien-1507) gründete<br />
den Orden der Paulaner und ist ein Heiliger der<br />
römisch-katholischen Kirche. (1270702) (18)<br />
GIOVANNI BATTISTA PIAZZETTA,<br />
1682 VENICE <strong>–</strong> 1754 IBID., ATTRIBUTED<br />
PORTRAIT OF SAINT FRANCIS OF PAOLA<br />
Oil on canvas.<br />
44.5 x 36 cm.<br />
€ 15.000 - € 18.000<br />
Sistrix<br />
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270<br />
MALER DER BOLOGNESER SCHULE<br />
DES AUSGEHENDEN 16. JAHRHUNDERTS<br />
(ABB. FOLGENDE SEITEN)<br />
GRABLEGUNG CHRISTI MIT DEM SCHWEISSTUCH<br />
DER VERONIKA<br />
Öl auf Holz. Verso zwei originale, alte Querleisten.<br />
109 x 74 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Die große Bildtafel ist als Andachtsbild geschaffen, in<br />
dem drei Themen gemeinsam in einer einzigen Ansicht<br />
vereint wurden: Der vom Kreuz Abgenommene,<br />
flankiert von den Assistenzfiguren der Heiligen Maria<br />
und dem Evangelisten Johannes ist in Sitzhaltung auf<br />
dem Rand des Sarkophags dargestellt. Die geöffneten<br />
Augen und das lebende, wenn auch leidende Gesicht<br />
sind als synchronoptische Erscheinung gedacht.<br />
In diesem Sinne ist auch das Schweißtuch der Veronika<br />
zu verstehen, eine Zutat, die mit der Situation nach<br />
der Kreuzigung eigentlich nicht vereinbar ist, hier jedoch<br />
zusammen mit den demonstrativ gezeigten<br />
Wundmalen in dreifacher Hinsicht zur Andacht dient.<br />
In einiger Hinsicht trägt die Malweise Züge des bedeutenden<br />
Malervorbildes Francesco Francia (1450-<br />
1517). Das Tafelbild oben halbrund geschlossen, die<br />
Seitenkanten über den Bogen hinweg mit einer dekorativen<br />
Borte im Frührenaissancestil bemalt, unter der<br />
Verwendung von Muschelgoldmalerei. (12715418)<br />
SCHOOL OF BOLOGNA,<br />
LATE 16TH CENTURY<br />
(ILL. FOLLOWING PAGES)<br />
THE DEPOSITION FROM THE CROSS WITH<br />
THE VEIL OF VERONICA<br />
Oil on panel.<br />
109 x 74 cm.<br />
In many respects the style is very similar to that of<br />
the famous Bolognese painter Francesco Francia<br />
(1450-1517).<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
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65
271<br />
JUSEPE DE RIBERA,<br />
GENANNT „LO SPAGNOLETTO“,<br />
1588/91 XÀTIVA/ VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NEAPEL<br />
(ABB. FOLGENDE SEITEN)<br />
Bevor Ribera nach Neapel ging, studierte er bei Francisco<br />
Ribalta (1565-1628) in Valencia. In Rom setzte er<br />
sich mit den Werken Raffaelo Santis (1483-1520) und<br />
Agostinos (1557-1602) und Annibale Carraccis (1560-<br />
1609) auseinander, in Parma und Modena mit denen<br />
von Antonio Allegri Correggio (um 1489-1534). Später<br />
stand er stark unter dem Einfluss von Michelangelo<br />
Merisi il Caravaggio (1570/71-1610). Die Qualität seiner<br />
Bilder erhoben ihn zum Hofmaler des Herzogs von<br />
Ossuna sowie des Königs von Neapel. Im Jahr 1644<br />
wurde er zum Ritter des Christusordens durch den<br />
Papst. 1630 war er bereits Mitglied der Accademia di<br />
San Luca in Rom. Neben Caravaggio ist er der bedeutendste<br />
Naturalist der Neapolitanischen Malerei mit<br />
Betonung des Chiaroscuro. Ein Hauptmerkmal seines<br />
Wirkens ist die bewusste Wahl der Darstellung von<br />
meist alten, asketisch knochig schlanken Gestalten<br />
wie Einsiedlern oder Philosophen.<br />
SAN PIETRO IN LACRIME<br />
Öl auf Leinwand.<br />
138 x 98 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Prof. Vincenzo Paccelli,<br />
Neapel, der in dem Gemälde ein Werk von Jusepe de<br />
Ribera sieht; zudem ein technischer Untersuchungsbericht<br />
von Ing. Claudio Falcucci „Pentimenti“ unter<br />
der Malschicht feststellend (beides in Kopie vorliegend).<br />
Das Bildthema geht auch die Stelle des Neuen Testaments<br />
zurück, wonach der Heilige Petrus in schuldhafter<br />
Reue seines Verrats an Jesus gedenkt. Diese Bibelstelle<br />
wurde von mehreren bedeutenden Malern aufgegriffen.<br />
Der Blick ist, wie auch hier, zumeist nach oben<br />
gerichtet. Hier sitzt der Heilige an einem Tisch, den<br />
Kopf auf den rechten Arm gestützt. Die Qualität der<br />
Oberflächen des Heiligen lässt keinen Zweifel an der<br />
vollen Eigenständigkeit des Gemäldes durch Ribera,<br />
in dem die charakteristische Rauheit der Hände und<br />
die Falten der Stirn, die verwelkte Haut und die Rötung<br />
um die Augen, verursacht durch Weinen und<br />
Alter, deutlich wahrnehmbar sind. Das Motiv finden<br />
wir auch in Darstellungen des Guido Reni oder Diego<br />
Velázquez. Für das Gemälde hat Prof. Vincenzo Pacelli,<br />
Autor des Werkes „Pittura del‘600 nelle collezioni<br />
napoletane“, Vergleichsbeispiele genannt, wie etwa<br />
ein Werk in einer Londoner Privatsammlung, signiert<br />
„Jusepe R“ (Spinosa 2003, S. 272, Nr. A. 67), ebenfalls<br />
dargestellt in einem intimen und bußfertigen Gespräch<br />
mit der Gottheit, sowie die halbfigurige Interpretation<br />
desselben Modells, dargestellt in der identischen physiognomischen<br />
Haltung, aufbewahrt in der Eremitage<br />
von Sankt Petersburg (Spinosa 2003, S. 276, Nr. A80).<br />
Durch die diagnostischen Untersuchungen von Claudio<br />
Falcucci wurde bestätigt, dass die Leinwand des untersuchten<br />
Werks, das „d‘imperatore“ genannt wird,<br />
eine in der Malerei von Caravaggio und seinen ersten<br />
römischen Nachfolgern sehr verbreitete Malart aufweist;<br />
durch die dokumentarischen Hinweise ist es<br />
zudem nicht ausgeschlossen, dass das fragliche Gemälde<br />
mit der Leinwand „San Pietro in d‘imperatore“<br />
identifiziert werden könnte, die im Giustiniani-Inventar<br />
von 1638 von Spagnoletto erwähnt wird (Danesi Squarzina<br />
2003, S.325 ). Kopien aus dem Inventar des Conti<br />
Gonzaga di Novellara liegen vor. Kehrt man zu den Erkenntnissen<br />
zurück, die aus Falcuccis diagnostischen<br />
Untersuchungen hervorgehen, so offenbaren sie ein<br />
weiteres entscheidendes Datum für die Zuschreibung<br />
des Heiligen Petrus an Ribera, nämlich das Vorhandensein<br />
von Pentimenti, die den Finger der vorgelegten<br />
und anschließend bewegten Hand betreffen. Bekanntlich<br />
beweist das Vorhandensein von Pentimenti<br />
die Originalität eines Werkes und im vorliegenden Fall<br />
ist somit klar, dass es von dem genannten Künstler<br />
Jusepe de Ribera stammt. A.R.<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung, Barcelona.<br />
Anmerkung:<br />
Pentimenti sind Veränderungen, die während des<br />
künstlerischen Schaffensprozesses an Gemälden<br />
vorgenommen werden.<br />
Literatur:<br />
Nicola Spinosa, Ribera. L‘opera completa, Mailand<br />
1979.<br />
Silvia Danesi Squarzina, La collezione Giustiniani,<br />
3 Bde., Turin 2003.<br />
James Hall, Dizionario dei soggetti e dei simboli<br />
nell‘arte, Mailand 2003.<br />
Nicola Spinosa, Ribera, L‘opera completa, Neapel<br />
2003. (1270713) (2) (11)<br />
JUSEPE DE RIBERA,<br />
ALSO KNOWN AS “LO SPAGNOLETTO”<br />
1591 JÁTIVA/VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NAPLES<br />
(ILL. FOLLOWING PAGES)<br />
SAINT PETER’S TEARS<br />
Oil on canvas.<br />
138 x 98 cm.<br />
Enclosed is an expert’s report by Prof Vincenzo Paccelli,<br />
Naples, who considers the painting to be a work<br />
by Jusepe de Ribera; also a technical examination report<br />
by engineer Claudio Falcucci, who found “pentimenti”<br />
beneath the painting surface (both available as<br />
copies).<br />
Provenance:<br />
Private collection, Barcelona.<br />
Literatur:<br />
N. Spinosa, Ribera. L’opera completa, Milan 1979.<br />
S. Danesi Squarzina, La collezione Giustiniani, 3 vol.,<br />
Turin 2003.<br />
J. Hall, Dizionario dei soggetti e dei simboli nell’arte,<br />
Milan 2003.<br />
N. Spinosa, Ribera, L’opera completa, Naples 2003.<br />
€ 150.000 - € 250.000<br />
Sistrix<br />
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Detailabbildung<br />
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272<br />
GIACINTO BRANDI,<br />
1621/23 POLI <strong>–</strong> 1691 ROM, ZUG.<br />
DIE HEILIGE MARIA MAGDALENA<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
118,5 x 95 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Die büßende Maria Magdalena im Halbfigurenbildnis<br />
vor grauem Hintergrund. Sie hat lange, lockige dunkelblonde<br />
Haare, die zumeist ihren nackten Brustbereich<br />
bedecken, und über ihrem Hüftbereich liegt ein<br />
weißer und blauer Umhang. Ihr Kopf ist leicht nach<br />
hinten gewandt und mit ihrem fahlen Gesicht sowie<br />
mit ihren geröteten glänzenden dunklen Augen, aus<br />
denen Tränen über ihre Wangen laufen, blickt sie ehrfurchtsvoll<br />
und andächtig zum Himmel. Dazu hat sie<br />
auch ihre auf einem aufgeschlagenen Buch liegenden<br />
Hände sorgsam gefaltet. Zudem liegt vor ihr ein Kruzifix<br />
und ein Totenschädel. Ihr Haupt ist von einem helleren<br />
Nimbus hinterfangen. Einfühlsame Malerei in<br />
reduzierter Farbigkeit. Eine Hinterlegung, Retuschen.<br />
(1270703) (18)<br />
GIACINTO BRANDI,<br />
1621/23 POLI <strong>–</strong> 1691 ROME, ATTRIBUTED<br />
SAINT MARY MAGDALENE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
118.5 x 95 cm.<br />
€ 7.000 - € 9.000<br />
Sistrix<br />
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71
273<br />
ABRAHAM BRUEGHEL (1631-1690),<br />
UND GUILLAUME COURTOIS (1628-1679)<br />
ZWEI PUTTEN MIT BLUMEN AM BRUNNEN<br />
61 x 72 cm.<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
31. Mai 2021, das Gemälde an die beiden Maler zuschreibend.<br />
Blumen und Landschaft des sehr gut erhaltenen<br />
Gemäldes stammen aus der Hand des flämisch-italienischen<br />
Malers Abraham Brueghel, die Figuren dagegen<br />
weist Dr. Ertz dem Historienmaler französischer<br />
Herkunft, Guillaume Courtois, zu. Brueg hel, dessen<br />
Zusammenarbeit mit anderen Künstlern bekannt ist,<br />
lernte Courtois in Italien kennen. Die Erschaffung des<br />
Gemäldes wird daher in den 1670er Jahre in Italien<br />
angenommen. Ein Putto mit Blumenkranz im Haar<br />
und zum Himmel erhobenem Zeigefinger hat sicher<br />
narrative Bedeutung, wobei es sich möglicherweise<br />
um ein Monatsbild handeln könnte. (1271112) (11)<br />
ABRAHAM BRUEGHEL (1631-1690),<br />
AND GUILLAUME COURTOIS (1628-1679)<br />
TWO PUTTI WITH FLOWERS AT THE FOUNTAIN<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
61 x 72 cm.<br />
Enclosed an expert’s report by Dr Klaus Ertz, Lingen,<br />
31 May 2021, attributing the painting to the two painters.<br />
Flowers and landscape of the very well preserved<br />
painting are from the hand of Flemish-Italian painter<br />
Abraham Brueghel, while the figures are attributed to<br />
Italian history painter of French origin, Guillaume Courtois.<br />
Brueghel, whose collaboration with other artists<br />
is well known, met Courtois in Italy. The creation of<br />
the painting is therefore assumed to have taken place<br />
in Italy in the 1670s. A putto with a wreath of flowers<br />
in his hair and a pointing finger raised to the sky certainly<br />
has narrative significance, while it could possibly<br />
be a monthly picture.<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
274<br />
JUSEPE DE RIBERA,<br />
1591 JÁTIVA/ VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NEAPEL,<br />
WERKSTATT<br />
DER HEILIGE FRANCISCUS VON PAOLA<br />
(AUCH DE PAULA)<br />
Öl auf Leinwand.<br />
77 x 61,5 cm.<br />
Wir danken Prof. Dr. Nicola Spinosa für freundliche<br />
Hinweise bezüglich der Zuschreibung an Riberas<br />
Werkstatt.<br />
Ribera hat den Heiligen auch in anderen Variationen<br />
gemalt, wovon auch Kupferstiche gefertigt wurden. Die<br />
vorliegende Fassung unterscheidet sich jedoch wesentlich.<br />
Der Heilige wurde 1416 in Paola, Kalabrien geboren,<br />
was zu dieser Zeit zum Königreich Neapels gehörte.<br />
Er starb 1507 in Plessis-lès-Tours. Er lebte eremitisch<br />
und war Gründer des Minimiten-Ordens der Paulaner.<br />
Auch in den anderen genannten Bildern hat Ribera die<br />
Devise des Heiligen „CHARITAS“ ins Bild gesetzt, wie<br />
hier auf den offenen Seiten des Buches. Darunter der<br />
Schriftzug Jusepe Ribera und das Datum 1643.<br />
Das Gemälde ist von hoher Malqualität. Der Gesichtsausdruck<br />
lebendig, die Augen nach oben gerichtet,<br />
das Gesicht zum Teil verschattet durch die Kapuze, die<br />
sich vom bläulich-grauen Wandhintergrund abhebt, mit<br />
Schatten am linken Bildrand. A.R. (12711920) (1) (11)<br />
JUSEPE DE RIBERA,<br />
1591 JÁTIVA/ VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NAPLES,<br />
WORKSHOP OF<br />
SAINT FRANCIS OF PAOLA (ALSO FRANCESCO<br />
DI PAOLA)<br />
Oil on canvas.<br />
77 x 61.5 cm.<br />
72 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.<br />
We would like to thank Prof. Dr. Nicola Spinosa for his<br />
attribution to the workshop of Ribera.<br />
€ 20.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
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275<br />
JACOB VAN RUISDAEL,<br />
1628/29 HAARLEM <strong>–</strong> 1682<br />
LANDSCHAFT MIT BÄUMEN UND EINEM TEICH<br />
IN DEN DÜNEN, UM 1646/47<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
39,5 x 56 cm.<br />
Monogrammiert unten mittig „JvR“.<br />
Wir danken Dr. Pieter Biesboer, ehemals Direktor des<br />
Frans Hals Museums in Haarlem, für die Zuschreibung<br />
an den genannten Künstler nach Begutachtung des<br />
Gemäldes im Original sowie für seine Expertise und<br />
die Katalogtexterstellung. Gutachten, Haarlem, 2. Mai<br />
2021, vorliegend.<br />
Auf der hohen Böschung eines kleinen Baches, der<br />
auf der rechten Seite in einen Teich mündet, hebt sich<br />
eine große Baumgruppe aus dem Gebüsch und dem<br />
dichten Unterholz ab. Ein schmaler Sandweg verläuft<br />
vom Bildvordergrund über eine Planke und führt zwischen<br />
zwei großen Bäumen zu einer dichten Eichengruppe.<br />
Rechts führt der Blick über Sumpfland, am<br />
Horizont durch Bäume abgegrenzt. Links werden die<br />
Überreste eines verwitterten, kaputten Baumstumpfes<br />
stellenweise durch Sonnenstrahlen, die durch den bewölkten<br />
Himmel brechen, beleuchtet. Ebenfalls durch<br />
die Sonnenstrahlen erhellt heben sich die Baumstämme<br />
der anderen beiden Bäume hervor, im Kontrast zu<br />
den dahinter liegenden Büschen und Bäumen. Am<br />
Rand des Teichs ruht sich die einsame Figur eines Jägers<br />
in einer roten Jacke aus; dies ist der einzige kontrastierende<br />
Farbakzent in der sonst in Grün-, Gelbund<br />
Brauntönen gehaltenen Landschaft.<br />
Das hier angebotene signierte Landschaftsgemälde<br />
ist typisch für das Frühwerk von Ruisdael um 1646, wo<br />
die Dünen um Haarlem ihm als Inspiration dienten.<br />
Ebenfalls typisch für seine frühen Werke ist das Motiv<br />
des angeschlagenen, knorrigen Stammes eines Weidenbaumes<br />
am Rand eines Teichs. Solch ein Baum ist<br />
auch auf einer signierten und datierten „Landschaft mit<br />
Hütte“ von 1646, welches sich in der Hamburger<br />
Kunsthalle befindet, zu sehen (vgl. Anmerkung 1).<br />
Zwei Weidenbäume bilden wiederum das Zentrum<br />
der Aufmerksamkeit in dem Gemälde „Dünenlandschaft<br />
mit Bauernhof und Weidenbäumen“ aus dem<br />
gleichen Jahr (vgl. Anmerkung 2). Im 17. Jahrhundert<br />
waren Gemälde wie diese beiden „principaelen“ bekannt,<br />
also großformatige Bilder aus hoch qualitätvollen<br />
Materialien, die speziell in Auftrag gegeben wurden.<br />
Ruisdael hatte vorhergehend die Dünen um<br />
Haarlem erkundet und sorgfältige Landschaftsstudien<br />
und Skizzen vor Ort angefertigt, welche er dann im<br />
Atelier in Zeichnungen, Radierungen und Gemälde<br />
ausarbeitete. Normalerweise fertigte er eine Serie<br />
kleinerer Gemälde um das gleiche Motiv an, die für<br />
den Verkauf auf dem freien Markt bestimmt waren. In<br />
einem kleineren Tafelbild mit dem Titel „Dünenlandschaft<br />
mit einer Hütte“, welches sich im Frans Hals<br />
Museum befindet, ist das Hauptaugenmerk erneut<br />
ein gepeitschter Weidenbaum (vgl. Anmerkung 3).<br />
Das hier angebotene Werk ist Teil einer Gruppe von<br />
Gemälden mit dem Thema eines Teichs in einer bewaldeten<br />
Dünenlandschaft. Eine Gruppe monumentaler,<br />
Bäume im Mittelgrund des Gemäldes reichen bis zum<br />
oberen Rand des Tafelbildes und nehmen den größten<br />
Teil der linken Bildhälfte ein. Durch das Spiel des von<br />
links einfallenden Sonnenlichts, das zwischen den<br />
Formen der Bäume und des Gebüschs differenziert<br />
und die räumliche Anordnung betont, erzielt Ruisdael<br />
Kohärenz zwischen allen Elementen des Gemäldes.<br />
Das über die Baumkronen und Blattwerk strahlende<br />
Sonnenlicht erzeugt einen harmonischen und ruhigen<br />
Eindruck. Die naturalistische Art, mit der Ruisdael die<br />
Details der Bäume, Sträucher, Büsche und Pflanzen<br />
wiedergegeben hat, mit großartigem Sinn für deren<br />
Struktur und Charakteristiken, ist bemerkenswert. In<br />
dieser Hinsicht unterscheidet sich seine Herangehensweise<br />
beachtlich von der früherer Generationen von<br />
Landschaftsmalern aus Haarlem, wie seinem Onkel<br />
Salomon van Ruysdael, Pieter de Molijn und Jan van<br />
Goyen, die ihre Bäume und Büsche in der allgemein<br />
üblichen Art, ohne viel Differenzierung oder genauere,<br />
naturnahe Details, darstellen. Ruisdael malt die Blätter<br />
der Bäume in Farbpunkten mit spitzen Konturen.<br />
Bunte Akzente auf dem Laub, aber auch auf den<br />
Pflanzen und Gräsern im Bildvordergrund, kontrastieren<br />
mit den verschatteten Bereichen und erzeugen so<br />
einen lebhaften Kontrast. Das auf den kaputten, kahlen<br />
Baumstamm und zwei große Bäume neben dem<br />
Weg fallende, helle Licht, verstärkt die dramatische<br />
Monumentalität <strong>–</strong> alles typische Merkmale für Ruisdaels<br />
Frühwerk. Leider sind die gelben und blauen<br />
Pigmente der hellen Glanzpunkten durch das Ultraviolett<br />
des Tageslichtes verblasst. Ebenso hat sich das<br />
Kupferoxidgrün, welches in zwei Bereichen Verwendung<br />
fand, in ein schlammiges Braun gewandelt, aber<br />
das Gemälde kann trotzdem noch dank seiner gesamten<br />
künstlerische Qualität als ein wahrhaft kreatives<br />
Kunstwerk von Jacob van Ruisdael genossen werden.<br />
Die Schönheit der Landschaft um Haarlem wurde<br />
schon von Beginn des 17. Jahrhunderts an gerühmt<br />
und Künstler wie Hendrick Goltzius, Esaias van de Velde,<br />
Jan van de Velde und Willem Buytewech gehörten<br />
zu den ersten, welche die um Haarlem liegenden Dörfer<br />
erkundeten, später gefolgt von Pieter de Molijn,<br />
Jan van Goyen und Salomon van Ruysdael. Das Vergnügen<br />
von Wanderungen um Haarlem und in den<br />
Dünen wurde ebenso in zeitgenössischer Literatur<br />
gepriesen und Gedichte wie „Dubbelde Nieuwe Haerlemsche<br />
Duyne-Vreught“ oder Lieder, die um die gleiche<br />
Zeit im Jahr 1647 in dem Buch „Haerlemsche<br />
winter- bloem pjes“ zusammengestellt wurden, erfreuten<br />
sich bei Bürgern von Haarlem und Amsterdam<br />
großer Beliebtheit. Den größten Einfluss auf Ruisdaels<br />
Gedanken zu Landschaftsmalerei hatte ein Buch<br />
von Jan van Westerhoven, eines seiner Zeitgenossen.<br />
Wie Ruisdael selbst war auch er ein Mennonit. Westerhovens<br />
Buch „Den Schepper verheerlijckt in de<br />
schepselen“ wurde am Ende seines Lebens veröffentlicht<br />
und auf 600 Seiten lobte er die Schönheit von<br />
Gottes Schöpfung in der Landschaft um Haarlem, gefüllt<br />
mit Diskussionen in Dialogform und Texten aus<br />
der Bibel, Liedern, Psalmen und Gedichten, einhergehend<br />
mit erbaulichen Erläuterungen (vgl. Anmerkung<br />
4). Das Buch von Westerhoven liefert nicht nur einen<br />
Einblick in das Interesse von Holländern des 17. Jahrhunderts<br />
für ihre umliegende Natur, sondern auch auf<br />
welche Weise sie diese Landschaft erlebten. Seine<br />
Beschreibungen führen uns vor Augen, mit welcher<br />
Intensität sie die Natur im Allgemeinen beobachteten<br />
und erlebten. Ebenso wie Westerhoven muss Jacob<br />
van Ruisdael als Mennonit mit diesen Ideen vertraut<br />
gewesen und von ihnen inspiriert gewesen sein. Ruisdael<br />
war imstande, diese Vision in seinen monumentalen,<br />
dramatischen Landschaftsgemälden umzusetzen.<br />
Provenienz:<br />
Niederländische Privatsammlung.<br />
Anmerkung 1:<br />
Tafelbild 71,8 x 101 cm, Hamburger Kunsthalle,<br />
Inven tarnr. 159; Seymour Slive, Jacob van Ruisdael.<br />
A Complete Catalogue of His <strong>Paintings</strong>, Drawings<br />
and Etchings, New Haven-London, 2001, Nr. 569;<br />
Jacob van Ruisdael. Die Revolution der Landschaft,<br />
Ausstellungskatalog Hamburger Kunsthalle, Hamburg;<br />
Frans Hals Museum, Haarlem, 2002, S. 68-69, Nr. 10.<br />
Anmerkung 2:<br />
Unten mittig signiert und datiert: 1646 JvRuisdael<br />
(JvR monogrammiert), Leinwand 74,3 x 106 cm,<br />
Privatsammlung, Vereinigtes Königreich. Slive 2001,<br />
Nr. 404; Ausstellungskatalog Hamburg/Haarlem 2002,<br />
S. 70-71, no. 11.<br />
Anmerkung 3:<br />
Mit Monogramm signiert: JvR; Tafelbild 52 x 66 cm,<br />
Frans Hals Museum, Haarlem, Inv. Nr. os I-298. Slive<br />
2001, p. 659; Ausstellungskatalog Hamburg/Haarlem<br />
2002, S. 66-67, Nr. 9.<br />
Anmerkung 4:<br />
Für eine ausführliche Auseinandersetzung über dieses<br />
Buch, siehe den Artikel von Huigen Leeflang im<br />
Ausstellungskatalog Haarlem/Hamburg 2002, S. 22-<br />
27. (1260821) (1) (11)<br />
JACOB VAN RUISDAEL,<br />
1628/29 HAARLEM <strong>–</strong> 1682<br />
A POOL IN THE DUNES, CA. 1646/47<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
39.5 x 56 cm.<br />
Signed with a monogram “JvR” at the bottom, in the<br />
middle..<br />
We would like to thank Dr. Pieter Biesboer, former<br />
director of the Frans Hals Museum, Haarlem, for attributing<br />
the painting to the artist, his expertise and<br />
catalogue editing. Expert´s report, Haarlem, 2 May<br />
2021, enclosed.<br />
On the high border of a small brook ending into a pool<br />
on the right, a large group of trees rises up from<br />
shrubbery and thick undergrowth. A narrow sandy<br />
path runs from the foreground across a plank and<br />
leads between two large trees into a dense group of<br />
oak trees. On the right we look into a marshy area<br />
closed off by trees on the horizon. On the left the remains<br />
of a weather-beaten, broken, bare tree trunk<br />
light up in the patches of sunlight appearing from the<br />
cloudy sky. This sunlight also makes the tree trunks of<br />
the other two trees stand out against the bushes and<br />
trees further in the back. On the border of the pool<br />
rests the lone figure of a hunter dressed in a red coat,<br />
which represents the only contrasting colourful accent<br />
in this otherwise green, yellow, brown landscape.<br />
The present signed landscape is characteristic for the<br />
early works of Ruisdael around 1646 when the dunes<br />
near Haarlem were his main source of inspiration. Typical<br />
for the early work of Ruisdael is the motif of the<br />
battered, gnarled trunk of the willow tree at the border<br />
of the pool. Such a tree appears in the signed and<br />
dated “Landscape with a Cottage and Trees” of 1646<br />
in the Hamburger Kunsthalle (Panel 71,8 x 101 cm,<br />
Hamburger Kunsthalle, inv. no. 159; Seymour Slive,<br />
Jacob van Ruisdael. A Complete Catalogue of His<br />
<strong>Paintings</strong>, Drawings and Etchings, New Haven-London,<br />
2001, no. 569; Jacob van Ruisdael. Die Revolution<br />
der Landschaft, cat. exhibition Hamburger Kunsthalle,<br />
Hamburg; Frans Hals Museum, Haarlem,<br />
2002, p. 68-69, nr. 10). Again two willow trees form<br />
the main centre of attention in the “Dune Landscape<br />
with a Farm and Willow Trees” from the same year<br />
(signed and dated below in the middle: 1646 JvRuisdael<br />
(JvR in monogram), canvas 74,3 x 106 cm, Private<br />
Collection, United Kingdom. Slive 2001, nr. 404; cat.<br />
exhibition Hamburg/Haarlem 2002, p. 70-71, no. 11).<br />
These two paintings are what during the seventeenth<br />
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century were called ‘principaelen’, large size paintings<br />
made of top quality materials and done on commission.<br />
Before that, Ruisdael had explored the dunes<br />
near Haarlem and made careful study of the landscape<br />
and made sketches after life, which he worked<br />
out in his atelier into drawings, etchings and paintings.<br />
Usually he made a series of smaller paintings around<br />
the same motif which he intended to sell on the free<br />
market. In a smaller panel "Dune Landscape with a<br />
Hut" in the Frans Hals Museum a battered willow tree<br />
is the focus of attention again (signed with a monogram:<br />
JvR; panel 52 x 66 cm, Frans Hals Museum,<br />
Haarlem, inv. os I-298. Slive 2001, S. 659; cat. exhibition<br />
Hamburg/Haarlem 2002, p. 66-67, no. 9.).<br />
The present painting forms a part of a group of paintings<br />
with the subject of a pool in a woody landscape<br />
in the dunes.The composition is dominated by a monumental<br />
group of trees in the middle ground rising up<br />
to the border of the panel taking up most of the left of<br />
the picture plane. By the play of sunlight coming from<br />
the left and differentiating the shapes of the trees and<br />
shrubbery and accentuating the spatial arrangement<br />
he creates coherence between all the elements in the<br />
picture. The sunlight shining over the crowns of the<br />
trees and the foliage creates a feeling of harmony and<br />
peace. Remarkable is the naturalistic way in which<br />
Ruisdael rendered the details of the trees, shrubs,<br />
bushes and plants with great feeling for their structure<br />
and characteristics. In that regard his approach differed<br />
remarkably from the earlier generation of Haarlem<br />
landscapists, his uncle Salomon van Ruysdael,<br />
Pieter de Molijn and Jan van Goyen who usually depicted<br />
their trees and bushes in a general fashion<br />
without much differentiation or specific naturalistic<br />
detailing. The leaves of the trees Ruisdael painted in<br />
dots of paint with pointed contours. Brightly coloured<br />
highlights on the foliage, but also on the plants and<br />
grasses in the foreground, contrast with the dark<br />
shadow areas, thus creating a lively contrast. The<br />
bright light that falls on the broken, bare tree trunk<br />
and the two large trees next to the path enhances the<br />
dramatic monumentality, all typical characteristics for<br />
Ruisdael's early work. Sadly, the yellow and blue pigments<br />
in the bright highlights have faded due to ultraviolet<br />
in the daylight. Also the copper-oxide green<br />
used in two areas degraded into a muddy brown, but<br />
the painting can still be enjoyed in all its artistic quality<br />
as a truly creative work of art by Jacob van Ruisdael.<br />
Already from the beginning of the seventeenth century<br />
there was much praise for the beauty of the the<br />
landscape around Haarlem and artists like Hendrick<br />
Goltzius, Esaias van de Velde, Jan van de Velde and<br />
Willem Buytewech were the first to explore the surrounding<br />
villages of Haarlem, later followed by Pieter<br />
de Molijn, Jan van Goyen and Salomon van Ruysdael.<br />
Also in contemporary literature the pleasure of walking<br />
trips around Haarlem and in the dunes was praised<br />
in poetry in “Dubbelde Nieuwe Haerlemsche Duyne<br />
Vreught” and in songs published at the same time in<br />
1647 assembled in “Haerlemsche winter-bloempjes”,<br />
which enjoyed great popularity among Haarlem citizens,<br />
but also Amsterdammers. Most influential on<br />
Ruisdael’s ideas about landscape was the book of a<br />
contemporary of him, Jan van Westerhoven. Like<br />
Ruisdael he was a mennonite. At the end of his life<br />
Westerhoven’s book “Den Schepper verheerlijckt in<br />
de schepselen” was published, 600 pages lauding the<br />
beauty of Gods creation in the landscape around<br />
Haarlem filled with discussions in dialogue form and<br />
texts from the bible, songs, psalms and poetry accompanied<br />
by edifying commentary (see for an extensive<br />
discussion about this book the article by Huigen<br />
Leeflang in cat. exhibition Haarlem/Hamburg 2002, p.<br />
22-27). The book of Westerhoven not only gives insight<br />
in the interest of seventeenth-century dutchmen<br />
for their surrounding nature but also in the way they<br />
experienced the landscape. His descriptions make us<br />
aware of the intensity by which they commonly observed<br />
and experienced nature. As a fellow mennonite<br />
of Westerhoven, Jacob van Ruisdael must have<br />
been familiar with these ideas and been inspired by<br />
them. Ruisdael was able to translate this vision into<br />
monumental, dramatic landscape paintings.<br />
Provenance:<br />
Private collection, Netherlands.<br />
€ 60.000 - € 90.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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75
276<br />
ADAM VAN NOORT,<br />
1557 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1641 EBENDA<br />
HOCHZEIT ZU KANAA<br />
Öl auf Holz.<br />
89,5 x 150 cm.<br />
In ebonisiertem Holzrahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
vom 16. Dezember 2020, die die Eigenhändigkeit des<br />
Gemäldes bestätigt und den Entstehungszeitraum<br />
um 1600 datiert.<br />
In dieser Tafel finden wir eine von nur wenigen von<br />
diesem Meister erhaltenen großen meist mit christlichen<br />
Themen versehenen Holztafeln, von denen R.<br />
Sadeler teils Kupferstiche anfertigte, sodass zumindest<br />
die Kompositionen teilweise auf uns gekommen<br />
sind. Das helle Inkarnat, die gestochen scharfen Augenbrauen,<br />
die abgeknickten Finger sowie die äußerst<br />
detailreich und fein ausgemalten Motive, wie die Kannen<br />
vor Christus rechts auf dem Boden, sprechen laut<br />
Ertz für eine Autorschaft von Adam van Noort.<br />
Anmerkung:<br />
Adam van Noort wurde 1587 in die Lukasgilde aufgenommen<br />
und hatte mit Peter Paul Rubens, Hans<br />
Jordaens, Hendrick van Balen und Frans Francken<br />
d.J. äußerst berühmte Schüler. Rubens attestierte<br />
ihm sogar, dass er seine Zeitgenossen übertroffen<br />
hätte, wäre er zu Schulungszwecken nach Italien gereist.<br />
(12714211) (13)<br />
ADAM VAN NOORT,<br />
1557 ANTWERP <strong>–</strong> 1641 IBID.<br />
THE WEDDING AT CANA<br />
Oil on panel.<br />
89.5 x 150 cm.<br />
277<br />
JACOPO DE NEGRETO PALMA IL VECCHIO,<br />
1480 SERINA ALTA/ BERGAMO <strong>–</strong> 1528 VENEDIG,<br />
WERKSTATT DES<br />
ECCE HOMO<br />
Öl auf Weichholz. Parkettiert.<br />
63 x 57 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Der Oberkörper des vom Kreuz abgenommenen Jesus<br />
wird hier im Bild von einem Engel aufrecht gehalten,<br />
dessen Kopf rechts über der Schulter Christi dem Betrachter<br />
entgegengerichtet ist. Ein großer Flügel mit<br />
dunklen, bis ins Blau ziehenden Federn zieht nach<br />
links, dahinter Fels und Baumstamm, vom Sonnenuntergangslicht<br />
hinterfangen. Die Augen Jesu geschlossen,<br />
das Haupt trägt noch die Dornenkrone; die<br />
Seitenwunde, wie in der italienischen Malerei stets<br />
nur dezent angedeutet, der rechte Arm erhoben. Die<br />
Hände des Engels halten Arm und Kopf Jesu mit einem<br />
weißen Tuch.<br />
Der Malstil des genannten Palma il Vecchio lässt sich<br />
jedenfalls in der Farbgebung oder der Sfumatotechnik<br />
im vorliegenden Bild feststellen, was auf den Einfluss<br />
des bedeutenden Meisters verweist. A. R.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Barbara Maria Savy, Negretti (Negreti, Nigreti), Jacopo,<br />
detto Palma il Vecchio, In: Raffaele Romanelli (Hrsg.),<br />
Dizionario Biografico degli Italiani (DBI), Band 78:<br />
Natta-Nurra, Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom<br />
2013.<br />
Alexander Rauch, Malerei der Hochrenaissance und<br />
des Manierismus in Rom und Mittelitalien <strong>–</strong> Malerei<br />
der Renaissance in Venedig und Norditalien<br />
Hgg. von Rolf Toman, Könemann, Köln 1994.<br />
(12715413) (11)<br />
JACOPO DE NEGRETO PALMA IL VECCHIO,<br />
1480 SERINA ALTA/ BERGAMO <strong>–</strong> 1528 VENICE,<br />
WORKSHOP OF<br />
ECCE HOMO<br />
Oil on softwood. Parquetted.<br />
63 x 57 cm.<br />
The style of painting with regards to colouration and<br />
sfumato technique in this painting is similar with the<br />
style of painting of Palma il Vecchio, which suggests<br />
the influence of this important master.<br />
€ 60.000 - € 80.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
An expert’s report by Dr Klaus Ertz, Lingen, dated 16<br />
December 2020, confirming the authenticity of the<br />
painting and dating its creation to ca. 1600 is enclosed.<br />
€ 35.000 - € 45.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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77
278<br />
PIETRO DELLA VECCHIA,<br />
1603 VICENZA <strong>–</strong> 1678 VENEDIG<br />
Nach anfänglichem Studium bei Alessandro Varotari<br />
(genannt „Padovanino“, 1588-1649), wandte er sich in<br />
seinem Stil besonders den Werken Tizians (1490-1576)<br />
und Giorgiones (1478-1510) zu. Diese und auch Carlo<br />
Saraceni (1579-1620) hatten Einfluss auf ihn, später auch<br />
der Maler Bernardo Strozzi (1581-1644). In den 1640er-<br />
Jahren gehörte er zu den führenden Malern religiöser<br />
Themen in Venedig. Verheiratet war er mit der Tochter<br />
des Caravaggisten Nicolas Régnier (1590-1667).<br />
DAVID UND SAUL MIT DEM HAUPT DES GOLIATH<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
133 x 108 cm.<br />
In ebonisiertem Holzrahmen.<br />
Vor unbestimmtem Grund David und Saul mit dem<br />
übermächtigen Haupt des fast bis in den Betrachterraum<br />
hineinreichenden Haupt des Goliath (1.Sa 17).<br />
„Als nun David zurückkam vom Sieg über den Philister,<br />
nahm ihn Abner und brachte ihn vor Saul, und er hatte<br />
des Philisters Haupt in der Hand“.<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung Urbino.<br />
PIETRO DELLA VECCHIA,<br />
1603 VICENZA <strong>–</strong> 1678 VENICE<br />
DAVID AND SAULUS WITH THE HEAD OF GOLIATH<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
133 x 108 cm.<br />
Provenance:<br />
Private collection, Urbino.<br />
Literature:<br />
The painting on offer for sale here is reviewed and<br />
illustrated in: P. Rossi 1641 - 1722, Grazie e affetti di<br />
un artista del Seicento, p. 170 f., cat. no. 2.<br />
Examples of comparison:<br />
<strong>Paintings</strong> with the same subject are held at the Musei<br />
Civici Eremitani in Padua (Banzato 1988, cat. 186), at<br />
the <strong>Old</strong> <strong>Master</strong>s Picture galleries in Dresden and Graz.<br />
Other paintings that easily compare are held at the<br />
Chrysler Museum of Art in Norfolk, Virginia and the<br />
Tel Aviv Museum of Art.<br />
€ 22.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Literatur:<br />
Das hier angebotene Gemälde ist abgebildet und<br />
besprochen in: Pasqualino Rossi 1641 - 1722 <strong>–</strong> Grazie<br />
e affetti di un artista del Seicento, S. 170 f., Kat. Nr. 2.<br />
Vergleiche:<br />
Gemälde mit gleichem Sujet in den Musei Cividi in<br />
Padua (Banzato 1988, Kat. 186), in der Gemäldegalerie<br />
in Dresden und auch in Graz. Desweiteren gibt es<br />
vergleichbare Bilder im Chrysler Museum of Art in<br />
Norfolk, Virginia und im Museum Tel Aviv. (1261352)<br />
(16)<br />
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279<br />
JOOS VAN WINGHE,<br />
1542/44 BRÜSSEL <strong>–</strong> 1603 FRANKFURT, ZUG.<br />
DIE GEFANGENNAHME DES SAMSON DURCH<br />
DIE PHILISTER<br />
Öl auf Holz.<br />
97 x 125 cm.<br />
Die Darstellung illustriert die aus dem Alten Testament<br />
überlieferte Legende, wonach der Held Samson<br />
von den Philistern besiegt werden konnte, nachdem<br />
ihm seine Gefährtin Dalila das ihm Kraft verleihende<br />
Haar abgeschnitten hatte. Die ungleiche Beziehung<br />
zwischen dem Israeliten Samson und der Philisterin<br />
Dalila ist ein Mythos, der auf die Gegensätze Sonne<br />
(= Samson) und Nacht (= Dalila, Laila) zurückgeht.<br />
Mit dem Verlust des Haares (Sonnenstrahlen) verliert<br />
Samson die Kraft. Hier ist die Bibelgeschichtlich wörtlich<br />
inszeniert: Am Boden liegt der bereits niedergekämpfte<br />
Samson, während sich Dalila auf ihn niederbeugt.<br />
In dieser Legendenvariation hält der Soldat die<br />
Schere in der rechten erhobenen Hand. Die vielen<br />
Begleitfiguren der Szenerie sind ein typisches Merkmal<br />
in der Malerei des genannten Künstlers, der sich<br />
auf solche vielfigürlichen Szenen spezialisiert hat. Ein<br />
weiteres Bild desselben Themas schuf er um 1580;<br />
dieses befindet sich im Museum Gemäldegalerie Düsseldorf.<br />
Sein Malstil verrät vor allem in der Wiedergabe<br />
der Figuren den Einfluss von der manieristischen<br />
Malerei von Bartholomäus Spranger (1546-1611), Jan<br />
Speckaert (1540-1577) oder Anthonie van Santvoort<br />
(um 1552-1600). Van Winghe, der aus religionspolitischen<br />
Gründen nach Frankfurt zog und dort 1588<br />
Bürger wurde, gleichzeitig auch Mitglied der „Niederländischen<br />
Malerschaft“ in Frankfurt a. M. Aufträge<br />
erhielt er von Kaiser Rudolf II. A.R.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Hermann Arthur Lier, Wingen, Joost van, in: Allgemeine<br />
Deutsche Biographie (ADB). Band 43, Duncker<br />
& Humblot, Leipzig 1898, S. 428 f.<br />
Vgl. Alexander Rauch, „Mythos im Judentum“, Kapitel<br />
Samson und Dalila, Leipzig 2021. (1270231) (2)<br />
JOOS VAN WINGHE,<br />
1542/44 BRUSSELS <strong>–</strong> 1603 FRANKFURT,<br />
ATTRIBUTED<br />
THE CAPTURE OF SAMSON BY THE PHILISTERS<br />
Oil on panel.<br />
97 x 125 cm.<br />
The many staffage figures are typical for van Winghe,<br />
who specialised in such multi-figure scenes. He created<br />
another painting with the same subject ca. 1580<br />
which is held at the Gemäldegalerie Düsseldorf.<br />
Literature:<br />
Compare H. A. Lier, Wingen, Joost van, in: Allgemeine<br />
Deutsche Biographie (ADB). Vol. 43, Duncker & Humblot,<br />
Leipzig 1898, pp. 428.<br />
Compare A. Rauch, Mythos im Judentum, Kapitel<br />
Samson und Dalila, Leipzig, 2021.<br />
€ 70.000 - € 90.000<br />
Sistrix<br />
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280<br />
FLÄMISCHER MALER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
FESTVERGNÜGEN AUF DEM LANDE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
122 x 179 cm.<br />
In vergoldetem Rahmen.<br />
Vor den an einer Straßenseite liegenden Häusern eines<br />
Dorfes unter hohem, wolkigen Himmel eine fröhliche<br />
Gesellschaft von Bauern am Feiern. Die rechte Bildseite<br />
wird fast ganz von einem alten Haus mit Strohdach<br />
eingenommen, über dessen Eingangstür ein Schild<br />
hängt und es als Wirtshaus ausweist. Auf dem Platz<br />
davor sind zwei Paare und ein Mann beim Tanz, links<br />
von ihnen spielen drei Männer, unter anderem mit<br />
Dudelsack und Geige, auf. Um die Tanzenden zahlreiche<br />
Zuschauer versammelt, die teils auf Bänken sitzen,<br />
einer davon in Rückenansicht mit Becher und erhobenem<br />
Hut in seinen Händen. Im Vordergrund links ein<br />
altes Holzrad und zwei Baumstümpfe, die ins Bild<br />
ragen, sowie drei Kinder, von denen eines mit einem<br />
Hund spielt. Im Hintergrund weitere Häuser mit zahlreichen<br />
feiernden Figuren. Die Häuser in einer von<br />
links nach rechts oben gehenden Diagonalen positioniert.<br />
Durch eine weiße Wolke strahlt Licht herab<br />
und beleuchtet gezielt kleinere Stellen des Vordergrundes.<br />
Malerei in zurückhaltender Farbgebung mit<br />
gekonnter Lichtführung eines vor allem im 17. Jahrhunderts<br />
beliebten Motivs mit feiernden Bauern oder<br />
Gesellschaften. Rest., Retuschen. (1260695) (18)<br />
FLEMISH PAINTER, 17TH CENTURY<br />
COUNTRY FAIR<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
122 x 179 cm.<br />
In gilt frame.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
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281<br />
LUKAS VAN UDEN (1595-1672) UND<br />
DAVID TENIERS D. J. (1610-1690)<br />
WEITE FLÄMISCHE LANDSCHAFT MIT FIGUREN<br />
BEI SONNENUNTERGANG<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
103 x 132 cm.<br />
Dr. Klinge datiert die Ausführung des Gemäldes um<br />
1637/39.<br />
In dekorativem teilvergoldeten Rahmen.<br />
Eine Bestätigung mit Zuweisung an die genannten<br />
Künstler von Frau Dr. Margret Klinge, Düsseldorf vom<br />
22.03.2021, liegt vor (in Kopie).<br />
Blick über eine weite flämische Landschaft in vielen<br />
differenzierten grünen und beige-braunen Farbtönen,<br />
die im Vordergrund durch einen Fluss und auf der linken<br />
Bildseite von Figuren belebt wird. Dargestellt sind<br />
linksseitig ein älterer Mann und eine kniende Frau mit<br />
einer großen glänzenden Kanne, die ihren Blick auf<br />
zwei junge Hunde gerichtet haben. Hinter ihnen stehend<br />
zwei prachtvolle Stiere und ein kleines weißes<br />
Schaf. Oberhalb von ihnen auf einer kleinen Lichtung<br />
drei Männer im Gespräch, die teils über die weite<br />
Landschaft blicken. Auf der rechten Bildseite ist zudem<br />
ein kleines, von Bäumen umgebenes Dorf mit Kirche<br />
zu erkennen, davor weitere Figuren im Gespräch und<br />
ein Schäfer mit seiner Herde. Großartige Aussicht auf<br />
die flämische Landschaft, die von Lukas van Uden<br />
stammt, während David Teniers d. J. die feinen, teils<br />
präzisen Figurengruppen gemalt hat. Kleinere Retuschen.<br />
(1271471) (18)<br />
LUKAS VAN UDEN (1595-1672) AND<br />
DAVID TENIERS THE YOUNGER (1610-1690)<br />
VAST FLEMISH LANDSCAPE WITH FIGURES<br />
AT SUNSET<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
103 x 132 cm.<br />
Dr Klinge dated the painting to ca. 1637/39.<br />
A copy of the confirmation with attribution of artists<br />
by Dr Margret Klinge, Düsseldorf dated 22 March 2021<br />
is enclosed.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
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282<br />
JACOPO PALMA IL GIOVANE,<br />
1544 <strong>–</strong> 1628, ZUG.<br />
JACOPO PALMA IL GIOVANE,<br />
1544 <strong>–</strong> 1628, ATTRIBUTED<br />
DIE KREUZABNAHME CHRISTI<br />
THE DEPOSITION FROM THE CROSS<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
95 x 95 cm.<br />
In dekorativem Rahmen.<br />
Vor dunklem Hintergrund der gerade vom Kreuz genommene,<br />
leicht sitzende Christus in weißem Lendentuch<br />
und schmalem Nimbus um sein Haupt, dessen<br />
Oberkörper von Johannes gehalten wird. Christus hat<br />
sein Haupt geneigt und die Augen geschlossen; deutlich<br />
sichtbar ist seine Seitenwunde. Rechts von ihm<br />
Maria in rotem Untergewand und blauem Mantel, die<br />
Hände zum Gebet gefaltet, und mit traurigen, geröteten<br />
Augen mit einer Träne Christus anblickend. Hinter<br />
ihr Maria Magdalena mit blonden Haaren und fahlem<br />
Gesicht, nach oben aus dem Bild herausschauend. Vor<br />
Christus zudem in der unteren rechten Ecke ein weiterer<br />
Mann in dunkler Kleidung und weißem Halskragen,<br />
Christus anblickend. Malerei in zurückhaltender Farbgebung<br />
mit gekonnt gesetzten Hell-Dunkel- <strong>Part</strong>ien.<br />
Verso eine Unterlegung.<br />
Anmerkung:<br />
Bei dem Dargestellten auf der unteren rechten Seite<br />
könnte es sich den Stifter des Gemäldes handeln.<br />
Ein solcher findet sich auf einem kleinem Gemälde<br />
mit identischem Motiv wieder, dass in 2009 bei<br />
Christie‘s versteigert wurde. (1261354) (18)<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
95 x 95 cm.<br />
€ 22.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
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85
283<br />
FLÄMISCHER MEISTER<br />
DER ERSTEN HÄLFTE DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
284<br />
CARLO FRANCESCO NUVOLONE,<br />
1608/09 <strong>–</strong> 1661/65, ZUG.<br />
CARLO FRANCESCO NUVOLONE,<br />
1608/09 <strong>–</strong> 1661/65, ATTRIBUTED<br />
DIE GEBURT ALEXANDER DES GROSSEN<br />
DIE HEILIGE MARIA MAGDALENA<br />
SAINT MARY MAGDALENE<br />
Öl auf Kupfer.<br />
31,2 x 42,5 cm.<br />
In Prunkrahmen.<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
118 x 95 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
118 x 95 cm.<br />
Unframed.<br />
Im prachtvollen Innenraum eines Palastes wird der in<br />
den Armen einer Amme liegende neugeborene Alexander<br />
seinem Vater König Philipp II von Makedonien<br />
präsentiert. Dieser, in rotem Mantelüberwurf und Lorbeerkranz<br />
auf seinem Haupt, sieht den Knaben bewundernd<br />
an. Hinter ihm wohnen weitere Soldaten,<br />
teils in Rüstung mit Helmen und Schild, dem Ereignis<br />
bei. Zwischen ihnen steht, in einem braunen Mantel<br />
mit Kopfbedeckung, der Seher Aristander, der die<br />
Träume von Philipp und seiner Frau, Königin Olympia,<br />
so gedeutet hatte, dass ihnen die Geburt eines Löwen<br />
bevorstehe. Durch einen hohen Rundbogen,<br />
flankiert von Säulen, führt ein Gang in den hinten liegenden<br />
Innenraum, darin das große breite Bett der<br />
darin liegenden Königin Olympia, mit großem grünem<br />
Baldachin, die noch von der Geburt ermattet wirkt.<br />
Links im Vordergrund, teils leicht verschattet, zwei junge<br />
Frauen, die an einem mit braunem Tuch gedeckten<br />
Tisch einige wertvolle Gefäße reinigen. Im verschatteten<br />
Vordergrund ein brauner Hund, der dem Ereignis<br />
der Geburt Alexander des Großen ebenfalls beiwohnt.<br />
Vielfigurige Malerei mit gekonnter Lichtführung. Retuschen.<br />
(12713621) (18)<br />
Darstellung der büßenden Maria Magdalena mit langem<br />
wallenden dunkelblonden Haar, leicht zurückgelehnt<br />
sitzend mit nacktem Oberkörper und um die<br />
Hüfte und Schulter verlaufendem weißen Gewand<br />
und rötlichem Tuch. Links von ihr, unterhalb des Tuchs,<br />
ein aufgeschlagenes Buch und am linken unteren<br />
Rand ein goldenes Salbgefäß, eines ihrer Attribute.<br />
Ihre linke Hand ruht auf einem Totenschädel, während<br />
sie ihren rechten Arm zum Kopf hin angebeugt hat.<br />
Sie hat ein helles weiches Inkarnat, rote Lippen, leicht<br />
gerötete Wangen und ihren Kopf mit den großen glänzenden<br />
tränenreichen Augen hat sie ehrfurchtsvoll<br />
und reuig zum Himmel gewandt. Malerei mit starker<br />
Hell-Dunkel-Akzentuierung, in der für die Zeit üblichen<br />
Darstellungsweise der Heiligen. Auf der rechten Seite<br />
noch vertikale Leinwandfalte erkennbar. Vereinzelt<br />
leichte Farbabsplitterungen, wenige Retuschen.<br />
(1270712) (2) (18)<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
€ 9.000 - € 12.000<br />
Sistrix<br />
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285<br />
ITALIENISCHE SCHULE UM 1520/1540<br />
CHRISTUS AM ÖLBERG<br />
Öl auf Pappelholz.<br />
44 x 33 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Nach dem letzten Abendmahl geht Jesus in Begleitung<br />
zum Garten Gethsemane am Ölberg, um alleine zu<br />
beten. Während Christus in einem langen faltenreichen<br />
rötlichen Gewand kniet, die Hände zum Gebet<br />
gefaltet und seinen Blick auf einen ihm erschienenen<br />
Engel, oberhalb eines Felsenstückes im abendlichen<br />
Himmel gerichtet hat, liegen im Vordergrund seine ihn<br />
begleitenden Jünger Petrus, der noch ein Schwert in<br />
seiner rechten Hand hält, sowie Johannes und Jakobus<br />
der Ältere, die eingeschlafen sind. Von rechts hinter<br />
dem Felsen betreten bereits Soldaten mit Waffen<br />
und in Rüstung den Garten, angeführt von Judas, der<br />
den Geldbeutel mit den Münzen hält, um Christus gefangen<br />
zu nehmen. Im Hintergrund links die Silhouette<br />
der Stadt, unter blauem Abendhimmel mit hellem<br />
Lichtstreifen der untergegangenen Sonne am Horizont.<br />
Erzählerische Wiedergabe, die sich streng an den<br />
Bibeltext hält. Auffallend die detailgenaue faltenreiche<br />
Wiedergabe der Gewänder der drei Jünger und des<br />
betenden Christus. Rest., teils alter Wurmstich.<br />
(1271451) (2) (18)<br />
ITALIAN SCHOOL, CA. 1520/1540<br />
CHRIST ON THE MOUNT OF OLIVES<br />
Oil on poplar panel.<br />
44 x 33 cm.<br />
€ 30.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
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286<br />
DEUTSCHER MALER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
HALBPORTRAIT EINES MANNES MIT ROTEM<br />
BARETT<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
39 x 32,5 cm.<br />
Verso auf Leinwand alter Aufkleber mit Daten zum<br />
Portraitierten, datiert 1741.<br />
In dekorativem Rahmen.<br />
Bildnis nach rechts vor braunem Hintergrund, der Dargestellte<br />
in weißem Hemd und dunkler, fast schwarzer<br />
Jacke, auf dem Kopf ein großes, leuchtend rotes<br />
Barett. Er hat ein feines Gesicht und leicht glänzende<br />
dunkle Augen, mit denen er voller Aufmerksamkeit<br />
seitlich aus dem Bild herausschaut. Am unteren rechten<br />
Rand sind seine Hände sichtbar, von denen die<br />
Linke mit drei wertvollen Ringen geschmückt ist.<br />
Oberhalb des Dargestellten ist in goldenen Buchstaben<br />
zu lesen „IACOBUS, MEYER, KONSUL, REFORM:<br />
ECCLAE. BASIL.: MDXXIX.“ Dazu ist auf der linken<br />
Seite, in gelb-roter Farbgebung, mit einem Hirschkopf<br />
das Familienwappen des Dargestellten zu sehen.<br />
Malerei von höchster Qualität, der Dargestellte mit<br />
individuellen Gesichtszügen wiedergegeben. Teils rest.<br />
(12717123) (18)<br />
€ 6.000 - € 8.000<br />
Sistrix<br />
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287<br />
ADRIAEN VAN STALBEMT,<br />
1580 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1662 EBENDA<br />
Adriaen van Stalbemt war ein flämischer Maler, Radierer<br />
und Zeichner. Nach seiner Lehre wurde er 1610 in die<br />
Sankt Lukasgilde Antwerpen aufgenommen und zum<br />
Meister ernannt. Das künstlerische Werk ist ganz der<br />
Tradition der älteren flämischen Schule verpflichtet.<br />
Einige seiner Sujets, wie Landschaften, können durchaus<br />
mit denen von Hendrik van Balen d.Ä. (1575-1632)<br />
verglichen werden.<br />
DORFSTRASSE MIT BÄUMEN UND HOLZFÄLLER<br />
Öl auf Kupfer, im Queroval.<br />
8,3 x 11 cm.<br />
In rechteckigem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz vom 12.<br />
Januar 2021, in Kopie vorliegend.<br />
Unter hellblauem Himmel mit Vögeln eine breite Dorfstraße,<br />
flankiert von einigen Häusern, von denen das<br />
linksseitige Haus ein markantes vorspringendes Obergeschoss<br />
hat. Die Straße führt in die Ferne, an dessen<br />
Ende der Turm einer Kirche zu erkennen ist. Im Vordergrund<br />
links, auf einem kleinen Hügel, zwei große wuchtige<br />
grüne Bäume und ein Holzfäller mit erhobener<br />
Axt, der sich an einem Baumstumpf zu schaffen macht.<br />
Rechts neben ihm ein Paar mit Hund. Harmonische<br />
Malerei in der typischen Manier des Künstlers.<br />
Als Zeit der Entstehung nennt Dr. Ertz Antwerpen in<br />
den 1620er-Jahren. Er weist darauf hin, dass das Hausmotiv<br />
mit vorspringenden Obergeschossen immer<br />
wieder in den Landschaften des Künstlers vorkommt.<br />
(12717112) (18)<br />
ADRIAEN VAN STALBEMT,<br />
1580 ANTWERP <strong>–</strong> 1662 IBID.<br />
VILLAGE ROAD WITH TREES AND LUMBERJACK<br />
Oil on copper, in horizontal oval.<br />
8.3 x 11 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz<br />
dated 12 January 2021 (copy enclosed). Dr Ertz suggests<br />
Antwerp ca. 1620s as the time of creation.<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
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288<br />
PIETER BRUEGHEL D.J.,<br />
UM 1564 BRÜSSEL <strong>–</strong> 1637/38 ANTWERPEN<br />
MARTIN LUTHER UND KATHARINA VON BORA<br />
Öl auf Eichenholz, im Rund.<br />
Durchmesser: 17 cm.<br />
Im dunklen Hintergrund links oben die Aufschrift<br />
„Luther“. Laut Klebezettel verso wurde das Gemälde<br />
ehemals als das Werk eines „Rheinischen Meisters d.<br />
16. Jhdts.“ gesehen.<br />
Zuweisung an den genannten Künstler durch Expertise<br />
von Dr. Klaus Ertz, Lingen, 23 Mai 2021.<br />
Der Reformator und seine Gemahlin sind in Klostertracht<br />
gezeigt. Luther mit Tonsur, Katharina von Bora<br />
mit weißem Nonnentuch. Seine Hand ist an ihr Kinn<br />
gelegt, während er dem Betrachter entgegenblickt.<br />
Links hinter seinem Rücken der Kopf eines älteren<br />
Mannes mit Brille und einem um den Kopf gewickelten<br />
Tuch, der mahnend den Zeigefinger hebt. Die Darstellung<br />
ist wohl aus der Sicht der reformierten Gesellschaft<br />
zu verstehen, nicht als Kritik gegen die<br />
Verbindung Luthers mit Katharina. Der Mahner ist<br />
daher eher als Kritik an der konservativen <strong>Part</strong>ei zu<br />
verstehen. Künstlernamensschild auf dem Rahmen.<br />
(1271715) (11)<br />
PIETER BRUEGHEL THE YOUNGER,<br />
CA. 1564 BRUSSELS <strong>–</strong> 1637/38 ANTWERP<br />
MARTIN LUTHER AND KATHARINA VON BORA<br />
Oil on oak panel. Tondo format.<br />
Diameter: 17 cm.<br />
Inscription “Luther” on dark background top left.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen, 23 May 2021 with identification of Brueghel<br />
the Younger as the artist.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
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93
289<br />
FLÄMISCHE SCHULE DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
MARIA LACTANS MIT ENGELN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
129 x 102 cm.<br />
In dekorativem, teils bemaltem Rahmen.<br />
In Nahsicht die sitzende Maria in leuchtend rotem<br />
Gewand und blauem faltenreichem Umhang, in ihrem<br />
Schoß das größere Jesuskind, in einem weißen Laken<br />
haltend und ihm ihre linke Brust reichend. Sie hat den<br />
Kopf leicht gesenkt und blickt ihn liebevoll an. Das<br />
Kind selbst hat seinen Kopf leicht zur Seite gewandt<br />
und blickt nach oben auf die, zwischen einer großen<br />
weißen Wolke erscheinenden geflügelten Puttiköpfe.<br />
Links hinter Maria ein Herr mit leicht gewellten schulterlangen<br />
Haaren und einem Spitzbart, in einem großen<br />
Buch blätternd und dabei seinen Blick auf die im Himmel<br />
erschienen Putti gerichtet. Die Darstellung des<br />
Mannes erinnert an vergleichbare Portraits des Anthonius<br />
van Dyck (1599-1641). Die Madonnendarstellung<br />
mit Kind hingegen erinnert an ähnliche Werke des<br />
Peter Paul Rubens (1577-1640). Hervorragende qualitätvolle<br />
Malerei, bei der sowohl die Figuren mit feinem<br />
Inkarnat, als auch die leuchtende faltenreiche und teils<br />
glänzende Kleidung präzise herausgearbeitet sind.<br />
Auch die blond gelockten Puttiköpfe mit den runden<br />
Gesichtern und den Pauswangen lassen an Kinder- und<br />
Puttidarstellungen von Rubens erinnern. (12711919)<br />
(1) (18)<br />
FLEMISH SCHOOL, 17TH CENTURY<br />
MARIA LACTANS WITH ANGELS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
129 x 102 cm.<br />
The depiction of the man is reminiscent of similar portraits<br />
by Anthony van Dyck (1599-1641). The depiction<br />
of the Virgin with the Child, however, brings to mind<br />
similar works by Peter Paul Rubens (1577-1640). Excellent<br />
high-quality painting with precise rendition of<br />
the figures and their subtle flesh tones and luminous,<br />
in parts lustrous depiction of the clothing with multiple<br />
folds. The heads of the putti with their blond curls<br />
and round chubby faces also recall depictions of putti<br />
and children by Rubens.<br />
€ 75.000 - € 80.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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290<br />
ANTHONIS VAN DYCK,<br />
1599 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1641 LONDON, WERKSTATT<br />
MARIA MIT DEM KIND<br />
Öl auf Leinwand.<br />
142 x 111 cm.<br />
Das von Van Dyck geschaffene Original, das sich heute<br />
im Walters Art Museum in Baltimore befindet (Inv.Nr.<br />
37.234, 126 x 114,6 cm), wurde sowohl von der Werkstatt<br />
als auch danach mehrfach wiederholt. Allerdings<br />
zeigen die Wiederholungen nahezu immer Unterschiede<br />
in Details oder der Farbwahl der Textilien. So ist das<br />
Tuch, auf dem das Jesuskind steht, im Original blau<br />
gemalt, hier jedoch in bräunlicher Farbe. Im Original,<br />
wie hier, ist der Blick der Maria in Andacht nach oben<br />
gerichtet, während das Kind zur Seite blickt. Insgesamt<br />
feine, qualitätvolle Pinselhandschrift. A.R.<br />
ANTHONIS VAN DYCK,<br />
1599 ANTWERP <strong>–</strong> 1641 LONDON, WORKSHOP OF<br />
THE VIRGIN AND CHILD<br />
Oil on canvas.<br />
142 x 111 cm.<br />
The original created by van Dyck today held at the<br />
Walters Art Museum in Baltimore (inv. no. 37.234, 126<br />
x 114.6 cm.) was copied by the workshop several<br />
times.<br />
€ 30.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Literatur:<br />
Zum Original: Susan J. Barnes, Nora de Poorter et<br />
al., Van Dyck. A Complete Catalogue of the <strong>Paintings</strong>,<br />
New Haven / London 2004, Kat.-Nr. III.12, S. 254-255.<br />
(12715419) (11)<br />
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291<br />
ALESSANDRO VAROTARI,<br />
GENANNT „IL PADOVANINO“,<br />
1588 PADUA <strong>–</strong> 1649 VENEDIG, ZUG.<br />
Alessandro Varotari wurde in Padua geboren, worauf<br />
auch sein späterer Künstlername Padovanino beruht.<br />
1614 zog er nach Venedig, wo er sich als Maler betätigte<br />
und bis zu seinem Tod lebte. Er besuchte mindestens<br />
zweimal Rom, wo er die Werke von Michelangelo (1475-<br />
1564) und Annibale Carracci (1560-1609) studierte. Seine<br />
Werke befinden sich u.a. in den Sam m lungen der Berliner<br />
Gemäldegalerie, der Barockgalerie im Residenzschloss<br />
Ludwigsburg und im Landesmu seum <strong>Old</strong>enburg.<br />
ALLEGORIE DES SOMMERS<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
93 x 132 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
In freier Natur bei abendlichem Himmel die halb liegende<br />
Ceres, die römische Göttin des Ackerbaus und<br />
der Fruchtbarkeit, in Rückenansicht, lediglich mit einem<br />
weißen dünnen Kleid bekleidet, das jedoch ihre linke<br />
Schulterpartie und den ausgestreckten Arm freilässt.<br />
Auf den dunklen Haaren trägt sie einen Kranz mit Ähren,<br />
zudem ist darin ein blaues Band und eine Perlenkette<br />
eingearbeitet. Ihr linkes Ohr ist zudem mit einem<br />
wertvollen Perlohrring geschmückt. Sie blickt mit ihrem<br />
zarten Gesicht, den leicht geröteten Wangen und<br />
ihren dunklen Augen nach links auf eine Dienerin, die<br />
eine Getreidegarbe hält. Mit ihrer ausgestreckten Hand<br />
berührt sie zudem einen jungen Mann am linken Bildrand,<br />
der ein ganzes Bündel mit Getreideähren trägt.<br />
Harmonische Malerei mit starker Hell-Dunkel- Akzen tuierung,<br />
wobei insbesondere das feine Inkarnat der Göttin<br />
sowie das Inkarnat ihrer Begleiterin und des jungen<br />
Kornträgers hervorgehoben werden. (1271644) (18)<br />
ALESSANDRO VAROTARI,<br />
ALSO KNOWN AS “IL PADOVANINO”,<br />
1588 PADUA <strong>–</strong> 1649 VENICE, ATTRIBUTED<br />
ALLEGORY OF THE SUMMER<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
93 x 132 cm.<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
292<br />
JACOPO AMIGONI,<br />
1682 VENEDIG <strong>–</strong> 1752 MADRID<br />
DIE MADONNA MIT DEM JESUSKNABEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
82 x 64,5 cm.<br />
In vergoldetem Prunkrahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Goriza.<br />
Vor braunem Hintergrund das Halbbildnis der Madonna<br />
in rot-blauem Gewand und Schleier an einem Holztisch<br />
stehend. Sie hält mit ihrer linken Hand den nackten,<br />
blondgelockten Jesusknaben mit einem weißen<br />
Laken fest, während ihre andere Hand den linken Fuß<br />
des Kindes umfasst, der mit dem rechten Bein auf der<br />
Tischplatte steht. Jesus mit hellem, weichem Inkarnat<br />
und leicht rundlichem Gesicht mit geröteten Wangen<br />
hat mit seiner rechten Hand den Schleier der Mutter<br />
ergriffen. Er wird sehr lebendig wiedergegeben mit<br />
seinen leuchtenden runden Augen, die aus dem Bild<br />
auf den Betrachter hinausblicken. Laut Succi sind<br />
ähnliche Gesichtszüge des Kindes auf Werken des<br />
Künstlers zu finden, die um 1740 datiert werden. Maria<br />
hat hingegen ihren Kopf leicht erhoben und ihre<br />
feuchten Augen blicken wehmütig ergeben zum Himmel;<br />
ihr Gesichtsausdruck deutet darauf hin, dass sie<br />
sich des tragischen irdischen Schicksals ihre Sohnes<br />
bewusst ist.<br />
Laut Succi geht dem hier gezeigten Werk ein Entwurf<br />
des Künstlers voraus, der sich in der Sammlung Terruzzi<br />
befindet. Derselbe Gesichtsausdruck Mariens ist<br />
in dem Gemälde „Judith und Holofernes“ zu finden,<br />
das sich im Hessischen Landesmuseum Darmstadt<br />
befindet und um 1740 datiert wird; daher dürfte das<br />
vorliegende Gemälde auch um 1740 zu datieren sein.<br />
Rest., verso eine Unterlegung. (1271771) (18)<br />
JACOPO AMIGONI,<br />
1682 VENICE <strong>–</strong> 1752 MADRID<br />
THE VIRGIN AND CHRIST CHILD<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
82 x 64.5 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />
Gorizia, according to which there is a sketch created<br />
by the artist and held at the Terruzzi Collection that<br />
predates the painting on offer for sale here. The same<br />
facial expression of the Virgin can also be found in the<br />
painting Judith and Holofernes, held at the Hessische<br />
Landesmuseum, Darmstadt and dated 1740, therefore<br />
the present painting should date around the same<br />
period.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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293<br />
ASCANIO LUCIANI,<br />
1621 NEAPEL <strong>–</strong> 1706 EBENDA<br />
ABSCHALOMS GASTMAHL<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
117 x 98,5 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Beigegeben eine Expertise von Prof. Giancarlo Sestieri,<br />
Rom, 20. März 2021.<br />
Inmitten einer offenen klassischen Ruinenarchitektur,<br />
die von einem kassettierten Gebälk mit stützenden<br />
ionischen Säulen gebildet wird, erzählt uns Luciani die<br />
biblische Geschichte aus dem alten Testament. Links<br />
hinten ein Schaugericht mit manieristischer Anrichte<br />
und Prunkgeschirr. Rechts in dem offenen Atrium,<br />
gut beleuchtet, die Festmahlsszene mit den zwei<br />
Königssöhnen in blauen Umhängen, von denen der<br />
eine, Amnon, rücklings auf den Boden dem Betrachter<br />
entgegenstürzt und von zwei Soldaten Abschaloms<br />
erstochen wird. Während Abschalom noch eine Bewegung<br />
hinzu macht, wird das Geschehen der umstehenden<br />
Personen mit Erstaunen oder mit einer<br />
die Hauptpersonen verbindenden Gestik begleitet.<br />
Sestieri datiert das Gemälde auf Neapel, um 1647/48.<br />
ASCANIO LUCIANI,<br />
1621 NAPLES <strong>–</strong> 1706 IBID.<br />
THE BANQUET OF ABSALOM<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
117 x 98.5 cm.<br />
An expert’s report by Professor Giancarlo Sestieri,<br />
Rome, 20 March 2021, is enclosed.<br />
€ 10.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Abschalom war der dritte Sohn König Davids. Dieser<br />
ließ seinen ältesten Bruder Amnon außerhalb von<br />
Baal-Hazor umbringen (2 Sam 13,21), um Rache zu<br />
üben an Amon, der seine Halbschwester Tamar vergewaltigt<br />
hatte (2 Sam 13,1).<br />
Vergleichsliteratur:<br />
Viviano and Niccolò Codazzi and the Baroque Architectural<br />
Fantasy, Rom 1993, S. 474 - 476.<br />
Capriccio architettonico in Italia nel XVII e XVIII secolo,<br />
Foligno 2015, S. 300 - 325. (12716410) (13)<br />
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294<br />
FRANCESCO MONTI,<br />
1685 <strong>–</strong> 1768, ZUG.<br />
DER HEILIGE GEMINIANUS TREIBT DEN TEUFEL<br />
AUS DER KAISERTOCHTER<br />
Öl auf Leinwand.<br />
53 x 35 cm.<br />
In vergoldetem Rahmen.<br />
In einem hohen Palastraum mit Säulen steht der Heilige<br />
mit goldener Mitra und langem Gewand und hat<br />
seinen rechten Arm weit erhoben, um einer vor ihm<br />
zurückgesunkenen und von einem Mann unter den<br />
Armen gehaltenen jungen Frau den Teufel auszutreiben.<br />
Diese trägt ein edles Gewand und einen rosafarbenen<br />
Umhang, hat ihre Arme vor Schmerz weit von<br />
sich gestreckt und den Mund und die Augen weit aufgerissen.<br />
Über ihr eilt eine in der Luft schwebende<br />
dünne, fast schwarze Gestalt davon, die aus ihrem<br />
Inneren ausgetriebene Teufelsgestalt. Der jungen<br />
Frau gegenüber steht mit leuchtend rotem Umhang<br />
und Krone, was ihn als Kaiser kennzeichnet, ihr Vater,<br />
der mit ausgestrecktem rechtem Arm auf die Tochter<br />
verweist. Zahlreiche Figuren wohnen diesem Ereignis<br />
bei, so jeweils seitlich des Heiligen ein Mann, der einen<br />
Kreuzesstab bzw. einer, der den Bischofsstab in<br />
den Händen hält; zudem zwei Frauen auf der linken<br />
Seite, die dem Teufel nachschauen. Im Hintergrund ist<br />
in einem weiteren Raum der Thron der Kaisers mit rotem<br />
Baldachin zu sehen. Vielfigurige, ausdrucksstarke<br />
und gestenreiche Malerei mit gekonnter Hell-Dunkel-<br />
Akzentuierung. Kleine Retuschen.<br />
Anmerkung:<br />
Der Heilige Geminianus war im 4. Jahrhundert Bischof<br />
von Modena. Die alten Heilungs- und Exorzismuserzählungen,<br />
die sich mit seinem Namen verbinden,<br />
sind offenbar Reflex einer herausragenden Persönlichkeit.<br />
(12714220) (18)<br />
FRANCESCO MONTI,<br />
1685 <strong>–</strong> 1768, ATTRIBUTED<br />
SAINT GEMINIANUS EXORCISING DEVILS FROM<br />
THE EMPEROR’S DAUGTHER<br />
Oil on canvas.<br />
53 x 35 cm.<br />
€ 10.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
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295<br />
LUCA GIORDANO,<br />
1634 NEAPEL <strong>–</strong> 1705 EBENDA, ZUG.<br />
LOT UND SEINE TÖCHTER<br />
Öl auf Leinwand.<br />
165 x 200 cm.<br />
Großformatige Darstellung der Szene des Alten Testaments<br />
(Gen. 19, 1-29), wonach Lot, der Neffe Abrahams,<br />
aus der brennenden, sündigen Stadt Sodom mit Frau<br />
und Töchtern geflüchtet ist. Während Lots Frau nach<br />
einem Rückblick auf die Stadt zur Salzsäule wurde,<br />
floh Lot mit seinen Töchtern in eine Höhle. Diese versetzten<br />
ihn durch Wein in einen Rauschzustand und<br />
ließen sich vom Vater begatten, da „kein Mann im<br />
Lande sei, von dem sie Nachkommen“ haben könnten.<br />
Die Sage wurde zum Grund der Feindschaft der<br />
Hebräer mit den Nachbarvölkern Moab und Ammon<br />
und gleichzeitig zum Symbol gegen Inzucht.<br />
Die Darstellung zeigt Lot in rotem Gewand zwischen<br />
den Töchtern, die ihn umgarnen, während sein Blick<br />
bereits abwesend erscheint. Am Boden das Fluchtgepäck,<br />
dem königlichen Stand Lots entsprechend mit<br />
Zepter und Perlenketten. Ein weiteres Detail im Bild,<br />
eine kleine Statue im Arm der Tochter links, verweist<br />
auf die ebenfalls in der Bibel verbotene Idolatrie.<br />
Der Malstil, aber auch die Komposition mit großfigürlicher<br />
Darstellung tauchen im Werk des Luca Giordano<br />
regelmäßig auf. A.R. (1271293) (11)<br />
LUCA GIORDANO,<br />
1634 NAPLES <strong>–</strong> 1705 IBID., ATTRIBUTED<br />
LOT AND HIS DAUGTHERS<br />
Oil on canvas.<br />
165 x 200 cm.<br />
€ 35.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
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103
296<br />
SIMON JACOBSZ. DE VLIEGER,<br />
UM 1600 ROTTERDAM <strong>–</strong> UM 1653 WEESP<br />
PRACHTVOLLER DREIMASTER AUF HOHER SEE<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
29 x 35 cm.<br />
Rechts unten auf schwimmendem Holzbalken signiert.<br />
Auf bewegter See das große Schiff mit niederländischer<br />
Beflaggung sowie ein Zweimaster und weiß geflaggte<br />
Segelboote. Im Wasser mit aufbrausendem<br />
Wellengang, über dem einige Vögel kreisen, einige<br />
Holzstücke. Hinter dem Dreimaster der dramatisch<br />
graue Himmel mit dunklen Wolken, die nach links aufklaren<br />
und wiederum den blauen Himmel durchscheinen<br />
lassen. Malerei in überwiegend monochromer<br />
grau-weißer Farbigkeit in der typischen Manier des vor<br />
allem für seine Meeresgemälde bekannten Malers.<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung, Deutschland.<br />
Lempertz Auktion, Köln, 20.5.1985, Nr. 76.<br />
Privatsammlung, Deutschland.<br />
Auktion Galerie Gerda Bassenge, Berlin, 24.11.2011,<br />
Nr. 6011a.<br />
Privatsammlung, Norddeutschland. (12701522) (18)<br />
SIMON JACOBSZ. DE VLIEGER,<br />
CA. 1600 ROTTERDAM <strong>–</strong> CA. 1653 WEESP<br />
MAGNIFICENT BARK ON HIGH SEAS<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
29 x 35 cm.<br />
Signed lower right on floating timber beam.<br />
Provenance:<br />
Private collection, Germany.<br />
Lempertz auction, Cologne, 20.5.1985, No.76.<br />
Private collection, Germany.<br />
Auction Galerie Gerda Bassenge, Berlin, 24.11.2011,<br />
No. 6011a.<br />
Private collection, Northern Germany.<br />
€ 7.000 - € 9.000<br />
Sistrix<br />
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297<br />
FRANS POURBUS D.J.,<br />
1569 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1622 PARIS<br />
PORTRAIT DES VINCENZO I GONZAGA<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
83 x 65 cm.<br />
In punziertem und mit plastischen Ornamenten<br />
verziertem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Claudio Strinati vom 2.<br />
März 2003, in Kopie, der sich auf Frans Pourbus den<br />
Jüngeren als Künstler unseres Gemäldes festlegt und<br />
die Qualität des Gemäldes in besonderer Weise hervorhebt.<br />
Das Portrait des großen Renaissancefürsten durch<br />
Frans Pourbus d.J. und dessen Werkstatt ist mehrfach<br />
belegt. Vincenzo sorgte dafür, dass Mantua zum<br />
Kunstzentrum Italiens wurde, so brachte er etwa Rubens<br />
nach Mantua, wo dieser seine ersten großen<br />
Aufträge ausführte. Daneben protegierte er auch den<br />
Dichter Tasso und den Komponisten Claudio Monteverdi,<br />
den er an seinen Hof zu binden verstand. Mit<br />
Vincenzo I Gonzaga ist letztlich aber auch Frans Pourbus<br />
d.J. verbunden, der sich von 1600-1609 am Hofe<br />
von Mantua aufhielt und wirkte, während Rubens im<br />
gleichen Jahr nach Italien reiste und Mantua 1608 verließ.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Saur, Allgemeines Künstlerlexikon. Die bildenden<br />
Künstler aller Zeiten und Völker, Bd. 116 (2017),<br />
München 1992, S. 432. (1270211) (13)<br />
FRANS POURBUS THE YOUNGER,<br />
1569 ANTWERP <strong>–</strong> 1622 PARIS<br />
PORTRAIT OF VINCENZO I GONZAGA<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
83 x 65 cm.<br />
A copy of an expert’s report by Claudio Strinati, dated<br />
2 March 2003, is enclosed. He identifies Frans Pourbus<br />
the Younger as the creator of the painting on offer<br />
for sale here and highlights the quality of the painting.<br />
There is multiple evidence that Frans Pourbus the<br />
Younger and his workshop painted portraits of this<br />
great Renaissance prince. It was Vincenzo, who turned<br />
Mantua into a centre of art in Italy. It was also Vincenzo<br />
who, for instance, brought Rubens to Mantua to<br />
create his very large commissions. Furthermore, he<br />
was also a patron of the poet Torquato Tasso and the<br />
composer Claudio Monteverdi. Frans Pourbus the Younger<br />
also has connections with Vincenzo I Gonzaga, as<br />
he resided at his court in Mantua between 1600-1609,<br />
while Rubens left Mantua in 1608 to travel Italy.<br />
Literature:<br />
Compare Saur, Allgemeines Künstlerlexikon: die<br />
bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, vol. 116<br />
(2017), Munich 1992, p. 432.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
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298<br />
GIOVANNI BATTISTA SALVI,<br />
GENANNT „SASSOFERRATO“,<br />
1609 SASSOFERRATO <strong>–</strong> 1685 ROM, ZUG.<br />
Der gerne auch nach seiner Geburtsstadt benannte<br />
Maler hatte sich auf die Themen der Mariendarstellungen<br />
spezialisiert. Seinem Werk, wie auch seiner Malweise<br />
sind die Vorbilder, nach denen er sich orientiert<br />
hat, noch deutlich zu erkennen. Schon früh in Rom<br />
studierte er die Feinmalerei Raffaels (1483-1520), oder<br />
die andächtige Innigkeit des Guido Reni (1575-1642).<br />
Zwischenzeitlich hielt er sich in Neapel auf. In den<br />
Fragen der Komposition aber übernahm er die Bildwirkungen,<br />
die von Annibale Carracci (1560-1609) ausgingen.<br />
DIE HEILIGE FAMILIE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
84 x 90 cm.<br />
Alle Merkmale der Malweise Sassoferratos finden<br />
sich in dem vorliegenden Bild vereinigt. Der ruhige,<br />
kontemplative Gesamteindruck des Gemäldes ist das<br />
Erbe Raphaels, auch dessen Überhöhung der zarten<br />
Wiedergabe, etwa des schlafenden Kindes und der<br />
Nachdenklichkeit der Mutter. Aber anders als die über<br />
ein Jahrhundert älteren Vorbildthemen Raffaels wird<br />
hier bereits diese Innigkeit in großem Format präsentiert,<br />
ganz im Sinne der Barock-Zeit. Zudem hat der<br />
Maler hier eine zu beobachtende, intensive psychologische<br />
Aussage geliefert, wie bei der davorliegenden<br />
Malergeneration noch nicht so stark ausgeprägt war:<br />
Josef ist hier in seiner biblischen „Ersatzvater“-Rolle<br />
nicht nur abseits gezeigt, sondern auch durch die<br />
Kopfhaltung und den nachdenklichen Blick distanziert<br />
dargestellt. Die formal größere Wiedergabe Josefs allerdings<br />
ist als Würdigung zu verstehen. Bemerkenswert<br />
ist die Feinmalerei, die er trotz anderer, barocker<br />
Stiltendenzen, konservativ beibehielt. Werke seiner<br />
Hand finden sich in zahlreichen Kirchen, privaten und<br />
öffentlichen Sammlungen weltweit.<br />
A. R.<br />
GIOVANNI BATTISTA SALVI,<br />
ALSO KNOWN AS “SASSOFERRATO”,<br />
1609 SASSOFERRATO <strong>–</strong> 1685 ROM, ATTRIBUTED<br />
THE HOLY FAMILY<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
84 x 90 cm.<br />
Literature comparisons:<br />
F. Russell, Sassoferrato and his sources. A study<br />
of seicento allegiance, In: The Burlington Magazine,<br />
vol. 119 (1977), pp. 694-700.<br />
A. Rauch, Malerei der Hochrenaissance und des<br />
Manierismus in Rom und Mittelitalien <strong>–</strong> Malerei<br />
der Renaissance in Venedig und Norditalien, Cologne<br />
1994.<br />
Cecilia Prete (ed.), Sassoferrato “pictor virginum”.<br />
Novi studi e documenti per Giovan-Battista Salvi,<br />
Il lavoro editoriale, Ancona 2010, Milan 2009.<br />
€ 35.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
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Literaturvergleiche:<br />
Francis Russell, Sassoferrato and his sources. A study<br />
of seicento allegiance, In: The Burlington Magazine,<br />
Bd. 119 (1977), S. 694-700.<br />
Alexander Rauch, Malerei der Hochrenaissance und<br />
des Manierismus in Rom und Mittelitalien <strong>–</strong> Malerei<br />
der Renaissance in Venedig und Norditalien, Köln<br />
1994.<br />
Cecilia Prete (Hrsg.), Sassoferrato „pictor virginum“.<br />
Novi studi e documenti per Giovan-Battista Salvi,<br />
Il lavoro editoriale, Ancona 2010, Mailand 2009.<br />
(1261353) (11)<br />
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107
299<br />
CHRISTOPH SCHWARZ,<br />
UM 1545 MÜNCHEN <strong>–</strong> 1592, ZUG.<br />
GANG CHRISTI NACH GOLGATHA<br />
Öl auf Kupfer.<br />
24,5 x 37,2 cm.<br />
In teilebonisiertem Holzrahmen.<br />
Das Gemälde, welches auf die große Kreuztragung<br />
von Martin Schongauer zurückgehen mag und diese<br />
kompositorisch aufnimmt, zeigt zentral den unter dem<br />
Kreuz zusammengesackten Christus mit Goldnimbus<br />
und einer reichhaltigen Gruppe von Personen, die ihn<br />
auf dem Weg zum Berg Golgatha begleiten. Oben<br />
rechts mit nicht identifiziertem viergeteiltem Wappen.<br />
Teilweise Farbverluste und brachliegender Malgrund.<br />
Anmerkung:<br />
Eine ebenfalls auf Kupfer gemalte Version des gleichen<br />
Themas mit gleichem kompositorischen Aufbau mit<br />
nur wenigen Varianten, angeboten am 29. Januar<br />
2015 bei Sotheby‘s New York unter Lot 238. Dort<br />
zum Beispiel ohne das Wappen oben rechts über<br />
dem Hügel. Eine weitere Version aus dem Umkreis<br />
von Christoph Schwarz, welche qualitativ nicht weit<br />
von unserem Bild entfernt ist, wurde am 11. November<br />
2016 bei Karl und Faber in München als Christoph<br />
Schwarz, Umkreis, angeboten, sodass auch unser<br />
Gemälde im Umkreis von Schwarz entstanden sein<br />
mag. (1270094) (13)<br />
CHRISTOPH SCHWARZ,<br />
CA. 1545 MUNICH <strong>–</strong> 1592, ATTRIBUTED<br />
CHRIST ON HIS WAY TO CALVARY<br />
Oil on copper.<br />
24.5 x 37.2 cm.<br />
Notes:<br />
A painting of the same subject also painted on copper<br />
and the same composition with only few variations<br />
was offered for sale on 29 January 2015 at Sotheby’s,<br />
New York, lot 238. As an example, the coat of arms<br />
on the hill in the top right is missing. Another version<br />
from the circle of Christoph Schwarz, which is comparable<br />
in quality with the present painting, was offered<br />
for sale on 11 November 2016 at Karl und<br />
Faber in Munich as Christoph Schwarz, circle of, so<br />
that the painting here may have also been created<br />
in the circle of Schwarz.<br />
€ 15.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
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109
300<br />
PIETER BRUEGHEL D. J.,<br />
UM 1564 BRÜSSEL <strong>–</strong> 1637/38 ANTWERPEN<br />
DER BAUERNADVOKAT<br />
Öl auf Holz, auf Leinwand übertragen.<br />
74,5 x 104,2 cm.<br />
In teilebonisiertem Holzrahmen.<br />
Beigegeben Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
9. März 2021, der das Gemälde im Original kennt und<br />
die Entstehung nach 1616 datiert.<br />
Vor uns sehen wir eine der bekanntesten Kompositionen<br />
von Pieter Brueghel dem Jüngeren, die uns in<br />
mehrfachen Werkstatt- und Nachfolgearbeiten überliefert<br />
ist <strong>–</strong> etwa 25 eigenhändige Werke mit dem beliebten<br />
Motiv sind erhalten, die früheste datierte Version<br />
stammt von 1615. Die Werkstatt Brueghels bot zwei<br />
verschiedene Formate an, von denen die kleinere ca.<br />
55 x 87 cm misst. Das hier angebotene Gemälde zählt<br />
zu der größeren Variante von ca. 76 x 123 cm (hier:<br />
74,5 x 104,5 cm). Entsprechend der Brueghelschen<br />
Werkstattpraxis wurden für beide Formate vermutlich<br />
Pausen genutzt, die eine genaue Vervielfäl tigung der<br />
für Brueghel typischen detailverliebten Komposition<br />
garantierten. Die teils in französischer Sprache beschriebenen<br />
Dokumente verweisen auf die „lingua<br />
franca“ als die Rechtssprache von Dokumenten in<br />
den Niederlanden der damaligen Zeit. Die Komposition<br />
mag von Jan Brueghel d.J. selbst stammen und<br />
auf ein Werk von Nicolas Baullery (1560 - 1630) zurückgehen.<br />
Die Darstellung, bei der Landvolk mit ihren<br />
Produkten gezeigt wird, die einem hinter einem<br />
Tisch sitzenden Advokaten angeboten werden, ist sicherlich<br />
satirisch gemeint <strong>–</strong> darauf weist ein von Paulus<br />
Fürst 1618 veröffentlichter Stich hin, der Anwälte der<br />
Bestechlichkeit bezichtigt. (†)<br />
Provenienz:<br />
Von einem Vorbesitzer ca. 1985 auf Midmar Castle,<br />
Aberdeenshire erworben.<br />
Daraufhin bis ca. 2012 in Perthshire.<br />
Vergleichsliteratur:<br />
Dr. Klaus Ertz, Pieter Brueghel der Jüngere (1564-<br />
1637/38). Die Gemälde mit kritischem Œuvrekatalog,<br />
Lingen, 1988/2000, Bd. I, S. 501, Kat. Nr. 489, dort<br />
die früheste bekannte datierte Version abgebildet.<br />
C. Currie and D. Allart, The Brueg[h]el Phenomenon,<br />
<strong>Paintings</strong> by Pieter Bruegel the Elder and Pieter<br />
Brueghel the Younger with a Special Focus on<br />
Technique and Copying Practice, Brüssel, 2012, Bd. II,<br />
S. 672.<br />
D. de Vos, Stedelijke Musea Brugge, Catalogus<br />
Schilderijen 15de en 16de eeuw, Brügge, 1979, S. 95.<br />
N. Davis, The Gift in Sixteenth Century France,<br />
Oxford 2000, S. 260, Nr. 3. (1261883) (13)<br />
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PIETER BRUEGHEL THE YOUNGER,<br />
CA. 1564 <strong>–</strong> 1637/38<br />
THE PAYMENT OF THE TITHES<br />
Oil on panel, transferred to canvas.<br />
74.5 x 104.2 cm.<br />
In partially ebonized frame.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr. Klaus Ertz,<br />
Lingen, 9 March 2021, who examined the painting on<br />
offer for sale in original and dated its creation to after<br />
1616.<br />
This is one of the most famous compositions by Pieter<br />
Brueghel the Younger, with many known copies by<br />
his workshop and followers. At least 25 works of this<br />
popular motif by the artist’s own hand are known, of<br />
which the earliest dates to 1615. Brueghel’s workshop<br />
offered two different formats, of which the smaller<br />
measures ca. 55 x 87 cm. The painting on offer for<br />
sale here is part of the group of larger format paintings<br />
measuring ca. 76 x 123 cm (in this lot: 74.5 x<br />
104.5 cm). In line with the workshop practices by<br />
Brueghel blueprints were probably used for both formats,<br />
which guaranteed exact replicas of compositions<br />
with attention to details as is typical for Brueghel.<br />
The documents, which are partly inscribed in<br />
French indicate the “lingua franca” as the language of<br />
law for documents in the Netherlands at that time.<br />
The composition may be a creation by Jan Brueghel<br />
the Younger himself or may be inspired by a work by<br />
Nicolas Baullery (1560<strong>–</strong>1630). The subject, which<br />
shows peasants presenting their produce to a lawyer<br />
sitting behind a table certainly has satirical intention<br />
<strong>–</strong> an engraving published by Paulus Fürst in 1618 points<br />
to the fact that lawyers were accused of corruption. (†)<br />
Provenance:<br />
Acquired by a previous owner in ca. 1985 at Midmar<br />
Castle, Aberdeenshire.<br />
From then on Perthshire until ca. 2012.<br />
Literature for comparison:<br />
Dr Klaus Ertz, Pieter Brueghel der Jüngere (1564-<br />
1637/38). Die Gemälde mit kritischem Œuvrekatalog,<br />
Lingen 1988/2000, vol. I, p. 501, cat. no. 489, including<br />
illustration of earliest known dated version.<br />
C. Currie and D. Allart, The Brueg[h]el Phenomenon,<br />
<strong>Paintings</strong> by Pieter Bruegel the Elder and Pieter Brueghel<br />
the Younger with a Special Focus on Technique and<br />
Copying Practice, Brussels 2012, vol. II, p. 672.<br />
D. de Vos, Stedelijke Musea Brugge, Catalogus<br />
Schilderijen 15de en 16de eeuw, Bruges 1979, p. 95.<br />
N. Davis, The Gift in Sixteenth Century France, Oxford<br />
2000, p. 260, no. 3.<br />
€ 400.000 - € 600.000<br />
Sistrix<br />
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111
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Detailabbildungen Lot 300
301<br />
MARTEN VAN CLEVE,<br />
1527 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1581 EBENDA<br />
DAS HOCHZEITSMAHL<br />
Öl auf Holz.<br />
27 x 37 cm.<br />
Beigegeben Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
27. Mai 2021.<br />
Auf einer Waldwiese ein rotes, an Bäumen aufgehängtes<br />
Tuch, davor Bänke und ein großer Holztisch,<br />
hinter dem in der Mitte eine Frau in edlem Gewand<br />
mit langen, lockigen, dunkelblonden Haaren und einer<br />
rot-goldenen Krone auf dem Haupt sitzt. Vor ihr ein<br />
großer mit weißem Tuch gedeckter Tisch auf dem sich<br />
zahlreiche Speisen befinden. Im Vordergrund zwei<br />
kleine Kinder die seitlich aus dem Bild herausschauen<br />
und ein interessiert auf die Speisen blickender<br />
Hund. Rechtsseitig ein Dudelsackspieler, der die<br />
fröhlich feiernden Gäste der Braut musikalisch unterhalten<br />
möchte. Retuschen. (1271717) (18)<br />
MARTEN VAN CLEVE,<br />
1527 ANTWERP <strong>–</strong> 1581 IBID.<br />
THE WEDDING FEAST<br />
Oil on panel.<br />
27 x 37 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen, 27 May 2021.<br />
€ 30.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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302<br />
MARTEN VAN CLEVE,<br />
1527 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1581 EBENDA<br />
DER HOCHZEITSZUG DER BRAUT<br />
Öl auf Holz.<br />
26,5 x 37 cm.<br />
Beigegeben Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
27. Mai 2021.<br />
Am Rande eines Dorfes der Brautzug nach rechts,<br />
dem ein Dudelsackspieler vorangeht. Es folgt die<br />
Braut mit langem, dunkelblondem, lockigem Haar mit<br />
rot-goldener Krone, an deren Rockzipfel sich zwei<br />
Knaben festhalten, dahinter Bäuerinnen in Festkleidung<br />
mit weißen Kopfbedeckungen, eine ein weiteres Kind<br />
an der Hand führend. Im Hintergrund links eine steinerne<br />
Brücke, die über ein Gewässer führt, und ein<br />
beiges Haus, während in der Ferne des rechten Hintergrunds<br />
hinter Bäumen eine Kirchturmspitze in den<br />
blauen Himmel ragt. Kleinere Retuschen.<br />
(1271719) (18)<br />
MARTEN VAN CLEVE,<br />
1527 ANTWERP <strong>–</strong> 1581 IBID.<br />
THE BRIDE‘S WEDDING DAY<br />
Oil on panel.<br />
26.5 x 37 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen, 27 May 2021.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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115
303<br />
MARTEN VAN CLEVE,<br />
1527 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1581 EBENDA<br />
DER HOCHZEITSZUG DES BRÄUTIGAMS<br />
Öl auf Holz.<br />
27 x 36,5 cm.<br />
Beigegeben Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
27. Mai 2021.<br />
Am Rande eines Dorfes der Hochzeitszug des Bräutigams<br />
nach rechts, dem ein Trommler in roter Hose<br />
voranschreitet, gefolgt von dem Bräutigam mit rotem<br />
goldverziertem Barrett, dem eine Reihe von Bauern<br />
folgen. Im Hintergrund links ein großes Gebäude,<br />
während auf der rechten Seite eine Kirchturmspitze in<br />
den Himmel ragt. Retuschen. (1271718) (18)<br />
MARTEN VAN CLEVE,<br />
1527 ANTWERP <strong>–</strong> 1581 IBID.<br />
THE BRIDE GROOM’S WEDDING DAY<br />
Oil on panel.<br />
27 x 36.5 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen, 27 May 2021.<br />
€ 20.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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304<br />
MARTEN VAN CLEVE,<br />
1527 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1581 EBENDA<br />
GESCHENKE FÜR DIE BRAUT<br />
Öl auf Holz.<br />
26,5 x 37,5 cm.<br />
Beigegeben Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
27. Mai 2021.<br />
Auf einer Wiese ein rotes, an Bäumen aufgehängtes<br />
Tuch, davor ein großer Holztisch, hinter dem in der<br />
Mitte eine Braut mit edlem Gewand, langen lockigen<br />
Haaren und darauf gesetzter weißer Haube mit rotgoldener<br />
Krone. Vor ihr ein Teller mit Münzen, deren<br />
Anzahl wohl ein vor ihr sitzender Schreiberling notiert.<br />
Rechts und links vom Tisch Bauern, die Hochzeitsgeschenke<br />
bringen. Malerei in der Farbtrias weiß, rot<br />
und grün. Kleine Retuschen. (1271716) (18)<br />
MARTEN VAN CLEVE,<br />
1527 ANTWERP <strong>–</strong> 1581 IBID.<br />
GIFTS FOR THE BRIDE<br />
Oil on panel.<br />
26.5 x 37.5 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen, 27 May 2021.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
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117
305<br />
MICHIELS SIMONS (PSEUDO-SIMONS),<br />
1620 <strong>–</strong> 1673, ZUG.<br />
PRUNKSTILLLEBEN MIT FRÜCHTEN, KREVETTEN,<br />
WEINGLAS UND KASSETTE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
68 x 131 cm.<br />
In Profilrahmen mit Nennung Simons als Autor des<br />
Gemäldes.<br />
Gestrecktes Breitformat mit einer weiten rechteckigen<br />
Holztischplatte, die halb durch Tücher verdeckt<br />
wird. Darauf sanft gestaffelt Früchte wie Aprikosen,<br />
Zitronen, Pfirsiche, Trauben und Pflaumen nebst einer<br />
mächtigen Kassette, einer Sekt-Flöte à la façon de Venise,<br />
einem Brot und Zinntellern mit Krevetten.<br />
Anmerkung:<br />
Das Gemälde nimmt eine Parallelstellung ein zu einem<br />
von Simons signierten Gemälde, das im Mai 2000 bei<br />
Sotheby‘s, New York, Lot 57a, angeboten wurde und<br />
in Farbgebung mit dem hier angebotenen Bild übereinstimmt.<br />
Auch die hohe Flöte ist hier zu finden.<br />
(12704236) (13)<br />
MICHIELS SIMONS (PSEUDO-SIMONS),<br />
1620 <strong>–</strong> 1673, ATTRIBUTED<br />
MAGNIFICENT STILL LIFE WITH FRUIT, SHRIMP,<br />
WINE GLASS AND CASKET<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
68 x 131 cm.<br />
In Profiled frame with mention of Simons as an author<br />
of the painting.<br />
Notes:<br />
The painting is similar to a painting signed by Simons,<br />
offered for sale at Sotheby’s, New York in May 2000,<br />
lot 57a. The colouration matches the painting on offer<br />
for sale here and the tall flute can also be found<br />
here.<br />
€ 15.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
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306<br />
FRANS SNYDERS,<br />
1579 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1657 EBENDA, WERKSTATT<br />
STILLLEBEN MIT VÖGELN UND EINEM<br />
KORB WEINTRAUBEN<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
57 x 82 cm.<br />
In dekorativem, vergoldetem Rahmen.<br />
Wir danken Frau Prof. Susan Karlow für freundliche<br />
Hinweise.<br />
In einem dunklen Innenraum auf einer Holzplatte stehen,<br />
sorgsam arrangiert von links nach rechts: zwei<br />
ineinander gestellte, blau-weiße tiefe Schalen mit roten<br />
Krebsen, zwei Gläser, der Griff eines Messers,<br />
dessen Klinge nicht sichtbar ist, ein Tonkrug mit Deckel,<br />
einige erlegte Vögel sowie ein schräg stehender,<br />
geflochtener Korb mit mehreren hellen und roten<br />
Weintraubenrispen mit Blättern. Das vorliegende<br />
Werk gehört zu einer Reihe von Gemälden, auf denen<br />
die teils gleichen, aber oft anders arrangierten Bildmotive<br />
immer wieder auftauchen, insbesondere der Korb<br />
mit Früchten und die erlegten Vögel. Malerei in der typischen<br />
Manier des bekannten Künstlers. Mittig rest.<br />
FRANS SNYDERS,<br />
1579 ANTWERP <strong>–</strong> 1657 IBID., WORKSHOP OF<br />
STILL LIFE WITH BIRDS AND A BASKET<br />
WITH GRAPES<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
57 x 82 cm.<br />
We would like to thank Prof Susan Koslow for her kind<br />
advice.<br />
€ 25.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Der Künstler gehörte Anfang des 17. Jahrhunderts zu<br />
einem der gefragtesten Künstlern in Antwerpen. Er<br />
war Schüler von Pieter Bruegel d.J. und auch von<br />
Hendrick van Balen. In seiner Heimatstadt Antwerpen<br />
betrieb er ein großes Atelier und fertigte mit zahlreichen<br />
Schülern Auftragsarbeiten an. (1270501) (18)<br />
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119
307<br />
FRANS FRANCKEN III (1607-1667) UND<br />
HIERONYMUS FRANCKEN III (1611-UM 1661)<br />
LOT UND SEINE TÖCHTER<br />
Öl auf Kupfer.<br />
56,3 x 83 cm.<br />
Verso eine gedrungene ovale Marke als Zeichen eines<br />
noch nicht identifizierten Tafelmachers, durch Holzplatte<br />
verschlossen.<br />
In ebonisiertem Holzrahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Ursula Härting vom<br />
28.1.2018, in Kopie.<br />
Weite Landschaft mit zentraler Darstellung Lots mit<br />
seinen Töchtern an einem Tisch in Zoar sitzend (1 Mose<br />
19,1-35), die eine im Begriff den Vater zu alkoholisieren,<br />
um seine Zeugungsbereitschaft herbeizuführen<br />
<strong>–</strong> ein Hinweis darauf ist in den sich kreuzenden Beinen<br />
des Paares zu sehen. Links Darstellung des Lot<br />
mit den zwei Engeln, die in Sodom nach Gerechten<br />
suchen, die es zu retten gilt. Rechts unten mag Lots<br />
Frau mit emporgereckten Armen dargestellt sein, die<br />
im Begriff ist, zur Salzsäule zu erstarren, nachdem sie<br />
auf Sodom zurückblickt.<br />
Anmerkung:<br />
Die beiden Brüder Frans und Hieronymus Francken<br />
arbeiteten als Kleinfigurenmaler im Atelier ihres Vaters<br />
Frans Francken II (1581-1642) in Antwerpen.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Ursula Alice Härting, Frans Francken der Jüngere<br />
1581-1642. Die Gemälde mit kritischem Œuvrekatalog,<br />
Freren 1989, S. 187. (1270772) (13)<br />
FRANS FRANCKEN III (1607-1667) AND<br />
HIERONYMUS FRANCKEN III (1611-CA. 1661)<br />
LOT AND HIS DAUGHTERS<br />
Oil on copper.<br />
56.3 x 83 cm.<br />
Compressed oval mark of a hitherto unidentified panel<br />
painter on the reverse, closed by wooden panel.<br />
A copy of the expert's report by Dr Ursula Härting,<br />
dated 28.1.2018 is enclosed.<br />
Vast landscape with the depiction of Lot and his<br />
daughters sitting at a table in Zoar at the centre (1<br />
Moses 19,1-35). The daughters are getting their father<br />
drunk in order to have sex with him <strong>–</strong> as hinted at in<br />
the motif of the crossed legs of the couple. On the<br />
left is a depiction of Lot with the two angels looking<br />
for righteous people worth saving in Sodom. On the<br />
left Lot's wife is shown with a raised arm, about to<br />
turn into a pillar of salt, after having looked back at<br />
Sodom.<br />
Notes:<br />
The two brothers Frans und Hieronymus Francken<br />
collaborated as small figure painters in the workshop<br />
of their father Frans Francken II (1581-1642) in Antwerp.<br />
Literature:<br />
Compare U. A. Härting, Frans Francken der Jüngere<br />
1581-1642. Die Gemälde mit kritischem Œuvrekatalog,<br />
Freren 1989, p. 187..<br />
€ 26.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
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308<br />
ALESSANDRO PIAZZA,<br />
1652/65 <strong>–</strong> 1727, ZUG.<br />
KARNEVALSFEST MIT STIERKAMPF AUF<br />
DEM CAMPO SAN POLO IN VENEDIG<br />
Öl auf Leinwand.<br />
110 x 142 cm.<br />
Nach der Piazza di San Marco ist der Campo San Polo<br />
der zweitgrößte Platz in der Lagunenstadt, und wird<br />
daher seit jeher für große Volksversammlungen genutzt.<br />
Gerade in der Zeit des Karnevals wurden Feste<br />
veranstaltet, wie wir sie auf dem großformatigen Bild<br />
sehen. Dicht gedrängt, in Reihen und auf erhöhten<br />
Bühnen hat sich die ganze Stadt vor der Kulisse der<br />
platzbegrenzenden Gebäude versammelt. Die Zuschauer<br />
des Spektakels tragen auffallend vielfach<br />
helle Überkleider, wohl zum Schutz während der Veranstaltung,<br />
bei der Hunde gegen Stiere aufgehetzt<br />
werden, und Harlekine Streiche zur Belustigung vorführen.<br />
Auf hohen Stangen sind junge Männer hinaufgeklettert.<br />
Bei der Stiervorführung scheint es nicht,<br />
wie in Spanien, um die Tötung der Tiere zu gehen. A. R.<br />
Anmerkung 1:<br />
Diese Szenen wurden auch von anderen Malern festgehalten,<br />
wie etwa von Joseph Heintz (um 1600-um<br />
1678). Ähnlich wie Heintz hat sich auch Alessandro<br />
Piazza dem Sujet des vielfigürlichen Festereignis-<br />
Bildes angenommen.<br />
Anmerkung 2:<br />
Zwischen 1691 und 1700 ist der Maler in Venedig<br />
nachgewiesen. Danach zog er nach Rom, wo er in der<br />
Nähe der Kirche Santo Stefano del Cacco ansässig war.<br />
Die von ihm bekannt gewordenen Werke sind sämtlich<br />
großformatig angelegt, um den Themen, denen er<br />
sich widmete, mit großen Menschenansammlungen,<br />
Paraden oder Stadtfesten Raum geben zu können.<br />
So kennen wir etwa die ebenso vielfigürliche Darstellung<br />
der Prozession von Papst Clemens XI in<br />
Rom, in nahezu gleichem Format (Dorotheum, Wien,<br />
Oktober 2016). Die „Entstehung Venedigs“, dort als<br />
eine von oben gesehene Darstellung, weist noch auf<br />
die Zeit seines Aufenthaltes in der Lagunenstadt.<br />
Literatur:<br />
Terisio Pignatti, La Fraglia dei Pittori di Venezia, in:<br />
Bollettino dei Musei Civici Veneziani, 10, 1965,<br />
S. 16-39; S. 33.<br />
Giuseppe Nicoletti, Per la storia dell‘arte: lista di<br />
nomi di artisti tolta dai libri di Tanse o Luminarie<br />
della Fraglia dei pittori, in: Ateneo Veneto, November/<br />
Dezember 1890, S. 28. (1260561) (3) (11)<br />
ALESSANDRO PIAZZA,<br />
1652/65 <strong>–</strong> 1727, ATTRIBUTED<br />
CARNIVAL FESTIVITIES WITH BULLFIGHT ON<br />
THE CAMPO SAN POLO IN VENICE<br />
Oil on canvas.<br />
110 x 142 cm.<br />
The Campo San Polo is the second largest square of<br />
the lagoon city after Saint Mark’s Square and has<br />
therefore always been used for large public gatherings.<br />
Especially during the Carnival season, festivities<br />
were organized here as is the case in this large-format<br />
painting.<br />
Literature:<br />
T. Pignatti, La Fraglia dei Pittori di Venezia, in: Bollettino<br />
dei Musei Civici Veneziani, 10, 1965, pp. 16-39;<br />
p. 33.<br />
G. Nicoletti, Per la storia dell’arte: lista di nomi di artisti<br />
tolta dai libri di Tanse o Luminarie della Fraglia<br />
dei pittori, in: Ateneo Veneto, November/December<br />
1890, p. 28.<br />
€ 20.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
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309<br />
DIRCK STOOP,<br />
1610/18 UTRECHT <strong>–</strong> 1681/86 EBENDA<br />
RAST AUF DER JAGD<br />
Öl auf Holz.<br />
70 x 103 cm.<br />
In mit vegetabilem Relief versehenem bronziertem<br />
Rahmen.<br />
Ein von rechts in das Bildfeld hineinragender Felsvorsprung<br />
überragt die vielfigurige Szenerie, bei der ein<br />
mit rotem Samt gesattelter Schimmel als kulminierendes<br />
Moment für die Lichtführung fungiert. Um das<br />
prachtvolle Pferd angeordnet sind Figuren, in teils bereits<br />
historisierender Kleidung. Unter ihnen ist ein kniender<br />
Edelmann mit roten, geschlitzten Ärmeln, der in<br />
Blickkontakt mit dem Schimmel steht. Dadurch und<br />
aufgrund des gemeinsamen Rots der Kleidung mit<br />
dem Sattel ist er sicherlich als dem Pferd zugehörig zu<br />
denken. Links am Bildrand ein Mann mit Windhund,<br />
dahinter ein Falkner.<br />
Provenienz:<br />
Auktion, Lempertz, Köln, 4. Dezember 1999, Lot 1331.<br />
Kunsthaus Malmedé, Köln, als Ludolf de Jongh<br />
(1934 mit Abb. im Burlington Magazine).<br />
DIRCK STOOP,<br />
1610/18 UTRECHT <strong>–</strong> 1681/86 IBID.<br />
REST ON THE HUNT<br />
Oil on panel.<br />
70 x 103 cm.<br />
In bronzed frame with vegetal relief décor.<br />
Provenance:<br />
Auction, Lempertz, Cologne, 4 December 1999,<br />
lot 1331.<br />
Kunsthaus Malmedé, Cologne, as Ludolf de Jongh<br />
(1934 with ill. in the Burlington Magazine).<br />
The present painting is listed with no. 58223 as Dirk<br />
Stoop at the RKD in The Hague.<br />
Literature:<br />
Illustrated in: Burlington Magazine, November 1934<br />
as Jan Baptist Weenix.<br />
€ 20.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Das vorliegende Gemälde ist beim RKD in Den Haag<br />
unter der Inv. Nr. 58223 als Dirk Stoop verzeichnet.<br />
Literatur:<br />
Abgebildet in: Burlington Magazine, November 1934<br />
als Jan Baptist Weenix. (1270475) (1) (13)<br />
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310<br />
ANTONIO JOLI DE DIPI,<br />
1700 MODENA <strong>–</strong> 1777 NEAPEL<br />
Antonio Francesco Lodovico Joli, so sein ganzer Name,<br />
war Schüler von Giovanni Paolo Panini (1691-1765) und<br />
zählt zu den interessantesten italienischen Künstlerpersönlichkeiten<br />
seiner Zeit, vor allem wegen der<br />
Bandbreite seiner Themen. Er ist zunächst vor allem<br />
bekannt geworden durch seine detailgenauen Veduten<br />
italienischer Städte, aber auch durch Ansichten<br />
von Madrid, Dresden und London. Daneben trat er als<br />
Schöpfer meisterhafter antiker Ruinencapriccios auf.<br />
Dieser Themenbereich wurde vor allem durch seine<br />
Lehrer Giovanni Paolo Panini (1691-1765) und die<br />
Künstlerfamilie der Galli Bibiena gefördert, wobei er<br />
sich in der Bildauffassung weitgehend von der des Panini<br />
loszulösen verstand. Dies mag wohl auch seinen<br />
Grund darin haben, dass er als Bühnenbildner etwa<br />
für die Theater San Giovanni Crisostomo oder San Samuele<br />
der Grimani-Familie gewirkt hatte, wonach er<br />
auch von John James Heidegger, dem Direktor des<br />
Königlichen Theaters am Haymarket nach London geführt<br />
wurde. Erst 54-jährig kehrte er nach Venedig<br />
zurück und wurde dort einer der 36 Gründungsmitglieder<br />
der Accademia di Belle Arti di Venezia<br />
PARK CAPRICCIO<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
100 x 132 cm.<br />
In vergoldetem Holzrahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dario Succi, Gorizia, in<br />
Kopie.<br />
Anmerkung:<br />
Succi betont gleich im ersten Satz die Autorschaft<br />
Jolis, der einer der bekanntesten Szenographen und<br />
Vedutisten des 18. Jahrhunderts war.<br />
Die stark auf Symmetrie ausgerichtete Komposition<br />
des Gemäldes, die wir etwa von Francesco Battaglioli<br />
kennen, findet sich in dieser Art selten im Schaffen<br />
Antonio Jolis. So etwa in der Festa al Largo di Palazzo<br />
in einer Privatsammlung. Hier sehen wir eine weiträumige<br />
zentralperspektivisch aufgefasste barocke<br />
Parkanlage mit einem zentralen Springbrunnen und<br />
einem breiten Weg, der an ornamental gesetzten<br />
Rabatten und Baumpflanzungen vorbeiführt zu einer<br />
zentralen Turmarchitektur, die von einer Mauer mit<br />
anschließenden Rundbogengalerien flankiert wird.<br />
Eine unerhörte Vielzahl an Staffagefiguren, eine raumschaffende<br />
vierspännige Kutsche, die sich ihren Weg<br />
in den linken Vordergurnd bahnt, und Flaneure bevölkern<br />
das Geschehen, das links wie rechts von Repoussoirbäumen<br />
eingefangen wird. Der Park, der<br />
hinten durch eine nebelverhangene hügelige Landschaft<br />
abschließt, ist in seiner Komposition sicher Jolis<br />
Fantasie entsprungen, der nicht nur für Veduten sondern<br />
auch für Architekturcapricci bekannt war. Tiraboschi,<br />
Jolis erster Biograph vermerkte, dass er in<br />
Modena zunächst Schüler von Raffaello Meia Rinaldi<br />
war, und dann unter Giampaolo Panini Piacentino sein<br />
perspektivisches Können perfektionierte. Darauf<br />
kehrte er um 1725 nach Modena zurück, wo er in verschiedenen<br />
Häusern sein Talent zeigen durfte (Tiraboschi,<br />
S. 229-230). In seinen fünf römischen Jahren<br />
hatte Joli nicht nur Kontakt zu Panini, sondern auch zu<br />
anderen auf Ruinen oder Veduten spezialisierten Malern.<br />
So lernte er das Werk des Gaspar van Wittel kennen,<br />
dessen malerisches Vermögen Succi besonders<br />
herausstellt. Zurück in Modena wurde Joli mit einem<br />
Freskenzyklus in Perugia im Palazzo Donnini beauftragt<br />
und mit einer Serie von Veduten im Palazzo Crispoldi.<br />
Ab 1732 hielt er sich zehn Jahre in Venedig auf, wo er<br />
vorwiegend als Szenograf im Theater San Samuel<br />
eund San Giovanni Crisostomo wirkte. Die folgenden<br />
Jahre arbeitete er in der Lombardei und in<br />
Deutschland, ab 1744 in England. 1749 wurde Joli<br />
nach Spanien berufen, wo er erster Szenograf im Teatro<br />
del Buen Retiro wurde. 1754 kehrte er nach Venedig<br />
zurück, dann nach Rom und letztendlich nach<br />
Neapel wo er verschied.<br />
Während seines Spanienaufenthaltes könnte das<br />
hier angebotene Gemälde entstanden sein, eventuell<br />
im Zusammenhang mit den gemalten Ansichten des<br />
Schloss parks von Aranjuez, jedoch mit einer Betonung<br />
auf das Theatralische, welches seinem Beruf anhaftete.<br />
Vergleichsliteratur:<br />
Mario Manzelli, Antonio Joli <strong>–</strong> opera pittorica, Venedig,<br />
1999.<br />
G. Tiraboschi, Notizie d‘Pittori, Scultori, Incisori ed<br />
Architetti nati negli Stati del Serenissimo Duca di<br />
Modena, Modena, 1786, S. 229-230.<br />
(1260636) (3) (13)<br />
ANTONIO JOLI DE DIPI,<br />
1700 MODENA <strong>–</strong> 1777 NEAPEL<br />
PARK CAPPRICCIO<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
100 x 132 cm.<br />
Accompanied by expert´s report by Dario Succi, Gorizia,<br />
(in copy).<br />
Literature for comparison:<br />
M. Manzelli, Antonio Joli <strong>–</strong> opera pittorica, Venice<br />
1999.<br />
G. Tiraboschi, Notizie d’Pittori, Scultori, Incisori ed<br />
Architetti nati negli Stati del Serenissimo Duca di<br />
Modena, Modena 1786, p. 229-230.<br />
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Sistrix
311<br />
HANS BOL,<br />
1534 MECHELEN <strong>–</strong> 1593 AMSTERDAM<br />
MINIATURTONDO<br />
Durchmesser: 6,3 cm.<br />
Verso feine Holzabdeckelung mit schwarzem Lacksiegel<br />
und gestochenem ovalem Aufkleber mit Wappen und<br />
Krone mit Devisenumschrift „MARE NASCITUR<br />
FORTITUDO / EX MUSEO DE LA VILLESTREUX“<br />
(Grafen Perre de la villestreux).<br />
Eingelegt in einem aufwändig gearbeiteten runden,<br />
vergoldeten Bronzerahmen mit Perlstabdekor und Hängering,<br />
die Abdeckelung verso mit originaler Verschraubung.<br />
Herstellermonogramm „F/E“ sowie Gravur auf<br />
dem klappbaren Stellfuß „Giroux/Paris“ (1776-1848).<br />
vergrößerte Abbildungen<br />
Darstellung eines Eisvergnügens, mit seitlichen Häusern,<br />
Figurenstaffage im Vordergrund und einer Stadt<br />
am Horizont, bei der es sich wohl um die Heimatstadt<br />
des Malers, Mechelen, handelt.<br />
Die Miniatur in äußerst feiner Technik, in heller, dem<br />
winterlichen Licht entsprechender Farbigkeit geschaffen.<br />
Der Blick aus der Kavaliersperspektive zeigt mehrere<br />
Männer, Frauen und Kinder, als Zuschauer des<br />
tiefer liegenden Eisvergnügens mit zahlreichen Schlittschuhläufern.<br />
Die Dächer der seitlichen Gebäude verschneit,<br />
dazwischen entlaubte schlanke Bäume. Am<br />
Horizont eine Stadt mit davorstehenden, hell wiedergegebenen<br />
Rundtürmen der Stadtbefestigung: links<br />
eine doppeltürmige Festungsanlage, rechts ein einfacher<br />
Rundturm. Dahinter eine Kathedrale, links davon<br />
ein weiterer Kirchturm.<br />
Der Vergleich mit alten Stadtansichten zeigt, dass es<br />
sich hier wohl um die Geburtsstadt des Malers, Mechelen<br />
handeln dürfte. Dafür sprechen die genannten<br />
Doppeltürme, wobei der linke wohl der St. Peters-<br />
Kirche zuzuordnen wäre. Die St. Rambolds-Kirche im<br />
Zentrum hatte noch im 17. Jhdt. eine spitze Turmerscheinung.<br />
Hans Bol zeigte auch in seinen größeren Bildern eine<br />
ausgesprochen feine Pinseltechnik und nicht selten<br />
eine helle Farbigkeit. In seinen Landschaften komponierte<br />
er gerne <strong>Part</strong>ien seiner Heimat in phantasievollen<br />
Arrangements. A.R.<br />
Anmerkung:<br />
Eine sehr ähnlich komponierte Winterlandschaft von<br />
seiner Hand mit nahezu derselben Wiedergabe der<br />
Eisfläche mit Schlittschuhläufern, entstanden 1586,<br />
und befindet sich im Miniaturenkabinett der Sammlungen<br />
der Münchener Residenz, Reiche Zimmer (R. 62).<br />
Hans Bol zählt zu den bedeutenden Flamen der niederländischen<br />
Malerei der Hochrenaissance. 1560<br />
wurde er Mitglied der Malergilde in seiner Heimatstadt.<br />
1572, bei der Plünderung der Stadt durch die<br />
Spanier verlor er seinen gesamten Besitz und musste<br />
zwei Mal fliehen, worauf er sich nur noch der Miniaturmalerei<br />
verschrieb. 1574 wurde er Mitglied der<br />
Lukasgilde in Amsterdam, wo er auch in der Oude<br />
Kerk beigesetzt wurde.<br />
Provenienz:<br />
Ehemals Sammlung Rau für UNICEF. (1270153) (11)<br />
HANS BOL,<br />
1534 MECHELEN <strong>–</strong> 1593 AMSTERDAM<br />
ROUND MINIATURE PORTRAIT<br />
Diameter: 6.3 cm.<br />
Fine wooden cover with black lacquer seal and engraved<br />
oval label with coat of arms and crown and<br />
circumscription in Latin: “MARE NASCITUR FORTI-<br />
TUDO / EX MUSEO DE LA VILLESTREUX” on the back.<br />
Provenance:<br />
Former collection Rau for UNICEF.<br />
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Notes:<br />
A winter landscape of very similar composition by Bol<br />
and almost identical depiction of the ice with the ska ters<br />
created in 1586 is held at the Miniature Cabinet of the<br />
Collections of Munich Residenz, Rich Rooms (r. 62).<br />
€ 40.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID
Stark vergrößerte Abbildung
130 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.<br />
Stich aus „Urbis Venetiarum Celebriores“,<br />
Tafel 2, von 1742 (links). Der Stich wiederum ist<br />
von dem Gemälde von Canaletto abgeleitet, das<br />
sich in der Pinacoteca des Castello Sforzesco<br />
befindet (unten).
312<br />
WILLIAM JAMES,<br />
TÄTIG 1730 <strong>–</strong> 1780<br />
In London in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />
tätiger Vedutenmaler.<br />
DIE MOLE IN RICHTUNG DER LIBRERIA UND<br />
DEM BEGINNS DES CANAL GRANDE, ANFANG<br />
1770ER-JAHRE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
95 x 126 cm.<br />
In vergoldetem ornamental verziertem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dario Succi, Gorizia, in<br />
Kopie.<br />
William James war einer der bemerkenswertesten<br />
Schüler Canalettos. Edward Edwards bezeichnete ihn<br />
als Schüler oder Werkstattmitarbeiter in seinen „Anecdotes<br />
of painters“ (1808). Ansonsten ist nichts<br />
Schriftliches über diesen großen Künstler überliefert.<br />
Die Zuschreibung einiger Veduten, die auf dem internationalen<br />
Kunstmarkt kursieren, an William James<br />
und vor allem das Vorhandensein einer Reihe von Gemälden,<br />
auf denen sein Name vollständig auf einer an<br />
den Originalrahmen angebrachten Plakette geschrieben<br />
steht, offenbaren die Existenz einer reichhaltigen<br />
Produktion von Stadtpanoramen, die im Allgemeinen<br />
dem malerischen Repertoire von Antonio Canal entnommen<br />
sind, Werke, die es dem englischen Maler<br />
erlaubt haben, zu den „Vedutisten von Venedig“ gezählt<br />
zu werden, obwohl seine biografische Abfolge<br />
nicht auf einen möglichen Aufenthalt in den Lagunen<br />
hinweist. Wahrscheinlicher ist es, dass er sein optisches<br />
Wissen von Canaletto absorbierte, während er in dessen<br />
Werkstatt half, die große Nachfrage auf der Insel<br />
zu befriedigen. In dem vorliegenden Gemälde, welches<br />
stilkritisch William James zugewiesen werden<br />
kann, sehen wir ausgehend von der Säule von San<br />
Teodoro rechts auf der linken Seite die Bibliothek, die<br />
Münze, die alten Getreidespeicher der im frühen 19.<br />
Jahrhundert abgerissen wurde, um Platz für die Gärten<br />
zu machen. Im Hintergrund sieht man den Fontego<br />
della Farina, den Glockenturm der Kirche Santa Maria<br />
della Carità, die Basilica della Salute und die Punta<br />
della Dogana. Am linken Rand erscheint die Insel San<br />
Giorgio, die als „skurrile“ Einfügung zu betrachten ist,<br />
da der architektonische Komplex von Palladio vom angenommenen<br />
Standpunkt aus nicht sichtbar ist. Das<br />
Gemälde scheint mit einigen Modifikationen auf der<br />
entsprechenden Radierung von Antonio Visentini zu<br />
basieren, Tafel 2 der aus 36 Drucken bestehenden<br />
Serie „Urbis Venetiarum Celebriores“, die 1742 von<br />
dem venezianischen Verleger Giambattista Pasquali<br />
herausgegeben wurde (Vergleichsabb. 1). Der Stich<br />
wiederum ist von dem Gemälde von Canaletto abgeleitet,<br />
das sich in der Pinacoteca des Castello Sforzesco<br />
befindet (Vergleichsabb. 2). (1271742) (13)<br />
WILLIAM JAMES,<br />
ACTIVE 1730 <strong>–</strong> 1780<br />
Active as veduta painter in London during the second<br />
half of the 18th century.<br />
JETTY IN THE DIRECTION OF LIBRERIA AND THE<br />
START OF THE GRAND CANAL, EARLY 1770S<br />
Oil on canvas.<br />
95 x 126 cm.<br />
Accompanied by a copy of an expert’s report by Dario<br />
Succi, Gorizia.<br />
€ 70.000 - € 90.000<br />
Sistrix<br />
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131
313<br />
ITALIENISCHER MALER DES 18. JAHRHUNDERTS,<br />
AUS DEM UMKREIS DES GIACOMO CERUTI<br />
(1698-1767)<br />
BILDNIS EINES MANNES MIT RETTICH<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
39,5 x 27 cm.<br />
In dekorativem Rahmen.<br />
Vor beige-braunem Hintergrund das Dreiviertelportrait<br />
eines stehenden Mannes mit langer, geknöpfter Weste<br />
und hochgeschobenen Hemdsärmeln, in seinen<br />
Händen stolz einen großen Rettich präsentierend. Er<br />
schaut dabei mit seinen dunklen Augen und leicht geöffnetem<br />
Mund seitlich aus dem Bild heraus. Malerei<br />
in monchromer Farbigkeit. Rest. (1260694) (18)<br />
€ 6.000 - € 10.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
314<br />
PIERRE GOBERT,<br />
1662 <strong>–</strong> 1744, ZUG.<br />
BILDNIS EINER JUNGEN DAME ALS DIANA<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
118 x 93 cm.<br />
In dekorativem vergoldeten Rahmen.<br />
Dreiviertelbildnis einer jungen Frau nach links vor<br />
Landschaft, linksseitig von einem Wäldchen. Auf dem<br />
rechten Bildhintergrund führt der Blick in eine weite<br />
Flusslandschaft, unter hohem blauen Himmel mit<br />
Wolken. Die junge Frau in einem langen blauen Kleid,<br />
im Bereich des weiten Dekolletés mit weißer kurzärmliger<br />
Bluse. In ihrer linken, nach unten gestreckten<br />
Hand hält sie einen Bogen, während sie in den<br />
zarten Fingern ihrer ausgestreckten linken Hand einen<br />
Pfeil hält; in ihren braunen Haaren ist zudem eine<br />
Mondsichel erkennbar, Attribute, die sie als Göttin Diana<br />
auszeichnen. Um ihre Hüfte trägt sie zudem ein<br />
faltenreiches, stark bewegtes, nach hinten flatterndes<br />
Tuch. Qualitätvolle Malerei in harmonischer Farbgebung.<br />
Kleinere Retuschen, Rahmenschäden.<br />
(1271631) (18)<br />
PIERRE GOBERT,<br />
1662 <strong>–</strong> 1744, ATTRIBUTED<br />
PORTRAIT OF A YOUNG LADY AS DIANA<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
118 x 93 cm.<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
134 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
315<br />
WILLIAM JAMES,<br />
TÄTIG 1730 <strong>–</strong> 1780<br />
In London in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />
tätiger Vedutenmaler.<br />
VEDUTE DES CAMPO SAN VIO<br />
Öl auf Leinwand. Altdoubliert.<br />
50 x 86,8 cm.<br />
In vergoldetem ornamental verziertem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dario Succi.<br />
Die hier gezeigte Ansicht, die sich durch gesättigte<br />
Farben und eine lebendige Leuchtkraft mit den für<br />
den Maler typischen kalten Tönen auszeichnet, zeigt<br />
den Campo San Vio, der sich im Stadtteil Dorsoduro<br />
befindet, auf dem Weg zwischen dem Ponto dell'Accademia<br />
und dem Palazzo Venier dei Leoni, zwischen<br />
den Fassaden des Palazzo Barbarigo, der auf unserem<br />
Bild rechts zu sehen ist, und des Palazzo Loredan Cini.<br />
Beide Seiten des Campo werden von Wasser umspült:<br />
die Nordseite durch den Canal Grande, der in<br />
dieser Ansicht privilegiert ist, und die Westseite durch<br />
den Rio di San Vio, der den Canal Grande mit dem<br />
Canale della Giudecca verbindet. Auf dieser Seite ermöglicht<br />
die Brücke San Vio die Verbindung mit der<br />
Insel, wo sich die berühmten Galerien der Akademie<br />
befinden, während von der gegenüberliegenden Seite<br />
der Eingang die Calle della Chiesa ist, die zur Peggy<br />
Guggenheim Collection führt, die sich auf der gleichen<br />
Insel befindet.<br />
WILLIAM JAMES,<br />
ACTIVE 1730 <strong>–</strong> 1780<br />
Veduta painter active in London during the second<br />
half of the 18th century.<br />
VEDUTA OF CAMPO SAN VIO<br />
Oil on canvas. <strong>Old</strong> relining.<br />
50 x 86.8 cm.<br />
Accompanied by an expert´s report by Dario Succi.<br />
This is a vista of Campo San Vio, characterized by saturated<br />
colours, vivid luminosity together with the cold<br />
hues typical for the artist. The Campo San Vio, is in the<br />
Dorsoduro quarter on the way between the Ponto<br />
dell’Accademia and the Palazzo Venier dei Leoni, between<br />
the facades of the Palazzo Barbarigo, shown on<br />
the right on the painting here and the Palazzo Loredan<br />
Cini.<br />
€ 70.000 - € 90.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Von William James Leben ist nur wenig überliefert,<br />
wir wissen jedoch, dass er zwischen 1746 und 1771<br />
als Vedudist tätig war. In den „Anecdotes of Painters“<br />
von Edward Edwards 1808 wird er als Schüler und<br />
Mitarbeiter von Canaletto während dessen Aufenthalt<br />
in England erwähnt (1746-1755). Während dieser Zeit<br />
muss sich James, der selbst vielleicht nie in Venedig<br />
war, den reichen Motivschatz mittels seines Lehrers<br />
angeeignet haben, den dieser zwecks Sättigung der<br />
Nachfrage auf dem englischen Markt zu wiederholen<br />
nicht müde wurde. Eine Zuschreibung an den wohl<br />
begabtesten Schüler Canalettos William James wird<br />
vor allem möglich durch wenige sicher zuzuschreibende<br />
Werke. (1271586) (13)<br />
Detailabbildung<br />
136 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
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137
316<br />
CARLO MARATTA (1625-1713) UND<br />
GASPARD DUGHET (1615-1675), ZUG.<br />
LANDSCHAFT MIT DIANA UND AKTAION<br />
Öl auf Leinwand.<br />
73 x 99 cm.<br />
In vergoldetem, ornamental verziertem Rahmen.<br />
Diana ist ganzfigurig und nur durch ein grünes, sie<br />
umwehendes Velum bedeckt, in eine Gewässerlandschaft<br />
mit Grottencharakter und ihren Begleiterinnen<br />
eingegliedert. Sie ist am stärksten beleuchtet, denn<br />
sie ist die Hauptfigur, doch ist sie etwas nach links aus<br />
der Bildmitte gerückt, denn das Zentrum des Bildes<br />
gehört ihrer Hand, die soeben Aktaion mit Wasser bespritzt<br />
und ihn, gemäß Ovid, hierdurch in einen Hirschen<br />
verwandelt hat. Der Jäger eilt <strong>–</strong> bereits gehörnt<br />
<strong>–</strong> rechts aus dem Grotteneingang hinaus, zu einer<br />
Quelle, wo er, als er sich im Wasser betrachtete, sein<br />
neues Aussehen bemerkte. In der Zwischenzeit wurde<br />
er von seinen eigenen Hunden gejagt, die ihn,<br />
nachdem sie ihn gefangen hatten, in Stücke rissen.<br />
Es ist dies eine gelungene Kooperationsleistung der<br />
beiden Maler Carlo Maratta und Gaspard Dughet, wobei<br />
Maratta die Figuren, Dughet hingegen die Landschaft<br />
besorgte. Maratta war der bedeutendste Figurenmaler<br />
seiner Zeit und sein Ruhm überdauerte die<br />
Jahrhunderte (mit Ausnahme des 19. Jahrhunderts).<br />
Die römische Malerei im 17. und 18. Jahrhundert wurde<br />
vom Gegensatz zwischen Klassizismus und Barock<br />
beherrscht; Maratta gelang die schwierige Aufgabe,<br />
die beiden gegensätzlichen Tendenzen miteinander zu<br />
versöhnen, indem er vom Klassizismus Raffaels ausging<br />
und einen Barock ohne rhetorische Exzesse einbaute.<br />
Dughet ist einer der Hauptprotagonisten der<br />
Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts: Bis 1635<br />
Schüler Poussins in Rom, widmeten er und sein Meister<br />
sich langen Exkursionen in die römische Landschaft,<br />
wo sie ihren Geschmack und ihre Liebe zur<br />
Natur kultivierten. Dughet befreite sich jedoch schnell<br />
von Poussins Einfluss und Intellektualismus, um sich<br />
auf realitätsnähere Landschaften zu konzentrieren, in<br />
denen das warme römische Licht z.B. einen Hirten<br />
entlang der Kurve eines Weges hervorheben konnte.<br />
(1271581) (13)<br />
CARLO MARATTA (1625-1713) AND<br />
GASPARD DUGHET (1615-1675), ATTRIBUTED<br />
LANDSCAPE WITH DIANA AND ACTAEON<br />
Oil on canvas.<br />
73 x 99 cm.<br />
This is an accomplished collaboration between the<br />
two painters Carlo Maratta and Gaspard Dughet,<br />
whereby Maratta painted the figures and Dughet the<br />
landscape. Maratta was one of the most important<br />
figural painters of his time and his fame lasted for centuries<br />
(with the exception of the 19th century).<br />
€ 45.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
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317<br />
GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />
1691 PIACENZA <strong>–</strong> 1765 ROM<br />
Es wird vermutet, dass er Schüler des Francesco Galli<br />
Bibiena (1659-1739) war, der bereits in seinem, auch<br />
grafischen Werk, die Fantastik römischer Stadtlandschaften<br />
in theatralischer Weise vortrug, was Panini<br />
sicher auch ohne persönliche Begegnung hat übernehmen<br />
können. Ab 1711 in Rom, wurde er auch mit<br />
Giovanni Antonio Canal (1697-1768) bekannt. Zunächst<br />
mit Dekorationsmalerei in Palästen wie der Villa Patrizi<br />
oder des Palazzo De Carolis tätig, widmete er sich zunehmend<br />
dem Thema des Antikenarchitektur- Capriccios.<br />
RUINENCAPRICCIO MIT DER PREDIGT<br />
EINER SIBYLLE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
49,5 x 64,5 cm.<br />
In vergoldetem Holzrahmen.<br />
Das raffinierte Capriccio, das hier angeboten wird, ist<br />
durch die Studien über Panini seit langem bekannt<br />
und stellt ein Thema dar, das im Œuvre des Malers<br />
aus Piacenza sehr häufig vorkommt, wenn auch mit<br />
subtilen Variationen in der Anzahl der Figuren und in<br />
ihrer Anordnung und vor allem in den architektonischen<br />
und skulpturalen Elementen, die den Rahmen und<br />
gleichzeitig das eigentliche Thema bilden.<br />
In der Tat gibt es zahlreiche Vergleiche von Ferdinando<br />
Arisi mit anderen katalogisierten Werken, die nach<br />
seiner Ansicht über die gesamte Spanne der römischen<br />
Produktion des Künstlers datiert werden können, beginnend<br />
um 1730, dem Datum, das bereits für das Gemälde<br />
in der Galerie Artems in Graz als Entstehungsdatum<br />
vorgeschlagen wurde. Dieselben Motive kehren<br />
auch in einem der Pendants in der Cassa di Risparmio<br />
di Piacenza wieder, wo wir unter anderem dieselbe<br />
Löwenfigur sehen, die auch auf unserem Gemälde zu<br />
sehen ist, mit einem Portikus mit drei Säulen, der die<br />
Szene auf der rechten Seite abschließt. Wie bei dem<br />
oben erwähnten Paar schlägt Arisi vor, unser Gemälde<br />
in das fünfte Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts zu<br />
datieren, und zwar aufgrund der klaren, leuchtenden<br />
Farbpalette, die die Szene auszeichnet. Nah an unser<br />
Gemälde kommt ein Gemälde Paninis im Prado heran<br />
(Arisi 331-332).<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Giuseppe Mainardi, Cremona.<br />
Anmerkung:<br />
Das gleiche Sujet hat Panini bereits ca. 10 Jahre zuvor<br />
gemalt (Palais Attems, Graz)<br />
Literatur:<br />
Das hier angebotene Gemälde ist abgebildet und<br />
besprochen in: Ferdinando Arisi, Gian Paolo Panini<br />
e i fasti della Roma del ’700, Rom 1986, Nr. 293.<br />
(1271585) (13)<br />
GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />
1691 PIACENZA <strong>–</strong> 1765 ROME<br />
RUIN CAPRICCIO WITH THE PRAYER OF A SYBIL<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
49.5 x 64.5 cm.<br />
In gilt wooden frame.<br />
Provenance:<br />
Giuseppe Mainardi Collection, Cremona.<br />
Literature:<br />
The painting on offer for sale here is illustrated and<br />
reviewed in: F. Arisi, Gian Paolo Panini e i fasti della<br />
Roma del ‘700, Rome 1986, no. 293.<br />
€ 65.000 - € 80.000<br />
Sistrix<br />
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141
318<br />
GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />
1691 PIACENZA <strong>–</strong> 1765 ROM<br />
Es wird vermutet, dass er Schüler des Francesco Galli<br />
Bibiena (1659-1739) war, der bereits in seinem, auch<br />
grafischen Werk, die Fantastik römischer Stadtlandschaften<br />
in theatralischer Weise vortrug, was Panini<br />
sicher auch ohne persönliche Begegnung hat übernehmen<br />
können. Ab 1711 in Rom, wurde er auch mit<br />
Giovanni Antonio Canal (1697-1768) bekannt. Zunächst<br />
mit Dekorationsmalerei in Palästen wie der Villa Patrizi<br />
oder des Palazzo De Carolis tätig, widmete er sich zunehmend<br />
dem Thema des Antikenarchitektur-Capriccios.<br />
Gemäldepaar<br />
ALEXANDER DER GROSSE EMPFÄNGT<br />
DIE FAMILIE DES DARIUS<br />
sowie<br />
ALEXANDER DER GROSSE IM BEGRIFF,<br />
DAS PFERD BUKEPHALOS ZU ZÄHMEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
Im Oval: 220 x 181 und 220 x 169 cm.<br />
In ovalen vergoldetem Holzrahmen.<br />
Beigegeben Gutachten von Ferdinando Arisi in Kopie.<br />
Die beiden durch Panini um 1720 geschaffenen großformatigen<br />
Gemälde zeugen von seiner Schaffensperiode,<br />
welche er der Historienmalerei widmete und in<br />
welcher er auch in anderen Gemälden stilistische<br />
Merkmale erkennen ließ, wie wir sie in den zwei vorliegenden<br />
Bildern zu sehen vermögen. Jeweils sind<br />
Ruinencapricci zu sehen, die von links vorn her in das<br />
Bild hineinführen und teilweise von Vegetation eingefangen<br />
sind. Während das eine Gemälde Alexander<br />
den Großen bei der Zähmung des Pferdes Bukephalos<br />
zeigt und daneben sinnbildlich Mark Aurel als Reiterstatue,<br />
wird in dem anderen Gemälde eine weitere<br />
Tugend Alexanders, nämlich die Sanftmut und Bescheidenheit<br />
präsentiert, welche schon in der bühnenhaften<br />
Erhöhung der Familie des Darius zum Ausdruck<br />
kommt. Geschickt beleuchtet, wird der Blick des Betrachters<br />
jeweils auf die zentrale Figurengruppe gelenkt<br />
und von den verschatteten Ruinen und von rechts<br />
hereindrängenden Wolkenbänken abgesetzt.<br />
Anmerkung 1:<br />
„Alexander der Große empfängt die Familie des<br />
Darius“ stellt eine Begebenheit nach der siegreichen<br />
Schlacht von Issos im Jahr 333 v. Chr. dar, von der<br />
u.a. Valerius Maximus berichtet. Alexander nimmt<br />
die Familie seines Gegners Darius III gefangen, er<br />
behandelt dessen Gattin und Mutter wie auch dessen<br />
Töchter jedoch nicht wie Gefangene, sondern<br />
wie seine Gäste. Als er in Begleitung seines Freundes<br />
Hephaistion das Zelt der Frauen aufsucht, fällt<br />
Sisygambis, die Mutter des Darius, irrtümlich vor<br />
Hephaistion auf die Knie und bittet ihn um Gnade.<br />
Als sie auf ihren Fehler aufmerksam gemacht wird<br />
und sich Alexander zuwendet, zeigt dieser auf<br />
Hephaistion und bemerkt, auch dieser heiße Alexander<br />
<strong>–</strong> womit Alexander der Große, so Valerius Maximus,<br />
den Rangunterschied zu seinem Freund bewusst<br />
übergeht und neben seiner Großmütigkeit auch<br />
seine Bescheidenheit zum Ausdruck bringt.<br />
Anmerkung 2:<br />
Bukephalos war das bekannteste Pferd der Antike:<br />
Als Alexander der Große 12 Jahre alt war, bekam er<br />
das Pferd, das von ca. 355-326 v. Chr. lebte. In Dion<br />
soll das Pferd seinem Vater zum Kauf angeboten<br />
worden sein, doch niemand vermochte das Pferd zu<br />
reiten. Alexander jedoch, der wohl beobachtet hatte,<br />
dass das Pferd scheute, sobald es seinen Schatten<br />
mitsamt dem Schatten des Reiters sah, stellte das<br />
Pferd so, dass es eben diesen Schattenumriss nicht<br />
zu sehen vermochte. So gelang es Alexander dem<br />
Großen, das Pferd Bukephalos zu zähmen. Nach<br />
einem langen Leben, welches das Pferd in allen<br />
Schlachten an der Seite Alexanders verbringen ließ,<br />
ertrank es nach der Schlacht am Hydaspes und<br />
Alexander ließ ein Denkmal zu Ehren des Pferdes<br />
errichten.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Ferdinando Arisi, Giovanni Paolo Panini e i fasti<br />
della Roma del ‚700, Roma 1986, Kat.Nr. 53, 54,<br />
S. 243 und Kat.Nr. 112-115, S. 277-278.<br />
Vgl. Bucephalas. in: The Oxford Classical Dictionary,<br />
3. Auflage. Oxford u.a. 1996, S. 264. (1271584) (13)<br />
GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />
1691 PIACENZA <strong>–</strong> 1765 ROME<br />
A pair of paintings<br />
THE FAMILY OF DARIOUS BEFORE ALEXANDER<br />
THE GREAT<br />
and<br />
ALEXANDER THE GREAT AND BUCEPHALUS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
Oval: 220 x 181 and 220 x 169 cm.<br />
In oval guilt wooden frame.<br />
Accompanied by a copy of an expert’s report by Ferdinando<br />
Arisi.<br />
The two large format paintings by Panini created ca.<br />
1720 are testimony of a creative period in which he<br />
focused on history paintings and stylistic features of<br />
other paintings of this time can also be found in the<br />
paintings on offer for sale here. While one painting<br />
depicts Alexander the Great taming the Bucephalus<br />
horse with a symbolic reference of an equestrian statue<br />
of Marcus Aurelius, the other painting depicts another<br />
virtue of Alexander, namely his gentleness and<br />
humility.<br />
Literature:<br />
Compare F. Arisi, Giovanni Paolo Panini e i fasti della<br />
Roma del ‘700, Rome 1986, cat. no. 53, 54, p. 243<br />
and cat. no. 112-115, p. 277-278.<br />
Compare Bucephalas, in: The Oxford Classical Dictionary,<br />
3rd edition, Oxford a. o., 1996, p. 264.<br />
Detailabbildung<br />
€ 300.000 - € 500.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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Detailabbildung Lot 318<br />
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319<br />
VENEZIANISCHE SCHULE DES 18. JAHRHUNDERTS,<br />
UMKREIS DES SEBASTIANO RICCI (1659-1734)<br />
DIE DARBRINGUNG IM TEMPEL<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
49 x 65 cm.<br />
In vergoldetem Rahmen.<br />
Am vierzigsten Tag nach der Geburt bringen Josef und<br />
Maria ihren neugeborenen Sohn dem alten Priester<br />
Simeon im Tempel dar. Im Zentrum des Gemäldes ist<br />
Maria in rot-blauem Gewand kniend auf den Stufen<br />
zum Altar zu sehen, in ihren Händen den nackten Jesusknaben<br />
in einem weißen Laken haltend und dem<br />
Priester zeigend. Dieser steht vor dem Altar leicht zu<br />
ihr gebeugt mit weit ausgebreiteten Armen, in dem<br />
Kind den Erlöser erkennend. Hinter Maria steht Josef<br />
in braunem Mantel, in seiner Hand eine brennende<br />
Fackel haltend. Hinter Maria eine junge Frau, in ihren<br />
Händen zwei weiße Tauben haltend, welche wohl als<br />
Opfer dargebracht werden sollen. Rechtsseitig um<br />
den Altar, mit einem großen geöffneten Buch, versammelt<br />
eine Reihe von Männern und Priestern, teils<br />
in würdevoller edler Kleidung, die verwundert und<br />
teils diskutierend auf den dargebrachten Jesusknaben<br />
blicken. Am linken unteren Bildrand eine Frau und ein<br />
Mann mit einem Korb voller Tauben, dahinter eine Frau<br />
mit Kind und eine weitere mit Kind unterhalb eines<br />
großen Steinbogens, der den Blick aus dem Tempel<br />
heraus auf weitere Gebäude unter hohem hell blauem,<br />
teils mit weißen Wolken versehenem Himmel gewährt.<br />
Beliebtes Motiv des Neuen Testaments mit gekonnter<br />
Licht- und Schattenführung, dabei die teils farbenfrohen<br />
Kleidungsstücke und die Gesichter der zahlreichen<br />
Figuren besonders herausgestellt. Retuschen.<br />
(1271443) (3) (18)<br />
VENETIAN SCHOOL, 18TH CENTURY,<br />
CIRCLE OF SEBASTIANO RICCI (1659-1734)<br />
THE PRESENTATION OF JESUS AT THE TEMPLE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
49 x 65 cm.<br />
€ 8.000 - € 12.000<br />
Sistrix<br />
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147
320<br />
JOSEF HEINTZ D.J.,<br />
UM 1600 <strong>–</strong> UM 1678<br />
Joseph Heintz d.J. war Sohn des Joseph Heintz d.Ä.<br />
(1564-1609) und war ab 1617 in der Werkstatt von dessen<br />
Schüler Matthäus Gundelach (um 1566-um 1653)<br />
tätig. 1621, bevor es Heintz nach Italien zog, besuchte<br />
er vermutlich auch die Werkstatt des bekannten Buchmalers<br />
Johann Matthias Kager (1575-1634), der bereits<br />
Schüler von Hans Rottenhammer in Venedig war. 1625<br />
war er jedoch schon in Italien, namentlich in Venedig<br />
und Rom, tätig und führte sogenannte „capricciosissimi“<br />
aus, also dramatische Gemälde, in denen Ungeheuer<br />
mit Heldendarstellungen kombiniert wurden.<br />
Im Jahr 1632 hielt er sich in Venedig auf, wovon das<br />
Votivaltarbild in der Kirche San Fantino zeugt. Von 1634<br />
bis 1639 war er in der Zunft (Fraglia) der Maler eingeschrieben.<br />
Am 30. November 1655 wird der Maler zusam<br />
men mit Nicolas Régnier (1590-1667) beauftragt,<br />
die Sammlung von Giovanni Pietro Tiraboschi zu schätzen.<br />
Im Jahre 1663 gab Graf Czernin, Bevollmächtigter<br />
von Kaiser Leopold I, mehrere Werke bei ihm in Auftrag.<br />
DIE CACCIA AI TORI AUF DEM CAMPO DI<br />
SAN POLO<br />
Öl auf Leinwand.<br />
61 x 91,5 cm.<br />
Es ist eine Eigenart Josef Heintz d.J., dass in seinem<br />
Werk ein gewisser Eklektizismus vorherrscht, der einem<br />
gleichzeitigen Interesse an verschiedenen Stilen<br />
geschuldet ist, und der Tatsache, dass sich sein Schaffen<br />
mitunter auch an der jeweilig herrschenden Mode<br />
orientierte. So sind einerseits noch stark dem Manierismus<br />
verpflichtete Werke seiner Hand bekannt, andererseits<br />
dem durch den Dänen Bernardo Keilhau<br />
(1624-1687) in die Lagunenstadt eingeführten Naturalismus<br />
verpflichtete Werke, während gerade das hier<br />
angebotene Gemälde mit der Stierjagd im Campo San<br />
Polo von dem farcenhaften Impetus des Callot erfüllt<br />
ist <strong>–</strong> dadurch erhielt er auch den Beinamen „pittore di<br />
più pennelli“. Viele seiner Gemälde erinnern an die<br />
Holzschnitte Pieter Brueghels d.Ä. (um 1525-um 1569)<br />
und Jacques Callot (1592-1635) und in dem vorliegenden<br />
Gemälde erhält der Letztere in seiner Bedeutung<br />
den eindeutigen Vorrang.<br />
JOSEPH HEINTZ THE YOUNGER,<br />
CA. 1600 <strong>–</strong> CA. 1678<br />
Joseph Heintz the Younger was the son of Joseph<br />
Heintz the Elder (1564-1609) and since 1617 he was<br />
active in the workshop of Matthäus Gundelach (ca.<br />
1566-ca. 1653), a pupil of his father.<br />
THE BULL HUNT IN CAMPO DI SAN POLO<br />
Oil on canvas.<br />
61 x 91.5 cm.<br />
This is a depiction of The Bull Hunt on Campo San<br />
Polo in Venice with the Gothic-Moorish façade of the<br />
Palazzo Garzoni, which was demolished in the 19th<br />
century. This is one of Venice’s most popular, but also<br />
its bloodiest traditional festivity of the Carnival season.<br />
The Bull Hunt entailed hunting bulls and sometimes<br />
also oxen with specially trained hounds. The<br />
depiction shows another spectacle: acrobats are taking<br />
part in a sports tournament, the “Forze d’Ercole”, a<br />
contest between the “Castellani” and the “Nicolotti”,<br />
whose rivalry dates back to the 12th century. This involved<br />
creating a human pyramid with the use of<br />
sticks.<br />
Provenance:<br />
Private collection, UK.<br />
€ 120.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Dargestellt ist hier die Jagd auf die Stiere auf dem<br />
Campo di San Polo, welche die gotisch-maurische<br />
Fassade des Palazzo Garzoni hervorhebt, der jedoch<br />
im frühen 19. Jahrhundert abgerissen wurde. Es ist<br />
das beliebteste, aber auch das blutigste tradtionelle<br />
venezianische Fest, das während des Karnevals zelebriert<br />
wurde. Es war eine Hatz auf Stiere und oft auch<br />
Ochsen, zu denen die eingesetzten Hunden speziell<br />
ausgebildet wurden. Stiere, die sich losrissen, konnten<br />
unter den umherstehenden Schaulustigen eine <strong>–</strong> nicht<br />
immer ungewollte <strong>–</strong> Panik hervorrufen, die bei Zuschauern,<br />
die das Treiben auf Balkonen und von Fenstern aus<br />
beobachteten, natürlich ausblieb und in Belustigung<br />
umschlug. Ein weiteres Spektakel ist zu sehen: Turner<br />
nehmen an der Forze d‘Ercole teil, einem Wettkampf<br />
zwischen den Castellani und Nicolotti, deren Rivalität<br />
auf das 12. Jahrhundert zurückgeht, bei dem es darum<br />
ging, mit Hilfe von Stäben eine menschliche Pyramide<br />
zu bauen.<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung Vereinigtes Königreich.<br />
(1271582) (13)<br />
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149
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321<br />
ALESSANDRO D‘ANNA,<br />
1743 PALERMO <strong>–</strong> 1810 NAPOLI, ZUG.<br />
Gemäldepaar<br />
VEDUTA DELL‘ ARSENALE DI NAPOLI<br />
sowie<br />
VEDUTA DI NAPOLI CON IL CASTEL DELL´OVO<br />
Öl auf Leinwand.<br />
Je 68 x 91 cm.<br />
Die beiden großformatigen, zusammengehörigen<br />
Gemälde dürfen als Hauptwerke des Malers gewürdigt<br />
werden. Bekannt geworden ist er zunächst vor<br />
allem durch seine Darstellungen von Vesuvausbrüchen;<br />
charakteristisch für seine Bilder ist nicht zuletzt die<br />
minutiöse Wiedergabe von Menschenansammlungen<br />
mit detailgenauer Schilderung jeder einzelnen der in<br />
den Bildern klein gemalten Figuren mit den jeweiligen<br />
Kostümen. Diesen Fleiß hat der aus Sizilien stammende<br />
Maler, Schüler seines Vaters, auch hier erkennen<br />
lassen. Im zuletzt genannten Bild verläuft ein großer<br />
Strom dicht gedrängter Passanten, Händlern, Fischern,<br />
Arbeitern und Uniformierten auf dem breiten Boulevard,<br />
der zur Schlosshöhe führt. Rechts daneben ist<br />
die Ursache dieser Ansammlung zu sehen, ein großes<br />
Segelschiff in Seitenlage, aus dem Rauchwolken aufsteigen.<br />
Im Hafenbecken links daneben dagegen<br />
ziehen Kähne. In geschickter Weise hat D‘Anna die<br />
gesamte Bildwirkung auf Gegensätze hin komponiert:<br />
der hoch thronenden, hell im Licht stehenden Capodimonte-Anlage<br />
steht der dunkel verschattete Bau des<br />
Castel dell‘Ovo gegenüber, der auf die Antike zurückgeht.<br />
Das Gegenstück ist als eine ruhigere Vedute angelegt.<br />
Auch hier der Blick von erhöhtem Standpunkt, über<br />
das ruhige Meerwasser mit Segelschiffen hinweg auf<br />
die Gebäude des Militärhafens, des Arsenale, und die<br />
dahinter aufragende Kirchenkuppel.<br />
Bekanntlich hat sich der Maler zusammen mit seinem<br />
Bruder Ovidio und weiteren Malern in den 80er-Jahren<br />
des 18. Jahrhunderts nach Napoli begeben, nicht zuletzt<br />
angeregt durch die Absicht Königs Ferdinand IV,<br />
für die Porzellanmanufaktur Capodimonte Kräfte zu<br />
gewinnen. 1807 wurde der Maler offiziell zum Zeichner<br />
des Topographischen Instituts ernannt, um geographische<br />
Karten zu illustrieren. A.R.<br />
Literatur:<br />
Vgl. A.C. Perrotti, La porcellana delle fabbriche e<br />
borboniche, in: Storia di Napoli 1971, S. 642.<br />
(1271587) (11)<br />
ALESSANDRO D’ANNA,<br />
1743 PALERMO <strong>–</strong> 1810 NAPLES, ATTRIBUTED<br />
A pair of painting<br />
VEDUTA OF THE ARSENAL OF NAPLES<br />
and<br />
VEDUTA OF NAPLES WITH THE CASTEL DELL´OVO<br />
Oil on canvas.<br />
68 x 91 cm each.<br />
The two large-format counterpart paintings can be<br />
considered as major works by the artist.<br />
Literature:<br />
Compare A.C. Perrotti, La porcellana delle fabbriche<br />
e borboniche, in: Storia di Napoli, 1971, p. 642.<br />
€ 60.000 - € 80.000<br />
Sistrix<br />
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153
Detailabbildung zu Lot 321<br />
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322<br />
GIUSEPPE BERNARDINO BISON,<br />
1762 PALMANOVA <strong>–</strong> 1844 MAILAND<br />
Der Künstler war ein italienischer Maler des Klassizismus,<br />
er studierte in Brescia und war Schüler von<br />
Girolamo Romanino Romani (1484/87-1562). Später<br />
zog er nach Venedig und setzte sein Kunststudium<br />
unter Giovanni Antonio Canal (1697-1768) fort. Neben<br />
zahlreichen Venedig-Ansichten schuf er auch idyllische<br />
Fantasielandschaften.<br />
BLICK AUF DEN LIDO VON VENEDIG<br />
MIT DEM BUCINTORO<br />
Öl auf Holz.<br />
22 x 31 cm.<br />
In vergoldetem Prunkrahmen.<br />
GIUSEPPE BERNARDINO BISON,<br />
1762 PALMANOVA <strong>–</strong> 1844 MILAN<br />
VIEW OF THE LIDO OF VENICE<br />
WITH THE BUCINTORO<br />
Oil on panel.<br />
22 x 31 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi.<br />
€ 25.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Beigegeben eine Expertise von Dario Succi.<br />
Blick auf den Lido von Venedig, den vorgelagerten Teil<br />
einer Nehrung. Im Vordergrund am Ufer und auf der<br />
rechten Seite, am gegenüberliegenden Ufer des Wassers,<br />
zahlreiche Figuren, die auf das prachtvolle große<br />
Ruderschiff im Wasser schauen, das wiederum umgeben<br />
ist von mehreren kleinen Booten. Im Hintergrund<br />
links die Silhouette von Venedig erkennbar. Kleinformatige<br />
stimmungsvolle Ansicht, getaucht in hellblaues<br />
und gelbliches Licht der bereits untergehenden Sonne.<br />
Kleine Restaurierung. (1271773) (18)<br />
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155
323<br />
RÖMISCHER MALER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
KARNEVAL IN ROM<br />
Öl auf Leinwand.<br />
109 x 173 cm.<br />
In vegetabil reliefiertem vergoldeten Rahmen.<br />
Unter kaum bewölktem Himmel eine römische Stadtvedute<br />
mit fein gemalter Figurenstaffage von teils<br />
verkleideten Figuren zu Fuß oder in Kutschen, auf<br />
dem Platz oder auf Balkonen mit Baldachin stehend.<br />
Der weite Platz mit seiner links emporragenden Kirchenfassade,<br />
vermutlich Sant‘Ivo alla Sapienza mit dem<br />
dahinterliegenden Corso del Rinascimento.<br />
(1260637) (3) (13)<br />
SCHOOL OF ROME, 17TH CENTURY<br />
CARNIVAL IN ROME<br />
Oil on canvas.<br />
109 x 173 cm.<br />
The wide square with the church façade, probably of<br />
Sant’Ivo alla Sapienza towering on the left and the<br />
Corso del Rinascimento behind it.<br />
€ 25.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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157
324<br />
KAREL BREYDEL,<br />
GENANNT „LE CHEVALIER“,<br />
1678 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1733 EBENDA<br />
FLUSSLANDSCHAFT MIT DORFBEWOHNERN<br />
UND HÄNDLERN BEI VERLADEN IHRER WARE<br />
Öl auf Holz.<br />
Rechts unten signiert „C. Breydel“.<br />
In dekorativem Rahmen.<br />
Das hier gezeigt Gemälde ist im RKD unter der Nummer<br />
1001238679 abgebildet.<br />
Von erhöhtem Standpunkt Blick auf einen großen<br />
Fluss, der linksseitig von einem Ufer mit Häusern und<br />
einer Windmühle, sowie von ankernden Booten flankiert<br />
wird. Im Bildvordergrund das sehr belebte Ufer<br />
mit zahlreichen Figuren und mehreren, auf einem<br />
Weg von links ankommenden Pferdewagen, um ihre<br />
Ware zu verladen. Im Hintergrund der hohe, hellblaue<br />
Himmel mit weißen Wolken. An Jan Griffier erinnernde<br />
Flusslandschaft mit vielen Details bei genauer Naturbeobachtung<br />
und elegantem Kolorit, bei der die<br />
Figuren druch rote Kleidungsstücke besonders hervorgehoben<br />
werden. Geringe Retuschen.<br />
(1270154) (18)<br />
KAREL BREYDEL,<br />
ALSO KNOWN AS “LE CHEVALIER”,<br />
1678 ANTWERP <strong>–</strong> 1733 IBID.<br />
RIVERSCAPE WITH VILLAGERS AND MERCHANTS<br />
LOADING THEIR GOODS<br />
Oil on panel.<br />
Signed “C. Breydel” lower right.<br />
In decorative frame.<br />
The painting on offer for sale in this lot is illustrated<br />
at RKD with no. 1001238679.<br />
€ 10.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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325<br />
BALTHASAR VAN DER AST,<br />
1593/94 MIDDELBURG <strong>–</strong> 1657 DELFT<br />
KLEINES STILLLEBEN MIT ROSE UND SCHNECKE<br />
Öl auf Kupfer.<br />
9,6 x 14,6 cm.<br />
Rechts unten signiert „B. Van.der.ast“.<br />
Stilllebenhafte Darstellung eines blühenden, auf einer<br />
Platte liegenden Rosenzweigs, einer Meeresschnecke<br />
und Insekten. Die rosafarbene Blüte liegt geöffnet am<br />
Tisch, am Stängel eine weitere Knospe, auf der eine<br />
Libelle sitzt, rechts die fiedrig gerippte Meeresschnecke<br />
mit Öffnung nach vorne. Unterhalb der Rosenblüte<br />
ein Marienkäfer, sowie ein weiterer rot-schwarz gestreifter<br />
Käfer, dazwischen zwei Tautropfen; rechts<br />
oben eine heranfliegende Hummel vor einem steinernen<br />
Wandhintergrund. Die Gegenstände sehr detailgerecht<br />
wiedergegeben. Kleine Retusche.<br />
(1270152) (18)<br />
BALTHASAR VAN DER AST,<br />
1593/94 MIDDELBURG <strong>–</strong> 1657 DELFT<br />
SMALL STILL LIFE WITH ROSE AND SNAIL<br />
Oil on copper.<br />
9.6 x 14.6 cm.<br />
Signed “B. Van.der.ast“ lower right.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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159
326<br />
JAN VAN KESSEL D. Ä.,<br />
UM 1626 <strong>–</strong> 1679<br />
WASSERVÖGEL IN SUMPFLANDSCHAFT VON<br />
ZWEI HUNDEN BEDROHT <strong>–</strong> ALLEGORIE DES<br />
WASSERS<br />
Öl auf Kupfer.<br />
18,5 x 24 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
22 Mai 2021.<br />
Das Gemälde auf Kupferplatte zeigt mehrere Enten,<br />
teilweise schwimmend bzw. auf einer Sandbank im<br />
Schilfrohr stehend. Während eine der Enten im Vordergrund<br />
kopfüber taucht, bewegt sich links ein Erpel<br />
fliegend aus dem Bild. Im Zentrum ein Reiherpaar,<br />
das Männchen mit drohend ausgebreiteten Flügeln,<br />
um die beiden Jagdhunde abzuwehren, die am rechten<br />
Bildrand jeweils mit aufgerissenem roten Maul<br />
erschienen sind. Im Hintergrund hochgewachsenes<br />
Schilf, links der Ausblick in die Ferne unter hohem<br />
blauen Himmel mit gebauschten Wolken im teils warmen,<br />
gelblichen Licht der späten Nachmittagssonne.<br />
Der Vordergrund rechts zudem bereichert durch eine<br />
gelbe Sumpfdotterblume.<br />
Im Gegensatz zu vielen Werken der Hand Kessels mit<br />
eher stilllebenhafter Tierdarstellung, finden wir hier<br />
eine Bildauffassung in lebendig bewegter Thematik.<br />
Dieser Bildgattungstyp sollte erst wieder im 19. Jahrhundert<br />
Beliebtheit erfahren, nicht zuletzt auch durch<br />
Vorbilder aus dem Kreis der flämischen Meister, wie<br />
eben des Jan van Kessel. So ist das vorliegende Bild<br />
zweifellos ein Beispiel der ranghöchsten Werke des<br />
Malers.<br />
In der Nebeneinandersicht des vorliegenden Bildes<br />
mit einem weiteren Werk Van Kessels mit fliegenden<br />
Vögeln „Allegorie der Luft“ (Tajan, Paris 2001/ Christies‘s,<br />
London 2017), kann das vorliegende Gemälde durchaus<br />
als „Allegorie des Wassers“ verstanden werden.<br />
Ein weiteres vergleichbares Bild, seine „Landschaft mit<br />
Vögeln“, wurde 2009 in der Ausstellung „Phantasien<br />
<strong>–</strong> Topographien“ gezeigt, aus den Beständen einer<br />
exquisiten Privatsammlung vom Kunstmuseum St.<br />
Gallen erworben. (1271712) (18)<br />
JAN VAN KESSEL THE ELDER,<br />
CA. 1626 <strong>–</strong> 1679<br />
WATERFOWL IN MARSHY LANDSCAPE THREAT-<br />
ENED BY TWO DOGS <strong>–</strong> ALLEGORY OF WATER<br />
Oil on copper.<br />
18.5 x 24 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen, 22 May 2021.<br />
Another similar painting titled Landscape with Birds<br />
was shown in the exhibition Phantasien <strong>–</strong> Topographien<br />
in 2009, part of an exquisite private collection<br />
acquired by the Kunstmuseum St Gallen.<br />
€ 30.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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327<br />
ADRIAEN VAN STALBEMT,<br />
1580 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1662 EBENDA<br />
Adriaen van Stalbemt war ein flämischer Maler, Radierer<br />
und Zeichner. Nach seiner Lehre wurde er 1610 in<br />
die Sankt Lukas-Gilde Antwerpen aufgenommen und<br />
zum Meister ernannt. Das künstlerische Werk ist ganz<br />
der Tradition der älteren flämischen Schule verpflichtet.<br />
Einige seiner Sujets, wie Landschaften, können durchaus<br />
mit denen von Hendrik van Balen d. Ä. (1575-<br />
1632) verglichen werden.<br />
DIANA UND IHRE GESPIELINNEN BEIM BADE<br />
Öl auf Kupfer.<br />
22 x 29,5 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
26 Mai 2021.<br />
Vorbei an einem großen braunen Baumstamm mit<br />
einem grünen Ast, auf dem ein kleiner schwarz-roter<br />
Vogel sitzt, und vor dem ein nur mit weißem Lendentuch<br />
bekleideter Flussgott sitzt, fällt der Blick auf eine<br />
Brunnenanlage mit Diana und ihren nackten Gespielinnen.<br />
Im Hintergrund rechts, in einer braunen Steinnische,<br />
ist zudem die Skulptur eines weiteren Flussgotts zu<br />
sehen mit einem Krug, aus dem Wasser in das Becken<br />
fließt. Oberhalb der am Wasser teils sitzenden<br />
und stehenden nackten Nymphen zwei geflügelte<br />
Putti schwebend. In der Mitte des Hintergrunds fällt<br />
der Blick auf eine bewaldete Landschaft unter blauem<br />
Himmel, darin zu erkennen Aktaion, der die Göttin und<br />
ihre Nymphen beim Bad überrascht hat, worauf sie<br />
ihn in einen Hirsch verwandelt. Auf diese Veränderung<br />
weisen bereits die oberhalb seines rosafarbenen wehenden<br />
Mantels wachsenden Hörner auf seinem Kopf<br />
hin. Qualitätvolle malerische Wiedergabe, bei der das<br />
helle Inkarnat der Nymphen gegenüber dem sonst<br />
dunklen Hintergrund besonders hervorgehoben wird.<br />
(12717118) (18)<br />
ADRIAEN VAN STALBEMT,<br />
1580 ANTWERP <strong>–</strong> 1662 IBID.<br />
DIANA AND HER COMPANIONS BATHING<br />
Oil on copper.<br />
22 x 29.5 cm.<br />
An expert’s report by Dr Klaus Ertz, Lingen, 26 May<br />
2021 is enclosed.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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161
328<br />
MAERTEN RYCKAERT,<br />
1587 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1661, ZUG.<br />
DER BARMHERZIGE SAMARITER<br />
Öl auf Kupfer.<br />
17,5 x 14,2 cm.<br />
Auf einem am Ufer eine Flusses gelegenen Weg einer<br />
Waldlandschaft hat ein Samariter mit seinem Esel Halt<br />
gemacht, um einem am Boden liegenden verletzten<br />
und ausgeplündeten, nur spärlich bekleideten Mann<br />
zu helfen und dessen Wunden zu versorgen. Qualitätvolle<br />
Wiedergabe, bei der die Bäume in den hohen<br />
Himmel mit rosa-bläulich schimmernden Wolken mit<br />
zwei fliegenden Vögeln ragen.<br />
Das hier dargestellte Gleichnis gehört zu den bekanntesten<br />
Erzählungen Jesu im Neuen Testament.<br />
(12707520) (18)<br />
€ 6.000 - € 8.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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Vergrößerte Abbildung
329<br />
CASPAR HIRSCHELI (HIRSCHEL),<br />
UM 1698 PRAG <strong>–</strong> 1743 EBENDA<br />
STILLLEBEN MIT BLUMENSTRAUSS IN GLASVASE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
23,5 x 17,5 cm.<br />
Rechts unten monogrammiert in Ligatur und datiert<br />
„CH (1)737.“.<br />
In dekorativem Rahmen.<br />
Vor dunklem Hintergrund auf einer Steinplatte stehend<br />
eine kugelige Glasvase, darin das zarte Blumenarrangement<br />
aus Rosen, Tulpen, Nelken und kleineren<br />
Blumen. Malerei bei der die überwiegend rötlichen,<br />
gelben und weißen minutiös gemalten Blüten gegenüber<br />
dem dunklen Hintergrund besonders hervorgehoben<br />
werden.<br />
CASPAR HIRSCHELI (HIRSCHEL),<br />
CA. 1698 PRAGUE <strong>–</strong> 1743 IBID.<br />
STILL LIFE WITH BOUQUET IN GLASS VASE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
23.5 x 17.5 cm.<br />
Monogrammed in ligature and dated “CH (1)737.”<br />
lower right.<br />
Literature:<br />
Compare Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der<br />
bildenden Künstler, vol.17/18, p. 134<br />
€ 10.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Der Künstler war Schüler von Johann Adalbert Angermeyer<br />
(1674-1740) in Prag. Von Hirscheli stammen<br />
überwiegend Blumen- und Fruchtstillleben, vor allem<br />
aus den 1730er Jahren, die er oft mit verschlungenen<br />
Initialen signierte.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden<br />
Künstler, Bd. 17/18, S.134. (12701511) (18)<br />
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330<br />
LOUIS DE CAULLERY,<br />
UM 1580 CAMBRAI <strong>–</strong> UM 1621 ANTWERPEN<br />
Der Künstler studierte 1593/94 mit dem Namen Loys<br />
Solleri bei Joos de Momper d.J. (1564-1635) und wurde<br />
1602 Meister der Lukasgilde. Die Annahme, dass<br />
er sich je nach Italien begeben hätte, konnte nicht bestätigt<br />
werden. Dagegen zeigen seine Architekturen<br />
den Einfluss von Paul Vredeman de Vries (um 1567-<br />
um 1635), vor allem von dessen Architekturstudien.<br />
Nur zwei seiner Werke sind voll signiert: eine venezianische<br />
Karnevalsszene (Kunsthalle Hamburg) und<br />
„Fete galante“ (Musée des Beaux Arts Cambrai). Eine<br />
„Allegorie der Sinne“, 1618 datiert, ist mit „L.C.“ monogrammiert<br />
(Sammlung Lobkowicz, Schloss Nelahozeves/<br />
Böhmen).<br />
WEITBLICK ÜBER EINE HAFENBUCHT MIT<br />
MEERES GOTT UND FIGURENSTAFFAGE<br />
Öl auf Holz.<br />
48,5 x 73 cm.<br />
LOUIS DE CAULLERY,<br />
CA. 1580 CAMBRAI <strong>–</strong> CA. 1621 ANTWERP<br />
FAR-REACHING VIEW ACROSS A HARBOUR BAY<br />
WITH SEA GOD AND FIGURAL STAFFAGE<br />
Oil on panel.<br />
48.5 x 73 cm.<br />
Expert‘s report by Dr Luuk Pijl, Dokkum, 28. August<br />
2017.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Gutachten von Dr. Luuk Pijl, Dokkum, 28. August 2017.<br />
Das Gesamtwerk des Meisters zeigt, dass er sich<br />
überwiegend in breitem Blickwinkel geschaffener<br />
„Gesamtansichten“ gewidmet hat. Neben weiten<br />
Stadtplätzen, wie etwa Venedig, oder Landschaften<br />
finden sich auch Hafenansichten, die bereits Panoramacharakter<br />
zeigen. In gewissem Sinne lassen sich<br />
diese Landschaften als „Weltbilder“ verstehen, was<br />
auch erklärt, dass sich hier in dieser fantastischen<br />
Hafenlandschaft neben den Schiffen, Staffagefiguren<br />
links unten und am rechten sonnenbeschienenen<br />
Ufer auch symbolische Elemente finden: vor allem die<br />
in die rechte Ecke komponierte Gestalt des Neptun,<br />
der hier in Art eines Flussgottes einen Wasserkrug mit<br />
Fischen entleert, sein Dreizack am Boden. Er blickt auf<br />
einen großen, delfinartigen Fisch, der auf ihn zuschwimmt.<br />
Das Bildzentrum bildet ein Schiff mit gerafftem<br />
Segel, mit zwei Fischern, die ein großes Netz<br />
einziehen. Bis ins Millimeterdetail sind die Gebäude<br />
einer Stadt am rechten, zum Horizont ziehenden Ufer<br />
wiedergegeben, in hellem Licht der Sonne, die sich<br />
hinter drohenden Wolken neigt. Die gesamte Ansicht<br />
ist aus der Kavaliersperspektive gesehen, was eine<br />
gewisse Distanz der Bilderzählung zum Betrachter erzeugt.<br />
Die Malqualität, die Komposition, die Lichtführung,<br />
auch die weite „Weltbild“-Ansicht in dieser Detailgenauigkeit<br />
lassen das Gemälde als eines der<br />
Hauptwerke des Malers sehen. Dabei ist das Bildthema<br />
auch als Allegorie zu verstehen. A. R.<br />
(1270156) (11)<br />
Detailabbildung<br />
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167
331<br />
JAN BRUEGHEL D.J.,<br />
1601 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1678<br />
FLUSSLANDSCHAFT MIT SEGELBOOTEN<br />
Öl auf Kupfer.<br />
13 x 16,5 cm.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz vom 30.<br />
März 2015, in Kopie, das Gemälde dem genannten<br />
Maler zuschreibend und in die Jahre 1626/27 datierend.<br />
Blick von erhöhtem Standpunkt auf einige, sich im<br />
Wasser des ruhigen Flusses spiegelnde Segelboote<br />
mit Fischern. Im Hintergrund links das mit Bäumen<br />
bewachsene Ufer sowie einem Gebäude und einem<br />
steinernen Rundturm hinter Figurenkulisse im gelblichen<br />
Licht der untergehenden Sonne, die vereinzelt<br />
das Wasser beleuchtet. Nach rechts hinten in die Tiefe<br />
führender Flussverlauf unter hohem Himmel in bereits<br />
diesigem hellem Grau. Laut Dr. Ertz geht die<br />
Komposition auf eine Zeichnung des Vaters Jan<br />
Brueghel d.Ä. zurück (F.Lugt: Inventaire Général de<br />
Dessins de Ècoles du Nord, I, 1949. S.36, Nr. 483), mit<br />
kleinen Abweichungen bei der Uferbebauung. Besonders<br />
die im Hintergrund befindlichen Details wie Häuser<br />
und Personen sind akribisch ausgeführt und sprechen<br />
für die frühe Schaffenszeit Jan Brueghels d.J.<br />
nach Übernahme des väterlichen Ateliers. Minimale<br />
Retuschen. (1270155) (18)<br />
JAN BRUEGHEL THE YOUNGER,<br />
1601 ANTWERP <strong>–</strong> 1678<br />
RIVERSCAPE WITH SAILING BOATS<br />
Oil on copper.<br />
13 x 16 cm.<br />
Accompanied by a copy of an expert‘s report by Dr.<br />
Klaus Ertz, dated 30 March 2015, attributing the painting<br />
to the artist and dating the work to 1626/27.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
168 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
Vergrößerte Abbildung<br />
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169
332<br />
TOBIAS VERHAECHT,<br />
1561 <strong>–</strong> 1631 ANTWERPEN, ZUG.<br />
GEBIRGIGE FLUSSLANDSCHAFT MIT REITERN<br />
Öl auf Holz.<br />
21 x 32 cm.<br />
TOBIAS VERHAECHT,<br />
1561 <strong>–</strong> 1631 ANTWERP, ATTRIBUTED<br />
MOUNTAINOUS RIVERSCAPE WITH EQUESTRIANS<br />
Oil on panel.<br />
21 x 32 cm.<br />
Von erhobenem Standpunkt aus gesehen die weite,<br />
in bläulich-grünes Licht getauchte Flusslandschaft mit<br />
einem um ein Felsmassiv mit kleinen Wasserfällen<br />
herum nach hinten verlaufenden Fluss, an dessen<br />
rechten Ufer ein breiter Weg über eine kleine Brücke<br />
zu einigen Häusern des Hintergrundes führt. Im Vordergrund<br />
drei Figuren, teils mit roten Jacken, im Gespräch<br />
und auf dem Weg zudem drei Reiter. Das Gemälde<br />
rechtsseitig flankiert von kleineren Felsbrocken<br />
und einem hohen Baum. Im Mittelgrund rechts hochziehende<br />
Berge mit teils schroffen Felsen vor dem<br />
hohen Horizont in meist diesigem hellem Licht. Malerei<br />
in der typischen Manier des Künstlers, vor allem<br />
die hellen Felsformationen finden sich auf diversen<br />
Werken von ihm wieder.<br />
Provenienz:<br />
Belgische Privatsammlung. (12701520) (18)<br />
Provenance:<br />
Private collection, Belgium.<br />
€ 10.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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333<br />
ORAZIO GREVENBROECK,<br />
UM 1670 <strong>–</strong> 1743<br />
(ABB. FOLGENDE SEITEN)<br />
KÜSTEN-CAPRICCIO MIT BOOTEN<br />
UND SPRINGBRUNNEN<br />
Öl auf Kupfer.<br />
Tondo, Durchmesser: 14,7 cm.<br />
Beigegeben ein Gutachten mit Abbildungen des Gemäldes<br />
von Dr. Fabrizio Dassie, Mailand vom 11. März<br />
2021 (in Kopie vorliegend).<br />
334<br />
ORAZIO GREVENBROECK,<br />
UM 1670 <strong>–</strong> 1743<br />
(ABB. FOLGENDE SEITEN)<br />
KÜSTEN-CAPRICCIO MIT FIGUREN<br />
UND BOOTEN<br />
Öl auf Kupfer.<br />
Tondo, Durchmesser 14,7 cm.<br />
Beigegeben ein Gutachten mit Abbildungen des Gemäldes<br />
von Dr. Fabrizio Dassie, Mailand vom 11. März<br />
2021 (in Kopie vorliegend).<br />
Blick von erhöhtem Standpunkt auf einen breiten<br />
Fluss, begrenzt von Gebirgszügen, auf dem verschiedene<br />
Boote und Segelschiffe im warmen Licht unter<br />
gelb-blauem Himmel zu erkennen sind. Im Vordergrund<br />
am Uferstreifen ragt die Säule einer Ruine von<br />
links ins Bild, darunter ein Springbrunnen direkt am<br />
Wasser und mehrere Figuren sowie einige Schafe.<br />
Fantastische Komposition in der typischen Manier des<br />
Künstlers.<br />
Anmerkung:<br />
Dr. Fabrizio Dassie beschäftigt sich hauptsächlich mit<br />
Landschaftsmalerei. Sein Interessengebiet richtet<br />
sich insbesondere auf niederländische und flämische<br />
Künstler, die zwischen dem Ende des siebzehnten<br />
und der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts im italienischen<br />
Kontext tätig waren. Er hat mit kulturellen<br />
Institutionen in Mailand und als Kurator von Kunstausstellungen<br />
zusammengearbeitet. Er ist Autor des<br />
Buches „I GREVENBROECK, 2019“. (1270757) (18)<br />
€ 4.500 - € 6.000<br />
Sistrix<br />
Blick von erhöhtem Standpunkt auf eine mediterrane<br />
Hafenlandschaft mit diversen Booten und Segelschiffen<br />
auf dem teils gelblich schimmernden Wasser im<br />
warmen Licht der Sonne unter hohem Himmel. Im<br />
Vordergrund am Uferstreifen ragen zwei antike Säulen<br />
rechts ins Bild, daneben zwei Felsbrocken und drei<br />
Staffagefiguren sowie einige Schafe. Fantastische<br />
Komposition in der typischen Manier des Künstlers.<br />
Anmerkung:<br />
Dr. Fabrizio Dassie beschäftigt sich hauptsächlich mit<br />
Landschaftsmalerei. Sein Interessengebiet richtet<br />
sich insbesondere auf niederländische und flämische<br />
Künstler, die zwischen dem Ende des siebzehnten<br />
und der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts im italienischen<br />
Kontext tätig waren. Er hat mit kulturellen<br />
Institutionen in Mailand und als Kurator von Kunstausstellungen<br />
zusammengearbeitet. Er ist Autor des<br />
Buches „I GREVENBROECK, 2019“. (12707564) (18)<br />
€ 4.500 - € 6.000<br />
INFO | BID Sistrix<br />
INFO | BID<br />
335<br />
ENTFÄLLT<br />
336<br />
ENTFÄLLT<br />
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171
337<br />
RACHEL RUYSCH,<br />
1664 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1750 EBENDA<br />
Rachel Ruysch zog mit den Eltern bereits dreijährig<br />
nach Amsterdam, wo sie von ihrem Vater Frederik<br />
Ruysch, einem Professor für Anatomie, mit Kuriositätensammlung,<br />
schon früh sowohl an die Botanik als<br />
auch in die Malerei herangeführt wurde. Im Alter von<br />
15 Jahren durfte sie bei dem berühmten Stillebenmaler<br />
Willem van Aelst (1627-um 1683) in die Lehre<br />
gehen. Zusammen mit ihrem Mann, einem Portraitisten,<br />
wurde sie 1701 Mitglied der Lukasgilde in Den<br />
Haag, 1708 bis 1716 Düsseldorfer Hofmalerin, protegiert<br />
durch Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz, der<br />
sich im Gegenzug Rechte an ihrer Produkion erwarb.<br />
Dies erklärt den Bestand von Bildern ihrer Hand im<br />
Schloss Bayreuth sowie in der Alten Pinakothek München.<br />
Der Kurfürst übernahm auch die Patenschaft eines<br />
ihrer sechs von zehn Kindern, die das Erwachsenenalter<br />
erreicht haben, schenkte darüberhinaus auch zwei<br />
ihrer Werke an seinen Schwager Cosimo III. de‘ Medici.<br />
Ihr frühestes datiertes Bild entstand 1681, das letzte<br />
1747. Bereits zu ihren Lebzeiten erzielten ihre Werke<br />
ungewöhnlich hohe Preise. Charakteristisch für ihre<br />
Stillleben ist der Kontrast von hell beleuchteten Blüten<br />
zu nahezu schwarzem Hintergrund. Der Aufbau der<br />
Arrangements ist stets von hoher Eleganz und harmonischer<br />
Ausgewogenheit. Ihr Werk galt vorbildhaft für<br />
eine Reihe von Malern wie Jacoba van Nickelen (um<br />
1690-1749) und noch späteren Generationen. So finden<br />
sich ihre Werke in zahlreichen bedeutenden öffentlichen<br />
und privaten Sammlungen, wie etwa National<br />
Gallery London, Städelsches Kunstinstitut Frankfurt,<br />
Akademie der Bildenden Künste Wien, Uffizien Florenz,<br />
Rijksmuseum Amsterdam, Kunsthalle Hamburg, um<br />
nur bedeutendste zu nennen.<br />
STILLLEBEN MIT WEISSER KAMELIE, RINGEL-<br />
BLUMEN, VERGISSMEINNICHT, EINEM FALTER<br />
UND INSEKTEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
32,6 x 28,2 cm.<br />
Rechts unten signiert und datiert „MDCXC“ (1640).<br />
Verso 5 Auktionsaufkleber.<br />
Das Stillleben ist in mittelgroßem angenehmem Format<br />
gehalten. Wie fast immer im Werk der Künstlerin,<br />
ziehen einige hell leuchtende Blüten den ersten Blick<br />
an. Hier ist es eine weiße Kamelie, umgeben von ockerbis<br />
orangefarbenen Ringelblumen mit Blattwerk, dahinter<br />
ein im Schwung hochziehender Stiel mit herabschwingenden<br />
schlanken Blättern. Eine fein gemalte<br />
Schnur, die rechts über den Rand der Steinplatte herabhängt,<br />
macht deutlich, dass es sich bei dem Arrangement<br />
um einen gebundenen Strauß handelt. Eine<br />
bereits welke Blüte am Unterrand, vor allem aber die<br />
vielen Insekten wie Hummel, Marienkäfer, eine kleine<br />
Kreuzspinne sowie Ameisen an der zentralen Blüte<br />
vermitteln den in der Barockmalerei üblichen Memento<br />
mori-Gedanken.<br />
A. R.<br />
Provenienz:<br />
Phillips, London, 07. Dezember 1982, Anonymer<br />
Verkauf, Lot 113 (an van Haeften).<br />
Johnny Van Haeften, Ltd., London.<br />
Sotheby‘s, London, April 2013, Lot 113.<br />
Literatur:<br />
Erika Gemar-Költzsch, Holländische Stilllebenmaler<br />
im 17. Jahrhundert, Lingen 1995.<br />
Marianne Berardi, Science into Art. Rachel Ruysch‘s<br />
early development as a still-life painter, Pittsburgh<br />
1998, S. 359. (12701517) (11)<br />
RACHEL RUYSCH,<br />
1664 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1750 IBID.<br />
STILL LIFE WITH WHITE CAMELIA, MARIGOLDS,<br />
FORGET-ME-NOTS, A BUTTERFLY AND INSECTS<br />
Oil on canvas.<br />
32.6 x 28.2 cm.<br />
Signed and dated “MDCXC” (1640) lower right.<br />
Five auction labels on reverse.<br />
Provenance:<br />
Phillips, London, 7 December 1982, Anonymous sale,<br />
lot 113 (to van Haeften).<br />
Johnny Van Haeften, Ltd., London.<br />
Sotheby’s London, April 2013, lot 113.<br />
Literature:<br />
E. Gemar-Költzsch, Holländische Stilllebenmaler im<br />
17. Jahrhundert, Lingen 1995.<br />
M. Berardi, Science into Art. Rachel Ruysch’s early<br />
development as a still-life painter, Pittsburgh 1998,<br />
p. 359.<br />
€ 80.000 - € 100.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Detailabbildung<br />
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338<br />
PIETRO DE LIGNIS,<br />
AUCH GENANNT „PIETER VAN DEN HOUTE“,<br />
UM 1577 MECHELEN <strong>–</strong> 1627 ROM<br />
DIE HEILIGE MARGARETA ZU PFERD ÜBER EINEM<br />
DRACHEN<br />
Öl auf Kupfer.<br />
70 x 55,5 cm.<br />
Original vergoldeter Barockrahmen.<br />
Die Darstellung geht auf Legenden zurück, wonach<br />
die Heilige Margareta von Antiochien im 4. Jahrhundert<br />
teils visionär, teils symbolisch mit einem Drachen<br />
in Zusammenhang gesehen wird, in verschiedenen<br />
Versionen überliefert. Dabei ist in diesem Drachen jener<br />
Herrscher gemeint, dem sie als Märtyrerin zum<br />
Opfer fiel. Die Symbolik der Darstellung entspricht<br />
auch den Auffassungen des Manierismus, den der<br />
Maler während seines Aufenthaltes in Rom aufnahm.<br />
Die Heilige, auf einem Schimmel im Damensitz reitend,<br />
beherrscht das Zentrum der Komposition. Die<br />
Vorderhufe treten auf den am Boden sich windenden<br />
Drachen, rechts folgen zwei Frauengestalten der Reiterin,<br />
während links von einer Festung oben herabziehende<br />
Reiter und Soldaten zu sehen sind, die im Zusammenhang<br />
mit der Legendenschilderung stehen.<br />
Die männliche Gestalt mit Stab, die zur Heiligen aufblickt,<br />
ist schwer zu deuten, was <strong>–</strong> wie auch die weiteren<br />
Bildinhalte <strong>–</strong> darauf schließen lässt, dass hier eine<br />
vertiefte und erweiterte Legendendarstellung vorliegt.<br />
Die linke Bildseite wird vom Repoussoir in Form eines<br />
hochziehenden Baumstammes beherrscht, dessen<br />
Ast über die Oberseite der Bilddarstellung zieht. Rechts<br />
im Hintergrund eine im Tal liegende Stadtanlage mit<br />
Wehrtürmen und zentralem Kastell. A. R.<br />
PIETRO DE LIGNIS,<br />
ALSO KNOWN AS “PIETER VAN DEN HOUTE“,<br />
CA. 1577 MECHELEN <strong>–</strong> 1627 ROME<br />
SAINT MARGARET AND THE DRAGON<br />
Oil on copper.<br />
70 x 55.5 cm.<br />
Literature:<br />
Illustrated in: D. Bodart, Il Dipingere di Fiandra, Rome<br />
1999, pp. 140-141. (971361).<br />
€ 55.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Der Maler wurde 1607 Mitglied der Accademia di San<br />
Luca in Rom, wo er engen Kontakt mit Adam Elsheimer<br />
unterhielt, was sich auch in beider Stil feststellen<br />
lässt.<br />
Wie auch die weiteren bekannt gewordenen Werke<br />
des Malers, ist auch diese Darstellung auf Kupfer<br />
gemalt. Eine inhaltsgleiche Version zeigt die Heilige<br />
ohne Strahlennimbus, der, wie die Signatur links unten,<br />
in Muschelgold aufgesetzt ist.<br />
Literatur:<br />
Abgebildet in: Didier Bodart, Il Dipingere di Fiandra,<br />
Rom 1999, S. 140-141. (971361). (12701514) (11)<br />
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339<br />
PEETER GYSELS,<br />
1621 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1690/91 EBENDA, ZUG.<br />
WEITE BERGIGE LANDSCHAFT MIT REISENDEN<br />
AUF EINEM WEG<br />
Öl auf Holz, montiert auf Holz.<br />
42 x 67,3 cm.<br />
Das vorliegende Gemälde wirkt horizontal dreigeteilt:<br />
im Vordergrund ein breiter heller Weg, der nach links<br />
über eine kleine Brücke führt. Auf diesem Weg sind<br />
rechts ein kleines Pferdefuhrwerk, eine Frau mit einem<br />
Korb Früchte und ein Mann in leuchtend roter<br />
Jacke mit geschulterter Gabel zu sehen. Den rechten<br />
Rand begrenzen ein hoher Baum und ein brauner<br />
Baumstumpf, auf der linken Randseite ein großer Hügel<br />
mit Bäumen und ein abgestorbener Baum mit einem<br />
Vogel auf einem Ast. In der zweiten Ebene, der<br />
Mitte des Bildes, die grüne hügelige Landschaft mit<br />
kleinem Flusslauf, einigen Kühen und einem schmalen<br />
Weg zu alten Gebäuden. Die dritte Ebene zeigt in<br />
der Ferne das ganz in grauer Farbigkeit wiedergegebene<br />
Gebirge unter hohem, wolkenreichem grau-braunem<br />
Himmel. Wie in den meisten Werken des Malers<br />
ist auch hier der Einfluss der Landschafts- und Figurenmalerei<br />
von Jan Brueghel d.Ä. (1568-1625) zu erkennen.<br />
Thematisch überwiegen in seinem Werk gerade<br />
solche Landschaften mit Figurenstaffage. Rest.,<br />
kleine Retuschen. (12701510) (18)<br />
PEETER GYSELS,<br />
1621 ANTWERP <strong>–</strong> 1690/91 IBID., ATTRIBUTED<br />
VAST MOUNTAINOUS LANDSCAPE WITH<br />
TRAVELLERS ON A PATH<br />
Oil on panel, mounted on panel.<br />
42 x 67.3 cm.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Detailabbildung<br />
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181
340<br />
ANTHONIE VERSTRALEN,<br />
1593 GORKUM <strong>–</strong> 1641 AMSTERDAM, ZUG.<br />
EISVERGNÜGEN IN HOLLÄNDISCHER<br />
POLDERLANDSCHAFT<br />
Öl auf Eichenholz.<br />
21,5 x 32 cm.<br />
Vom Maler sind fast ausschließlich Winterlandschaften<br />
bekannt geworden. So wurde er lange als Hauptmeister<br />
dieses Genres gewürdigt, was inzwischen auch<br />
dem Kollegen Hendrik Avercamp (1585-1634) und<br />
dessen Neffen Barent Averkamp (1612-1679) zugestanden<br />
wird. Ähnlich wie bei Arentz Cabel (1585/86-<br />
1631) zeigen seine Bilder eine einheitliche, meist zarte<br />
Farbigkeit. Dies kommt in vorliegendem Gemälde<br />
besonders zu Geltung, wodurch eine diesige, nahezu<br />
nebelige Luftstimmung darstellbar ist. Der Blick auf<br />
den mittig bis zum Horizont ziehenden vereisten Poldersee<br />
mit seitlichen Gebäuden scheint von einer Bewirtungsstelle<br />
aus aufgenommen zu sein, wofür der<br />
hohe Mast links mit einladendem Fass spricht. Die<br />
Figurenstaffage zeigt Schlittschuhläufer und auf dem<br />
Eis sich vergnügende Personen, darunter Kinder sowie<br />
ein Hündchen. Die geschlossene Wolkendecke ist<br />
bereits spätnachmittaglich rötlich beleuchtet. A. R.<br />
(12701521) (11)<br />
ANTHONIE VERSTRALEN,<br />
1593 GORKUM <strong>–</strong> 1641 AMSTERDAM, ATTRIBUTED<br />
ICE AMUSEMENTS ON DUTCH POLDER LAKE<br />
Oil on oak panel.<br />
21.5 x 32 cm.<br />
€ 50.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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183
341<br />
MAERTEN RYCKAERT,<br />
1587 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1631, ZUG.<br />
Der Maler gehörte einer mehrköpfigen Malerfamilie<br />
an: Sohn von David Ryckaert d. Ä. (um 1560-um 1607)<br />
sowie Bruder des David Ryckaert d. J. (1586-1642)<br />
und Onkel von David Ryckaert III (1612-1661). Seine<br />
Figurenwiedergabe zeigt sich sehr angenähert an<br />
Werke des Jan Brueghel, während der Maler sich in<br />
der Farbgebung eher an der des Joos de Momper d.<br />
J. (1564-1635) orientiert hat.<br />
LANDSCHAFT MIT EINEM SCHLOSS<br />
UND REISENDEN<br />
Öl auf Holz.<br />
Im Oktogonal: 23 x 27 cm.<br />
MAERTEN RYCKAERT,<br />
1587 ANTWERP <strong>–</strong> 1631, ATTRIBUTED<br />
LANDSCAPE WITH A CASTLE AND TRAVELLERS<br />
Oil on panel.<br />
In Octagonal: 23 x 27 cm.<br />
The attribution to the painter confirmed by Willem van<br />
de Watering, who examined the painting on offer for<br />
sale in 2007 in original.<br />
Provenance:<br />
Private collection, Belgium.<br />
€ 35.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Die Zuschreibung an den Künstler bestätigt von Willem<br />
van de Watering, der das Gemälde 2007 im Original<br />
gesehen hat.<br />
Im Zentrum einer weiten Landschaft eine teils ummauerte,<br />
prachtvolle Schlossanlage, rechts davon die<br />
Häuser eines Dorfes und ein Ziehbrunnen. Vor dem<br />
Schloss auf den von der Sonne beschienenen hellgrünen<br />
Wiesen ein Hirte mit seinen Schafen und<br />
mehrere Reiter. Im gänzlich verschatteten Vordergrund<br />
schließlich auf einem Weg ein Pferdewagen mit<br />
Reisenden und rechts daneben ein Bach mit einigen<br />
Enten. Die Darstellung wird seitlich gerahmt von mehreren<br />
Bäumen. Am Horizont der hohe hellblaue Himmel,<br />
durch die Sonne teils gelblich verfärbt. Detailreiche<br />
Malerei in harmonischer, weicher Farbgebung.<br />
Teils Retuschen.<br />
Provenienz:<br />
Aus belgischer Privatsammlung. (12701518) (18)<br />
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185
342<br />
JAN FRANS BESCHEY,<br />
1717 <strong>–</strong> 1786<br />
WEITE LANDSCHAFT MIT BELEBTER STRASSE<br />
Öl auf Kupfer.<br />
18,3 x 28 cm.<br />
Wir danken Dr. Klaus Ertz für die Zuschreibung an den<br />
genannten Künstler.<br />
In einer weiten hügeligen Landschaft unter hohem<br />
blauen Himmel mit weißen Wolken eine breite Landstraße,<br />
die vom breiten Vordergrund nach hinten<br />
rechts zum Horizont führt. Linksseitig wird sie durch<br />
eine Reihe von Gebäuden und Bäumen flankiert, im<br />
Hintergrund rechts ein weiteres Haus. Auf der Straße<br />
eine große Anzahl von Hirten mit ihren Kühen und<br />
Schafen, die teils im Vordergrund links an einem Gewässer<br />
Station machen. Rechtsseitig ist eine Reisegruppe<br />
mit Planwagen hintereinander unterwegs und<br />
im Vordergrund zwei elegant gekleidete Reiter und ein<br />
Hirte mit Schafen. Vielfigurige, belebte Darstellung in<br />
differenzierter Farbgebung. Minimale Retuschen.<br />
(1270756) (18)<br />
JAN FRANS BESCHEY,<br />
1717 <strong>–</strong> 1786<br />
VAST LANDSCAPE WITH BUSY ROAD<br />
Oil on copper.<br />
18.3 x 28 cm.<br />
We would like to thank Dr Klaus Ertz for the attribution<br />
to the above mentioned painter.<br />
€ 12.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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187
343<br />
JAN BRUEGHEL DER JÜNGERE,<br />
1601 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1678<br />
Sohn von Jan Brueghel des Älteren. Nach Italienreisen<br />
ab 1622 und Begegnung mit Anton van Dyck fand<br />
er sich 1625 wieder in Antwerpen ein, wo er Mitglied<br />
der St. Lukas-Gilde wurde.<br />
WEITE FLUSSLANDSCHAFT MIT SCHIFFEN<br />
UND FIGUREN<br />
Öl auf Holz.<br />
19 x 24,5 cm.<br />
Beigegeben Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen, 24<br />
Mai 2021.<br />
JAN BRUEGHEL THE YOUNGER,<br />
1601 ANTWERP <strong>–</strong> 1678<br />
VAST RIVERSCAPE WITH SHIPS AND FIGURES<br />
Oil on panel.<br />
19 x 24.5 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen, 24 May 2021.<br />
€ 30.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Das Gemälde zeigt eine weitläufige Landschaftsszenerie<br />
mit Figurenstaffage. Der Bildaufbau gegliedert<br />
in drei Bereiche: Himmel, Erde und Wasser. Auf<br />
dem Wasser sind einige Segelboote zu sehen, andere<br />
ankern ruhig am Ufer, und im linken Vordergrund ein<br />
großes Boot, in dem mehrere Figuren transportiert<br />
werden. Am Ufer selbst vor Waldlandschaft alte Häuser,<br />
einige Staffagefiguren und in der Ferne die Silhouette<br />
einer gotischen Kirche, deren Turmspitze in<br />
den wolkigen, grau-blauen Himmel ragt, der nach links<br />
durch die gelben Strahlen der Sonne aufklart. Das<br />
Licht der Sonne spiegelt sich teils in helleren Flecken<br />
im Wasser wieder. Das Gemälde ist zudem belebt mit<br />
zahlreichen feinen Details sowie Vögeln am Himmel,<br />
Entengruppen und einen Reiher im Wasser. Der Maler<br />
zeigt eine harmonische friedliche Welt, die nicht unbedingt<br />
der Wirklichkeit entspricht. Qualitätvolle und detailliert<br />
wiedergegebene Szenerie in auffallend dominierenden<br />
blau-grünen Grundton des Bildes.<br />
(1271713) (18)<br />
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189
344<br />
JAN FRANS VAN BREDAEL D.Ä.,<br />
1686 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1750 EBENDA<br />
DÖRFLICHE FESTSZENEN VOR HÄUSERN<br />
AM FLUSSUFER<br />
Öl auf Kupfer.<br />
27 x 35,5 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Prof. Dr. Dr. hc. Jan de<br />
Maere, das Gemälde Jan Frans van Bredael zuweisend,<br />
wohl um 1707-1716.<br />
Die Bilddarstellung zeigt ganz offensichtlich den Vorbildeinfluss<br />
von Jan Brueghel I, weswegen das Gemälde<br />
früher Brueghel zugeschrieben war. Gezeigt wird<br />
ein breites Flussufer, an dem vor mehreren Gebäuden<br />
im Hintergrund eine freudige Stimmung herrscht:<br />
Mehrere Paare haben sich zum Tanz zusammengefunden,<br />
links zwei Planwagen, wobei ein Kutschreiter<br />
den Tanzenden zusieht. Bis in den Hintergrund ist das<br />
Ufer von zahlreichen Figuren belebt. Rechts mehrere<br />
anliegende Kähne und Segelschiffe.<br />
A. R.<br />
JAN FRANS VAN BREDAEL THE ELDER,<br />
1686 ANTWERP <strong>–</strong> 1750 IBID.<br />
VILLAGE FEAST IN FRONT OF HOUSES BY A RIVER<br />
Oil on copper.<br />
27 x 35.5 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Professor Dr<br />
Dr hc. Jan de Maere, attributing the painting to Jan<br />
Frans van Bredael, probably ca. 1707-1716.<br />
€ 16.000 - € 18.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Jan Frans war der älteste Sohn und Schüler des<br />
Ale xander van Bredael. Er stand später im Arbeitsverhältnis<br />
unter dem Händler Jacob de Witte, mit<br />
den nicht seltenen Aufträgen, nach Brueghel Kopien<br />
anzufertigen. Da weder er, noch sein Vetter Jozef<br />
diese Bilder signierten, ist es schwer, die Händescheidung<br />
vorzunehmen. (12717110) (11)<br />
Detailabbildung<br />
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191
345<br />
KAREL BESCHEY,<br />
1706 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1776 EBENDA<br />
FURT IM WALD<br />
Öl auf Kupferplatte.<br />
21 x 28,5 cm.<br />
Beigegeben Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen, 25<br />
Mai 2021.<br />
Weite Landschaft mit zwei größeren Wegen zwischen<br />
einer Baumallee, von denen einer im linken Vordergrund<br />
in einer Furt endet, die gerade zwei Reiter in<br />
Landsknechtkleidung durchqueren. Ein Planwagen, aus<br />
dem zwei Figuren auf die Reiter blicken, hat das Gewässer<br />
gerade in entgegengesetzter Richtung verlassen.<br />
Zwei weitere beladene Wagen, von Pferden gezogen,<br />
sind seitlich der Furt zu erkennen. Am rechten<br />
Bildrand zwei bepackte Frauen in roten Röcken in Rückenansicht,<br />
von denen eine einen auffallend breiten<br />
flachen Korb auf ihrem Kopf trägt. Des Weiteren eine<br />
kleine Gruppe von Figuren, ebenfalls Gepäck und Körbe<br />
tragend. Im Hintergrund in bläulichem Licht sind<br />
diverse Häuser eines Ortes zu erkennen unter hohem,<br />
teils malerisch gelb verfärbtem Himmel. Die Landschaftswiedergabe<br />
an Jan Breughel erinnernd. Qualitätvolle,<br />
feine Malerei mit vielen Details. Wenige Retuschen.<br />
KAREL BESCHEY,<br />
1706 ANTWERP <strong>–</strong> 1776 IBID.<br />
A FORD IN THE FOREST<br />
Oil on copper.<br />
21 x 28.5 cm.<br />
Accompanied by an expert‘s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen, 25 May 2021.<br />
€ 13.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Der Künstler war ein flämischer Maler und Zeichner,<br />
der hauptsächlich Landschaften malte, insbesondere<br />
im Stil von Jan Brueghel d.Ä. malte. Er war Schüler<br />
von Hendrick Govaerts. (1271714)<br />
Detailabbildung<br />
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193
Detailabbildungen<br />
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346<br />
JAN VAN KESSEL D.Ä.,<br />
UM 1626 <strong>–</strong> 1679, ZUG.<br />
ROSEN, SCHNECKEN UND INSEKTEN<br />
AUF HELLEM GRUND<br />
Gouache/ Tempera auf Pergament.<br />
Ca. 18 x 29 cm.<br />
Hinter Glas gerahmt.<br />
Trompe l‘œil-artig auf heller Unterlage zwei größere,<br />
gefüllte, rosafarbene Rosen mit dornigem Stiel und<br />
fein gearbeiteten Rosenblättern, im Zentrum nach<br />
unten gelegt, zum rechten Bildrand hin mit der Blütenöffnung<br />
nach rechts. Am Stiel eine weitere noch<br />
geschlossene Knospe. Im Vordergrund mehrere Meeresschnecken,<br />
dazwischen ein Nachtfalter, ein brauner<br />
Schmetterling sowie eine kleine Raupe. Links<br />
oben ein roter, schwarz gepunkteter Schmetterling.<br />
Die Malerei miniaturhaft äußerst fein vorgeführt, mit<br />
leichter Schattengebung und Weißhöhungen. Rest.,<br />
leicht gebräunt, rechts unten kleiner Einriss. Nicht geöffnet.<br />
(12701512) (18)<br />
€ 9.000 - € 12.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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195
347<br />
ROELANT SAVERY,<br />
1576/78 KORTRIJK <strong>–</strong> 1639 UTRECHT<br />
LANDSCHAFT MIT HIRTEN UND PFERDEWAGEN<br />
Öl auf Kupfer.<br />
26 x 34,5 cm.<br />
Rechts unten signiert und datiert „Roelant Savery<br />
1609“.<br />
In dekorativem Rahmen, teils mit Goldmalerei.<br />
Beigegeben Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen, 30<br />
Mai 2021.<br />
Im leicht schattigen, erdigen Vordergrund zunächst<br />
mittig ein sumpfiger Bachlauf mit Enten sowie von<br />
links ein breiter Weg mit einem Mann mit Fuhrwerk,<br />
von einem Pferd gezogen, und ein vorantrabender<br />
Muli, der zu einer Gruppe von Männern und Frauen<br />
führt. In der rechten unteren Bildecke, die die Hälfte<br />
der Seite füllt, ein sitzender Hirte mit seiner Herde<br />
aus Kühen, Schafen und Ziegen und mit seinem Hund.<br />
Die Bildmitte wird eingenommen von einer grünen,<br />
hügeligen Landschaft, jeweils seitlich von Bäumen<br />
flankiert, in der erneut Hirten mit Kühen zu erkennen<br />
sind. In der Ferne die sich im helleren Licht auflösende<br />
grün-bläulich schimmernde Landschaft unter hohem<br />
Himmel mit weißen Wolkenformationen.<br />
ROELANT SAVERY,<br />
1576/78 KORTRIJK <strong>–</strong> 1639 UTRECHT<br />
LANDSCAPE WITH SHEPHERDS<br />
AND HORSE CART<br />
Oil on copper.<br />
26 x 34.5 cm.<br />
Signed and dated “Roelant Savery 1609” lower right.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen, 30 May 2021.<br />
€ 30.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Auf diesem fein gemalten und gut erhaltenen Bild<br />
sind die charakteristischen Merkmale der Werke von<br />
Roelant Savery vorbildlich wiedergegeben: und zwar<br />
aus seiner Zeit, in der er für Kaiser Rudolf II. tätig war<br />
und dessen Herrschaftsgebiet von Böhmen bis Triest<br />
bereiste und die Eindrücke der Landschaft, der Bauern<br />
und Hirten, sowie der Tiere in sein Motivrepertoire<br />
einfließen ließ. Der klassische Bildaufbau mit mehreren<br />
Ebenen ist noch ganz im Stil von Jan Brueghel<br />
gehalten. (12701519) (18)<br />
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197
348<br />
JOOS DE MOMPER,<br />
1564 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1635 EBENDA<br />
Joos de Momper d.J. war bekannt für seine vorromantischen<br />
Gebirgs- und Seenlandschaften. Sie kennzeichnen<br />
sich meist durch einen rot-braunen Vordergrund,<br />
ein gelb-grünes Mittelstück und eine grau-blaue<br />
Ferne. Seine Landschaften befinden sich unter anderem<br />
im Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig,<br />
in der Alten Pinakothek in München, in der<br />
Hamburger Kunsthalle sowie im Kunsthistorischen<br />
Museum Wien und der Gemäldegalerie Alte Meister<br />
in Dresden.<br />
WEITE BERGLANDSCHAFT MIT HEIMKEHRENDER<br />
RINDERHERDE<br />
Öl auf Leinwand. Randdoubliert.<br />
118 x 168 cm.<br />
In ebonisiertem Holzrahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz vom 7.<br />
April 2003, in Kopie, der das Gemälde als „eigenhändiges<br />
Werk Josse de Mompers d.J. in den 20er Jahren<br />
des 17. Jahrhunderts in Antwerpen entstanden“<br />
einordnet, wobei die Figuren von einem Maler aus dem<br />
Umkreis von Sebastian Vrancx (1573-1647) stammen.<br />
Das vorliegende Gemälde kann als Allegorie des<br />
Herbstes gelesen werden, wovon nicht nur die dargestellte<br />
Landschaft und das Handeln der Figuren zeugt,<br />
sondern auch die drei oben über die Horizontale verteilten<br />
Sternzeichen Waage, Skorpion und Schütze sind<br />
beredtes Zeichen für diese Interpretation, die unser<br />
Gemälde als Teil eines ehemals vierteiligen Zyklus erscheinen<br />
lässt: Die Herden werden von den Weiden<br />
in die Ställe getrieben, die Wintersaat wird ausgebracht,<br />
die Weintrauben werden geerntet und zu Wein<br />
verarbeitet. All dies sieht der Betrachter von erhöhtem<br />
Standpunkt mit Blick über eine tiefer gelegene von<br />
Hügeln abgeschlossene Ebene.<br />
Provenienz:<br />
Rheinische Privatsammlung.<br />
Anmerkung:<br />
Eine „Gebirgslandschaft mit Reisenden und Schafherde“<br />
sowie eine „Weite Gebirgslandschaft mit Fluss<br />
im Tal“, beide im Schloß Freeriksborg in Hillerod (Ertz<br />
1986, Kat. 567. Abb. 364 und 568, Abb. 365), eine<br />
„Herbstlandschaft mit Heimkehr der Herde“ in der<br />
Sammlung Baron Coppée in Brüssel (Ertz 1986, Kat.<br />
338 mit Abb.), eine „Reisegesellschaft im Gebirge“,<br />
im Louvre in Paris, Inv.Nr. 1096, und auch eine „Hochgebirgslandschaft<br />
mit galoppierenden Reitern“, ebenfalls<br />
im Louvre, Inv.Nr. 1104.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Klaus Ertz, Josse de Momper der Jüngere. Die<br />
Gemälde mit kritischem Œuvrekatalog, Freren 1986.<br />
Vgl. Erik Larsen, 17th Century Flemish Painting, Freren<br />
1985.<br />
Vgl. Olaf Koester, Joos de Momper. Prolegomena to<br />
the study of his paintings, in: Artes, II, 1966.<br />
Vgl. Joseph Alexander Graf von Raczynski, Die flämische<br />
Landschaftsmalerei vor Rubens, Frankfurt 1938.<br />
(12701513) (13)<br />
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Ausschnitt<br />
JOOS DE MOMPER THE YOUNGER,<br />
1564 ANTWERP <strong>–</strong> 1635 IBID.<br />
VAST MOUNTAINOUS LANDSCAPE<br />
WITH RETURNING HERD OF CATTLE<br />
Oil on canvas.<br />
118 x 168 cm.<br />
A copy of the expert’s report by Dr Klaus Ertz dated 7<br />
April 2003, assessing the painting “as by Josse de<br />
Momper the Younger’s own hand created in the 1620s<br />
in Antwerp”, whereby the figures were created by<br />
a painter from the circle of Sebastian Vrancx (1573-<br />
1647).<br />
Provenance:<br />
Private collection, Rhineland.<br />
Note:<br />
Please see: A Mountainous Landscape with Travellers<br />
and a Herd of Sheep and A Vast Mountainous Landscape<br />
with River in a Valley, both held at Schloß Freeriksborg<br />
in Hillerod (Ertz 1986, cat. 567. ill. 364 and<br />
568, ill. 365), An Autumn Landscape with Returning<br />
Herd held in the collection of Baron Coppée in Brussels<br />
(Ertz 1986, cat. 338 with ill.), A Travelling Group<br />
in the Mountains held at The Louvre in Paris, inv. no.<br />
1096, and A High Alpine Landscape with galloping<br />
Horseriders, also at The Louvre, inv. no. 1104.<br />
Literature:<br />
Compare K. Ertz, Josse de Momper der Jüngere,<br />
Die Gemälde mit kritischem Œuvrekatalog, Freren<br />
1986.<br />
Compare E. Larsen, 17th Century Flemish Painting,<br />
Freren 1985.<br />
Compare O. Koetser, Joos de Momper, Prolegomena<br />
to the study of his paintings, in: Artes, II, 1966.<br />
Compare J.A. Graf von Raczynski, Die flämische Landschaftsmalerei<br />
vor Rubens, Frankfurt 1938.<br />
€ 70.000 - € 100.000<br />
Sistrix<br />
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199
349<br />
GILLIS VON CONINXLOO II,<br />
1544 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1607 AMSTERDAM, ZUG.<br />
ÜBERFALL IN EINER WALDLANDSCHAFT<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
37 x 42 cm.<br />
Unsigniert.<br />
Das ineinander Verweben von Landschaften mit erzählerischer<br />
Figurenstaffage ist vor allem durch das<br />
Werk Brueghels beliebt geworden. Auch hier wirkt<br />
das Bild auf den ersten Blick überwiegend als eine<br />
Laubwaldlandschaft; knorrige, zumeist paarweise stehende<br />
Baumstämme tragen dichte Kronen mit von<br />
links beleuchtetem Laubwerk, in feinpinseliger Malweise<br />
aufgesetzt. Drei Schneisen gliedern das Walddickicht.<br />
Die Hauptszenerie im Vordergrund schildert einen<br />
Überfall durch Freibeuter gegen Bauern; einen am<br />
Boden knienden, mit gefalteten Händen flehenden<br />
Mann sowie eine fliehende Frau, verfolgt von einem<br />
Räuber mit Federhut und Schwert. Am Boden Gepäck<br />
und Körbe zerstreut. Genauere Betrachtung lässt auch<br />
noch innerhalb des Walddickichts davoneilende Personen<br />
erkennen. Selbst in der rechten unteren Ecke<br />
lässt sich eine Person zwischen Baumstämmen ausmachen.<br />
Nicht weniger ideenreich ist die Wiedergabe<br />
von Waldbrücken über einen Graben links <strong>–</strong> vorne ein<br />
fragiler Holzsteg, weiter hinten eine gemauerte Bogenbrücke.<br />
So hat das Gemälde <strong>–</strong> wie dies vom Werk<br />
des Malers generell zu sagen ist <strong>–</strong> gewissermaßen<br />
den Reiz eines Suchbildes mit überraschenden Einzelheiten.<br />
Variierende Beleuchtungseffekte der hellgrün bis herbstbraun<br />
gefärbten Bäume zeigen ganz die Handschrift<br />
von Coninxloos, wobei die Qualität kaum Zweifel an<br />
der Eigenhändigkeit des genannten Malers aufkommen<br />
lassen sollten. A. R.<br />
Provenienz:<br />
Süddeutsche Sammlung.<br />
Dorotheum, Wien, 2007.<br />
Anmerkung:<br />
Coninxloo, vor allem für diese Waldlandschaften bekannt<br />
geworden, wurde 1570 Mitglied der Lukasgilde,<br />
zog im Zuge der Religionswirren 1585 zunächst<br />
nach Zeeland, dann 1587 nach Frankenthal. Zusammen<br />
mit anderen Meistern, wie etwa Pieter Schoubroeck<br />
(um 1570-um 1607) oder Hendrik van der<br />
Borcht, zählte er nun zur sog. Frankenthaler Malergruppe,<br />
als deren bedeutendster Vertreter er gesehen<br />
wird. Erst 1597 kehrte er, hoch geehrt, nach<br />
Amsterdam zurück.<br />
Literatur:<br />
Klaus Ertz, Coninxloo, Gillis III van, in: Allgemeines<br />
Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten<br />
und Völker (AKL), Bd. 20, Saur, München u. a. 1998,<br />
S. 522.<br />
Martin Papenbrock, Landschaften des Exils. Gillis van<br />
Coninxloo und die Frankenthaler Maler Europäische<br />
Kulturstudien. Bd. 12, Köln u. a. 2001.<br />
Nils Büttner, Landschaften des Exils? Anmerkungen<br />
zu Gillis van Coninxloo und zur Geschichte der flämischen<br />
Waldlandschaft aus Anlass einer Neuerscheinung,<br />
in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 66, 2003,<br />
S. 546-580. (1270157) (11)<br />
GILLIS VAN CONINXLOO II,<br />
1544 ANTWERP <strong>–</strong> 1607 AMSTERDAM, ATTRIBUTED<br />
ROBBERY IN FOREST LANDSCAPE<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
37 x 42 cm.<br />
Unsigned.<br />
Provenance:<br />
Collection, South Germany.<br />
Dorotheum, Vienna 2007.<br />
Literature:<br />
K. Ertz, Coninxloo, Gillis III van, in: Allgemeines Künstlerlexikon.<br />
Die Bildenden Künstler aller Zeiten und<br />
Völker (AKL), vol. 20, Munich et. al. 1998, p. 522.<br />
M. Papenbrock, Landschaften des Exils. Gillis van<br />
Coninxloo und die Frankenthaler Maler, in: Europäische<br />
Kulturstudien, vol. 12, Cologne et. al. 2001.<br />
N. Büttner, Landschaften des Exils? Anmerkungen<br />
zu Gillis van Coninxloo und zur Geschichte der flämischen<br />
Waldlandschaft aus Anlass einer Neuerscheinung,<br />
in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 66, 2003,<br />
pp. 546-580.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
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201
350<br />
ABRAHAM DE VERWER,<br />
CA. 1585 <strong>–</strong> 1650<br />
BOOTSANLEGESTELLE MIT ENTLADUNG<br />
DES FANGS, UM 1635<br />
Öl auf Kupfer.<br />
19,5 x 26,5 cm.<br />
Wir danken Dr. Klaus Ertz für die Zuschreibung an den<br />
genannten Künstler.<br />
Flache Küstenlandschaft mit ruhiger See, auf der wenige<br />
Segelboote zu erkennen sind. Fast keilartig<br />
schiebt sich von links ein Küstenstreifen ins Meer auf<br />
dem eine alte Kirche, wenige Häuser und zwei Boote<br />
zu finden sind. Auf Ufer hat gerade ein Boot angelegt<br />
und zwei Männer helfen beim Entladen. Zahlreiche<br />
fliegende Vögel sind zu erkennen über dem Wasser<br />
und im hohen blauen Himmel, der durch die Sonne in<br />
der Mitte gelblich verfärbt ist. Stimmungsvolle Malerei<br />
in weicher Farbgebung. (1270755) (18)<br />
€ 5.000 - € 7.000<br />
Sistrix<br />
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351<br />
GIOVANNA GARZONI,<br />
1600 ASCOLI PICENO <strong>–</strong> 1670 ROM, ZUG.<br />
Paar Tierminiaturen<br />
SCHILDKRÖTE<br />
sowie<br />
SCHLANGE<br />
Miniaturmalerei auf Pergament, auf leinenbespanntes<br />
Holz aufgezogen.<br />
Jeweils 9 x 16 cm.<br />
Rückwärtig altes Etikett, Giovanna Garzoni nennend.<br />
Gerahmt.<br />
Die Bilder offensichtlich als Gegenstücke gearbeitet,<br />
die Schildkröte nach rechts, der Kopf der Schlange doppelzüngig<br />
nach links gerichtet. Beide Darstellungen fein<br />
gearbeitet, überwiegend in Grautönen, höchst naturalistisch<br />
mit feinen Glanzeffekten.<br />
(12600916) (11)<br />
€ 5.000 - € 7.000<br />
Sistrix<br />
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352<br />
PIETER SNAYERS,<br />
1592 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1666 BRÜSSEL, ZUG.<br />
DIE KAVALERIE<br />
Öl auf Kupfer.<br />
23,5 x 38,5 cm.<br />
Vielfiguriges Schlachtenbild in einem landschaftlichen<br />
Prospekt, bei dem berittene Landsknechte in einfacher<br />
Kleidung mit Hut auf eine Armee von behelmten<br />
Soldaten in eiserner Rüstung trifft. Mittig mit Pistolen<br />
und Gewehren feuernde Soldaten, von denen einer<br />
mit seinem Schimmel bereits zu Boden gegangen ist.<br />
Zum Horizont nach links ein Heer von klein gemalten<br />
Soldaten, ebenso, durch einen Hügel getrennt, nach<br />
rechts mit Soldaten in Rüstung. Am linken Bildrand im<br />
Vordergrund eine Gruppe, die sich unterhalb eines<br />
Baumes hinter Büschen versteckt hat und mit ihren<br />
Gewehren ebenfalls in die tobende Schlacht eingreift.<br />
Qualitätvolle Schlachtendarstellung, bei der farblich<br />
durch rote Kleidungsstücke und weiße Schimmel Akzente<br />
gesetzt werden. Retuschen. (1270751) (18)<br />
€ 9.000 - € 12.000<br />
Sistrix<br />
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203
353<br />
JACOB GRIMMER,<br />
1525/26 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1590, ZUG.<br />
BAUMLANDSCHAFT MIT HÄUSERN UND BLICK<br />
IN FERNE BERGE<br />
Öl auf Eichenholz. Parkettiert.<br />
60 x 81 cm.<br />
Das großformatige Landschaftsbild bezieht seine Tiefenwirkung<br />
durch den Fernblick zwischen den Baumkronen<br />
<strong>–</strong> hin auf hell im Licht stehende Felsformationen<br />
mit Burganlagen. Die Betrachtung geschieht aus<br />
der Kavaliersperspektive, sodass die Figuren im Vordergrund<br />
tiefer stehend erscheinen. Hier, und im Mittelgrund<br />
sind Wanderer und Bauern auf Waldwegen<br />
zu sehen, lebendig in ihren Haltungen und erzählerisch<br />
vorgeführt. In den Talmulden Gehöfte, rechts eine Gebäudegruppe<br />
mit Kirche, auf den hügeligen Wiesen<br />
weiden Schafe. Die landschaftliche Auffassung, die<br />
technische Meisterung des Blattwerkes in den Baumkronen,<br />
wie auch die Belebung durch Figuren, lässt<br />
die Nähe zu Werken Pieter Brueghels d. J. (um 1564-<br />
1637/38) deutlich erkennen. Schon zu Lebzeiten war<br />
der Maler sehr hoch geschätzt. Der Künstlerbiograph<br />
Karel van Mander (1548-1606) nennt in seinem „Schilder<br />
Boek“ von 1604 Matthys Cock (1509-1548) als den<br />
Lehrer Grimmers. 1547 wurde er Mitglied der Antwerpener<br />
Lukasgilde. Mander schreibt: „Er... war ein<br />
so hervorragender Landschaftsmaler, das ich... keinen<br />
besseren weiß...“. In seinem Werk werden auch Einflüsse<br />
von Hans Bol (1534-1593) erkennbar. A. R.<br />
(1271612)<br />
JACOB GRIMMER,<br />
1525/26 ANTWERP <strong>–</strong> 1590, ATTRIBUTED<br />
LANDSCAPE WITH TREES, HOUSES AND VIEW OF<br />
FARAWAY MOUNTAINS<br />
Oil on oak panel. Parquetted.<br />
60 x 81 cm.<br />
€ 45.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
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205
354<br />
GIOVANNI FRANCESCO BARBIERI,<br />
GENANNT „IL GUERCINO“,<br />
1591 CENTO <strong>–</strong> 1666 BOLOGNA<br />
Il Guercino gehörte der Bologneser Schule an, er lernte<br />
bei Benedetto Gennari (1563-1658), orientierte sich<br />
aber bald an Werken der Carracci-Familie. Sein Stil<br />
zeigt einen neuen Naturalismus. Er wirkte in verschiedenen<br />
Städten Italiens. Sein Werk umfasst über 100<br />
Altarbilder und nahezu 150 weitere Gemälde in verschiedenen<br />
Sammlungen.<br />
POSTHUMES BILDNIS EINES BOLOGNESER<br />
HERRSCHERS DER FAMILIE BENTIVOGLIO<br />
Öl auf Leinwand.<br />
127,5 x 97 cm.<br />
Der Dargestellte im Dreiviertelbildnis in Lebensgröße,<br />
nach links stehend, mit purpurfarbener Kappe, schwarzem<br />
weiß-geschlitztem Mantel und einem um den<br />
Leib gebundenem Tuch. Die rechte Hand hält helle<br />
Handschuhe, die linke ist auf einen Stock gestützt.<br />
Das bärtige Gesicht blickt dem Betrachter entegegen.<br />
Bei dem Dargestellten verlässt man sich allgemein<br />
auf den dreizeiligen Schriftzug oben im Bild „BENTI-<br />
VOLUS BENTIVOLE/GENTIS DECOR VIX/ANNO M“,<br />
daraus geht allerdings nicht hervor, um welchen der<br />
vormaligen Herrscher der Familie es sich handelt, am<br />
ehesten dürfte damit Anton Galeazzo Bentivoglio (um<br />
1390-1435) gemeint sein. Damit können wir das Gemälde<br />
als Teil einer Ahnengalerie-Serie sehen.<br />
GIOVANNI FRANCESCO BARBIERI,<br />
ALSO KNOWN AS “IL GUERCINO”,<br />
1591 CENTO <strong>–</strong> 1666 BOLOGNA<br />
POSTHUMOUS PORTRAIT OF A BOLOGNESE<br />
RULER FROM THE BENTIVOGLIO FAMILY<br />
Oil on canvas.<br />
127.5 x 97 cm.<br />
Literature:<br />
This art work published and dipicted in: N. Turner,<br />
The paintings of Guercino. A Revised and Expanded<br />
Catalogue Raisonné, Ugo Bozzi Editore, Rome 2017,<br />
p. 726, cat. no. 441.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Literatur:<br />
Dieses Gemälde publiziert und abgebildet in: Nicholas<br />
Turner, The paintings of Guercino. A Revised and Expanded<br />
Catalogue Raisonné, Ugo Bozzi Editore, Rom<br />
2017, S. 726, Katalognummer 441. (1260058) (11)<br />
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355<br />
BOLOGNESER MALER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
AUS DEM KREIS DES PAOLO EMILIO BESENZI<br />
MARIA MIT DEM KIND<br />
Öl auf Leinwand.<br />
113 x 96 cm.<br />
Großformatige Darstellung mit Halbfigur der Maria<br />
vor dunklem Hintergrund, mit einem grünen Velum im<br />
oberen Bildteil in kräftiger Farbauffassung, auf wenige<br />
dominante Farbtöne konzentriert. Das Kind auf dem<br />
Schoß der Maria konzentriert, mit geneigtem Köpfchen,<br />
den Blick auf einen Rosenkranz und wird von<br />
der Mutter mit beiden Händen gehalten, die mit dem<br />
Betrachter Blickkontakt aufnimmt. Das rote, nahezu<br />
leuchtende Gewand kontrastiert zum stark dunkelblau<br />
wirkenden Mantel; der farbige Übergang zum smaragdgrünen<br />
Velum wird durch das bräunliche Kopftuch<br />
gemildert. Das Bildthema ist dem Rosenkranzfest gewidmet,<br />
hier als „Maria el Rosario“. Dem Thema entsprechend<br />
hält das Jesusknäblein neben dem Rosenkranz<br />
auch eine Rosenblüte in der linken Hand.<br />
(12600923) (11)<br />
SCHOOL OF BOLOGNA, 17TH CENTURY,<br />
FROM THE CIRCLE OF PAOLO EMILIO BESENZI<br />
THE VIRGIN AND CHILD<br />
Oil on canvas.<br />
113 x 96 cm.<br />
€ 30.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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356<br />
DEUTSCHER MEISTER<br />
NACH 1520<br />
SAMSON MIT DEM LÖWEN KÄMPFEND<br />
Öl Auf Holz.<br />
Ca. 36 x 26 cm.<br />
In dekorativem, vergoldetem Rahmen, um 1570.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Rainer Stüwe,Wilhelmsfeld,<br />
vom 20. Oktober 2020 (in Kopie vorliegend).<br />
Das vorliegende Gemälde geht auf einen Holzschnitt<br />
von Albrecht Dürer aus dem Jahr 1497/1498 zurück.<br />
Die Maße der Grafik liegen meist bei 38 x 27 cm, sodass<br />
eine nahezu 1:1 große Übertragung der Grafik<br />
auf das Gemälde vorliegt.<br />
Das Gemälde zeigt die kraftvolle Darstellung des<br />
alttestamentlichen, waffenlosen Helden Samson auf<br />
dem Rücken eines Löwen, einen Fuß in den Hals des<br />
Löwen gedrückt, während er dessen Maul mit beiden<br />
Händen öffnet. Er hat längeres braunes Haar, jedoch<br />
ohne Stirnband wie auf dem Holzschnitt, einen Vollbart<br />
und ein leuchtend gelb-rotes, stark bewegtes Gewand.<br />
Im Hintergrund rechts ist auf einer Anhöhe eine<br />
Burganlage zu erkennen, während am linken Bildrand<br />
ein extrem schmaler Baum zu erkennen ist, der an<br />
entsprechende Motive bei Malern der italienischen<br />
Renaissance erinnert. Dahinter eine Stadtansicht mit<br />
blauem, bergigem Hintergrund und hohem Himmel in<br />
der Art des Joachim Patenir.<br />
Dürers Grafik wurde erst um 1521 in Antwerpen bekannt.<br />
Dr. Stüwe ordnet das Gemälde daher der Zeit<br />
danach zu. Durch stilistische Vergleiche sieht er als<br />
Maler des Gemäldes einen Nachfolger des Jan de<br />
Beer, um 1530/40. Holzplatte leicht gewölbt, kleine<br />
Retuschen. (12707552) (18)<br />
€ 5.000 - € 7.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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357<br />
DANIEL SEGHERS,<br />
1590 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1661 EBENDA<br />
GROSSER BLÜTENKRANZ MIT ZENTRALER<br />
PFERDEDARSTELLUNG<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
107 x 83 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
5. März 2021, das Gemälde dem genannten Künstler<br />
zuschreibend sowie in die 1640er datierend.<br />
Das großformatige Gemälde im Aufbau eines Stilllebens,<br />
das in der Tradition der Brueghel-Bilder steht,<br />
wobei auch hier das Zentrum in Art eines Steinreliefs<br />
umgeben ist von Blumengebinden, Efeublättern und<br />
Strauchblüten. Im dunklen Hintergrund lässt sich eine<br />
große steingemeißelte Kartusche erkennen mit seitlichen<br />
Voluten oben sowie einem Sockel am Bildunterrand.<br />
Die Blüten erscheinen in fünf Gestecke zusammengefasst,<br />
symmetrisch um das Mittelbild gruppiert.<br />
Es sind überwiegend Frühsommerblüten wie geöffnete<br />
rosafarbene Rosen, weiße Malven, Anemonen<br />
und Nelken, dazwischen aber auch Distelblätter, die<br />
Blüte eines Zwiebelgewächses, Brombeeren und<br />
Efeublätter, die einen gedanklichen Kontrast zur Blütenpracht<br />
bilden. Die helleren Blüten leuchten auf,<br />
überwiegend in dem farblichen Gegensatz von Weiß<br />
und Rot, während das mittlere Oval ein wie in Stein<br />
gemeißeltes Relief in Form eines nach rechts stehenden<br />
Pferdes bildet.<br />
In der Regel sind solche Gemälde von der Hand zweier<br />
Maler, wie auch hier in der Pferdedarstellung eine<br />
andere Hand vermutet werden darf.<br />
DANIEL SEGHERS,<br />
1590 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1661 IBID.<br />
LARGE FLORAL WREATH WITH CENTRAL HORSE<br />
ILLUSTRATION<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
107 x 83 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen, 5. March 2021, attributing the painting to the<br />
artist and dating the work to the 1640s.<br />
€ 12.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Daniel Seghers bildete sich unter Jan Brueghel d.Ä.<br />
(1568-1625) zum Blumenmaler aus und trat 1611 in<br />
die Malergilde von Antwerpen ein. Sein Eintritt in<br />
den Jesuitenorden führte ihn zu seiner Ausbildung<br />
und zu einem längeren Aufenthalt in Rom. Es ist bekannt,<br />
dass er auch mit anderen Malern zusammengearbeitet<br />
hat, vor allem auch bei seinen Blumenstillleben<br />
mit Steinrelief im Hintergrund, wie etwa<br />
das Gemälde im Kunsthistorischen Museum in<br />
Wien, bei dem das Relief von Simon de Vos (1603-<br />
1676) stammt. Gemälde seiner Hand finden sich<br />
in zahlreichen, bedeutenden, öffentlichen Museen<br />
und Sammlungen. (1260282) (11)<br />
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358<br />
NIEDERLÄNDISCHER MALER IM STIL / UMKREIS<br />
VON DAVID TENIERS D.Ä., (1582-1649)<br />
FRAU MIT GOLDSCHATZ UND SÄBEL<br />
IN EINER RÄUBERHÖHLE<br />
Öl auf Holz. Verso Parkettierleisten.<br />
64 x 42,8 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Grottenartige Höhle mit einer runden Ausblicksöffnung<br />
in eine höllische Szenerie. Diese mit Feuerflammen,<br />
Teufelsgestalten und einem auf einem Esel hereinreitenden<br />
Putto mit Fledermausflügeln. Rechts<br />
eine Frau in rotem Rock und weißer Bluse, die in der<br />
Schürze einen Goldschatz trägt und einen Säbel triumphierend<br />
hochhält. Die Szene angereichert mit Fabeltieren<br />
und Mischwesen in der grotesken Auffassung<br />
der Malerei seit Bosch bis Teniers. Feiner horizontal<br />
nahezu durchlaufender Schwundriss. (11506028) (11)<br />
DUTCH SCHOOL, IN THE STYLE / CIRCLE OF<br />
DAVID TENIERS THE ELDER (1582 - 1649)<br />
WOMAN WITH HOARD OF GOLD AND SABRE<br />
IN A ROBBER’S CAVE<br />
Oil on panel. Parquetting slats on the reverse.<br />
64 x 42.8 cm.<br />
Unframed.<br />
Grotto-like cave with round prospect of an infernal<br />
scene. Fine, almost horizontal shrinkage crack.<br />
€ 7.000 - € 9.000<br />
Sistrix<br />
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359<br />
JAN HARMENSZ. VAN BIJLERT,<br />
UM 1597 UTRECHT <strong>–</strong> 1671, HOLLÄNDISCHER<br />
CARAVAGGIST DER UTRECHTER MALSCHULE<br />
PORTRAIT EINER JUNGEN FRAU<br />
Öl auf Holz.<br />
35,5 x 29,3 cm.<br />
Links unten signiert „J Bijlert. fe:“.<br />
In einem bräunlichen Innenraum das Dreiviertelbildnis<br />
der jungen Frau nach links in einem grünen Gewand<br />
mit weitem Dekolleté, darüber einen goldfarbenen faltenreichen<br />
Mantel tragend. Sie steht vor einem Tisch,<br />
auf dessen Platte ein kleiner Handspiegel und ein paar<br />
wertvolle Perlenohrringe liegen. In ihrer erhobenen<br />
zarten rechten Hand hält sie ein kleines Miniaturbildnis,<br />
während sie ihren linken Arm mit ausgestrecktem<br />
Zeigefinger leicht erhoben hat. Sie hat ein zartes, fast<br />
weißes Inkarnat, lediglich die Wangen ihres Gesichts<br />
sind leicht gerötet; mit ihren dunklen Augen blickt sie<br />
seitlich nachdenklich aus dem Bild heraus. Das Gemälde<br />
könnte sowohl auf ihre Gedanken an den von<br />
ihr geliebten Abgebildeten auf der Miniatur hinweisen,<br />
als auch symbolisch durch den Spiegel für den<br />
Vanitas-Gedanken stehen. Hervorragende Feinmalerei<br />
von Gesicht und Kleidung der Dargestellten, bei zurückhaltender<br />
Farbgebung.<br />
Anmerkung:<br />
Das Gemälde ist abgebildet im RKD unter der Nummer<br />
0000172870. (1271121) (18)<br />
JAN HARMENSZ. VAN BIJLERT,<br />
CA. 1597 UTRECHT <strong>–</strong> 1671,<br />
DUTCH CARAVAGGIST OF THE SCHOOL OF<br />
UTRECHT<br />
PORTRAIT OF A YOUNG WOMAN<br />
Oil on panel.<br />
35.5 x 29.3 cm.<br />
Signed “J Bijlert. fe:” lower left.<br />
Notes:<br />
The painting is illustrated at the RKD, no.<br />
0000172870.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
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360<br />
ADRIAEN VAN STALBEMT,<br />
1580 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1662 EBENDA<br />
Adriaen van Stalbemt war ein flämischer Maler, Radierer<br />
und Zeichner. Nach seiner Lehre wurde er 1610 in<br />
die Sankt Lukasgilde Antwerpen aufgenommen und<br />
zum Meister ernannt. Das künstlerische Werk ist ganz<br />
der Tradition der älteren flämischen Schule verpflichtet.<br />
Einige seiner Sujets, wie Landschaften, können<br />
durchaus mit denen von Hendrik van Balen d.Ä. (1575-<br />
1632) verglichen werden.<br />
ALLEGORIE DER ELEMENTE<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
64 x 103 cm.<br />
In vergoldetem kanneliertem und akanthusverziertem<br />
Kehlrahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
29. Mai 2021.<br />
An einem Gewässer, das sich durch aus ihm herausstrebendem<br />
Grün und angelandeten Fischen auszeichnet,<br />
steht eine zentrale verdichtete stark begrünte<br />
Baumgruppe, am Fuße welcher vier weibliche<br />
allegorische Figuren mit attributivem Beiwerk sitzen.<br />
Den Wassertieren am nächsten ist die Allegorie des<br />
Wassers zu sehen, die einen Schwall Wasser vergießt<br />
und mit ihm einen Fisch, der ins Wasser zu gleiten im<br />
Begriff ist. Neben ihr die Allegorie der Erde, deren<br />
Früchte (in diesem Fall Blumen) die Figur emporhält,<br />
zu ihren Füßen Früchte und erdnahe Tiere. Die zweite<br />
Reihe der Komposition bildet die Allegorie des Feuers,<br />
die mit einer überlangen lanzenähnlichen Kerze<br />
mittels deren Flamme Wachs träufelt, und eine weibliche<br />
Gestalt mit einer Hemisphäre. Rechts eine dichte<br />
Frucht-Blüten-Vegetation mit Papageienzier. Weitere<br />
Vögel links am Rand in Kesselscher Manier. Rechts<br />
im dunstigen Hintergrund eine Figurengruppe in eine<br />
Höhle eingegliedert.<br />
ADRIAEN VAN STALBEMT,<br />
1580 ANTWERP <strong>–</strong> 1662 IBID.<br />
ALLEGORY OF THE ELEMENTS<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
64 x 103 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen, 29 May 2021.<br />
Literature:<br />
Compare K. Ertz, C. Nitze-Ertz, Adriaen van Stalbemt,<br />
Lingen 2018, pp. 128.<br />
€ 30.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Literatur:<br />
Vgl. Klaus Ertz, Christa Nitze-Ertz, Adriaen van<br />
Stalbemt, Lingen 2018, S. 128 ff. (1270091) (13)<br />
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Detailabbildungen<br />
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361<br />
NIEDERLÄNDISCHER MALER<br />
DES AUSGEHENDEN 17. JAHRHUNDERTS<br />
BACCHANTISCHE TANZSZENE VOR EINER HERME<br />
DES DIONYSOS<br />
Öl auf Leinwand.<br />
45,5 x 61 cm.<br />
Rechts unten schwer leserliche beriebene Signatur.<br />
Das Gemälde, das offensichtliche Nähe zu Werken<br />
des Adriaen van der Werff (1659-1722), aber auch zu<br />
Cornelis van Poelenburgh (1594-1667) zeigt, ist nur<br />
unleserlich signiert, lässt sich jedoch in deren Kreis<br />
einordnen. Das Zentrum beherrschen zwei Bildelemente:<br />
Eine nur mit einem schwingenden Tuch dürftig<br />
bekleidete Frau im Tanzschritt sowie eine große steinerne<br />
Herme des Dionysos, des Weingottes und der<br />
Feste, mit Weinblattkranz. Dazwischen Kinder, wobei<br />
zwei neben der Hauptfigur tanzende die Schritte nachahmen.<br />
Rechts ein berauschter Satyr, erkennbar an<br />
seinen überlangen Ohren, der sich von zwei Frauen<br />
den Kopf halten lässt, während Putti mit Trinkgefäßen<br />
und Festons beschäftigt sind. Links hinten ein Venus-<br />
Rundtempel, in den zwei Männer eine Frau zu ziehen<br />
versuchen. Die Bildaussage lässt das Thema sowohl<br />
für die bukolischen Freuden des Tanzes, als auch die<br />
bedenklichen Folgen der Bacchanalienfeste bereits<br />
moralisch deuten. (1271206) (11)<br />
DUTCH SCHOOL, LATE 17TH CENTURY<br />
BACCHANALIAN DANCE IN FRONT OF A HERM OF<br />
DIONYSOS<br />
Oil on canvas.<br />
45.5 x 61 cm.<br />
Hardly legible, rubbed signature lower right.<br />
The painting shows obvious similarities with works by<br />
Adriaen van der Werff (1659-1722), but also Cornelis<br />
van Poelenburgh (1594-1667). It is illegibly signed, but<br />
can be associated with their circles.<br />
€ 18.000 - € 24.000<br />
Sistrix<br />
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219
362<br />
ADRIAEN VAN STALBEMT,<br />
1580 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1662 EBENDA<br />
Adriaen van Stalbemt war ein flämischer Maler, Radierer<br />
und Zeichner. Nach seiner Lehre wurde er 1610 in<br />
die Sankt Lukasgilde Antwerpen aufgenommen und<br />
zum Meister ernannt. Das künstlerische Werk ist ganz<br />
der Tradition der älteren flämischen Schule verpflichtet.<br />
Einige seiner Sujets, wie Landschaften, können<br />
durchaus mit dem von Hendrik van Balen d.Ä. (1575-<br />
1632) verglichen werden.<br />
AKTÄON BELAUSCHT DIANA UND IHRE NYMPHEN<br />
BEIM BADEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
68 x 109,8 cm.<br />
Auf dem Baumstamm Reste eines Monogramms<br />
„Av(S)“.<br />
In vergoldetem getrepptem vegetabil verziertem<br />
Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten im Original von Dr. Klaus<br />
Ertz, Lingen, 2. April 2021, der die Entstehungszeit<br />
nach 1620 in Antwerpen festlegt.<br />
Eine dichte partiell verschattete, rechts jedoch sonnenbeschienene<br />
Baumlandschaft mit darunterliegendem<br />
offenem Gewässer und einem Grottensystem,<br />
das von weiter rückwärts liegenden Öffnungen seine<br />
Beleuchtung empfängt. Die Figurenstaffage lässt keinen<br />
Zweifel an dem Thema zu: Eine Gruppe von wohlgeformten<br />
Frauen, deren leichte Kleidung in ebenso<br />
leichten Farben mit der dominierenden Natur kontrastiert,<br />
ist locker angeordnet um Diana, deren Attribut<br />
die Mondsichel auf dem Haupt sie als solche ausweist.<br />
Noch hat Diana ihre Hand nicht vollends heruntergleiten<br />
lassen, mit der sie Aktäon soeben mit Wasser<br />
bespritzt hat, worauf er im Begriff ist, sich in einen<br />
Hirschen zu verwandeln, was bereits an dem Geweih,<br />
das aus seinem Kopfe wächst, ersichtlich ist.<br />
Anmerkung:<br />
Ähnliche Kompositionen des Künstlers sind zu finden<br />
in: Klaus Ertz, Christa Nitze-Ertz, Adriaen van Stalbemt,<br />
Kritischer Katalog der Gemälde, Zeichnungen und<br />
Druckgraphik, Lingen 2018, Kat. Nr. 207a - 212.<br />
(1271571) (13)<br />
ADRIAEN VAN STALBEMT,<br />
1580 ANTWERP <strong>–</strong> 1662 IBID.<br />
DIANA BATHING WITH HER NYMPHS<br />
AND ACTAEON<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
68 x 109.8 cm.<br />
Remains of a monogram “Av(S)” on tree trunk.<br />
Accompanied by an original expert’s report by Dr Klaus<br />
Ertz, Lingen, 2 April 2021 dating the painting to after<br />
1620 in Antwerp.<br />
Examples of comparison:<br />
Similar compositions by the artist are illustrated in:<br />
Ertz / Nietz-Ertz, Adriaen van Stalbemt, Kritischer<br />
Kata log der Gemälde, Zeichnungen und Druckgraphik,<br />
Lingen 2018, cat. no. 207a - 212.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
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363<br />
CORNELIS DE VOS,<br />
1584/85 HULST/ FLANDERN <strong>–</strong> 1651 ANTWERPEN,<br />
ZUG.<br />
CARITAS ROMANA<br />
Öl auf Holz.<br />
98 x 126 cm.<br />
Das Bildthema illustriert eine römische Legende,<br />
übermittelt durch den Dichter Valerius Maximus. Danach<br />
wurde der römische Seher Cimon zu Tode durch<br />
Verhungern im Kerker verurteilt. Seine Tochter jedoch<br />
ernährte den Vater durch ihre Muttermilch. Das Thema<br />
wurde vielfach Bildgegenstand in mehreren Stilepochen.<br />
Hier sind die beiden Hauptfiguren im dunklen<br />
Kerkerraum gezeigt, der Vater, als Philosoph entsprechend<br />
langbärtig, mit turbanartigem Kopfbund am Boden<br />
sitzend, am Fuß ein Eisenring mit Ketten. Die<br />
Tochter, neben ihm kniend, reicht ihm die Brust, aufmerksam<br />
zurückblickend, ob die beiden Beobachter,<br />
ein behelmter Wächter und eine Frau, das Geschehen<br />
bemerken. Der Verurteilte wurde der Legende gemäß<br />
schließlich freigelassen, da die Richter von der bereitwilligen<br />
Liebe der Tochter gerührt waren. Der Bildgegenstand,<br />
als Akt der Nächstenliebe zu verstehen, ist<br />
in der Geschichte nicht immer nur positiv gesehen<br />
worden. Schließlich grenzt die Szene an ein Tabu, das<br />
jedoch hier aufgebrochen worden ist.<br />
Der Maler hat sich mehrfach gerade auch religiösen<br />
Themen gewidmet. So lassen sich seine weiteren Gemälde<br />
„Opferung Isaaks“ oder „Die Götzenanbetung<br />
Salomos“ gut zum Vergleich heranziehen. Insbesondere<br />
die beiden Köpfe im vergitterten Fenster stehen<br />
auch den Porträts des Malers nahe. (1220225) (10)<br />
CORNELIS DE VOS,<br />
1584/ 85 HULST/FLANDERS <strong>–</strong> 1651 ANTWERP,<br />
ATTRIBUTED<br />
CARITAS ROMANA<br />
Oil on panel.<br />
98 x 126 cm.<br />
The artist painted this subject several times. His paintings<br />
of The Sacrifice of Isaac and The Idolatry of Solomon<br />
are good examples of comparison. Especially the<br />
two heads in the barred windows are similar to the<br />
artist’s portraits.<br />
€ 16.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
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221
364<br />
TOMMASO RUIZ,<br />
TÄTIG UM 1710 <strong>–</strong> 1750, ZUG.<br />
Gemäldepaar<br />
SÜDLICHE HAFENANSICHTEN<br />
Öl auf Kupfer.<br />
Je 29 x 54 cm.<br />
In dekorativem vergoldetem Rahmen.<br />
Das erste Gemälde zeigt auf ruhiger weiter See mehrere<br />
prachtvolle Segelschiffe unter hohem hellblauem,<br />
leicht rötlichem Himmel. Am rechten Bildrand scheint<br />
eines der Schiffe gerade unterzugehen, das von mehreren<br />
besetzten Booten umgeben ist. Linksseitig die<br />
prachtvollen Gebäude einer am Ufer liegenden Stadt<br />
sowie im Vordergrund links ein schmaler Uferstreifen<br />
mit Figuren und an Land befindlichen Fischerbooten,<br />
dazu die Reste einer antiken Säulenanlage.<br />
Das zweite Gemälde zeigt auf weiter See ebenfalls<br />
mehrere Schiffe und Boote, dazu linksseitig eine<br />
große, ins Meer reichende bebaute Landzunge mit<br />
hohem Leuchtturm und zahlreichen Figuren am Ufer.<br />
In der Ferne links eine bergige, mit zahlreichen Bäumen<br />
bewachsene Anhöhe. Malerei unter hohem, teils wolkigem<br />
blau-weißem Himmel in harmonischer Farbgebung,<br />
in überwiegend differenzierter blau- und beigegrauer<br />
Farbgebung. Kleine Rahmenschäden.<br />
Anmerkung:<br />
Im vierten und fünften Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts<br />
war Tommaso Ruiz für Karl III von Spanien tätig und<br />
es sind eine ganze Reihe von Veduten erhalten, wie<br />
die hier vorgeführten Beispiele zeigen.<br />
(12712811) (18)<br />
TOMMASO RUIZ,<br />
ACTIVE CA.1710 <strong>–</strong> 1750, ATTRIBUTED<br />
A pair of paintings<br />
SOUTHERN HARBOUR VIEWS<br />
Oil on copper.<br />
29 x 54 cm each.<br />
In decorative and gilt frame.<br />
Notes:<br />
During the 1740s and 1750s Tommaso Ruiz was active<br />
for Charles III of Spain and a series of vedutas survive,<br />
as the paintings on offer for sale in this lot demonstrate.<br />
€ 11.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
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365<br />
ANGELO MARIA ROSSI,<br />
BEKANNT ALS „PSEUDO FARDELLA“<br />
Tätig in der Toskana in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.<br />
STILLLEBEN MIT KOHL, MELONEN, PILZEN,<br />
BEEREN, RETTICH UND CHILISCHOTEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
78 x 127 cm.<br />
In ebonisiertem teilvergoldetem Rahmen.<br />
Beigegeben ein im Original vorliegendes Gutachten<br />
von Prof. Giancarlo Sestieri, Rom, 25. Januar 2020.<br />
Auf einer horizontalen durch geschickte Beleuchtung<br />
als solche kenntlich gemachten Steinplatte zahlreiche<br />
frische Gemüse- und Obstsorten liegend, die durch<br />
eine kleine Gruppe von Austern ergänzt werden und<br />
farblich einen Bogen spannen von weißlichtigen Höhungen<br />
zu leuchtenden Rotfärbungen in den Erdbeeren,<br />
den Pilzköpfen, den Kirschen und den Chilischoten.<br />
Rest.<br />
Literatur:<br />
Vgl. M. Chiairini, La natura morta a palazzo e in villa.<br />
Le collezioni dei Medici e dei Lorena Sillabe, Livorno,<br />
1988, Nr. 43, S. 104-105.<br />
Vgl. G. Godi, Le Natrue Morte del Pittore di Carlo<br />
Torre nella Lombardia del secondo Seicento, Parma,<br />
1996. Dort wird auch ein Paar Stillleben gezeigt, das<br />
A:M:R: monogrammiert ist, welche Sestieri als Referenzobjekte<br />
nimmt. (1270591) (3) (13)<br />
ANGELO MARIA ROSSI,<br />
ALSO KNOWN AS “PSEUDO FARDELLA”<br />
Active in Tuscany during the second half of the 17th<br />
century.<br />
STILL LIFE WITH CABBAGE, MELONS, MUSHROOMS,<br />
BERRIES, RADISH AND CHILLI PEPPERS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
78 x 127 cm.<br />
In ebonized, parcel-gilt frame.<br />
Accompanied by an original expert’s report by Professor<br />
Giancarlo Sestieri, Rome, 25 January 2020.<br />
Literature:<br />
Compare M. Chiarini, La natura morta a palazzo e<br />
in villa. Le collezioni dei Medici e dei Lorena Sillabe,<br />
Livorno, 1988, no. 43, pp. 104-105.<br />
Compare G. Godi, Le Nature Morte del Pittore di<br />
Carlo Torre nella Lombardia del secondo Seicento,<br />
Parma, 1996. Here, a pair of still lifes is shown that<br />
are monogrammed “A:M:R”, which Sestieri uses as<br />
an object of reference.<br />
€ 18.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
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223
366<br />
CHRISTIAEN VAN POL,<br />
1752 <strong>–</strong> 1813, ZUG.<br />
BLUMENSTILLLEBEN IN GLASSCHALE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
39 x 32 cm.<br />
Links unten Signatur „C V Pol“.<br />
In dekorativem Rahmen.<br />
Vor braunem Hintergrund, auf einer marmornen Tischplatte<br />
stehend, eine kleine Glasvase, darin ein Blumenarrangement,<br />
bestehend aus: Rosen, Lilien, Tulpen,<br />
Nelken, Fuchsien, Mohn und einer leuchtend blauen,<br />
nach oben hervorragenden blauen Schwertlilie. Links<br />
neben der Vase, auf dem Tisch, eine weitere Frucht.<br />
Qualitätvolle Malerei, bei der sich die leuchtenden<br />
Farben der Blumen, gegenüber dem sonst braunen<br />
Hintergrund besonders hervorheben.<br />
(1271193) (1) (18)<br />
€ 8.000 - € 12.000<br />
Sistrix<br />
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367<br />
JEAN-BAPTISTE HUET,<br />
1745 PARIS <strong>–</strong> 1811, ZUG.<br />
VENUSFIGUR UND KINDER IM PARK<br />
Öl auf Leinwand.<br />
63 x 48 cm.<br />
In einem aufwändig gearbeiteten, vergoldeten Rahmen<br />
mit geohrten Ecken sowie oberen und unteren<br />
Schnitzdekor mit Kartuschen, Zweigen und Blüten.<br />
Das Bildthema wäre nicht denkbar ohne die von<br />
Rousseau in Bezug auf Natur und Erotik erfolgte Aufklärung.<br />
Das Kinderspiel im Vordergrund kann nun als<br />
harmlose frühe Begegnung mit erwachender Sexualität<br />
verstanden werden. Einem kleinen Mädchen wird<br />
beim Spiel das Gesäß entblößt, während ein Knabe<br />
das interessante Objekt in einem Spiegel aufscheinen<br />
lässt. Eine große Parkfigur nach antikem Vorbild der<br />
Venus Kallipygos (= „mit dem schönen Gesäß“) thematisiert<br />
die Szene, während rechts davon ein erwachsenes<br />
Paar die eindeutige Geste vollzieht, die<br />
auf den späteren Verlauf der erotischen Entwicklung<br />
der Kinder hinweisen will. Im mittleren Hintergrund<br />
ein Knabe, der ein Mädchen in einem Leiterwägelchen<br />
zieht, ein frühkindlicher Verweis auch auf die<br />
künftige Galanterie des Mannes. Der Park mit Zypressen<br />
zieht sich nach oben hin und verweist auf die in<br />
der Zeit neu entwickelte Tendenz „retour a la nature“.<br />
Die Bilddarstellung lässt den starken Einfluss der Malerei<br />
des François Boucher (1703-1770) erkennen, mit<br />
dem Huet auch bekannt war. Huet entstammt einer<br />
Familie, aus der mehrere Maler hervorgingen. Das<br />
vorliegende Gemälde weist bereits eine sowohl in der<br />
Farbigkeit als auch in den Konturen härtere Stilistik<br />
auf, die entschieden erst nach 1800 denkbar ist.<br />
A.R. (1271378) (11)<br />
Detailabbildung<br />
JEAN-BAPTISTE HUET,<br />
1745 PARIS <strong>–</strong> 1811, ATTRIBUTED<br />
VENUS SCULPTURE AND CHILDREN IN PARK<br />
Oil on canvas.<br />
63 x 48 cm.<br />
€ 12.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
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368<br />
FRANÇOIS BOUCHER,<br />
1703 PARIS <strong>–</strong> 1770 EBENDA, ZUG.<br />
Der Maler gehört zu den bedeutendsten Künstlern<br />
des französischen Rokoko, er war Hofmaler Ludwigs<br />
XV, gefördert durch Marquise de Pompadour. 1720<br />
studierte er bei François le Moyne (1688-1737), er erhielt<br />
bereits 1723 einen ersten Preis der Académie<br />
Royale sowie den Grand Prix de Rome, der ihm eine<br />
Studienreise nach Italien ermöglichte. Ab 1755 wirkte<br />
er zudem als künstlerischer Leiter der Manufacture<br />
Royale des Tapisseries und war um 1765 bereits<br />
erster Hofmaler des Königs sowie 1761 Rektor der<br />
Königlichen Akademie.<br />
DIE MUSIKSTUNDE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
154 x 119 cm.<br />
FRANÇOIS BOUCHER,<br />
1703 PARIS <strong>–</strong> 1770 IBID., ATTRIBUTED<br />
THE MUSIC HIDE AWAY<br />
Oil on canvas.<br />
154 x 119 cm.<br />
€ 100.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Das größtenteils wandfüllende Gemälde zeigt in der Art<br />
von bekannten Bildern Bouchers eine heitere galante<br />
Szenerie in einem phantasievollen Landschaftsambiente<br />
mit hochziehenden Bäumen, Felsen, Weide tieren<br />
und einem im Zentrum stehenden Marmorbrunnen.<br />
Am Brunnenbecken ein junger Kavalier mit Flöte, der<br />
sich einem Mädchen zuwendet, das in Begleitung<br />
dreier Kinder ihm einen Blütenkranz darreicht. Links<br />
ein weiteres Mädchen mit blumengefülltem Strohhut,<br />
neben Ziegen. Einige Hündchen, aber auch Schafe<br />
und Rinder am rechten Bildrand beleben die Gesamtszenerie.<br />
Links hinten schließt eine erhöht stehende<br />
Burgruine und ein Baum als Repoussoir das Bildganze<br />
ab. Besonders der mit Boucher befreundete Jean-Baptiste<br />
Huet (1745-1811) schuf ähnliche, großformatig<br />
wandfüllende Werke, von denen sich etliche im „Salon<br />
Huet“ im ehemaligen Palais Nissim de Camondo, Paris,<br />
heute Museum, befinden. Er hielt sich hierbei an Vorbilder<br />
seines Freundes Boucher. Die einzelnen Motive<br />
und Details lassen sich in Werken von Boucher finden,<br />
wie der Maler in seinen „Schäferstündchen“-Darstellungen<br />
gerne auch antike Ruinen oder Versatzstücke<br />
verwendet hat. So etwa in seinem Bild „Rinaldo und<br />
Armida“, das sich im Louvre befindet. Auch die Steinputten<br />
und das Marmorrelief im Brunnenaufbau zählen<br />
zu solchen Bildbereicherungen. Die Szene zeigt<br />
insgesamt die Leichtigkeit, mit der die höfische Gesellschaft<br />
des Rokoko in ländlichen Kostümverkleidungen<br />
die Nähe zur Natur, aber auch zu den Schönheiten<br />
der ländlichen Bevölkerung gesucht hat. Dieses Gesellschaftsphänomen<br />
zeigt sich auch in den Werken<br />
von Fragonard (1732-1806), Lancret (1690-1743) oder<br />
Watteau (1684-1721). Die genaue Entstehungszeit des<br />
großen Leinwandbildes lässt sich vorderhand nur<br />
schwer feststellen, allenfalls durch eine Materialanalyse.<br />
Dennoch ist das Gemälde als äußerst selten anzusehen,<br />
und ein Beispiel für die auch über den Tod Bouchers<br />
hinaus anhaltende Begeisterung für diese Sujets. Rest.<br />
A.R. (12618814)<br />
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369<br />
JEAN-BAPTISTE MONNOYER,<br />
1636 LILLE <strong>–</strong> 1699 LONDON<br />
BLUMENBOUQUET IN GLASVASE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
55 x 46 cm.<br />
In dekorativem Rahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Liliane Huillet vom 21.<br />
April 2021 (in Kopie vorliegend).<br />
Auf einer braunen Platte in einem Innenraum stehend<br />
eine schmale Glasvase mit einem arrangiertem prachtvollen,<br />
farbenfrohen Strauß aus Chrysanthemen und<br />
leuchtenden roten Mohnblumen. Die überwiegend<br />
mit weißen Blütenblättern am Rand versehenen Chrysanthemen<br />
stehen den Mohnblumen in starken Kontrast<br />
gegenüber. Qualitätvolle, feine Malerei in der für<br />
den Künstler üblichen Manier.<br />
JEAN-BAPTISTE MONNOYER,<br />
1636 LILLE <strong>–</strong> 1699 LONDON<br />
BOUQUET OF FLOWERS IN A GLASS VASE<br />
Oil on canvas.<br />
55 x 46 cm.<br />
Accompanied by a copy of an expert’s report<br />
by Liliane Huillet dated 21 April 2021.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Das hier vorliegende wundervolle Gemälde zeigt<br />
Monnoyers brillante Farbgebung, seine technische<br />
Virtuosität bei der Darstellung der Blumen und seine<br />
elegant freie Kompositionsfreude. (1272052)<br />
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370<br />
JOSEPH HIGHMORE,<br />
1692 <strong>–</strong> 1780, ZUG.<br />
PORTRAIT EINES VORNEHMEN JÄGERS<br />
MIT SEINEM HUND<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
125 x 100 cm.<br />
In dekorativem Rahmen.<br />
Dreiviertelportrait nach rechts, vor blauem Himmel<br />
mit großen grau-weißen Wolkenformationen. Der<br />
Dargestellte in dunkler Jacke mit goldenen Knöpfen,<br />
darunter der weiße Hemdkragen erkennbar und ein<br />
gelblicher Handschuh. Unter seinem rechten Arm hält<br />
er sein Gewehr, während er mit der Hand seines linken<br />
Arms seinen Jagdhund streichelt, dessen Kopf am<br />
unteren rechten Bildrand zu erkennen ist. Er hat graues<br />
lockiges Haar, dunkle wohlgeschwungene Augenbrauen<br />
und mit seinem hellen Gesicht blickt er würdevoll aus<br />
dem Bild auf den Betrachter hinaus. Repräsentatives<br />
Portrait in der typischen Manier des Künstlers.<br />
(1271124) (18)<br />
€ 5.000 - € 7.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
371<br />
VINCENT LAURENSZ VAN DER VINNE,<br />
1628 HAARLEM <strong>–</strong> 1702 EBENDA<br />
STILLLEBEN MIT KRONE, STUNDENGLAS,<br />
DOKUMENTEN UND EINEM DRUCK MIT<br />
PORTRAIT VON JULIUS CAESAR<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
73,5 x 63 cm.<br />
Rechts oben signiert „VCL van der vinne“.<br />
Vor dem braunen Hintergund eines Innenraumes mit<br />
der Basis einer Säule ein großer Tisch, der mit einem<br />
langen blauen Tuch belegt ist, darauf die sorgsam angeordneten<br />
Objekte: darunter eine umgedrehte, mit<br />
Perlen und Edelsteinen verzierte, goldene Krone, darin<br />
herausragend eine kleine Glasvase mit Blumen,<br />
dann ein goldenes Zepter, ein Stundenglas, mehrere<br />
alte Bücher und eine Schriftrolle, ein brauner Kerzenständer,<br />
ein Tintenfaß mit Federkiel, welches auf einem<br />
Papier mit der Inschrift „Memento Mori“ steht,<br />
sowie eine über den Tisch herabhängende Grafik mit<br />
dem Portrait und der Beschriftung „Julius Caesar“. Feine<br />
qualitätvolle Malerei mit diversen Vergänglichkeitssymbolen,<br />
worauf zusätzlich die Inschrift unter dem<br />
Tintenfass hinweist. Auf den Stillleben des Künstlers<br />
lassen sich häufig vergleichbare und identische Elemente<br />
wiederfinden: die Stellung des Tisches, die<br />
Tischdecke, das Stundenglas und eine über den Tisch<br />
herabhängende Grafik. Kleinere Retuschen.<br />
Biografie:<br />
Der Künstler war ein niederländischer Maler und<br />
Schriftsteller. Auf die letztere Tätigkeit könnten auch<br />
seine Bücher und Grafiken auf seinen Gemälden hinweisen.<br />
Er war 1747 neun Monate lang Schüler von<br />
Frans Hals und später Mitglied der Haarlemer Lukasgilde.<br />
Sein Stil wurde teils von anderen Künstlern<br />
kopiert. (12707516) (18)<br />
VINCENT LAURENSZ VAN DER VINNE,<br />
1628 HAARLEM <strong>–</strong> 1702 IBID.<br />
STILL LIFE WITH CROWN, HOURGLASS,<br />
DOCUMENTS AND A PRINT OF A PORTRAIT<br />
OF JULIUS CAESAR<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
73.5 x 63 cm.<br />
Signed „VCL van der vinne“ top right.<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
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372<br />
NICOLAS POUSSIN,<br />
1594 VILLERS-EN-VEXIN <strong>–</strong> 1665 ROM<br />
FALL DER GIGANTEN, 1625<br />
Öl auf Leinwand.<br />
100 x 80 cm.<br />
Das hier vorgeführte Thema findet keine Weiterverfolgung<br />
im Werk Poussins. Umso bedeutender und interessanter<br />
ist die Darstellung, bei der eine ineinander<br />
verwobene Gruppe kräftiger Männer in stürzenden<br />
Haltungen gezeigt wird. Lediglich die große Figur links<br />
klammert sich noch an einen herabfallenden Felsbrocken.<br />
Beleuchtung von rechts oben. Auffälliger Wechsel<br />
von unterschiedlich hellem bis dunklem Inkarnat.<br />
Der im Werkverzeichnis formulierte Titel führt uns an<br />
weitere Bilddarstellungen dieses Themas. Abgesehen<br />
von dem berühmten „Gigantensturz“ von Giulio Romano<br />
im Palazzo del Té in Mantua, hat sich neben anderen<br />
auch Cornelis van Haarlem 1588 diesem Thema gewidmet<br />
(Statens Museum for Kunst, Kopenhagen)<br />
Abb. links.<br />
Danach auch P. P. Rubens 1637/38 mit seinem Bild,<br />
das sich im Musée Royaux des Beaux Arts, Brüssel<br />
befindet.<br />
Auffallend ist bei Poussin die Verwendung einer großen,<br />
dominierenden Figur im linken Bildteil, wie wir dies<br />
bei Cornelis van Haarlem sehen, aber auch bei den<br />
Schlachtenbildern Poussins.<br />
Zurecht wird im Werkverzeichnis als Vergleich auf<br />
Poussins Werke mit dem Bibelthema „Sieg des Josua<br />
gegen die Amalekiter“ (Heremitage St. Petersburg)<br />
sowie „Sieg des Josua gegen die Amoriter“, hier links,<br />
(Puschkin-Museum Moskau), verwiesen.<br />
Auch hier findet sich eine größere Männergestalt links<br />
im Bild einkomponiert.<br />
Auffallend ist in beiden Werken Poussins der Wechsel<br />
zwischen bräunlichem und leichenblassem, ins Kreideweiß<br />
ziehendem Inkarnat. Dies lässt sich auch bei<br />
seinem Gemälde „Pyramus und Thisbe“ von 1651<br />
feststellen.<br />
Poussin zählt zu den bedeutendsten Malern Frankreichs<br />
seiner Zeit. Zwischen 1612 und 1621 in Rouen<br />
und Paris ausgebildet und durch die Schule von Fontainebleau<br />
zunächst beeinflusst, arbeitete er an der<br />
Ausstattung des Palais du Luxembourg in Paris, zusammen<br />
mit Philippe de Champaigne. 1624 zog er<br />
nach Rom, durch den Dichter Marino dem Kardinal<br />
Giulio Sacchetti empfohlen, weitergeleitet an den<br />
Neffen des Papstes Urban VIII, Francesco Barberini.<br />
Durch diesen und auf Empfehlung von Bernini erhielt<br />
er Aufträge. Ab 1631 war er Mitglied der Accademia di<br />
San Luca. Jetzt widmete Poussin sich vermehrt der<br />
Malerei in kleineren Formaten, nicht zuletzt für seinen<br />
Förderer und Freund dal Pozzo. In diese erste römische<br />
Periode ist auch das hier vorliegende Gemälde<br />
einzuordnen.<br />
Somit ist dieser „Gigantensturz“ Poussins als ein<br />
bedeutendes Werk zu sehen, dessen Thema letztlich<br />
möglicherweise zusammen mit seiner Suche nach<br />
großen Aufträgen in seinen frühen Jahren erklärt<br />
werden kann. A.R.<br />
Literatur:<br />
Das Gemälde ist aufgeführt und abgebildet im Werkverzeichnis<br />
von Christopher Wright, Poussin. <strong>Paintings</strong>,<br />
a Catalogue Raisonné, London 2007, Farbabb. S. 23,<br />
Abb. Nr. 4a.<br />
Ausstellung:<br />
Nicolas Poussin. I primi anni romani, Mailand 1998,<br />
Kat. Nr. 2 (1625).<br />
Ferner ausgestellt, besprochen und abgebildet in:<br />
The Israel Museum Jerusalem, 1999, Kat. Denis Mahon,<br />
Nicolas Poussin. Works from his First Years in Rome,<br />
Kat., S. 48, mit ganzseitiger Farbabbildung S. 49.<br />
Ausstellungskatalog: TERRA, Materia e Simbolo,<br />
Valle d´Aosta, März-August 2008, Con il patrocinio<br />
di Presidenza del Consiglio die Ministri Ministerio per<br />
i Beni el le Attivià Culturali UNESCO. A cura di Pierluigi<br />
Carofano u. Enrico Crispolti. Farbabbildung ganzseitig<br />
Nr. 11 S. 101.<br />
Ferner abgebildet in: Quadri & Sculture, Rivista d´Arte,<br />
Ed. SMAC, ISSN 1123-9131. (1270441) (11)<br />
NICOLAS POUSSIN,<br />
1594 VILLERS-EN-VEXIN <strong>–</strong> 1665 ROME<br />
FALL OF THE GIANTS, 1625<br />
Oil on canvas.<br />
100 x 80 cm.<br />
Literature:<br />
The painting is listed and illustrated in the catalogue<br />
raisonné by Christopher Wright: “Poussin <strong>–</strong> <strong>Paintings</strong><br />
<strong>–</strong> A Catalogue Raisonné”, London 2007, colour ill. 23,<br />
ill. no. 4a.<br />
Exhibitions:<br />
Rome, Nicolas Poussin, I primi anni romani, 1998,<br />
exhibition catalogue 2 (1625).<br />
Also exhibited, reviewed and illustrated in: D. Mahon,<br />
Nicolas Poussin, Works from his First Years in Rome,<br />
exhibition catalogue, The Israel Museum, Jerusalem,<br />
1999, p. 48, with full page ill. p. 49.<br />
Exhibition catalogue: P. Carofano and E. Crispolti (ed.),<br />
TERRA, Materia e Simbolo, Valle d’Aosta, exhibition<br />
catalogue, March - August 2008, Con il patrocinio di<br />
Presidenza del Consiglio dei Ministri Ministero per i<br />
Beni el le Attivià Culturali UNESCO, full page colour<br />
ill. no. 11, p. 101.<br />
Furthermore illustrated in: Quadri & Sculture, Rivista<br />
d’Arte, Ed. SMAC, ISSN 1123-9131.<br />
€ 250.000 - € 300.000<br />
Sistrix<br />
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373<br />
FRANCISCUS GISBRECHTS,<br />
1649 <strong>–</strong> NACH 1679.<br />
Der flämischer Maler ist namensverwandt mit Cornelis<br />
Norbertus Gysbrechts (tätig 1659-1683). Und ist schon<br />
von diesem nur äußerst wenig bekannt, so ist es das<br />
noch weniger von Franciscus. Die Beziehungen der<br />
beiden Maler sind bislang unklar; dass Franciscus ein<br />
jüngerer Bruder des Cornelis Norbertus war, wird gelegentlich<br />
vermutet. 1674 war er Mitglied der Sankt<br />
Lukas-Gilde in Delft und 1676/77 der Sankt Lukas-Gilde<br />
in Antwerpen vorgeschlagen. Insgesamt sind nur<br />
zwei datierte Werke seiner Hand bekannt geworden,<br />
beide aus dem Jahr 1672. Eines der Gemälde verschwand<br />
während des Zweiten Weltkriegs aus dem<br />
Museum Danzig, das zweite befindet sich heutzutage<br />
in Kopenhagen. Wie es Aussagen von Olaf Koester<br />
nahelegen, könnte Franciscus als Mitarbeiter von Cornelis<br />
Norbertus während seines Aufenthalts in Kopenhagen<br />
(1668-1672) gearbeitet haben, denn es bestehen<br />
starke Ähnlichkeiten in den Werken der beiden Künstler,<br />
sowohl in der Motivwahl als auch in der Art und<br />
Weise wie die Objekte arrangiert wurden. Cornelis<br />
Norbertus widmete sich dem Trompe l’œil-Stillleben,<br />
während sich Franciscus mehr dem Vanitas-Bild zuwandte.<br />
VANITASSTILLLEBEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
103 x 78 cm.<br />
Wir danken Fred G. Meijer für die Bestätigung der<br />
Zuschreibung.<br />
Vor einem steinernen Rundbogenportal, auf einem<br />
Tisch mit gestreiftem faltenreichen Tuch liegend, die<br />
dicht gedrängt zusammengestellten Vanitasgegenstände:<br />
im Zentrum ein Schädel, der halb auf einem<br />
geschlossenen alten Buch liegt, ein über den Tisch<br />
herabhängender Brief, linksseitig ein Leuchter und eine<br />
goldene Taschenuhr sowie eine Grafik, der Hals einer<br />
Violine sowie eine große Sanduhr. Besonders interessant<br />
die um den Schädel herumgelegten geknickten<br />
Weizengarben, die einerseits den Tod, andererseits das<br />
künftige wiederaufkeimende Leben symbolisieren sollen.<br />
Malerei in der typischen Darstellungsmanier des<br />
Künstlers mit starker Hell-Dunkel-Inszenierung, wobei<br />
der Schädel und die Grafik mit dem Brief einen starken<br />
Kontrast gegenüber den sonstigen dunkleren Gegenständen<br />
bilden, aufgelockert durch zwei rötliche<br />
Gegenstände. Vereinzelt rest., kleine Retuschen.<br />
Anmerkung:<br />
Ähnliche Werke des Künstlers finden sich in den<br />
Museen in Antwerpen. (12717129) (18)<br />
FRANCISCUS GISBRECHTS,<br />
1649 <strong>–</strong> AFTER 1679<br />
VANITAS STILL LIFE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
103 x 78 cm.<br />
We would like to thank Fred G. Meijer for confirming<br />
the attribution to the artist.<br />
Notes:<br />
Similar works by the artist are held at museums in<br />
Antwerp.<br />
€ 12.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
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374<br />
ITALIENISCHER MEISTER<br />
DES 18. JAHRHUNDERTS<br />
(ABB. FOLGENDE SEITEN)<br />
ARCHITEKTURCAPRICCI MIT ANTIKEN RUINEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
Je ca. 184 x 84 cm.<br />
In vergoldeten, nach oben hin abgerundeten Rahmen.<br />
Das erste Gemälde zeigt in Nahsicht eine große antike<br />
Ruine mit kannelierten Säulen, zwischen der auf einem<br />
hohen Sockel eine große Skulptur einer Vase steht.<br />
Vor dem Gebäude einige Frauen an einer Brunnenanlage<br />
beim Wäschewaschen sowie ein auf den Säulenstücken<br />
schlafender junger Mann. Des Weiteren, auf<br />
der rechten Bildrandseite, ein schwarzer, hoch in den<br />
blauen, fast wolkenlosen Himmel ragender Obelisk.<br />
Das zweite Gemälde zeigt erneut in Nahsicht die Reste<br />
eines hohen antiken Gebäudes mit Bogen und hohen<br />
korinthischen Säulen sowie einem steinernen<br />
Relief mit einer Büstendarstellung seitlich des Torbogens.<br />
Im Vordergrund zwei Frauen an einem Brunnen,<br />
davon eine in rot-blauem Gewand, in Rückenansicht<br />
im Gespräch mit einem auf einem Bruchstück sitzenden<br />
Mann. Die zweite Darstellung unter abendlichem<br />
Himmel mit wenig Wolken. Beide Gemälde mit den<br />
prachtvollen großformatigen Darstellungen in überwiegend<br />
beige-brauner und blauer Farbgebung und<br />
zahlreichen, fein herausgearbeiteten Details. Wenige<br />
Retuschen. Vereinzelt Rahmenschäden.<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung.<br />
Anmerkung:<br />
Pietro Paltronieri, genannt il Mirandolese oder auch<br />
Mirandolese dalle prospettive, nach dem Genre der<br />
Malerei, in dem er sich auszeichnete, war ein italienischer<br />
Maler des Spätbarocks, der vor allem in Bologna,<br />
Rom und Wien tätig war. Zwischen 1724 und 1733<br />
schuf Paltronieri in Zusammenarbeit mit Vittorio Maria<br />
Bigari (1692-1776) in Rom eine Serie von sieben Gemälden,<br />
die einen der Salons des Palastes von Pompeo<br />
Aldrovandi (1668-1752), dem späteren Kardinal,<br />
schmückten. Seine Werke stellen in der Regel Fragmente<br />
von Architektur oder Denkmälern der Antike<br />
dar. Es sind Triumphbögen, Brunnen, Aquädukte,<br />
Tempel, wo eine rötliche Färbung dominiert und sie<br />
leicht erkennbar macht.<br />
Zwei vergleichbare Werke des Künstlers, „Capricen<br />
mit Ruinen antiker Gebäude“, sind unter anderem in<br />
der ehemalige Sammlung des Prinzen Eugen von<br />
Savoyen im Kunsthistorischen Museum, Wien zu<br />
finden (Inv.-Nr. GG_2948 und Inv.-Nr. GG_2952).<br />
Literatur:<br />
Maria-Christina Bandera, Pietro Paltronieri. Il Mirandolese,<br />
Modena 1990. (12718144) (18)<br />
ITALIAN SCHOOL, 18TH CENTURY<br />
(ILL. FOLLOWING PAGES)<br />
TWO ARCHITECTURE CAPRICCI<br />
WITH ANCIENT RUINS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
Ca. 184 x 84 cm each.<br />
The first painting shows a close-up of a large ancient<br />
ruin with fluted columns with a tall pedestal and large<br />
sculpture of a vase in between. The second painting<br />
shows a close-up view of the remains of a tall ancient<br />
building with arch and tall Corinthian columns.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
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235
375<br />
ANTHONIS VAN DYCK,<br />
1599 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1641 LONDON, KREIS DES<br />
BILDNIS EINER DAME IM LEHNSTUHL MIT<br />
HALSKRAUSE, VERMUTLICH ANNA VAN NOORT<br />
Öl auf Leinwand.<br />
130 x 103 cm.<br />
An der Armlehne die fragmentarische Aufschrift<br />
„A.S.49 A(nno) 163?“.<br />
Dreiviertelbildnis, das die nach links sitzende Dargestellte<br />
auf einem rot bezogenen Armlehnstuhl zeigt.<br />
Die linke Hand auf die Lehne gelegt, die rechte hält<br />
einen Handschuh. Die gesellschaftliche Bedeutung<br />
der Porträtierten wird durch die von einem Velum mit<br />
Goldquaste überhangene Säule gekennzeichnet. Das<br />
schwarze Seidenkleid zeigt Damastmuster, der Mühlsteinkragen<br />
fein plissiert. Das hellbraune Haar zu einem<br />
Knoten gebunden.<br />
Die hier vermutlich Dargestellte, Anna van Noort, war<br />
die Tochter des Malers Adam van Noort (1562 Antwerpen-1641),<br />
der P.P. Rubens und dessen Schüler A. van<br />
Dyck ausgebildet hat. Auch Jacob Jordaens zählte zu<br />
seinen Schülern, der wiederum Annas Schwester Catharina<br />
ehelichte. A.R.<br />
ANTHONIS VAN DYCK,<br />
1599 ANTWERP <strong>–</strong> 1641 LONDON, CIRCLE OF<br />
PORTRAIT OF A LADY IN ARMCHAIR WITH RUFF<br />
COLLAR, PROBABLY ANNA VAN NOORT<br />
Oil on canvas.<br />
130 x 103 cm.<br />
Fragmentary inscription “A.S.49 A(nno) 163?”<br />
on armrest.<br />
Provenance:<br />
Ca. 1900 Karel Ooms, Antwerp.<br />
Sale: Paleis voor Schone Kunsten, Brussels, 1960s.<br />
Exhibition:<br />
Roeselare Stedelijke Academie voor Schone Kunsten,<br />
Roeselare en Rubens’ Tijd, November - December<br />
1977, no. 37.<br />
€ 10.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Provenienz:<br />
Um 1900 Karel Ooms, Antwerpen.<br />
Verkauf: Paleis voor Schone Kunsten, Brüssel,<br />
1960er-Jahre.<br />
Anmerkung:<br />
Herrn Hans Vlieghe sei gedankt für den Hinweis auf<br />
Ähnlichkeiten des vorliegenden Bildnisses mit denen<br />
der zweiten Antwerpener Periode von van Dyck.<br />
Ausstellung:<br />
Roselaere Stedelijke Academie voor Schone Kunsten,<br />
Roselare en Ruben‘s Tijd, November-Dezember 1977,<br />
Nr. 37. (12717125) (11)<br />
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376<br />
MARCO TULLIO MONTAGNA,<br />
1594 VELLETRI <strong>–</strong> 1649 ROM<br />
DIE REISE DES JAKOBS MIT SEINER SIPPE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
121 x 169 cm.<br />
In vergoldetem Rahmen.<br />
Zuschreibung an den Künstler durch Ursula Verena<br />
Fischer Pace, Expertise beigegeben.<br />
Die Darstellung bezieht sich auf eine Stelle des Alten<br />
Testaments und zeigt Jakob auf der Flucht mit seinen<br />
Frauen und Kindern zurück nach Kanaan. Wie innerhalb<br />
eines breiten Keils, der von der rechten Bildseite<br />
zur unteren linken Seite führt, werden die Figuren dargestellt.<br />
In einem rosafarbenen Gewand schreitet Jakob<br />
allen voran und weist mit seiner ausgestreckten<br />
rechten Hand mit Fingerzeig auf den richtigen Weg<br />
hin. Hinter ihm seine eng gedrängten Frauen, Kinder<br />
und Gehilfen, die meist in die Wegrichtung blicken,<br />
teils auf Pferden, während vor ihm seine Herde mit<br />
Schafen und Ziegen zu sehen ist, die von einem Hund<br />
begleitet wird, der als einziger zurückschaut. Im Hintergrund<br />
eine weite bergige Landschaft unter blauem<br />
Himmel. Retuschen.<br />
Anmerkung:<br />
Der wenig bekannte Marco Tullio Montagna war einer<br />
der bedeutendsten Maler im Rom des 17. Jahrhunderts.<br />
Hauptsächlich berühmt für seine Fresken, die<br />
religiöse Szenen darstellen, arbeitete er allein und<br />
mit dem Florentiner Simone Lagi (dokumentiert in<br />
Rom von 1620 bis 1640) für renommierte römische<br />
Adelsfamilien, wie die Borghese, die Barberini und<br />
die Colonna, und für Papst Urban VIII. Die meisten<br />
seiner Fresken befinden sich noch heute in bedeutenden<br />
Residenzen und Kirchen in Rom und im Latium.<br />
Sein früher Stil war stark von Giuseppe Cesari,<br />
genannt Cavalier d'Arpino (1568-1640), beeinflusst.<br />
Ab den 1630er-Jahren weisen Montagnas Werke formale<br />
und stilistische Merkmale auf, die auf seine<br />
Kontakte mit Pietro da Cortona (1596/97-1669) zurückzuführen<br />
sind. Dies erklärt, warum einige Fresken,<br />
von denen man lange Zeit annahm, sie seien<br />
von Pietro da Cortona gemalt worden, heute Montagna<br />
zugeschrieben werden <strong>–</strong> z.B. die Fresken in<br />
der Villa Muti-Arrigoni in Frascati.<br />
Ähnlich wurde auch dieses Gemälde einst dem jungen<br />
Pietro da Cortona zugeschrieben. Der räumliche Aufbau<br />
der gedrängten Szene, die schnell skizzierten<br />
Physiognomien und die farbenfrohen Draperien der<br />
Gruppe im Zentrum des Bildes erinnern jedoch an<br />
Werke, die zweifellos von Montagna stammen. Insbesondere<br />
der halbnackte Mann, der in der rechten<br />
Ecke kauert, erinnert an den von hinten gesehenen<br />
Mann in der linken Ecke des oben erwähnten Freskos,<br />
was Montagnas Interesse an der Darstellung<br />
des Menschen bezeugt.<br />
Literatur:<br />
Maria Barbara Guerrieri Borsoi, Marco Tullio Montagna,<br />
in: Dizionario Biografico degli Italiani, Bd. 75, Istituto<br />
dell'Enciclopedia Italiana 2011. (1260059) (18)<br />
MARCO TULLIO MONTAGNA,<br />
1594 VELLETRI <strong>–</strong> 1649 ROME<br />
JACOB AND HIS FAMILY RETURNING TO CANAAN<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
121 x 169 cm.<br />
In gilt frame.<br />
The attribution to the artist confirmed by Ursula Verena<br />
Fischer Pace, expert’s report enclosed.<br />
The depiction is based on a Bible passage from the<br />
<strong>Old</strong> Testament and shows Jacob and his wives and<br />
children fleeing back to Canaan. The background<br />
shows a vast, mountainous landscape under a blue<br />
sky. With retouching.<br />
Notes:<br />
The little-known artist Marco Tullio Montagna was<br />
one of the most prominent painters in Rome during<br />
the 17th century. He is predominantly known for his<br />
frescoes depicting religious scenes, he worked independently<br />
and in collaboration with the Florentine<br />
painter Simone Lagi (documented in Rome between<br />
1620 to 1640) for renowned Roman noble families<br />
such as the Borghese, the Barberini and the Colonna<br />
as well as for Pope Urban VIII. Most of his frescoes<br />
can still be found in important residences and<br />
churches in Rome and Latium.<br />
Literature:<br />
M. B. Guerrieri Borsoi, Marco Tullio Montagna, in:<br />
Dizionario Biografico degli Italiani, vol. 75, Istituto<br />
dell'Enciclopedia Italiana 2011.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
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377<br />
JAN VAN KESSEL D.J.,<br />
1654 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1708 MADRID, KREIS DES<br />
STILLLEBEN MIT FRÜCHTEN UND ÄFFCHEN<br />
Öl auf Kupfer.<br />
24 x 32 cm.<br />
In dekorativem, vergoldetem Rahmen.<br />
Die fein gemalten Gegenstände in lockerer Verteilung<br />
auf einer Tischplatte vor braunem Hintergrund, in dem<br />
rechtsseitig ein offenes Fenster den Blick auf einen<br />
Wolkenhimmel gewährt. Im Zentrum ein schräg stehender<br />
Flechtkorb, dessen beinhaltete Früchte von<br />
einem kleinen Kapuzineräffchen ausgeschüttet wer-<br />
den. Links dahinter auf einer Kiste sind zudem eine<br />
angeschnittene Melone und davor Rosenblüten und<br />
Tulpen zu erkennen. Im Vordergrund links auf der<br />
Tischplatte ein Stück Wassermelone, sowie eine mit<br />
roten Beeren ausgeschüttete, zerbrochene chinesische<br />
Porzellanschale. Unterhalb des Fensters ist zudem ein<br />
glänzender Kupferkessel mit Früchten zu erkennen.<br />
Malerei in reduzierter Farbigkeit, die Leichtigkeit der<br />
Darstellung mit dem frechen Äffchen weist schon in<br />
die Malerei des 18. Jahrhunderts. Retuschen.<br />
(12707563) (18)<br />
€ 4.000 - € 6.000<br />
Sistrix<br />
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377 A<br />
ALEXANDER ADRIAENSSEN,<br />
1587 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1661 ROM, ZUG./ KREIS DES<br />
STILLLEBEN MIT ERLEGTEN VÖGELN<br />
UND ZINNFLASCHE<br />
Öl auf Holz.<br />
17 x 23 cm.<br />
In dekorativem Rahmen.<br />
In einem Innenraum vor einer Steinplatte und an eine<br />
weitere gelehnt eine runde Zinnflasche mit Ausguss<br />
und kleinen Lichtreflexen, sowie mit einer leuchtend<br />
blauen Kordel, umgeben von vier erlegten Vögeln mit<br />
prachtvollem, teils glänzendem Gefieder, einer davon<br />
mit rotem Kopfbereich. Qualitätvolle, fast monochrome<br />
Malerei in harmonischer Farbgebung.<br />
Alexander Adriaensen malte alle Arten von Stillleben.<br />
Wie für den Künstler typisch wird die Farbe in<br />
zarten Schichten aufgetragen, was seinen Gemälden<br />
oft einen flüssigen, fast transparenten Farbverlauf<br />
verleiht. Er verwendete eine nüchterne Palette,<br />
die zur monochromen Farbigkeit neigte, wie bei<br />
dem hier gezeigten Gemälde. (1271195) (1) (18)<br />
€ 4.000 - € 5.000<br />
Sistrix<br />
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241
378<br />
MATTEO LOVES,<br />
UM 1605 COLONIA <strong>–</strong> VOR 1647 BOLOGNA<br />
VENUS BEKLAGT DEN VON EINEM EBER<br />
GETÖTETEN ADONIS<br />
Öl auf Leinwand.<br />
69 x 105,5 cm.<br />
In vergoldetem Holzrahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Daniele Benati, Bologna,<br />
7. April 2015, im Original vorliegend.<br />
Des Weiteren eine Expertise von Nicholas Turner<br />
vom 21. Juli 2013 (als Guercino), in Kopie und eine<br />
Expertise von Erich Schleier vom 22. August 2011.<br />
Die in Tränen aufgelöste Venus neben dem leblosen<br />
Körper von Adonis, der von dem als Wildschwein verwandelten<br />
eifersüchtigen Ares während einer Jagd<br />
getötet wurde, von der Venus vergeblich versucht hatte,<br />
ihn abzuhalten. Die Göttin steht nackt neben einem<br />
Wagen, der von zwei Tauben und einigen Amoretten<br />
gezogen wurde. Zwei von diesen scheinen den<br />
Windhund des unvorsichtigen Jägers zu trösten, während<br />
ein anderer Hund, ein großer neapolitanischer<br />
Mastiff, unbeweglich mit der Schnauze zwischen den<br />
Pfoten hockt. Wir kennen die Geschichte aus „Ovids<br />
Metamorphosen“ (Met. X, 529 ff.). Die Szene ist eingebettet<br />
in eine hügelige Landschaft mit Rund- und<br />
Säulentempeln, das teils verschattete Blattwerk wird<br />
durch Früchte wie Orangen und Trauben belebt, die<br />
Adonis zudem als Gott der Vegetation ausweisen.<br />
Im Gegensatz zu Turner und Schleier, die eine Autorschaft<br />
Guercinos favorisierten, belegt Daniele Benati<br />
in seinem Gutachten eindrücklich, dass es sich bei<br />
dem hier angebotenen Werk um ein Gemälde des<br />
Künstlers Matteo Loves handelt, der angeblich als<br />
Sohn englischer Eltern in Köln geboren wurde, ab<br />
1625 in Cento nachweisbar ist und bereits als junger<br />
Mann bei Giovanni Francesco Barbieri, genannt Guercino<br />
(1591-1666), lernte. In dessen Werkstatt arbeitetend,<br />
trat er als eigenständiger Künstler mit eigenen<br />
Bildlösungen und Originalität hervor, dessen künstlerischer<br />
und thematischer Zusammenhang mit Italianisanten<br />
wie Cornelis van Poelenburgh (1586-1667)<br />
unverkennbar ist. Eine vergleichbare Landschaft befindet<br />
sich im „Heiligen Georg mit dem Drachen“<br />
im Hauptaltar der Kirche von Corporeno, das Benati<br />
ebenfalls eindeutig Matteo Loves zuweist. Loves beweist,<br />
dass er die Posen Guercinos kennt, und setzt<br />
sie in seinen Figuren um, wie ein Gemälde Guercinos<br />
gleichen Themas von 1618/19 in der Galleria Doria<br />
Pamphilj in Rom beweist. Benati weist in seinem Gutachten<br />
auch auf den guten Erhaltungszustand hin.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Daniele Benati, Dieci chiese della Bassa tra Boologna<br />
e Ferrara, in: Restauri e scoperte tra Ferrara e<br />
Bologna. Dipinti sacri dal XV al XVIII secolo, Ausstellung<br />
Mailand 1998.<br />
Vgl. Umberto Novili, Natura, sentimento, espressione<br />
nella pittura reggiana dal ’600 al ’900, Ausstellungskatalog,<br />
Reggio-Emilia 1985, S. 46-37. (1260097) (13)<br />
MATTEO LOVES,<br />
CA. 1605 COLONIA <strong>–</strong> BEFORE 1647 BOLOGNA<br />
VENUS MOURNING THE DEATH OF ADONIS<br />
Oil on canvas.<br />
69 x 105.5 cm.<br />
In gilt wooden frame.<br />
Accompanied by an original expert’s report by Daniele<br />
Benati, Bologna, 7 April 2015.<br />
Further expert´s reports (in copy) by Nicholas Turner<br />
dated 21 July 2013 (described as Guercino), and by<br />
Erich Schleier, dated 22 August 2011 are also enclosed.<br />
In contrast to Turner and Schleier, who identify the<br />
painting´s creator with Guercino, Daniela Benati´s report<br />
impressivly documents that the painting is, in<br />
fact, a work by the aritst Matteo Loves, who was evidently<br />
born to English parents in Cologne.<br />
A similar landscape with Saint George and the Dragon<br />
can be found inside the high altar of the church in<br />
Corporeno, which Benati also clearly attributes to Matteo<br />
Loves. Loves shows his familiarlity with Guercino´s<br />
poses and implements them in his own figures,<br />
as for example in a painting with the same subject<br />
dating to ca. 1618 / 1619 which is held at the Pamphilj<br />
Gallery in Rome. Benati also emphazises the painting´s<br />
good condition in her report.<br />
Literature:<br />
Compare D. Benati, Dieci chiese della Bassa tra Boologna<br />
e Ferrara, in: Restauri e scoperte tra Ferrara e<br />
Bologna. Dipinti sacri dal XV al XVIII secolo, exhibition<br />
Milan 1998.<br />
Compare U. Novili, Natura, sentimento, espressione<br />
nella pittura reggiana dal ‘600 al ‘900, exhibition catalogue,<br />
Reggio-Emilia 1985, pp. 46-37.<br />
€ 35.000 - € 45.000<br />
Sistrix<br />
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243
379<br />
GASPAR PIETER VERBRUGGEN D. J.,<br />
1664 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1730 LILLE<br />
STILLLEBEN MIT BLUMEN IN EINER STEINVASE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
44,5 x 57 cm.<br />
Rechts unten signiert „gaspar p. verbruggen f.“.<br />
Vor braunem Hintergrund auf einer steinernen Brüstung<br />
stehend die breite Steinvase mit dem prachtvollen<br />
Blumenarrangement aus: Schneeball, Narzissen,<br />
Tulpen, Maiglöckchen, Klatschmohn, Chrysanthemen,<br />
Primeln. Teils ranken die Blumen aus dem Gebinde<br />
über die Steinplatte hinaus. Qualitätvolle Malerei, die<br />
Blumen dabei in kräftigen leuchtenden Farben, vor allem<br />
Rot und Weiß, die sich vor dem dunkleren Hintergrund<br />
besonders gut abheben, in der für den bekannten<br />
Künstler typischen Manier. Kleine Retuschen.<br />
(12707555) (18)<br />
GASPAR PIETER VERBRUGGEN THE YOUNGER,<br />
1664 ANTWERP <strong>–</strong> 1730 LILLE<br />
STILL LIFE WITH FLOWERS IN STONE VASE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
44.5 x 57 cm.<br />
Signed “gaspar p. verbruggen f.” lower right.<br />
€ 14.000 - € 18.000<br />
Sistrix<br />
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Detailabbildung<br />
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245
380<br />
JACQUES IGNATIUS DE ROORE,<br />
1686 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1747 DEN HAAG, ZUG.<br />
Gemäldepaar<br />
DIE BESTATTUNG JULIUS CAESARS<br />
sowie<br />
VERSÖHNUNG OCTAVIANS MIT CAESARS PARTEI<br />
Öl auf Leinwand. Altdoubliert.<br />
Jeweils 66,5 x 82 cm.<br />
Alte, handschriftliche Klebezettel auf den Keilrahmen<br />
mit Künstlerbezeichnung.<br />
In gekehltem vergoldetem und mit Empire-Emblematik<br />
besetztem Holzrahmen.<br />
Die beiden antiken Szenerien zeigen eindeutige Zusammengehörigkeit.<br />
Das zeigt sich sowohl in Komposition,<br />
als auch in Stil und Figurenverteilung. Die Darstellungen<br />
finden sich in der Bildtradition nicht sehr<br />
häufig, was für die Werke in dieser hohen Qualität<br />
umso beachtlicher ist. In beiden Bildern sind die Gruppen<br />
der Nebenfiguren in die Seitenpartien gerückt,<br />
wodurch in der Mittelzone jeweils ein Freiraum für<br />
den Hauptinhalt bleibt. Das zuerst genannte Gemälde<br />
zeigt dort: Die Leiche Caesars wird auf einer Bahre ins<br />
Vordergrundgeschehen zur Einäscherung hereingetragen.<br />
Hier ist links im Bild bereits ein hölzerner<br />
Scheiterhaufen mit Feuer zu sehen, umringt von den<br />
verbliebenen treuen Anhängern des ermordeten Imperators.<br />
Nach den antiken Historiografen wurde<br />
Caesar am Freitag, den 17. März 44 v. Chr., eingeäschert,<br />
nicht ohne Begleitung von Tumulten. Rechts<br />
sind Palastgebäude zu erkennen, davor geharnischte<br />
Männer, offensichtlich nicht der <strong>Part</strong>ei Caesars gewogen.<br />
Darunter in der rechten Ecke eine allegorische<br />
Frauenfigur, die ein Kind säugt, mit weiteren Kindern.<br />
Zweifellos ist hier die gegen Caesar gerichtete <strong>Part</strong>ei<br />
der Republik gemeint. Die Landschaft im Hintergrund<br />
senkt sich in ein Tal ab, mit einer Stadt in der Ferne.<br />
Dunkle Wolken dramatisieren den Vorgang. Ganz<br />
deutlich also entpuppt sich das Gemälde als politische<br />
Aussage der Zeit der Bildentstehung: das beginnende<br />
Interesse an demokratischer Republik. So wird verständlich,<br />
dass die Hauptfigur, der Leichnam Caesars,<br />
zwar im Bildzentrum ist, aber ins schattige Dunkel gesetzt<br />
wurde.<br />
Das Gegenstück lässt sich als Fortsetzung lesen. Vor<br />
dem Hintergrund, mit Palast und Rundtempel, ist ein<br />
Geharnischter mit Feldherrnstab und hohem Helm gezeigt.<br />
Ihm folgt ein ihn segnender Haruspex. Es besteht<br />
Blickkontakt des Feldherrn zu einem Mann in<br />
Rüstung am rechen Bildrand, der eine offene Urne<br />
trägt. Trotz aller offenen Fragen lässt sich in der zentralen<br />
Figur der Adoptivsohn und Erbe Caesars, Gaius<br />
Octavian sehen, der überlieferungsgemäß bereits von<br />
einer „Wiederherstellung der Republik“ sprach. Seine<br />
entgegenkommende Geste dem Urnenträger gegenüber<br />
ist demnach als Versöhnung der <strong>Part</strong>eien zu<br />
deuten.<br />
Auch in diesem Bild bereichern attributive Versatzstücke<br />
die Bildaussage: der Sarkophag Caesars links,<br />
eine in Wolken schwebende Victoria, aber auch die<br />
Minerva-Statue im Rundtempel, Göttin der Dichter,<br />
Lehrer, der Weisheit aber auch die Lenkerin des Staates.<br />
Alles dies sind Indizien für die Idee der Republik.<br />
Stilistisch fügt sich die Malerei vollkommen in das<br />
Werk des Jacques Ignatius de Roore ein. Der in Antwerpen<br />
geborene Maler wirkte überwiegend in den<br />
südlichen Niederlanden und der Holländischen Republik.<br />
Dies erklärt auch völlig die Absicht des Auftraggebers<br />
für die Thematik der Bilder. 1705 wurde er bereits<br />
Mitglied der Lukasgilde in Antwerpen, 1706 trat<br />
er in die Werkstatt des Gaspar Jacob van Opstal d.J.<br />
(1654/56-1717) ein, um 1715 arbeitete er für die Dekoration<br />
der Antwerpener Stadthalle. Als Sammler<br />
hinterließ er eine Zahl bedeutender Werke, die nach<br />
seinem Tode versteigert wurden. Seine Dekorationsarbeiten,<br />
die er in den Niederlanden schuf, sind leider<br />
verloren gegangen. De Roore hat sich überwiegend<br />
antikhistorischen und biblischen Themen gewidmet.<br />
Werke seiner Hand finden sich in öffentlichen Sammlungen,<br />
wie dem Louvre, dem Rijksmuseum oder dem<br />
Royal Museum of Fine Arts in Antwerpen.<br />
Pinselduktus und Figurenauffassung in der Manier eines<br />
flämischen Meisters, der ganz unter dem Einfluss<br />
der Malerei Frankreichs steht. A.R.<br />
Literatur:<br />
Dominique Vautier, Roore, Jacques de, Oxford Art<br />
Online, Oxford University Press.<br />
C.J.A. Wansink, Een ’kamer in het rond‘ van Jacques<br />
Ignatius de Roore (1686-1747), Oud Holland 110, 1996,<br />
S. 85-93. (126181100) (11)<br />
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JACQUES IGNATIUS DE ROORE,<br />
1686 ANTWERP <strong>–</strong> 1747 THE HAGUE, ATTRIBUTED<br />
A pair of paintings<br />
THE FUNERAL OF JULIUS CAESAR<br />
and<br />
THE RECONCILIATION OF OCTAVIAN<br />
WITH CAESAR'S PARTY<br />
Oil on canvas. <strong>Old</strong> relining.<br />
66.5 x 82 cm each.<br />
<strong>Old</strong>, handwritten adhesive label with artist name on<br />
the back of the stretcher.<br />
Set in moulded and gilt wooden frame with Empire<br />
symbols.<br />
The composition, style and arrangement of the figures<br />
clearly show that both of these scenes of antiquity<br />
were created as counterparts. The two subjects<br />
are not often found the history of art, which is even<br />
more remarkable for works of such high-quality. The<br />
style is typical for the œuvre of Jacques Ignatius de<br />
Roore. The artist was born in Antwerp and was predominantly<br />
active in the Southern Netherlands and<br />
the Dutch Republic throughout his life. This also explains<br />
the intention of the commissioner for the subject<br />
of these paintings. De Roore became a member<br />
of the Guild of Saint Luke in Antwerp in 1705, in 1706<br />
he joined the workshop of Gaspar Jacob van Obstal<br />
the Younger (1654/56-1717) and was decorating the<br />
Antwerp City Hall in ca. 1715. De Roore predominantly<br />
painted historic subjects from Antiquity and from the<br />
Bible. Some of his works are held in public collections<br />
such as the Louvre in Paris, the Rijksmuseum in Amsterdam<br />
or the Royal Museum of Fine Arts in Antwerp.<br />
Literature:<br />
D. Vautier, Roore, Jacques de, Oxford Art Online,<br />
Oxford University Press.<br />
C.J.A. Wansink, Een ‘kamer in het rond’ van Jacques<br />
Ignatius de Roore (1686-1747), Oud Holland 110<br />
1996, pp. 85-93.<br />
€ 18.000 - € 22.000<br />
Sistrix<br />
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247
381<br />
GIOVANNI COLI (1636-1691) UND<br />
FILIPPO GHERARDI (1643-1704)<br />
DAS OPFER VON POLYXENA<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
134 x 200 cm.<br />
In dekorativem, vergoldetem Rahmen.<br />
Nach Auffassung von Dr. Denis Ton, Autor von „Giovanni<br />
Coli. Filippo Gherardi“ ist das Gemälde ein Werk<br />
der beiden genannten Künstler.<br />
Im Zentrum des Gemäldes steht Polyxena. In der griechischen<br />
Mythologie ist sie eine trojanische Prinzessin.<br />
Sie ist eine Tochter des Priamos und der Hekabe und<br />
die jüngere Schwester von Kassandra, Paris und Hektor.<br />
Achilleus verliebte sich während des Trojanischen<br />
Krieges in sie, doch vergebens, da sie eine Priesterin<br />
Athenas war und daher Jungfrau bleiben musste. Sie<br />
war Achilleus aber ihrerseits sehr zugetan, obwohl er<br />
den Feinden Trojas angehörte. Sie sah und bewunderte<br />
ihn beim Kampf von den Mauern Trojas aus. Nach<br />
seinem Tod und Trojas Fall wurde sie Beute der Griechen.<br />
Beim Abzug aus Troja erschien Achilleus seinem<br />
Sohn Neoptolemos (auch Pyrrhos genannt) im Traum<br />
und verlangte, die Griechen sollten ihm das Schönste<br />
und Beste aus aller Beute opfern. Sie wählten Polyxena<br />
aus und führten sie an das Grab des Achilleus. Dort<br />
wurde sie geopfert; nach anderer Überlieferung erklärte<br />
sie, sie wolle lieber sterben als den Griechen<br />
zum Opfer fallen, und erdolchte sich selbst.<br />
Zu sehen ist der Moment, in dem Neoptolemus Polyxena<br />
opfern will. Die beiden neben dem brennenden<br />
Kohlenbecken, von dem aus reichlich Rauch aufsteigt,<br />
stehenden Figuren könnten Hekabe und Priamos<br />
sein. Polyxena sitzt auf einem Absatz vor einer kannelierten<br />
Säule, die zu dem hinter ihr liegenden Grabmal<br />
des Achilleus gehört. Sie hat wohlfrisiertes, mit<br />
Schmuck verziertes Haar, einen fast nackten weißen<br />
Oberkörper und scheint in sich zusammengesunken<br />
zu sein. Vor ihr ein Mann mit freiem Oberkörper, der<br />
in der Hand seines weit ausholenden rechten Armes<br />
einen Dolch hält. Ein weiterer Mann kniet seitlich von<br />
ihr, eine breite Schale haltend. Am linken Bildrand ein<br />
behelmter Soldat in Rüstung, eine rote Fahne nach<br />
oben haltend. Am rechten Bildrand weitere Soldaten<br />
und Neoptolemus in rotem Gewand über seiner Rüstung<br />
und gesenktem Haupt. Im Bildhintergrund der<br />
blaue Himmel und große weiße Wolkenformationen.<br />
Wenige Retuschen.<br />
Anmerkung:<br />
Die Geschichte ist nicht in der Illias, sondern in zwei<br />
Tragödien von Euripides und in einer fragmentarischen<br />
Tragödie von Sophokles zu finden.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Denis Ton, Giovanni Coli. Filippo Gherardi, in:<br />
Saggi e Memorie di Storia dell‘Arte, Bd. 31, Fondazione<br />
Giorgio Cini Onlus 2007, S. 43-46, sowie S. 63<br />
zzgl. Abb. Darin werden mehrere weitere Beispiele<br />
und Vergleiche mit anderen Gemälden angeführt,<br />
auch zu dem „Tod der Dido“. (1260056) (18)<br />
GIOVANNI COLI (1636-1691) AND<br />
FILIPPO GHERARDI (1643-1704)<br />
THE SACRIFICE OF POLYXENA<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
134 x 200 cm.<br />
According to the opinion of Dr Denis Ton, author of<br />
„Giovanni Coli. Filippo Gherardi“, the painting is a work<br />
of the above-mentioned artists.<br />
Literature:<br />
Compare D. Ton, Giovanni Coli. Filippo Gherardi, in:<br />
Saggi e Memorie di Storia dell’Arte, vol. 31, Fondazione<br />
Giorgio Cini Onlus 2007, pp. 43-46, and p.<br />
63 incl. ill. Here, several further examples and comparisons<br />
with other paintings are listed, such as The<br />
Death of Dido.<br />
€ 60.000 - € 80.000<br />
Sistrix<br />
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382<br />
MALER DES 17./ 18. JAHRHUNDERTS<br />
WEGE ZUM EHELICHEN GLÜCK<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
91,5 x 129,5 cm.<br />
Vor einem großen, mehrstöckigen, barocken, rundbogigen<br />
Gebäude einige Paare auf dem Weg zu einem<br />
Monopteros mit teilvergoldeter Kuppel, um sich dort<br />
das Eheversprechen zu geben. Dabei halten die Ehepartner<br />
jeweils eine lange Kerze. Rechts im Hintergrund<br />
einige Musiker, die wohl für die Vermählten<br />
spielen. Im Vordergrund scheinen sich neue Paare zu<br />
bilden: So wird am linken Bildrand eine Gemüsehändlerin<br />
umworben sowie wenig dahinter eine sitzende<br />
Fischhändlerin von einem eleganten Mann mit Dreispitz.<br />
Figurenreiche Malerei mit vielen Details. Kleinere<br />
Retuschen. (1260094) (18)<br />
€ 5.000 - € 7.000<br />
Sistrix<br />
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383<br />
FLÄMISCHER MALER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
STILLLEBEN MIT VERLIEBTEM PAAR<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
230 x 147 cm.<br />
In vergoldetem Rahmen.<br />
In einem Innenraum auf einer großen Holzplatte, die<br />
rechtsseitig mit einem herabhängenden braunen Tuch<br />
bedeckt ist, die zahlreichen Früchte und das Gemüse<br />
auf der linken Bildseite: Dazu gehören eine große<br />
Kupferschale mit Äpfeln, Birnen, Pfirsichen und an<br />
Zweigen heraushängenden Pflaumen, daneben auf<br />
einem flachen Teller Rispen mit hellen und roten Weintrauben<br />
mit Glanzlichtern, ein Kürbis, Kohlgemüse,<br />
Artischocken und ein Bündel dünnen Spargels. Im<br />
Hintergrund links ist durch ein kleines vergittertes<br />
Fenster ein kletterndes Äffchen zu erkennen. Auf der<br />
rechten Plattenseite werden mehrere erlegte Vögel<br />
präsentiert, darunter Schnepfen und ein Pfau in türkisfarbenem<br />
Federkleid. Hinter diesen steht ein Mann in<br />
braunem Gewand, der sich verliebt einer jungen<br />
Marktfrau mit rotem weiten Hut und einem Kleid mit<br />
weitem Dekolleté genähert hat. Leicht misstrauisch<br />
erwidert sie seinen Blick. Malerei in der typischen<br />
Manier der Zeit mit prachtvoller Darstellung der Früchte,<br />
des Gemüses und der Vögel und gekonnter Lichtführung.<br />
Rest., Retuschen. (1270271) (18)<br />
FLEMISH SCHOOL, 17TH CENTURY<br />
STILL LIFE WITH LOVING COUPLE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
230 x 147 cm.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
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251
384<br />
ABRAHAM HENDRICKS VAN BEYEREN,<br />
1620/21 DEN HAAG <strong>–</strong> 1690 OVERSCHIE, ZUG.<br />
STILLLEBEN MIT RÖMER UND WEINTRAUBEN<br />
Öl auf Holzplatten. Teilparkettiert.<br />
67 x 82 cm.<br />
Vor beige-braunem Hintergrund eine Tischplatte, die<br />
größtenteils mit einem Tuch bedeckt ist, auf dem<br />
sorgsam arrangiert dargestellt werden: ein großes,<br />
halb gefülltes Römerglas mit mehreren Spiegelreflexen,<br />
darunter die eines Fensters, daneben stehend<br />
eine asiatische tiefe Schale, gefüllt mit hellen und roten<br />
Traubenranken mit Blättern, dazu eine Zitrone und<br />
ein Apfel. Vor der Schale liegend eine angeschnittene<br />
Zitrone, deren Schale am Tisch herabhängt, sowie mittig<br />
ein flacher Silberteller mit einem zerteilten Granatapfel<br />
und am linken Tischrand ein angeschnittenes<br />
Brötchen. Malerei in harmonischer, überwiegend monochromer<br />
Farbgebung. Kleinere Retuschen.<br />
ABRAHAM HENDRICKS VAN BEYEREN,<br />
1620/21 THE HAGUE <strong>–</strong> 1690 OVERSCHIE,<br />
ATTRIBUTED<br />
STILL LIFE WITH ROEMER GLASS AND GRAPES<br />
Oil on panel. <strong>Part</strong>ially parquetted.<br />
67 x 82 cm.<br />
Notes:<br />
The half-full Roemer glass and the cut lemon and<br />
grapes can be found on several paintings by the artist.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Das halb gefüllte Römerglas, sowie die angeschnittene<br />
Zitrone und Weintrauben finden sich auf mehreren<br />
Gemälden des Künstlers wieder. (12704232) (18)<br />
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385<br />
MARTEN VAN CLEVE,<br />
1527 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1581 EBENDA<br />
Studierte unter Frans Floris (um 1516-1570) und entdeckte<br />
zunächst seine Vorliebe für die Landschaftsmalerei.<br />
Durch seinen Bruder Heinrich veranlasst, widmete<br />
er sich aber alsbald fast ausschließlich der figürlichen<br />
Malerei. Seine meist vielfigurigen Genrebilder werden<br />
oft nur vordergründig als teilweise humorige Szenen<br />
verstanden, hinter denen sich jedoch nicht selten ein<br />
tieferer allegorischer oder gesellschaftskritischer Sinn<br />
verbirgt. 1551 wurde er Mitglied der Antwerpener<br />
Lukas gilde.<br />
DREI BAUERN BEI DER BETRACHTUNG<br />
EINES KLEINEN GEMÄLDES<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
32,5 x 51 cm.<br />
MARTEN VAN CLEVE,<br />
1527 ANTWERP <strong>–</strong> 1581 IBID.<br />
THREE FARMERS LOOKING AT A SMALL PAINTING<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
32.5 x 51 cm.<br />
An expert’s report by Dr Klaus Ertz, dated Lingen, 28<br />
May 2021 is enclosed.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
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Beigegeben eine Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
28 Mai 2021.<br />
In Nahsicht vor braunem Hintergrund die Bildnisse<br />
zweier Männer, in deren Mitte eine Frau in dunkelgrünem<br />
Gewand und großer weißer Haube steht. Der<br />
jüngere Mann links in rotem Gewand zeigt lachend<br />
und mit Blick aus dem Gemälde heraus dem neben<br />
ihm stehenden älteren Paar ein kleines ovales umrahmtes<br />
Bild, auf dem zwei Figuren, davon einer mit<br />
silber glänzendem Helm zu sehen ist. Dieser dargestellte<br />
Mann dürfte der am rechten Bildrand mit braunem<br />
Hut stehende Mann sein, der leicht grinsend auf<br />
das Bild schaut und auf das die Frau mit verschmitztem<br />
Lächeln blickt und auf den stehenden Mann mit<br />
dem Zeigefinger ihrer Hand weist. Liebevolle humorige<br />
Darstellung in zurückhaltender Farbgebung. Rest.,<br />
wenige Retuschen. (1271711) (18)<br />
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386<br />
ARNOLD HOUBRAKEN,<br />
1660 <strong>–</strong> 1719, ZUG.<br />
GROSSES STILLLEBEN MIT FRÜCHTEN,<br />
GEMÜSE UND FEDERVIEH<br />
Öl auf Leinwand.<br />
90,5 x 127,5 cm.<br />
In altem Rahmen.<br />
In betont hell-dunkler Malauffassung ausgebautes<br />
Stillleben. In dichter Zusammenstellung zwei Hühner,<br />
eine Ente sowie weiteres Federvieh, dazwischen ein<br />
erlegter Hase und ein wachsamer Hund zuammen mit<br />
Grünkohl, grünem Pilzkorb sowie einem Früchtekorb<br />
mit Granatäpfeln und Trauben komponiert. Dazwischen<br />
ein erlegter Truthahn. Qualitätvolle Malweise, die die<br />
Malart des Künstlers repräsentiert. (1271191) (1) (10)<br />
ARNOLD HOUBRAKEN,<br />
1660 <strong>–</strong> 1719, ATTRIBUTED<br />
LARGE STILL LIFE WITH FRUIT,<br />
VEGETABLES AND POULTRY<br />
Oil on canvas.<br />
90.5 x 127.5 cm.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
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257
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387<br />
PIETRO NAVARRA,<br />
TÄTIG 1685 <strong>–</strong> 1714, ZUG.<br />
Gemäldepaar<br />
STILLLEBEN MIT FRÜCHTEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
Je 62 x 74 cm.<br />
In dekorativen vergoldeten Rahmen.<br />
Das erste Gemälde zeigt, auf einem Waldboden liegend,<br />
eine aufgeschnittene Wassermelone mit leuchtend<br />
rot-weißem Fruchtfleisch und dunklen Kernen.<br />
Links daneben mehrere Feigen, davon eine ebenfalls<br />
aufgeschnitten, samtig glänzende Pfirsiche, einige<br />
Kirschen, helle Weintrauben und eine reich gefüllte<br />
Glasschale mit Trauben, Feigen und Pfirsichen vor<br />
abendlichem Himmel.<br />
Auf dem zweiten Gemälde zwei große prachtvolle<br />
geschlossene Melonen vor dunklem Hintergrund, flankiert<br />
von hellen und blauen Weintrauben, einigen glänzenden<br />
samtigen Pfirsichen und am Boden liegend<br />
mehrere geschlossene Feigen. Nach hinten rechts<br />
erstreckt sich der Blick in die Ferne mit einer bergigen<br />
Landschaft unter abendlichem Himmel. Qualitätvolle<br />
Malerei mit starker Hell-Dunkel-Akzentuierung des<br />
überwiegend in Rom tätigen italienischen Malers. Retuschen,<br />
kleinere Rahmenschäden. (12715430) (18)<br />
PIETRO NAVARRA,<br />
ACTIVE 1685 <strong>–</strong> 1714, ATTRIBUTED<br />
A pair of paintings<br />
STILL LIFE WITH FRUIT<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
62 x 74 cm each.<br />
€ 30.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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259
388<br />
ERASMUS QUELLINUS D.J. (1607-1678) UND<br />
WERKSTATT DES FRANS SNYDERS (1579-1657)<br />
DREI PUTTI MIT FRÜCHTEKORB UND PAPAGEIEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
102 x 158 cm.<br />
In ebonisiertem Holzrahmen.<br />
In einer angedeuteten Landschaft ein zentraler Fruchtkorb<br />
mit Granatapfel, Zitronen, Birnen, Pflaumen,<br />
Weintrauben und Pfirsichen, an welchem sich ein Papagei<br />
zu schaffen macht, dessen Mahl von einem heranfliegenden<br />
weiteren Papagei gestört zu werden<br />
droht. Links neben dem Korb ein von rotem Tuch bedeckter<br />
essender Putto, auf der rechten Seite gleich<br />
zwei Putti, die sich an dem Fruchtkorb bedienen wollen.<br />
Die Figuren von Erasmus Quellinus, das Stillleben<br />
mit den Papageien hingegen von dem Atelier von<br />
Frans Snyders. Diese inspiriert durch ein gemeinschaftliches<br />
Werk von Peter Paul Rubens und Frans<br />
Snyders, welches sich heute im Museo del Prado,<br />
Madrid, befindet. Eine Datierung um 1655 - 1660 bietet<br />
sich an im Vergleich mit einem signierten Werk von<br />
Erasmus Quellinus im Groeningemuseum, Brügge,<br />
die Caritas darstellend.<br />
ERASMUS QUELLINUS THE YOUNGER (1607-1678)<br />
AND WORKSHOP OF FRANS SNYDERS (1579-1657)<br />
THREE PUTTI WITH FRUIT BASKET AND PARROT<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
102 x 158 cm.<br />
Literature:<br />
N. Büttner, Rubens: Allergories and Subjects from<br />
Literature, in: Corpus Rubenianum Ludwig Burchard,<br />
XII, vol. 1 , 2019, p. 120 - 123, no. 8.<br />
€ 55.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Literatur:<br />
N. Büttner, Rubens: Allergories and Subjects from<br />
Literature, in: Corpus Rubenianum Ludwig Burchard,<br />
XII, Bd. 1 , 2019, S. 120 - 123, Nr. 8. (1270701) (13)<br />
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389<br />
CORNELIS JANSZ DE HEEM,<br />
1631 LEIDEN <strong>–</strong> 1695 ANTWERPEN<br />
Cornelis de Heem lernte bei seinem Vater Jan Davidsz<br />
de Heem in Antwerpen und Utrecht. Ab 1676 lebte er<br />
in Den Haag, wo er der Lukasgilde beitrat und seinen<br />
Sohn David ausbildete.<br />
STILLLEBEN MIT TRAUBEN, FEIGEN, PFLAUMEN,<br />
APRIKOSEN, QUITTEN, KIRSCHEN UND HASEL<br />
NÜSSEN AN BLAUER SCHLEIFE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
50,5 x 40 cm.<br />
Rechts oben signiert „DE HEEM“.<br />
In barockisierendem Rahmen mit namensnennender<br />
Plakette.<br />
Prächtiges, ganz den vielen Vergleichsgemälden von<br />
Cornelis de Heem entsprechendes Bild mit feinem Craquelé<br />
und hyperrealistischer Darstellung der Früchte<br />
mit besonderem Augenmerk auf die geöffnete Feige.<br />
Fruchtgebinde, die an einer oder an zwei blauen<br />
Schleifen hängen, deren Pigmente allein schon sehr<br />
teuer gewesen sein müssen, sind mehrfach für de<br />
Heem belegt: So wird im Schweriner Museum unter<br />
der Inv.Nr. 427 ein Vergleichsgemälde mit Früchten<br />
und Blüten verwahrt.<br />
Provenienz:<br />
Sotheby‘s, London, 3. Juli 1997, Lot 6 mit Farbabb.<br />
Anmerkung:<br />
Das vorliegende Gemälde wird beim RKD unter der<br />
Inv.Nr. 34420 geführt. (1271751) (13)<br />
CORNELIS JANSZ DE HEEM,<br />
1631 LEIDEN <strong>–</strong> 1695 ANTWERP<br />
Cornelis de Heem was trained by his father Jan Davidsz<br />
de Heem in Antwerp and Utrecht. He lived in<br />
The Hague from 1676 onwards, where he became a<br />
member of the Guild of Saint Luke and trained his<br />
own son David.<br />
STILL LIFE WITH GRAPES, FIGS, PLUMS, PEACHES,<br />
QUINCES, CHERRIES AND HAZELNUTS ON A<br />
BLUE BOW<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
50.5 x 40 cm.<br />
Signed “CDE HEEM” on upper right.<br />
In Baroque-style frame with artist name on plaque.<br />
Magnificent painting with fine craquelure and hyperrealistic<br />
depiction of the various pieces of fruit, with a<br />
particular focus on the opened fig. The painting is very<br />
much in the tradition of Cornelis de Heem’s œuvre<br />
with many examples of comparison, for example a<br />
similar still life painting with fruit and flowers held at<br />
the Staatliche Museum in Schwerin, inv. no. 427.<br />
Provenance:<br />
Sotheby’s, London, 3 July 1997, lot 6 with colour ill.<br />
Notes:<br />
The painting on offer for sale here is listed with RKD<br />
archive no. 34420.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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390<br />
ADRIAEN DE GRYEFF,<br />
1657 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1722 BRÜSSEL, ZUG.<br />
JÄGER MIT HUNDEN UND JAGDTROPHÄEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
70 x 59 cm.<br />
Links unten Restsignatur.<br />
In vergoldetem Prunkrahmen.<br />
Im warmen Licht der untergehenden Sonne betrachtet<br />
ein, hinter einem Stein stehender Jäger seine erlegte<br />
Beute, in seiner erhobenen linken Hand hält er zudem<br />
ein Jagdhorn. Linksseitig ein hoher, bis zum oberen<br />
Bildrand reichender Baum, von dem ein Ast abragt, an<br />
dem, neben zwei erlegten Vögeln auch ein großer<br />
festgebundener, auf dem Boden liegender Schwan<br />
hängt. Daneben finden sich Enten, weitere Vögel und<br />
ein erlegter Hase auf dem Boden wieder, mehrere<br />
Hunde im Vordergrund betrachten die Tropähen. Am<br />
rechten Bildrand ragt hinter einem Stein eine grüne<br />
Distel in das Bild. Im Hintergrund rechts Ausblick auf<br />
eine hügelige Landschaft, mittig davon ein elegantes<br />
Paar zu Pferde, beim Tränken ihrer Tiere an einem<br />
Wasserbrunnen. Malerei in der typischen Manier des<br />
Malers, dabei die Tiere besonders durch ihr Gefieder<br />
bzw. ihr Fell hervorgehoben. Retuschen.<br />
(12708719) (1) (18)<br />
€ 3.500 - € 5.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
391<br />
NICOLAES MAES,<br />
1634 DORDRECHT <strong>–</strong> 1693 AMSTERDAM<br />
Der Künstler war ein bedeutender holländischer Maler<br />
und einer der besten Schüler von Rembrandt van Rijn<br />
(1606-1669).<br />
PORTRAIT EINER JUNGEN DAMEN MIT BLUMEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
45 x 34 cm.<br />
Links unten Spuren einer Signatur.<br />
Zuschreibung an den genannten Künstler bestätigt<br />
durch Fred G. Meijer, das Werk Anfang der 1680er-Jahre<br />
datierend.<br />
Im Hochoval das Brustbildnis der jungen Frau in einem<br />
eleganten Kleid mit weitem Dekolleté vor dunklem<br />
Landschaftshintergrund bei untergehendem Licht. Sie<br />
hält in ihrer linken Hand ein zartes Blumengebinde auf<br />
ihrem mit Goldfäden durchwirkten Umhang. Sie hat<br />
ein zartes Gesicht, leicht gerötete Wangen und mit<br />
ihren dunklen Augen schaut sie würdevoll aus dem<br />
Bild heraus. Ihre Zugehörigkeit zum Adel könnte durch<br />
ihren wertvollen Perlenschmuck im Ohr und um den<br />
Hals angedeutet werden, der die Wirkung des anmutigen<br />
Gesichtes noch hebt. Retuschen. (12707513) (18)<br />
NICOLAES MAES,<br />
1634 DORDRECHT <strong>–</strong> 1693 AMSTERDAM<br />
He was an important Dutch artist and one of<br />
Rembrandt van Rijn’s (1606-1669) best students.<br />
PORTRAIT OF A YOUNG LADY WITH FLOWERS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
45 x 34 cm.<br />
Remains of signature lower left.<br />
Attribution to the artist confirmed by Fred G .Meijer,<br />
dating the painting to the early 1680´s.<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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392<br />
FRANZÖSISCHER MALER,<br />
ENDE 18./ FRÜHES 19. JAHRHUNDERT<br />
PRACHTVOLLES BLUMENBOUQUET MIT PAPAGEI<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
83 x 132 cm.<br />
In vergoldetem Prunkrahmen.<br />
In einem Innenraum eine große Platte, die teils mit<br />
einem, mit Goldfäden bestickten schweren Brokatvorhang<br />
bedeckt ist. Darauf stehend ein geflochtener<br />
Korb, in dem sich ein großes leuchtendes Blumenbouquet<br />
entfaltet. Dieses besteht u.a. aus Nelken, Tulpen,<br />
Flieder, Rosen, Primeln, Mohn und einer, in den oberen<br />
linken Bildrand reichenden Kaiserkrone. Am rechten<br />
Bildrand ein roter Papagei, mit seiner rechten Kralle<br />
sich auf dem Teppich festhaltend. Malerei, die Blumen<br />
in vielen differenzierten Farbtönen, vor dem beigen<br />
Hintergrund wiedergebend. Kleine Kratzsp.<br />
(12718143) (18)<br />
FRENCH SCHOOL,<br />
LATE 18TH/ EARLY 19TH CENTURY<br />
MAGNIFICENT FLOWER BOUQUET WITH PARROT<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
83 x 132 cm.<br />
€ 12.000 - € 18.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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393<br />
PIETER MEULENER,<br />
1602 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1654 EBENDA, ZUG.<br />
Maler der flämischen Schule<br />
BANDITEN, DIE EINEN WAGENKONVOI<br />
AN EINEM FLUSS ANGREIFEN<br />
Öl auf Holz.<br />
57,5 x 83,5 cm.<br />
In Prunkrahmen.<br />
Unter hohem blauen Himmel mit großen Wolkenformationen,<br />
der linksseitig durch Rauchschwaden<br />
verdunkelt wird, überfallen Banditen einen großen<br />
Konvoi mit Pferdewagen. Linksseitig die Angreifer,<br />
teils in Rüstungsteilen mit Schwertern und Degen, gegen<br />
die sich die Angegriffenen, teils zu Pferde, versuchen<br />
zur Wehr zu setzen oder die Flucht zu ergreifen.<br />
Im Hintergrund rechts sieht man Kavallerie, die gerade<br />
durch das Wasser einen Fluss überqueren. Figurenreiches<br />
Schlachtengetümmel in zurückhaltender<br />
Farbgebung, in der typischen Art für den bekannten<br />
Künstler. Minimale Retuschen. (1271181) (18)<br />
PIETER MEULENER,<br />
1602 ANTWERP <strong>–</strong> 1654 IBID., ATTRIBUTED<br />
Painter of the Flemish School.<br />
BANDITS ATTACKING A CONVOY OF WAGONS<br />
BY A RIVER<br />
Oil on panel.<br />
57.5 x 83.5 cm.<br />
€ 10.000 - € 14.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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394<br />
MARTIN VAN MEYTENS,<br />
1695 STOCKHOLM <strong>–</strong> 1770 WIEN, NACHFOLGE<br />
(ABB. FOLGENDE SEITEN)<br />
Gemäldepaar<br />
FRANZ I VON LOTHRINGEN (1708-1765)<br />
sowie<br />
MARIA THERESIA VON ÖSTERREICH (1717-1780)<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
Je 91 x 74 cm.<br />
Je in durchbrochenem vergoldetem Holzrahmen mit<br />
Bekrönung.<br />
Im Halbfigurenportrait Franz I von Lothringen nach<br />
rechts vor dunklem Hintergrund in einem wertvollen<br />
blauen Gewand mit überreichen Goldstickereien, einem<br />
weißen Spitzenkragen sowie Spitze an den<br />
Hemdsärmeln, dazu ein schwarzer Hut mit dunkelblauen<br />
Federn und eine Edelsteinbrosche. Seine linke<br />
Hand hat er auf einen goldenen Stab gelegt. Am rechten<br />
Bildrand ist ein rotes Samtkissen mit Krone erkennbar.<br />
Er trägt eine graue Allongeperücke, hat ein<br />
leichtes Doppelkinn, gerötete Wangen und mit seinen<br />
dunklen Augen schaut er aus dem Bild heraus.<br />
Die Kaiserin Maria Theresia wird im Halbbildnis nach<br />
links gezeigt in einem prachtvollen Kleid mit Goldstickerei<br />
und reicher Spitze im Bereich des Dekolleté, an<br />
den Ärmeln und als gesonderter Kragen um den Hals.<br />
Sie trägt zudem einen goldenen Mantel, der innen rot<br />
gefüttert ist. Auf der grauen Perücke ein Diadem, dazu<br />
wertvolle Ohrringe und eine Brosche im Brustbereich.<br />
Auf der unteren linken Seite ein rotes Samtkissen, darauf<br />
die goldene Krone und ein goldenes Zepter. Sie<br />
hat ein zartes helles Gesicht und mit ihren leuchtenden<br />
Augen schaut sie aus dem Bild auf den Betrachter<br />
heraus. Wenige Retuschen. (1240133) (18)<br />
MARTIN VAN MEYTENS<br />
1695 STOCKHOLM <strong>–</strong> 1770 VIENNA, FOLLOWER OF<br />
(ILL. FOLLOWING PAGES)<br />
A pair of paintings<br />
FRANCIS I, HOLY ROMAN EMPEROR (1708-1765)<br />
and<br />
MARIA THERESA OF AUSTRIA (1717-1780)<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
91 x 74 cm each.<br />
Each in wooden gilt openwork frame.<br />
€ 18.000 - € 22.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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269
395<br />
POMPEO GIROLAMO BATONI,<br />
1708 LUCCA <strong>–</strong> 1787 ROM, ZUG.<br />
PORTRAIT EINES EDELMANNES<br />
Öl auf Leinwand.<br />
82,5 x 64 cm.<br />
Verso auf dem Keilrahmen handschriftlicher Vermerk,<br />
den Dargestellten als Hofmarschall identifzierend.<br />
In ebonisiertem Profilrahmen mit plastischer Eckzier.<br />
Hüftportrait eines selbstbewussten Mannes in pelzverbrämtem<br />
und mit reichen Goldtressen dekoriertem<br />
blaugrünem Rock über einem roten Gilet mit Jabot,<br />
Goldfadenstickerei und Goldknöpfen. Der Körper<br />
leicht nach rechts gewandt, der Blick hingegen, mit<br />
den blauen Augen, die mit dem Mantel korrespondieren,<br />
dem Betrachter geltend. Vier Jahrzehnte lang war<br />
Batoni bei seinen <strong>–</strong> häufig englischen <strong>–</strong> Kunden sehr<br />
gefragt, was zu einer mitunter abenteuerlichen Preisgestaltung<br />
führte. Rest. Verso Staubschutzkarton<br />
montiert.<br />
Anmerkung 1:<br />
Ihm eigen war die feine Charakterisierung, die er<br />
durch die Mimik des Dargestellten präzise vermitteln<br />
konnte. Aber auch die Reflexe auf den Goldtressen<br />
und der sanfte Schimmer der samtenen Weste, wie<br />
auch die stumpfe doch glänzende Wiedergabe der<br />
Pelzverbrämung können wir bei Batonis Gemälden<br />
oft beobachten. Zu nennen wäre etwa das Portrait<br />
von William Fermor (Zeri Nr. 61401), und hinsichtlich<br />
der Goldstickerei auch sein Portrait von John Monck<br />
(Zeri Nr. 61417) von 1764 und letztendlich das an<br />
Goldbesatz nicht weniger reiche Portrait des Gaetano<br />
Sforza Cesarini (Zeri Nr. 60997). Im Art Institute of<br />
Chicago befindet sich auch ein Portrait des Josè Monino<br />
y Redondo, Conte di Floridablanca, das auch in<br />
der textilen Behandlung einige Ähnlichkeit aufweist<br />
(Anthony M. Clark, New York 1985, S. 340, Nr. 394).<br />
Besonders hinsichtlich der koloristischen Ausgestaltung<br />
des blaugrünen Mantels lässt sich Batonis Portrait<br />
von John Chetwynd, 1st Earl Talbot (1750-1793)<br />
vergleichen, welches im Ingestre Hall Residential<br />
Arts Centre verwahrt wird (siehe Vergleichsabb.).<br />
POMPEO GIROLAMO BATONI,<br />
1708 LUCCA <strong>–</strong> 1787 ROME, ATTRIBUTED<br />
PORTRAIT OF A GENTLEMAN<br />
Oil on canvas.<br />
82.5 x 64 cm.<br />
Handwritten note on the back of the stretcher, identifying<br />
the portrayed as a “Hofmarschall”, an administrative<br />
official in charge of a princely German court.<br />
In ebonized moulded frame with three-dimensional<br />
corner décor.<br />
Literature:<br />
Compare A. M. Clark: Pompeo Batoni <strong>–</strong> A complete<br />
catalogue of his works with an introductory text,<br />
New York 1985.<br />
Compare E. Peters Bowron: Pompeo Batoni <strong>–</strong> A complete<br />
catalogue of his paintings, New Haven/London<br />
2016.<br />
Compare E. Emmerling: Pompeo Batoni. Sein Leben<br />
und Werk, Cologne 1932.<br />
Compare E. Peters Bowron, P. Björn Kerber: Pompeo<br />
Batoni. Prince of Painters in Eighteenth-Century<br />
Rome, New Haven 2007.<br />
€ 30.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung 2:<br />
Pompeo Girolamo Batoni war ein äußerst populärer<br />
Portraitist und „en vogue“ bei seinen Zeitgenossen.<br />
Besonders betuchte Touristen, welche die Ewige<br />
Stadt aufsuchten, ließen sich gern von ihm portraitieren,<br />
wodurch er als der Erfinder des Touristenportraits<br />
gilt. Er wurde zeit seines Wirkens durchaus<br />
mit Anton Raphael Mengs gleichgestellt.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Anthony M. Clark, Pompeo Batoni. A complete<br />
catalogue of his works with an introductory text,<br />
New York 1985.<br />
Vgl. Edgar Peters Bowron, Pompeo Batoni. A complete<br />
catalogue of his paintings, New Haven/London<br />
2016.<br />
Vgl. Ernst Emmerling, Pompeo Batoni. Sein Leben<br />
und Werk, Köln 1932.<br />
Vgl. Edgar Peters Bowron, Peter Björn Kerber, Pompeo<br />
Batoni. Prince of Painters in Eighteenth-Century<br />
Rome, New Haven 2007. (12708415) (13)<br />
Vergleichs-Portrait von Batoni<br />
Foto: Ingestre Hall Residential Arts Centre<br />
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273
396<br />
FLÄMISCHER MALER DES 18. JAHRHUNDERTS<br />
MOSES UND DAS WASSERWUNDER<br />
Öl auf Kupfer.<br />
69 x 87 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Dargestellt wird eine Erzählung des Alten Testaments<br />
mit dem Auszug der Israeliten aus Ägypten, diese<br />
sind mit Moses an der Spitze noch immer in der Wüste<br />
unterwegs. Die Israeliten sind unzufrieden, da sie<br />
weder Wasser haben noch finden können. Als Moses<br />
und Aaron zur Stiftshütte gehen um zu beten, sagt<br />
Jehova zu Moses, er möge alle zusammenrufen und<br />
er solle vor dem ganzen Volk zu diesem Felsen reden,<br />
dann würde genug Wasser für alle Leute und ihre Tiere<br />
aus dem Felsen sprudeln. Daraufhin ruft Moses das<br />
Volk zusammen und schlägt zweimal mit einem Stab<br />
gegen den Felsen. Darauf kommt ein großer Wasserstrahl<br />
hervor und es gibt genug Wasser für Volk und<br />
Tiere. Dargestellt wird Moses in einem grauen Gewand<br />
mit rosafarbenem Umhang, einen langen Stab<br />
in seiner Hand haltend, mit dem er gerade gegen den<br />
Felsen geschlagen hat. Von links oben sprudelt aus<br />
dem Felsen das Wasser herab und ergießt sich in einem<br />
kleinen Bachlauf, der am unteren Bildrand zu erkennen<br />
ist. Eine elegant gekleidete Dame im Vordergrund<br />
hat voller Erstaunen über dieses Wasserwunder<br />
ihre Arme nach oben gerichtet und schaut mit glänzenden<br />
dunklen Augen auf den herabfallenden Wasserstrahl.<br />
Zu ihrer Rechten ein älterer Mann, der bereits<br />
aus seiner roten Kappe Wasser trinkt. Am linken<br />
Bildrand eine kniende Dame vor dem Wasserlauf, die<br />
eine große Kanne mit Wasser befüllt. Neben ihr ein<br />
jüngerer Mann, der ein leeres Holzfass von seinem<br />
Pferd nimmt und dem von einem kleinen Kind dabei<br />
geholfen wird. In der Mitte des Bildes zudem zwei<br />
weitere Frauen, die auf ihrem Kopf bzw. auf der Schulter<br />
große gefüllte Kannen hinwegtragen. Am rechten<br />
Bildrand fällt der Blick auf das in der Ferne befindliche<br />
Volk der Israeliten, im Vordergrund eine blau gekleidete<br />
Dame, die vor Schwäche halb zu Boden gesunken<br />
ist und von einem Mann gehalten wird, während ein<br />
von ihr rechts stehender junger Mann vor Freude über<br />
das Wasserwunder die Arme nach oben gestreckt<br />
hat. Vielfigurige Malerei mit teils farbenfrohen Kleidungsstücken<br />
vor überwiegend beige-braunem Hintergrund.<br />
Vereinzelt leichte Kratzspuren.<br />
(126181101) (18)<br />
FLEMISH SCHOOL, 18TH CENTURY<br />
MOSES AND THE MIRACLE WATER<br />
Oil on copper.<br />
69 x 87 cm.<br />
Unframed.<br />
With few minor scratches.<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
274 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.<br />
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396 A<br />
ABRAHAM MIGNON,<br />
1640 <strong>–</strong> 1679, KREIS DES<br />
PRACHTVOLLES BLUMENSTILLLEBEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
68 x 52,5 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Auf einer marmorierten Steinplatte stehend eine<br />
bauchige Glasvase mit dem prachtvollen Arrangement<br />
von farbenfrohen Blumen vor dunklem, fast<br />
schwarzen Hintergrund. Der Strauß besteht aus<br />
Schnee ball, Päonien, Rosen, einer gelb leuchtenden<br />
Sonnenblume, Wicken, kleinen Margeriten, Nelken,<br />
Mohn, einer blau-weißen Prunkwinde sowie einigen<br />
Kornährenzweigen, hinzu kommt ein kleiner Ast mit<br />
Himbeeren. Auf der Steinplatte findet sich, neben herabhängenden<br />
Blüten, auch eine große leuchtende rosafarbene<br />
Rosenblüte wieder. Qualitätvolle Arbeit in<br />
der bekannten Manier des Künstlers, bei der besonders<br />
die in vielen differenzierten kräftigen Farbtönen<br />
gestalteten Blüten, gegenüber dem dunklen Hintergrrund<br />
hervortreten. Wenige Retuschen. (12711914)<br />
(1) (18)<br />
€ 8.000 - € 12.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID
397<br />
FLÄMISCHER MEISTER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
RINDERMARKT AM RANDE EINES DORFES<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
109 x 160 cm.<br />
Rechts unten monogrammiert „AB“.<br />
In dekorativem Rahmen.<br />
Am Eingang eines am Wasser gelegenen Dorfes ein<br />
großer Platz mit gerade stattfindendem Rindermarkt<br />
mit zahlreichen weiß-schwarzen, braunen und schwarzen<br />
Rindern, inmitten einer Schar von wohlhabenderen<br />
Käufern und bäuerlichen Verkäufern. Die mittig in die<br />
Tiefe führende Dorfstraße wird links und rechtsseitig<br />
flankiert von weiteren Gebäuden. Links davon haben<br />
sich, unmittelbar vor einem Gebäude, weitere Tierhändler<br />
versammelt, während auf der rechten Seite<br />
eine kleine Schafherde, einige Reiter und am rechten<br />
Bildrand wohl ein Gasthaus mit sitzenden Figuren und<br />
einer jungen Frau mit Krug in der Hand zu erkennen<br />
ist. Im Hintergrund, auf einer kleinen Anhöhe, ragt<br />
eine Kirchturmspitze in den hohen blauen, teils mit<br />
großen Wolkenformationen versehenen Himmel. Harmonische<br />
Malerei, bei der die beige-braunen und<br />
roten Farbtöne neben den Blautönen des Himmels<br />
überwiegen. Rest., wenige Retuschen. Rahmenschäden.<br />
(1251705) (1) (18)<br />
FLEMISH SCHOOL,17TH CENTURY<br />
CATTLE MARKET ON THE EDGE OF A VILLAGE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
109 x 160 cm.<br />
Monogrammed “AB” lower right.<br />
In decorative frame.<br />
Restored, with minor retouching. Damage to frame.<br />
€ 5.000 - € 7.000<br />
Sistrix<br />
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398<br />
THÉOBALD MICHAU,<br />
1676 TOURNAE <strong>–</strong> 1765 ANTWERPEN<br />
BAUERN VOR EINEM GASTHAUS<br />
Öl auf Holz.<br />
16,5 x 21 cm.<br />
Rechts unten signiert „T.Michau“.<br />
In hügeliger Landschaft unter hohem Himmel mit großen<br />
Wolken schenkt gerade ein Wirt mit rot leuchtendem<br />
Hemd zwei Männern mit Pferden Wein aus, daneben<br />
ein Bauernpaar im Gespräch; umgeben werden<br />
sie von umlaufenden Hunden, Kühen und Ziegen. Am<br />
rechten Bildrand das Gasthaus, über dessen Tür ein<br />
Schild mit einem Schwan hängt und das gerade ein<br />
Mann betritt. Im Hintergrund auf einer kleinen Anhöhe<br />
ein Pferdefuhrwerk, das sich dem Gasthaus nähert.<br />
Malerei in harmonischer Farbgebung. (1270752) (18)<br />
€ 8.000 - € 10.000<br />
Sistrix<br />
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277
399<br />
JACOB ADRIAENSZ BELLEVOIS,<br />
1621 ROTTERDAM <strong>–</strong> 1675 EBENDA<br />
Zwischen 1661 und 1666 wirkte der Künstler in Gouda.<br />
Nach dem zeitgenössischen Malerbiografen Houbraken<br />
war er zusammen mit Johannes Voorhout (1647-<br />
1717) 1673 in Hamburg tätig, um dann nach Rotterdam<br />
zurückzukehren, um als Nachfolger des Jan<br />
Porcellis (um 1584-1632) sich ganz dem Thema der<br />
Seestücke zu widmen.<br />
ENGLISCHE SEGELSCHIFFE AUF RAUER SEE<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
56 x 89 cm.<br />
Links unten signiert „Bellevois“.<br />
Das betonte Breitformat bietet den Blick über stürmisch<br />
aufgepeitschte See mit einer Landzunge im<br />
Hintergrund rechts, mit einem in Silhouette erkennbaren<br />
Turm. Neben weiteren Schiffen im Hintergrund hat<br />
der Maler einen Dreimaster und einen Zweimaster als<br />
Hauptgegenstand in Szene gesetzt. Während das<br />
Schiff links mit geblähten Segeln in gesicherter Fahrt<br />
erscheint, zeigt sich das kleinere rechte in gefährlicher<br />
Schräglage. Die Dramatik der Szenerie wird durch einen<br />
bewegten Himmel mit düsteren Wolken rechts<br />
sowie mit einer Aufhellung links erzeigt, gleichzeitig<br />
türmen sich die hell aufleuchtenden Wellen auf. Zwischen<br />
den Wogen Möwen im Flug. Die exzellente<br />
Malweise in feiner Pinseltechnik führt Wellengischt<br />
ebenso naturnah vor, wie die Figurenstaffage auf den<br />
Schiffen. A. R.<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Bachofen, 1818.<br />
Sammlung Paravicini, Basel.<br />
Estate of Mr. and Ms. Stahelin-Paravicini, Basel,<br />
23. März 1939, Lot 40.<br />
Parke-Bernet, New York, 1960.<br />
Estate of Alexander R. Raydon, Raydon-Gallery,<br />
New York, 24. Oktober 1962.<br />
Literatur:<br />
Jacob Adriaensz Bellevois, Biografie in: De groote<br />
schouburgh der Nederlantsche konstschilders en<br />
schilderessen (1718) von Arnold Houbraken, courtesy<br />
of the Digital library for Dutch literature.<br />
Jacob Adriaensz Bellevois in RKD.<br />
John David Farmer, Bernard van Orley of Brussels,<br />
Diss., Princeton University 1981, S. 82-93.<br />
Alphonse Wauters, Bernard Van Orley. Sa famille<br />
et ses œuvres. Brüssel 1881.<br />
Lars Hendrikman, Bernard van Orley´s Passion triptych<br />
for the main altar at Brou. Commissions and copies,<br />
2006, S. 82-93.<br />
Ausstellung:<br />
1928 Basel, Works of Art of the Fifteenth to Eighteenth<br />
Centuries from Basel Private Collenctions, Nr. 67.<br />
(12707558) (11)<br />
JACOB ADRIAENSZ BELLEVOIS,<br />
1621 ROTTERDAM <strong>–</strong> 1675 IBID.<br />
ENGLISH SAILING BOATS ON ROUGH SEA<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
56 x 89 cm.<br />
Signed “Bellevois” lower left.<br />
Provenance:<br />
Bachofen collection, 1818.<br />
Paravicini collection, Basel.<br />
Estate of Mr and Ms Stahelin- Paravicini, Basel,<br />
1939, 23 March: lot 40.<br />
Parke-Bernet, New York, 1960.<br />
Estate of Alexander R. Raydon, Raydon-Gallery,<br />
New York 24 October 1962.<br />
Literature:<br />
J. A. Bellevois, biography in: De groote schouburgh<br />
der Nederlantsche konstschilders en schilderessen<br />
(1718) by Arnold Houbraken, courtesy of the Digital<br />
Library for Dutch Literature.<br />
J. A. Bellevois in RKD.<br />
J. D. Farmer, Bernard van Orley of Brussels, PhD<br />
Dissertation, Princeton University, 1981, pp. 82-93.<br />
A. Wauters, Bernard Van Orley. Sa famille et ses<br />
œuvres, Brussels 1881.<br />
L. Hendrikman, Bernard van Orley’s Passion triptych<br />
for the main altar at Brou; commissions and copies,<br />
2006, pp. 82-93.<br />
Exhibited:<br />
1928 Basel, Works of Art of the Fifteenth to Eighteenth<br />
Centuries from Basel Private Collections, no. 67.<br />
(1190541).<br />
€ 16.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
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400<br />
ISAAC VAN OSTADE,<br />
1621 HAARLEM <strong>–</strong> 1649 EBENDA<br />
BAUERNFAMILIE IN EINEM SCHEUNENINTERIEUR<br />
Öl auf Eichenholz. Parkettiert.<br />
45 x 65 cm.<br />
Signatur unten Mitte, leicht rechts, noch entzifferbar<br />
„J.v. os.t.“<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Bernhard Schnacken<br />
burg, Kassel, vom 26.11.2014. Im Gutachten werden<br />
zwei datierte Werke mit ähnlichen Abmessungen<br />
zum Vergleich herangezogen: „Scheuneninterieur mit<br />
Bauernfamilie und geschlachtetem Schwein“ (1638),<br />
Auktion Koller, Zürich, sowie „Scheuneninterieur mit<br />
Kindern und geschlachtetem Schwein“ Bayerische<br />
Staatsgemäldesammlungen München, Inv.Nr. 5132.<br />
Das Gemälde ist in die Anfänge des Künstlerwerkes<br />
zu setzen, als der junge Maler im Alter von etwa 18<br />
Jahren sich vom Einfluss seines Lehrers und Bruders<br />
Adriaen van Ostade (1610-1685) löste. Zwar hat auch<br />
Isaak die Motive von Katen- oder Scheuneninnenräumen<br />
übernommen, jedoch ist die Idee etwa des hier<br />
gezeigten Fensterausblickes neu. Das Format ist bewusst<br />
betont breitformatig gewählt, um dem Geschehen<br />
im Raum eine ausreichende Bühne zu verschaffen.<br />
Unter einem weithinziehenden Deckengebälk ist<br />
mittig links eine Feuerstelle mit Kaminhaube zu sehen,<br />
davor zwei sitzende Frauen und ein Mann, der<br />
dabei ist, aus einer Flasche ins Glas einzuschenken.<br />
Weiter rechts bedient sich ein weiterer Mann in rötlicher<br />
Jacke gebückt an einem Weinfass. Dazwischen<br />
hat die Familie eine Bettstatt mit Stroh eingerichtet,<br />
mit einem Stuhl davor. Gerümpel, aber auch sorgfältig<br />
aufgehängte Töpfe und Kupfergefäße bereichern das<br />
Ambiente. Die betonte Beleuchtung vom Butzenscheibenfenster<br />
links verrät bereits den Einfluss der<br />
Malerei Rembrandts. A. R. (12701516) (11<br />
ISAAC VAN OSTADE,<br />
1621 HAARLEM <strong>–</strong> 1649 IBID.<br />
PEASANT FAMILY IN A BARN<br />
Oil on oak panel. Parquetted.<br />
45 x 65 cm.<br />
Signed “J.v. os.t.” just legible at lower centre, slightly<br />
to the right.<br />
An expert’s report by Dr Bernhard Schnackenburg,<br />
Kassel, dated 26.11.2014 is enclosed. The report lists<br />
two dated paintings with similar dimensions for comparison:<br />
Interior of a barn with peasant family and a<br />
slaughtered pig (1638), Auction Koller, Zurich and A<br />
barn interior with children and slaughtered pig, Bayerische<br />
Staatsgemäldesammlungen Munich, inv. no.<br />
5132.<br />
€ 35.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
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279
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401<br />
JAN PETER VAN BREDAEL,<br />
1654 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1745 EBENDA<br />
PAAR SCHLACHTENGEMÄLDE<br />
Öl auf Kupfer.<br />
Jeweils 13 x 12 cm.<br />
Einmal links unten signiert „P. v Bredael“.<br />
In ebonisiertem Holzrahmen.<br />
Jeweils mit Darstellung der ottomanischen Kavallerie<br />
gegen ein europäisches Heer unter wolkenverklärtem<br />
Himmel. Interessanterweise nutzte Bredael als Malgrund<br />
jeweils eine Kupferstichplatte: Auf der Rückseite<br />
sind noch gut die Linien der Kupferstichmatritze zu<br />
sehen. (12707542) (13)<br />
JAN PIETER VAN BREDAEL,<br />
1654 ANTWERP <strong>–</strong> 1745 IBID.<br />
A PAIR OF BATTLE SCENES<br />
Oil on copper.<br />
13 x 12 cm each.<br />
One painting signed “P. v Bredael” lower left.<br />
€ 10.000 - € 12.000<br />
Sistrix<br />
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281
402<br />
WILLEM DE HEUSCH,<br />
UM 1625 UTRECHT <strong>–</strong> UM 1692<br />
Willem de Heusch war ein niederländischer Landschaftsmaler<br />
und Kupferstecher. Er studierte wahrscheinlich<br />
bei Jan Dircksz Both (1615/18-1652), da er<br />
später ganz in Boths Stil malte. Mit ihm unternahm<br />
er auch Reisen in Italien.<br />
HARMONISCHE FLUSSLANDSCHAFT<br />
MIT SCHAFHIRTEN AM WASSER<br />
Öl auf Kupfer.<br />
7 x 10 cm.<br />
Im Queroval unter Passepartout, in vergoldetem<br />
rechteckigem Rahmen.<br />
Die Zuschreibung an den genannten Künstler bestätigt<br />
durch Fred Meijer Art History.<br />
Blick über eine arkadische, von der Sonne beschienene<br />
bergige Landschaft mit einem ruhig fließenden<br />
Fluss, an dessen Ufer ein Hirte mit seinen Beinen im<br />
Wasser sitzt, in rot-weißer Kleidung, während hinter<br />
ihm drei seiner Schafe grasen. Stimmungsvolle Landschaftswiedergabe<br />
mit hohem hellblauem Himmel<br />
und einer großen, von der Sonne beschienenen Wolke.<br />
Das Gemälde wohl während seiner Italienreise<br />
entstanden, unter dem Einfluss von Claude Lorraine.<br />
(12717111) (18)<br />
€ 6.000 - € 8.000<br />
Sistrix<br />
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403<br />
GIOVANNI BATTISTA MORONI,<br />
UM 1525 ALBINO <strong>–</strong> 1578 BERGAMO, ZUG.<br />
Der hauptsächlich durch Portraits bekannt gewordene<br />
Maler war ein Schüler des Alessandro Moretto (1490/<br />
98-1554). Allerdings fand er in der Weiterführung der<br />
Portraitmalerei seit Giorgio Barbarelli Giorgione (1476/<br />
77-1510), Lorenzo Lotto (1480-1556) oder Tiziano Vecellio<br />
(1485/89-1576) zu einer neuen Portraitform:<br />
An stelle des bis dahin überwiegend vorzufindenden<br />
Halbbildnisses zieht Moroni den Dargestellten näher<br />
an die Bildfläche heran, um ihn dem Betrachter näher<br />
zu bringen. Dabei fällt auf, dass Moronis hauptsächliche<br />
Absicht darin bestand, die seelische Stimmung<br />
des Dargestellten, auch den spontanten Moment des<br />
Augenblicks, im Bild zu erfassen. So hat er nahezu<br />
alle portraitierten Personen mit einem nur leicht geneigten<br />
Kopf wiedergegeben, etwas zur Seite gedreht.<br />
PORTRAIT EINES MANNES MIT BRIEF<br />
Öl auf Leinwand.<br />
100 x 81 cm.<br />
Gekehlter, teilweise vergoldeter Holzrahmen.<br />
Anmerkung 1:<br />
Das vorliegende Gemälde zeigt einen bärtigen Mann<br />
in schwarzem Gewand in Dreiviertelansicht. Vor ihm<br />
auf dem Tisch liegt ein Brief, ein weiteres Schriftstück<br />
hält er in der Hand. Mit festem, fesselnden Blick<br />
schaut er dem Betrachter entgegen und vermittelt<br />
damit einen Eindruck seines Charakters und seiner<br />
Persönlichkeit. Die erste, 1533 datierte Version dieses<br />
Werks von Moroni befindet sich in der Samuel<br />
H. Kress Collection, Honolulu. Wie bereits bemerkt<br />
wurde, ist die das Schriftstück haltende Hand der<br />
von Moronis berühmten Schneider in der National<br />
Gallery in London sehr ähnlich.<br />
Anmerkung 2:<br />
Giovanni Battista Moroni gehört zu den bedeutendsten<br />
Portraitmalern des 16. Jahrhunderts in Italien. Er<br />
war berühmt für die genaue Wiedergabe seines Gegenübers.<br />
Und auch heute noch nehmen diese Portraits<br />
den Betrachter mit ihrer psychologischen Tiefe<br />
und Unmittelbarkeit ganz und gar für sich ein. In seinen<br />
Portraits gibt Moroni die Gesellschaft seiner Zeit<br />
wieder <strong>–</strong> von den vornehmen Damen und Herren in<br />
schillerndem Gewand bis hin zu den Mitgliedern der<br />
Mittelschicht bei ihrem alltäglichen Geschäft. Dabei<br />
vereint sie stets ein ungeheurer Naturalismus gepaart<br />
mit Vitalität, wie er bei kaum einem anderen Maler<br />
seiner Epoche erreicht wird.<br />
Provenienz:<br />
Marquise de Brissac.<br />
Literatur:<br />
Vgl. F.R. Shapley, Complete Catalogue of the Samuel<br />
H. Kress Collection. Italian <strong>Paintings</strong> XVI - XVIII Century,<br />
London 1973, S. 31-32, Nr. K359, Abb. fig. 57.<br />
Ausstellung:<br />
Cour des Comptes, Si la Révolution m’était comptée,<br />
Paris, November 1989, Kat. Nr. I.37 (als zugeschrieben<br />
an Moroni). (1271583) (13)<br />
GIOVANNI BATTISTA MORONI,<br />
CA. 1525 ALBINO <strong>–</strong> 1578 BERGAMO, ATTRIBUTED<br />
PORTRAIT OF A MAN HOLDING A LETTER<br />
Oil on canvas.<br />
100 x 81 cm.<br />
Provenance:<br />
Marquise de Brissac.<br />
Literature:<br />
Compare F.R. Shapley, Complete Catalogue of the<br />
Samuel H. Kress Collection. Italian <strong>Paintings</strong> XVI-XVIII<br />
Century, London 1973, pp. 31-32, no. K359, reproduced<br />
fig. 57.<br />
Exhibition:<br />
Paris, Cour des Comptes, Si la Révolution m’était<br />
comptée, November 1989, cat. no. I.37 (as attributed<br />
to Moroni.<br />
€ 70.000 - € 90.000<br />
Sistrix<br />
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404<br />
JAN WYCK,<br />
1644 HAARLEM <strong>–</strong> 1702 MORTLAKE<br />
DIE SCHLACHT VON ZUSMARSHAUSEN<br />
Öl auf Kupfer.<br />
39,5 x 47,5 cm.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Prof. Dr. Dr. hc Jan de<br />
Maere vom 20. Mai 2021 (in Kopie vorliegend).<br />
Die Schlacht von Zusmarshausen am 17. Mai 1648 war<br />
die letzte große Feldschlacht des Dreißigjährigen Krieges,<br />
die auf deutschem Boden ausgetragen wurde.<br />
Die Truppen des Kaisers Ferdinand III. und des bayerischen<br />
Kurfürsten Maximilian I. wurden dabei von der<br />
vereinten französischen Armee unter dem Viconte de<br />
Turenne und der schwedischen Armee unter Carl<br />
Gustav Wrangel geschlagen und zum Rückzug gezwungen.<br />
Vor bergiger Landschaft die große tobende Schlacht.<br />
Im Zentrum des Gemäldes, auf einer kleinen Anhebung,<br />
ein Reiter auf einem braunen Pferd in Rückenansicht,<br />
der einen langen Stab mit leicht zusammengeraffter<br />
gelber Fahne der kaiserlichen Truppen nach<br />
oben hält und dabei seinen rechten Arm ausstreckt.<br />
Ihm gegenüber auf einem Schimmel sitzend ein Soldat<br />
in Rüstung, der gerade mit seinem Gewehr auf<br />
einen am Boden liegenden Gegner zielt. Von rechts<br />
greift ein weiterer Reiter in das Geschehen ein, indem<br />
er gerade aus seiner Pistole abfeuert. Im Vordergrund<br />
rechts und im Hintergrund nach links in der Ferne weitere<br />
kämpfende Soldaten, teils zu Pferde. Rechtsseitig<br />
im Hintergrund ein hoher steinerner Turm umgeben<br />
von diversen Rauchschwaden, die den Himmel<br />
teils verdunkeln, der jedoch linksseitig aufreißt und<br />
gelbe Sonnenstrahlen erkennen lässt. Kleine Retuschen.<br />
Anmerkung:<br />
Von Jan Wyck sind etwar 150 Schlachtenszenen und<br />
Landschaften bekannt. Er zog wahrscheinlich 1664<br />
nach England. Ab 1686 gilt er als bester Landschaftsmaler<br />
in London. (12717116) (18)<br />
JAN WYCK,<br />
1644 HAARLEM <strong>–</strong> 1702 MORTLAKE<br />
THE BATTLE OF ZUSMARSHAUSEN<br />
Oil on copper.<br />
39.5 x 47.5 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Professor Dr Dr<br />
hc Jan de Maere dated 20 May 2021 (copy enclosed).<br />
€ 12.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
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405<br />
JAN WYCK,<br />
1644 HAARLEM <strong>–</strong> 1702 MORTLAKE<br />
FLUSSUFER MIT DER TOBENDEN SCHLACHT<br />
VON ZUSMARSHAUSEN<br />
Öl auf Kupfer.<br />
39,5 x 48 cm.<br />
Beigegeben ein Zertifikat von Prof. Dr. Dr. hc Jan de<br />
Maere vom 20. Mai 2021 (in Kopie vorliegend).<br />
Dramatisches Schlachtengetümmel mit Kämpfern,<br />
meist zu Pferde, und einigen bereits Gefallenen. Im<br />
Zentrum der kaiserliche Befehlshaber Melander von<br />
Holzapfel auf einem braunen Pferd mit rotem Tuch um<br />
seine Hüfte in dem Moment, als er getötet wird und<br />
vor Schmerz seine Arme nach oben reißt. Ihm gegenüber<br />
auf einem Schimmel ein Reiter, ein erhobenes<br />
Schwert und die blau-weiße Fahne mit den drei Kronen<br />
der gegnerischen schwedischen Truppen haltend,<br />
die erneut am linken Bildrand und auf der rechten Seite<br />
zu sehen ist. Am linken Bildrand zudem ein Trommler<br />
in roter Kleidung, in Rückenansicht erkennbar. Auf<br />
einer Brücke im Hintergrund geht das Kampfgeschehen<br />
weiter. Nach rechts erstreckt sich ein breiter Fluss<br />
in die Tiefe, in dem ebenfalls einige Kämpfer und wenige<br />
Boote zu erkennen sind. Dramatische Wiedergabe<br />
unter hohem, durch Rauchwolken etwas verdunkeltem<br />
Himmel mit großen Wolkenformationen.<br />
(12717117) (18)<br />
JAN WYCK,<br />
1644 HAARLEM <strong>–</strong> 1702 MORTLAKE<br />
RIVERBANK WITH RAGING BATTLE<br />
OF ZUSMARSHAUSEN<br />
Oil on copper.<br />
39.5 x 48 cm.<br />
Accompanied by a certificate by Professor Dr Dr hc<br />
Jan de Maere dated 20 May 2021 (copy enclosed).<br />
€ 12.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
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285
406<br />
WILLEM VAN HERP D.Ä.,<br />
1614 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1677 EBENDA<br />
INTERIEUR MIT BAUERNFAMILE BEIM BRATEN<br />
VON FISCH<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
48 x 64 cm.<br />
Links unten signiert „G.V.HERP“.<br />
In einer großen einfachen Stube mit Steinfussboden,<br />
in die das Licht links oben durch ein Fenster mit hochgeklapptem<br />
Holzladen fällt, eine Familie um eine kleine<br />
Brennstelle mit Kohle versammelt, über der eine<br />
junge Frau eine Pfanne hält, um Fisch zu braten, den<br />
eine weitere Frau nachlegt. Rechts daneben sitzt ein<br />
bärtiger Mann mit einem kleinen Mädchen auf seinem<br />
Schoß, das er mit einem Löffel Brei füttert. Diesen<br />
entnimmt er einer Tonschale, die auf einer großen,<br />
geflochtenen Wiege steht. Im Hintergrund links ein<br />
Mann in Rückenansicht, der wohl heimlich aus einem<br />
großen Krug trinkt. Auf dem Fußboden des Vordergrundes<br />
sind zudem zu sehen: eine Katze, die sich<br />
über die Fischabfälle freut, ein Tonkrug neben einer<br />
flachen Schale mit Fisch, ein paar Kohlen und ein alter<br />
Besen. Idyllische, detailreiche und qualitätvolle Darstellung<br />
in harmonischer Farbgebung, bei der durch<br />
die Lichtführung die kleine Familie besonders herausgestellt<br />
wird. (12707554) (18)<br />
WILLEM VAN HERP THE ELDER,<br />
1614 ANTWERP <strong>–</strong> 1677 IBID.<br />
INTERIOR WITH PEASANT FAMILY FRYING A FISH<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
48 x 64 cm.<br />
Signed “G.V.HERP” lower left.<br />
€ 10.000 - € 12.000<br />
Sistrix<br />
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407<br />
NICOLAES WILLINGH,<br />
1640 DEN HAAG <strong>–</strong> 1678 BERLIN<br />
FLUCHT AUS DEM BRENNENDEN TROJA<br />
Öl auf Eichenholz.<br />
30 x 36 cm.<br />
Mittig unten signiert und datiert 1670.<br />
In dekorativem Rahmen.<br />
Die griechisch-mythologische Sage wird hier vom Maler<br />
dramatisch geschildert durch Darstellung der brennenden<br />
Stadt mit zahlreichen Türmen, Stadtmauern<br />
und Stadtkirchen. Zudem ist deutlich das weiße trojanische<br />
Pferd auf einem Rollwagen zu erkennen, umgeben<br />
von einer Vielzahl kämpfender, teils berittener<br />
Soldaten. Starker Rauch steigt nach oben und verdunkelt<br />
den Himmel. Rechts im Vordergrund unter einem<br />
Torbogen flieht der Kriegsheld Aeneas, der seinen alten<br />
Vater Anchises, in rotem Mantelüberwurf, auf den<br />
Schultern trägt, vor dem Feuer. Hinter ihm sein kleiner<br />
Sohn und seine Frau, die voller Schrecken zurückblicken.<br />
Qualitätvolle Malerei in überwiegend rot-brauner Fabigkeit,<br />
die lediglich mittig einen Blick auf den blauen Himmel<br />
freilässt. Kl. Retuschen. (12707546) (18)<br />
€ 4.000 - € 6.000<br />
Sistrix<br />
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287
CATALOGUE III<br />
OLD MASTER PAINTINGS <strong>–</strong> PART 2<br />
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